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11. April 2025
Wie vertragen sich Donald Trump und nachhaltige Investments?

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Wie vertragen sich Donald Trump und nachhaltige Investments?

Wie vertragen sich Donald Trump und nachhaltige Investments?

Donald Trump hat in den USA seine zweite Amtszeit als Präsident angetreten – und auch zum Thema Nachhaltigkeit schon klargemacht, welchen Kurs er die nächsten Jahre politisch fahren wird. Wie wirkt sich das kurz- und mittelfristig auf ESG-Investments aus?

Interview mit Walter Hatak, Head of Responsible Investments bei Erste AM
Herr Hatak, Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt, dass Nachhaltigkeit für ihn keine Priorität ist. Welche Auswirkungen erwarten Sie von seiner zweiten Amtszeit auf den globalen Markt und ESG-Investments?

Trump dominiert die Schlagzeilen wie kaum ein anderer Politiker. Er versteht es, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern und sich als zentrale Figur zu inszenieren. Mit dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen hat er bereits zum zweiten Mal versucht, eine Gegenbewegung gegen internationale Klimapolitik zu schaffen. Allerdings ist dies nicht geglückt – kein bedeutender Staat ist seinem Beispiel gefolgt. Auch jetzt sehen wir, dass die Märkte sich nicht vollständig von Trumps Rhetorik beeinflussen lassen.

Für ESG-Investments bedeutet das, dass es zwar kurzfristig zu regulatorischen Veränderungen in den USA kommen könnte, die die insgesamt restriktiven Umweltauflagen und Nachhaltigkeitsvorgaben reduzieren. Doch langfristig gibt es starke ökonomische Argumente, die für nachhaltige Geldanlagen sprechen. Beispielsweise ist der Energiesektor bereits in einer tiefgreifenden Transformation. Die Kosten für erneuerbare Energien sinken stetig, während fossile Brennstoffe immer weniger wettbewerbsfähig sind. Europa und Asien treiben diesen Wandel weiter voran, und auch China ist mittlerweile der weltweit größte Investor in erneuerbare Energien. Nachhaltigkeit bleibt also ein globaler Trend, den Trump nicht aufhalten kann.

Und wie reagieren die Unternehmen in den USA? Folgen sie Trumps Kurs oder halten sie an nachhaltigen Strategien fest?

Es gibt hier zwei gegensätzliche Strömungen. Eine ist das sogenannte „Greenhushing“ – Unternehmen setzen weiterhin auf ESG-Strategien, kommunizieren das aber nicht mehr öffentlich, um politischer oder gesellschaftlicher Kritik zu entgehen. Die andere Bewegung ist ein regelrechter ESG-Backlash: Einige Unternehmen distanzieren sich aktiv von Nachhaltigkeitsstrategien, um sich als politisch neutral oder konform mit republikanischen Interessen zu positionieren.

Ein gutes Beispiel sind die Diversity Policies, die unter Trump stark eingeschränkt wurden. Unternehmen müssen sich überlegen, ob sie ihre Nachhaltigkeits- und Diversitätsziele weiterhin verfolgen oder ob sie sich aus Angst vor negativen Reaktionen zurückziehen. Langfristig zeigt sich jedoch, dass Nachhaltigkeitsstrategien wirtschaftliche Vorteile bieten – sei es durch effizientere Ressourcennutzung oder ein besseres Image bei Investoren und Konsumenten.

Also besteht für ESG-Investoren keine ernsthafte Gefahr durch Trumps zweite Amtszeit?

Nicht direkt. Natürlich können einzelne Maßnahmen wie die Deregulierung im Finanzsektor kurzfristige Unsicherheiten schaffen. Wenn beispielsweise Banken nicht mehr verpflichtet wären, ihre Klimarisiken offenzulegen, könnte das zu einer schlechteren Risikoeinschätzung für Investoren führen. Aber genau hier liegt auch ein Paradoxon: Wenn Transparenz fehlt, werden Anleger misstrauischer und bewerten Unternehmen mit potenziellen Risiken konservativer. Langfristig könnten Firmen also sogar einen Anreiz haben, ESG-relevante Informationen weiterhin freiwillig offenzulegen, um Investoren anzuziehen.

Zudem gibt es in den USA weiterhin eine starke Nachfrage nach nachhaltigen Investments, insbesondere aus dem institutionellen Bereich. Große Pensionsfonds und Asset-Manager haben erkannt, dass ESG-Kriterien langfristig eine bessere Performance bringen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die gesamte US-Wirtschaft auf einmal Nachhaltigkeitsstandards abschafft.

 
Ein Interview mit
Walter Hatak