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Swiss Life AM lanciert offenen ELTIF für Infrastrukturanlagen

Die Asset-Management-Sparte von Swiss Life bringt ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds auf den Markt. Die Auflage erfolgt als ELTIF, für den seit Januar 2024 weniger restriktive Regeln gelten als bislang.

„Swiss Life Funds (LUX) Privado Infrastructure S.A., SICAV-ELTIF“ – so lautet der Name des neuen European Long-Term Investment Funds (ELTIF) von Swiss Life AM. Die Asset-Manager-Sparte des Schweizer Versicherers hat den „Privado Infrastructure“ nun als ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds an den Start gebracht. Er ermöglicht privaten und institutionellen Anlegern in ausgewählten Ländern der Europäischen Union und Norwegen sowie qualifizierten Anlegern in der Schweiz, in private Infrastrukturanlagen zu investieren. Bislang war diese nur institutionellen Anlegern vorbehalten.

Die Auflage dürfte vor dem Hintergrund der neuen EU-Richtlinie „ELTIF 2.0“ geschehen, die privaten Anlegern weniger Restriktionen bei der Anlage in ELTIFs auferlegt. Auch gibt es weniger Vertriebsauflagen dieser Produkte. Deshalb positionieren sich derzeit mehrere Anbieter in Richtung ELTIF, so bspw. Moventum (in Zusammenarbeit mit Schroders) sowie Amundi. Auch die BaFin hat vergangene Woche einen Fragenkatalog dazu veröffentlicht, der u. a. Aspekte der Vermittlung von ELTIFs behandelt.

Strategie des Privado Infrastructure

Die Strategie des Fonds besteht darin, in den OECD-Ländern ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio aufzubauen, mit Fokus auf soliden Renditen in Sektoren wie erneuerbarer Energie, Energie- und Versorgungsbetrieben, Kommunikation, Transport und sozialer Infrastruktur, so informiert Swiss Life AM in einer Unternehmensmitteilung zu dem neuen Fonds. Im Portfolio befinden sich demnach mehr als 40 private Infrastrukturfirmen, die Anlagen in Wind- und Solarparks, Wasserkraftanlagen, Recycling-Firmen, Datenzentren, Glasfasernetze, Fernwärmenetze, Eisenbahnwagons, private Krankenhäuser und weitere Unternehmen beinhalten.

Berechtigte Anleger können über ihre Bank oder ihren Berater in den Privado Infrastructure investieren. Der Fonds wird aktiv und ohne Referenzindex verwaltet. Die erste Zeichnungsfrist endet am 30.04.2024. Danach haben berechtigte Anleger die Möglichkeit, monatliche Zeichnungen und vierteljährliche Rücknahmen vorzunehmen. Aufgrund der empfohlenen Anlagedauer von mindestens sieben Jahren ergänzt der Fonds die bestehenden Anlagen in anderen Anlageklassen wie Cash, Obligationen, Aktien oder Immobilien. (mki)

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Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

Die Finanzbranche ist sich einig, dass in diesem Jahr die Leitzinsen wieder sinken werden – fraglich ist nur, wann sie das tun werden. Der Vermögensverwalter HQ Trust hat anhand historischer Daten untersucht, welche Aktien dann typischerweise profitieren und welche nicht.

Einige rechnen im Juni damit, andere schon im April. Wann die Notenbanken die Leitzinsen wieder sinken werden, ist ungewiss. Dennoch wird dieser Schritt von Anlegern heiß erwartet, weswegen die Zinssenkungen teilweise auch schon im Markt eingepreist sind. Den Meinungen mancher Experten zufolge handelt es sich dabei jedoch um Wunschdenken.

Verschiedene Marktsektoren reagieren unterschiedlich auf Zinssenkungen. Und genau diese unterschiedlichen Performances hat sich der Kapitalmarktanalyst Sebastian Dörr von HQ Trust in einer neuen Untersuchung angesehen. Für diese hat Dörr das Abschneiden von 20 Sektoren in Phasen sinkender Zinsen ermittelt. Dazu berechnete er die relativen Renditen der jeweiligen globalen Sektorindizes im Vergleich zum weltweiten Aktienindex von Datastream. Seine Auswertung umfasst den Zeitraum vom 31.12.1984 bis zum 30.01.2024 und damit insgesamt 13 Phasen fallender Zinsen

Wer profitiert und wer leidet bei fallenden Zinsen?

