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22. Juni 2021
Vermittler sollten Pflegeschutz-Beratung nicht vernachlässigen

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Closeup of senior lady's hands holding a walker and helpful nurse supporting her

Vermittler sollten Pflegeschutz-Beratung nicht vernachlässigen

Die Pflegereform ist beschlossene Sache. Christian Jansen, der sich auf Pflegeabsicherung spezialisiert hat, richtet einen emotionalen Appell an Vermittlerkollegen: Da mangelnder Pflegeschutz ein hohes Armutsrisiko darstellt, sollten Makler private Pflegevorsorge in der Beratung ansprechen.

Die Anfang Juni 2021 beschlossene Pflegereform lässt als trojanisches Pferd verkleidet vermutlich viele Versicherungsvermittler in eine böse Falle tappen. Auf den ersten Blick sieht die neue Reform doch ganz gelungen aus, könnte man meinen. Ein über die Pflegedauer gestaffeltes Entlastungsentgelt beginnend ab Januar 2022 zwischen 5% und 70% auf den Eigenanteil für Pflegebedürftige, die im Heim gepflegt werden, ist eine Verbesserung zur bisherigen Regelung. Nur was bedeutet das genau für die zukünftige Kundenberatung? Ist das Problem des Pflegenotstandes jetzt gelöst? Meine Meinung dazu ist ein ganz klares Nein. Kinderlose zahlen ab dem nächsten Jahr 0,1% mehr für die gesetzliche Pflegeversicherung, jedoch sollen Löhne für Pflegepersonal verpflichtend erhöht werden. Ab September 2022 werden nur noch Pflegeeinrichtungen für die Versorgung von Pflegebedürftigen zugelassen und dürfen mit der gesetzlichen Pflegekasse abrechnen, die ihre Pflegekräfte nach Tarif bezahlen.

Wenn man die Pflegereform einmal aus der Vogelperspektive betrachtet, wird man feststellen, dass an vielen Pflege-Baustellen gearbeitet wurde. Ob die Reform auf lange Sicht gesehen ohne eine Nachjustierung auch tragbar ist, wird sich aber noch zeigen. Dazu gibt es heute schon viele verschiedene Meinungen. Die private Pflegevorsorge wird und muss aus meiner Sicht auch in Zukunft ein unverzichtbares Element in der Kundenberatung sein.

Pflegende Familienangehörige vor dem Zusammenbruch

Wir als Berater müssen in die Familien schauen, denn dort finden wir die wirklichen Probleme. Über 78% der Pflegebedürftigen werden derweil zu Hause gepflegt. Und das zum größten Teil von in der Pflege ungeschulten Familienangehörigen, die ihr komplettes Leben auf den Kopf stellen mussten, um diese Aufgabe zu leisten. Nicht wenige Angehörige leiden an dem sogenannten Pflege-Burnout, weil die Situation ausweglos erscheint. Einige Haushalte bekommen sogar Zuwachs. Ich spreche hier von meist ausländischen Pflegehilfen, die notgedrungen in die bestehenden Familienstrukturen als Familienerweiterung eingegliedert werden, da die körperliche und psychische Belastung für viele Angehörige allein nicht mehr tragbar ist.

Diese erweiterte Dienstleistung verursacht monatliche Kosten zwischen 1.600 und 3.600 Euro. Darin sind die Lebenshaltungskosten noch nicht enthalten. Die pro Haushalt üblichen finanziellen Verbindlichkeiten laufen ebenfalls weiter. Die Leistungen für die Pflegehilfe müssen vom Pflegegeld gezahlt werden, das bei Weitem nicht ausreicht. Ihnen stehen hier nicht die Pflegesachleistungen wie bei einem ambulanten Pflegedienst zur Verfügung.

Pflege kündigt sich nicht vorher an, Pflege passiert

Wie lange Pflege andauert, ist häufig ungewiss. Daher ist ein auf den Punkt angespartes Kapital für die Pflegevorsorge in vielen Fällen sehr gefährlich. Wir unterschätzen die Langlebigkeit durch den medizinischen Fortschritt und durch gute Pflege. Auslöser wie Schlaganfälle, Herzinfarkte, Herzschwäche, Demenz, schwere Depressionen, Unfälle und sonstige Erkrankungen sind nicht so unwahrscheinlich, dass wir diese Risiken als Berater einfach ignorieren können. Bereits heute haben wir über 4,2 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. Diese Zahlen werden aufgrund der überalterten Gesellschaft in den nächsten 20 Jahren stark ansteigen.

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Ein Artikel von
Christian Jansen