Hallo, Nelli. Du richtest dein Angebot hauptsächlich an Frauen. Haben Frauen deiner Meinung nach einen anderen Beratungsbedarf als Männer?
Zum Teil, ja. Durch die Beratung habe ich festgestellt, dass Frauen eine besondere und einzigartige Situation in Sachen Finanzen aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise unterschiedliche Lebensphasen und unterschiedliche „Kundentypinnen“. Zum einen sind da junge Berufseinsteigerinnen, direkt nach dem Studium oder Young Professionals, die in ihrer Karriere durchstarten möchten. Deren Beratungsbedarf unterscheidet sich wenig von dem der Männer. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Frauen, die zwar arbeiten möchten, gleichzeitig aber die Gründung einer Familie planen oder die Familie bereits gegründet haben. Diese Gruppe von Frauen macht sich dann Gedanken über Elternzeit, Teilzeit oder Vollzeit usw. – und das ist dann doch ein ganz anderer Lebensweg als ihn der typische Mann an den Tag legt.
Gibt es nur diese beiden Kundengruppen?
Menschen sind sehr vielfältig und unterschiedlich. Jede Frau hat eine individuelle Ausgangslage und eine ganz persönliche Zielvorstellung. So habe ich in meiner Beratung auch eine dritte Gruppe herausfiltern können: Frauen, die sich von ihrem Partner trennen wollen oder bereits getrennt haben. Viele dieser Frauen haben wenig bis keine Kenntnisse in Sachen Finanzen, weil das stets von ihrem Partner übernommen wurde. Sie sind häufig weder gut abgesichert, noch verfügen sie über irgendeine Form der Altersvorsorge. Und deshalb: Ja, einige Frauen haben einen anderen Lebensweg und somit auch einen anderen Beratungsbedarf als Männer.
Fängst du bei den Frauen, die du betreust, häufig wirklich bei Null an?
Das kommt zumindest vor. Viele haben beispielsweise bereits eine Privathaftpflichtversicherung, aber in puncto Berufsunfähigkeitsversicherung, privater Altersvorsorge oder einfach beim Sparen an sich, sieht es häufig düster aus.
Berätst du auch Männer oder hast du dich komplett auf Frauen spezialisiert?
Meine Ansprache auf Social Media richtet sich an Frauen. Wenn Frauen in meine Beratung kommen und ihren Partner oder ihre Kinder mitbringen, dann betreue ich die alle selbstverständlich mit. Denn gewisse Versicherungsthemen können und sollten gemeinsam besprochen werden.
Stößt du da auch manchmal auf Widerstand bei dem Partner? Zum Beispiel insofern, dass der Mann sich beim Thema Finanzen nichts von einer Frau sagen lassen möchte.
Das habe ich so bisher noch nicht erlebt. Die meisten Männer freuen sich, dass ihre Frau das Thema Finanzen angeht und häufig wollen sie dann auch selbst beraten werden. Schließlich glauben nicht alle Männer, viel Ahnung von Finanzen zu haben.
Wie machst du potenzielle Kunden auf dich aufmerksam?
Zum einen über meine Homepage. Viele Kund:innen gewinne ich aber auch über Instagram und LinkedIn. Meine Homepage ist quasi das Grundgerüst und verschafft einen ersten Eindruck von mir und meiner Dienstleistung. Auf Instagram poste ich regelmäßig auch Persönliches. Dort werde ich als Mensch greifbar, indem ich vieles aus meinem Alltag preisgebe. Gleichzeitig poste ich Beiträge und Reels mit Finanz-Mehrwert. Auf LinkedIn gehe ich in den aktiven Austausch mit meiner Zielgruppe – mithilfe von Direktnachrichten – und veröffentliche ebenfalls Beiträge rund um die Themen Finanzen und Versicherungen. Diese Kanäle führen in der Regel zur Vereinbarung eines Beratungsgesprächs mit mir.
Wenn du häufig mit unerfahrenen Kunden zu tun hast: Auf was für Missverständnisse oder Fehlannahmen triffst du da?
Die Klassiker: „Ich bin doch berufstätig und zahle in die gesetzliche Rentenversicherung, da brauche ich keine Altersvorsorge. Absicherung gibt es vom Staat.“ Ebenso wird ab und zu eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Unfallversicherung gleichgesetzt, auch wenn dahinter zwei komplett unterschiedliche Leistungen stehen. Gerade im Bereich Berufsunfähigkeit kursieren viele Fehlannahmen: „Brauche ich sie wirklich? Das ist doch zu teuer. Mich kann es doch gar nicht treffen.“ Aufgrund von diesen Fehlannahmen ist mir das Vermitteln von finanzieller Bildung sehr wichtig.
Und für welche Lösungen haben deine Kunden mehr Verständnis?
Nachdem aufgezeigt wird, wie private Altersvorsorge funktioniert und welche Möglichkeiten es hierbei gibt, werden die private Altersvorsorge und der Vermögensaufbau viel eher akzeptiert und auch umgesetzt – teilweise sogar mit Freude. Menschen gefällt es, eingesetztes Kapital langfristig für sich wachsen zu lassen – sei es in einem Depot oder in einer privaten Rentenversicherung.
Alle bereits erschienenen Interviews mit den Jungmakler-Finalisten 2022 sind hier zu finden.
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