Dörrs Untersuchung liefert diverse Erkenntnisse. Zum einen hält er allgemein fest, dass defensive Branchen deutlich besser bei fallenden Zinsen abschneiden als zyklische Sektoren. Eine „lupenreine“ Performance legten die Sektoren Nahrungsmittel, Getränke und Tabak sowie Körperpflege, Drogerie und Lebensmittelgeschäfte ab – diese schlugen in allen 13 Phasen sinkender Zinsen den Markt. Dem Gesundheitsbereich, der zudem im Gesamtzeitraum seit 1984 auf die beste Performance kam, gelang dies immerhin in 12 von 13 Fällen.

 

Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

 

Am Tabellenende stehen der Rohstoff- und der Energiesektor. Die Aktien beider Branchen blieben im Schnitt in 11 bzw. 10 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Keine eindeutigen Ergebnisse fand Dörr bei Branchen wie Telekommunikation, Versicherungen oder Chemie vor. Den Phasen mit einer Outperformance gegenüber dem breiten Markt standen in etwa gleich viele mit einer Underperformance gegenüber.

Das zweischneidige Schwert der Technologiebranche

Interessant ist für Dörr auch das Abschneiden der Technologiebranche. Denn in Phasen sinkender Zinsen blieben die Techaktien in 8 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Blickt man auf den Durchschnitt dieser Phasen, landen die Techtitel mit einer Underperformance von 6,3% sogar auf dem vorletzten Platz. Aber: Diese schlechten Zahlen fußen auch auf den hohen Verlusten nach dem Platzen der Techblase.

Über den Komplettzeitraum liegt Technologie bei der Performance nämlich immerhin auf Rang 2. Das gilt auch für die jüngste Phase sinkender Zinsen. Hier schnitten von den 19 anderen Branchen nur die Versorger besser ab. (mki)

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Gen Z investiert nachhaltig

Anleger aus der Generation Z achten verstärkt darauf, an welchen Unternehmen sie sich beteiligen. Sie machen sich Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen, wie eine Finanzumfrage von Ipsos zeigt.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat in einer Umfrage unter 1.000 Personen über 14 Jahren auch die Geldanlagepräferenzen der Generation Z beim Thema Nachhaltigkeit untersucht. Heraus kam dabei, dass die Gen Z verstärkt auf die Unternehmen achtet, in die sie investieren und sich außerdem Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen mache.

Gen Z legt mehr Wert auf Nachhaltigkeit

Jeder zweite Befrage (49%) in dieser jungen Altersgruppe signalisiert laut Ipsos, das eigene Geld aufgrund des Klimawandels bewusster in grüne Fonds bzw. ETFs oder nachhaltige, produktive Sachwerte investieren zu wollen. Bei den anderen Altersgruppen richtet nur gut jeder Vierte (28%) seine Geldanlagen in diese Richtung aus. Entsprechend wünschen sich 39% der Gen Z bei Finanzinstituten eine Anlageberatung, die einen größeren Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit von Investitionsprodukten legt. 41% sind außerdem der Meinung, dass es noch zu wenige Investitionsprodukte gibt, die den Klimaschutz unterstützen.

Renditeziele bei nachhaltigen Anlagen weniger wichtig

Für gut die Hälfte, nämlich 53%, der Gen Z sind den Umfrageergebnissen zufolge bei der nachhaltigen Investition nicht die Renditeziele vorrangig, sondern der positive Beitrag zur Erreichung der weltweiten Klimaziele. Die älteren Befragten sind in diesem Punkt grundsätzlich anderer Meinung, denn lediglich 23% halten die Renditeziele bei nachhaltigen Investitionen für nachrangig.

Allerdings wünschen sich auch in dieser Altersgruppe 28% der Befragten eine Anlageberatung, die das Thema Nachhaltigkeit stärker fokussiert. 37% sind außerdem der Meinung, es mangele an klimafreundlichen Investitionsprodukten.

