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9. April 2025
Börsenabsturz: So sieht Thorsten Schrieber die aktuelle Lage
Börsenabsturz: So sieht Thorsten Schrieber die aktuelle Lage

Börsenabsturz: So sieht Thorsten Schrieber die aktuelle Lage

An der Börse herrscht Chaos. Die Kurse lassen ordentlich Federn – hauptsächlich zeigt die Kurve nach unten. Das Ganze geschieht vor dem Hintergrund der Handelszölle, initiiert durch den US-Präsidenten Donald Trump. Thorsten Schrieber von DJE analysiert die derzeitige Marktlage.

Interview mit Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand der DJE Kapital AG
Herr Schrieber, die Börsen haben in den vergangenen Tagen massiv nachgegeben – schwerwiegend ausgelöst durch die Handelszölle aus den USA. Bitte ordnen Sie das Ausmaß des „Absturzes“ ein.

Der Crash am Montag und das Vorgeplänkel am Freitag zuvor haben schon ein auffällig identisches Muster zum Crash von 1987. Nur die Ursachen sind natürlich völlig anders und vorrangig politisch bedingt. Dazu kommt eine etwas labile ökonomische Situation in europäischen Kernmärkten wie Deutschland.

Ist der Tiefpunkt schon erreicht?

Das ist eine äußerst diffizile Frage. Denn der Unsicherheitsfaktor Trump kann das Weltbild innerhalb von 24 Stunden komplett verändern. Man muss sicher auch unterscheiden, ob man über US-Aktien oder andere Regionen wie Europa oder China spricht. Europäische Aktien haben auch korrigiert, sind aber wesentlich günstiger bewertet als US-Titel, und China wird sich monetär wie fiskalisch auf das Trump-Dilemma einstellen. China könnte daher besser aus der Krise kommen als die USA selbst.

Unterscheidet sich dieser Crash aufgrund der geopolitischen Zusammenhänge von anderen Crashs?

Der aktuelle Crash ist eben von politischen und geopolitischen Faktoren getrieben und nicht wie in anderen Krisen mit monetären Ursachen zu erklären. Trump möchte, dass die FED die Zinsen zurücknimmt, um das Konjunkturszenario zu unterstützen, das er selber mit seiner Zollpolitik ins Taumeln gebracht hat.

Haben die aktuellen Kursverluste schon Auswirkungen auf die Kundenportfolios?

Natürlich wirken sich solche Kursverluste auch auf Kundenportfolios aus. Wir bei DJE haben auf Basis der FMM-Methode die Verluste begrenzen können und es ist sicher auch kein guter Rat, den Kursverlusten mit Verkäufen hinterher zu laufen. Statistisch gesehen waren die Crashs von 1987, die Finanzkrise 11/2008 und die COVID-Krise 03/2020 nach zwölf Monaten mit zweistellig positiven Returns wieder mehr als kompensiert.

Viele Kunden reagieren angesichts der Verluste verunsichert und nervös. Was würden Sie Beratern im Umgang mit solchen emotionalen Reaktionen raten?

Die Berater sind qua ihrer Ausbildung sicher sowieso in der Lage, ihre Kunden im Sinne der Risikotragfähigkeit und Haltedauer eines Investments adäquat zu beraten. Aber sicher ist, mal Ruhe zu bewahren und, wo Liquidität vorhanden ist, diese unter den vorgenannten Prämissen zu investieren. Da eine solche Krise aber auch höhere Volatilität über längere Zeiträume bedeuten kann, kann der gute alte Cost-Average Effekt eines Sparplans hier seine Stärken ausspielen.

„Buy and hold“ ist der Klassiker. Gibt es einen Moment, wo auch der Berater dann doch eher zur Umschichtung raten sollte?

Jeder Kunde befindet sich in einem gewissen altersbedingten Zyklus hinsichtlich seiner Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Das muss man sicher genau beachten und neben dem Aktien(fonds)-Anteil ist sicher auch zwischen defensiven und teuren Aktien zu unterscheiden. Aber dafür hat es ja uns als Asset-Manager.

Birgt ein solcher Kursverlust auch Chancen, die Berater aktiv an ihre Kunden herantragen können?

Wir bei DJE stellen unseren Vertriebspartnern immer zeitnah eine Menge Informationen zur Verfügung und der Berater sollte die Chance ergreifen, in solchen volatilen Zeiten in den Dialog mit dem Kunden einzutreten, auch wenn die Hemmschwelle bei bereits entstandenen Verlusten groß sein mag. Aber am Ende wird es sich für den Kunden und den Berater auszahlen.