Ein Artikel von Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A.
Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt es unter Börsianern. Gemeint ist damit, dass Marktentwicklungen hauptsächlich durch sich längerfristig verändernde Fundamentaldaten und nicht durch kurzfristigen „Lärm“ auf der politischen Bühne beeinflusst werden. Grundsätzlich hat dieser Gedanke nicht nur Charme, sondern natürlich seine Berechtigung. Aber: Die Beziehung zwischen Politik und Kapitalmärkten ist tatsächlich komplizierter und vielschichtiger. Sie ist durch ein komplexes Zusammenspiel von Geld-, Fiskal- und Geopolitik, Regulatorik und wirtschaftlichen Faktoren gekennzeichnet. Die Kapitalmärkte – das heißt die Gesamtheit an Aktien-, Anleihen-, Rohstoff- und Währungsmärkten – werden nicht unbeträchtlich durch politische Entscheidungen und Maßnahmen gesteuert. Politische Entwicklungen wiederum werden häufig durch wirtschaftliche Bedingungen und die Dynamik der Finanzmärkte gelenkt. Diese Wechselwirkungen sind für Anleger, politische Entscheidungsträger und Analysten gleichermaßen wichtig.
Fiskalpolitik
Gerade in einem Jahr wie 2024, in dem fast die Hälfte der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgefordert wird, gewinnt die Frage nach der Relevanz von Fiskalpolitik für die Börsen an Bedeutung. Staatsausgaben, Steuern und Haushaltsentscheidungen beeinflussen nicht nur die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die daraus abgeleiteten Markterwartungen und nicht zuletzt die Stimmung der Anleger. So kann eine expansive Finanzpolitik in Form von Infrastrukturausgaben oder Steueranreizen das Wirtschaftswachstum ankurbeln und den Optimismus an den Märkten steigern. Sparmaßnahmen hingegen können einen gegenteiligen Effekt haben. Gewonnenes oder auch verlorenes Vertrauen der Anleger führt zu Kapitalbewegungen zwischen Asset-Klassen oder Währungen und verursacht Kursverschiebungen.
Geldpolitik
Veränderungen in der Verfügbarkeit von Liquidität und des zugehörigen Preises dafür, also der Zinsen, haben eine ähnliche Wirkung. Sowohl Staaten – in der Regel über die Aufnahme von Schulden – als auch Notenbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik können steuernd eingreifen. Insbesondere aber die Zentralbanken spielen durch ihre geldpolitischen Entscheidungen eine zentrale Rolle bei der Liquiditätsversorgung der Real- und Kapitalmärkte – und damit auch bei der Steuerung von Inflationserwartungen. Durch ihre Maßnahmen wie Zinsanpassungen und quantitative Lockerung oder Straffung beeinflussen sie direkt die Refinanzierungskosten für Unternehmen, die Verfügbarkeit von Investitions- bzw. Spekulationskapital und damit indirekt die Preisveränderungen von Vermögenswerten – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Fiskal- und Geldpolitik haben damit entscheidenden Einfluss auf Wohl und Wehe der Märkte.
Seite 1 Wie politisch sind die Kapitalmärkte?
Seite 2 Regulatorik und politische Rahmenbedingungen
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Leserkommentare
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USA im Vorteil EU bei kleiner Welt?
Aktuell profitiert von geringeren Kosten und teuren Preisen für Ihre Produkte-Energie in die EU nur die USA. Für die EU wird das Bashing gegen Rohstoffländer Arabien, China, Russland, auch teilweise in Afrika mit viel Gegenwind bald definitiv ein Riesenproblem. Ca. 7 Milliarden Erdbürger teilen nicht unsere Weltsicht. Deswegen ist die Erwartung das alles wieder so wird wie zuvor, wohl eher Wunschdenken, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden wird. Immer mehr Staat, der nichts produziert, immer mehr Beamte die für Regeln sorgen-55% Beamte im Bundestag, zu teure Energie und Produkte, treffen auf Bürger die immer ärmer werden. IM/EXPORT eingeschränkt, Inlandsnachfrage, anders in USA, einbrechend, gute Zukunft? Leider sehr, sehr fraglich
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