Hoher Anteil nachhaltiger Fonds und Aktien in Depots der Gen Z

Die Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel zeigen, dass fast jeder Fünfte (18%) der Gen Z ein Depot mit einem Anteil von 32% (Gesamt 24%) nachhaltiger Fonds und einem Aktienanteil von 34% (Gesamt 22%) an nachhaltigen Unternehmen besitzt.

Aktuell gebe es, so Ipsos, jedoch weder eine einheitliche Definition noch verbindliche Regeln, die festlegen, was nachhaltige Geldanlagen sind. Viele Unternehmen, Fonds oder ETFs verwenden sogenannte ESG-Kriterien für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Ob die Nachhaltigkeitsziele eingehalten werden oder Unternehmen für die Aufnahme in einem nachhaltigen Fonds oder ETF infrage kommen, überprüfen Analysten und Ratingagenturen. Daher sei Transparenz und Nachvollziehbarkeit als Orientierungshilfe für die Gen Z sehr wichtig.

Für Finanzexperte Robert Kraus von Ipsos gibt es vor diesem Hintergrund auch eine Verantwortung bei den Finanzinstituten: „Die Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft eröffnet neue Anlagemöglichkeiten in Bereichen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Landwirtschaft. Private Anleger brauchen jetzt Informationen über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Anlagestrategien und konkret zur Bewertung der einzelnen Angebote.“

Über die Studie

Bei der Umfrage handelt es sich um eine bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung im Ipsos Accesspanel unter 1.000 Personen ab 14 Jahren, 196 in der Altersgruppe der Gen Z (ab Jahrgang 1996), speziell zum Thema Finanzverhalten und Klimawandel. Feldzeit: Frühjahr 2023.

Angereichert wurden die Ergebnisse mit Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel, in dem pro Quartal 20.000 Haushalte in Deutschland zu ihren Aktivitäten im Finanzmarkt befragt werden. Es werden Bestände, Neuabschlüsse inklusive Informationsprozess und Kündigungen in den Bereichen Bankendienstleistungen, Versicherungen und Bausparen erfasst. Das Ipsos Finanzmarktpanel analysiert dabei die Faktoren, welche die kurz- und mittelfristige Geschäftsentwicklung von Geldinstituten, Versicherungen und Bausparkassen prägen. (mki)

Bild: © Antony Weerut – stock.adobe.com

 

DWS veröffentlicht Geschäftszahlen für 2023

2022 hatte die Asset-Management-Tochter der Deutschen Bank, die DWS, noch Mittelabflüsse zu verbuchen, doch 2023 ging es wieder aufwärts. Gerade das ETF-Geschäft hat dem Unternehmen ein erfolgreicheres Jahr als 2022 eingebracht, wie aus den jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen hervorgeht.

Der größte deutsche Vermögensverwalter, die zur Deutschen Bank gehörende DWS, hat zum Monatsbeginn Einblick in die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr 2023 gewährt. Das Fazit fällt besser aus als im Vorjahr, doch beim Wachstum ließ die DWS noch Federn.

Xtrackers dominieren

Das Unternehmen verzeichnete ohne Cash-Produkte ein Nettomittelaufkommen von 22,6 Mrd. Euro, mit Cash-Produkten waren es Zuflüsse von 28,3 Mrd. Euro. Laut der Unternehmensmitteilung trugen zu diesem Ergebnis alle drei Säulen des Geschäftsmodells bei – Passive, Active und Alternatives. Den weitaus größten Anteil an den Zuflüssen hatten jedoch ETFs, die von der DWS unter Xtrackers-Brand vertrieben werden.

Das verwaltete Vermögen (Assets under Management bzw. AuM) stieg im Vergleich zu 2022 um 75 Mrd. Euro auf 896 Mrd. Euro. Aufgrund der Marktturbulenzen im Jahr 2022 hatte die DWS das Jahr 2023 von einer signifikant niedrigeren durchschnittlichen AuM-Basis als im Jahr zuvor gestartet. Historisch gesehen liegt das verwaltete Vermögen jetzt wieder auf dem zweithöchsten Niveau, nur die Rekordzahlen von 2021 waren höher.

3% Ertragsverluste nach Steuern

Auch wenn das Jahr in Sachen Zuflüsse und AuM besser lief als 2022, gingen die Erträge der DWS jedoch etwas zurück. Die bereinigten Erträge fielen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf rund 2,6 Mrd. Euro (Geschäftsjahr 2022: 2,68 Mrd. Euro). Ursächlich hierfür waren laut DWS niedrigere Managementgebühren aufgrund niedrigerer durchschnittlicher AuM im Jahr 2023, während Performance- und Transaktionsgebühren sowie andere Erträge im Jahresvergleich höher ausfielen. Bei den Rückgängen spiegelt sich auch das im Vorfeld des Krieges in der Ukraine besonders positive Umfeld für Vermögensverwalter im ersten Quartal 2022 wider.

Konkret sind die Einnahmen aus Managementgebühren auf rund 2,3 Mrd. Euro gesunken – von rund 2,46 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2022. Der Gewinn des Konzerns hat sich ebenso insgesamt verringert von 595 Mio. Euro 2022 auf 567 Mio. Euro 2023.

Zuflüsse in ESG-Produkte

Die DWS konnte außerdem Nettomittelzuflüsse in Höhe von 4,9 Mrd. Euro in ESG-Produkte verbuchen – ein Thema, das den Vermögensverwalter in der Vergangenheit plagte und dies auch immer noch tut. Im Spätsommer wurde der DWS in den USA eine Millionenstrafe wegen Greenwashings auferlegt und auch in diesem Jahr schlugen bereits zweimal Beamte bei der DWS auf, um in deren Räumen im selben Fall zu ermitteln. Das berichtet u. a. das Handelsblatt. Die DWS habe sich hierbei jedoch laut der Staatsanwaltschaft Frankfurt, wie auch in der Vergangenheit, kooperativ gezeigt. In einer Pressemitteilung bekräftigt die Deutsche-Bank-Tochter außerdem die Pläne, mit den Behörden weiterhin „vollumfänglich“ zu kooperieren. (mki)

Bild: © N F/peopleimages.com – stock.adobe.com

 

Spezialtrends im Investment 2024

Die Investmentwelt hat neben den klassischen Geldanlagemöglichkeiten noch viel mehr zu bieten – und einiges davon dürfte 2024 interessanter werden. Welche Möglichkeiten das sind und was dahinter steckt, erläutern vier Fondsgesellschaften für AssCompact.

ELTIF – die europäische Lösung für langfristige Sachwert-Investments

Spezialtrends im Investment 2024

Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory DACH bei Aquila Capital

Die Finanzierung der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stellt Europa vor gewaltige Herausforderungen. Klar ist: Um die Ziele des Green Deals und der Klimaprogramme zu erreichen, sind auch private Investitionen erforderlich. Aus diesem Grund hat die EU 2015 mit dem ELTIF – European Long-Term Investment Fund – einen neuen Zugang zu Privatmärkten geschaffen für Anlagen in Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur. ELTIFs sollen Kapital für langfristige Investitionen in die Realwirtschaft mobilisieren, indem sie einen leichteren Einstieg in alternative Anlagen ermöglichen. Mit dem neuen AC One Planet ELTIF von Aquila Capital zum Beispiel investieren Anleger unmittelbar und breit gestreut in nicht börsennotierte Anlagen und Finanzierungen aus den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastruktur.

Mit der Beimischung eines ELTIFs können Investoren das Risiko eines üblicherweise aus Aktien und Anleihen bestehenden Depots weiter diversifizieren. Hinzu kommt: Mit Direktinvestments in Sachwerte können Privatanleger ähnlich wie viele institutionelle Anleger agieren, die schon längerfristig ihre Allokation in außerbörsliche Werte erhöht haben. So erzielte beispielsweise die Elite-Universität Yale mit ihren Eigenanlagen in den vergangenen 20 Jahren eine höhere Rendite als die lokalen Aktien- und Anleihenmärkte, wobei sie stets auf einen hohen Anteil an Privatmarkt-Investments setzte. Seit dem 10.01.2024 haben sich die Investitionsbedingungen nochmals vereinfacht. Denn mit einer reformierten ELTIF-Verordnung sind einige Restriktionen, bspw. bei Mindestanlagesummen, entfallen – eine Win-win-Situation für Investmentberater und Privatanleger.

Private Debt auf dem Vormarsch

Spezialtrends im Investment 2024

Adam Wheeler, Co-Head Global Private Finance bei Barings

Private Debt wächst stetig: Laut dem Datenanbieter Preqin wird das verwaltete Vermögen bis 2027 jährlich um fast 11% auf 2,3 Bio. US-Dollar steigen. Ein Grund ist, dass Kreditvergabestandards der Banken laufend verschärft werden und Unternehmen andere Finanzquellen suchen. Die Mittelbeschaffung über Direktkredite ist da hochattraktiv, auch für die Kapitalgeber: Unter Berücksichtigung der Basiszinssätze liegen die absoluten Renditen derzeit bei rund 10% für erstrangig besicherte Risiken.

Dazu kommt: Das Dry Powder bei Private Equity, also bisher nicht abgerufenes Kapital, ist weiter enorm hoch. Wegen des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds kommt es derzeit aber nur zu moderaten Akquisitionstätigkeiten. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Transaktionsvolumina Anfang 2024 steigen, wobei eine Menge Dry Powder abgerufen wird und somit Finanzierungsmöglichkeiten für Private Debt entstehen.

Drei Faktoren sprechen also für Direktkredite: eine Renditestrategie mit regelmäßigen Ausschüttungen, geringe Volatilität und das Wachsen der Anlageklasse. Private Debt kann regelmäßige Erträge liefern. Und da die zugrunde liegenden Darlehen „privat“ sind, gibt es keine Marktwertschwankungen, wie sie bei öffentlichen Schuldtiteln auftreten. Wie oben skizziert klafft aufgrund der aktuellen Marktlage eine Lücke, die zum einen auf den Rückzug der Banken aus dem Sektor und zum anderen auf den historischen Bestand an privatem Beteiligungskapital zurückzuführen ist, das in den kommenden Jahren genutzt werden muss. All dies hat einen etablierten, dynamischen Markt geschaffen, der auch 2024 das Interesse der Investoren wecken dürfte.

Mit Hedgefonds das Portfolio optimieren

Spezialtrends im Investment 2024

Fredrik Langenskiöld, Senior Investment Specialist – Alternatives bei Union Bancaire Privée

Die breitere Spreizung der Performance zwischen und innerhalb der Asset-Klassen bietet Chancen für Hedgefonds, die über unkorrelierte Zusatzerträge und Diversifikationseffekte ein Portfolio optimieren können. Diversifikation ist auch für die Anlage in Hedgefonds zentral. Investoren sollten daher einen Teil ihrer Allokation über Multi-Manager-Fonds abbilden. Daneben kann es sinnvoll sein, Akzente zu setzen. Im aktuellen Umfeld dürften sich zahlreiche Chancen für Credit-Long/Short-Strategien ergeben.

Nachdem das Jahr 2022 für Anleihen und für Aktien sehr schwierig war, haben sich beide Anlageklassen 2023 deutlich erholt. Infolgedessen haben sich die Spreads verengt, die absoluten Anleiherenditen erscheinen aber angesichts des Zinsniveaus immer noch attraktiv. Allerdings steigen die Ausfallraten, und die Liquidität der Unternehmen ist zurückgegangen. Sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern, würden die hohen Kapitalkosten Unternehmen mit angespannten Bilanzen belasten. Nach wie vor lassen sich mit Anleihen von soliden Unternehmen attraktive Renditen erwirtschaften. Hinzu kommen nun interessante Möglichkeiten, auch von sinkender Bonität zu profitieren.

Credit-L/S-Fonds bauen in der Regel Portfolios aus Long- und Short-Positionen in High-Yield-Anleihen auf, um Erträge aus hohen Kuponzahlungen und Kapitalzuwächse zu erzielen. Die Manager streben eine Long-Position in einer Anleihe an, wenn sie erwarten, dass sich die Kreditqualität eines Unternehmens verbessert, und eine Short-Position, wenn eine Verschlechterung erwartet wird. Mittelfristig sollte ein Credit-L/S-Manager in der Lage sein, den Geldmarkt um – je nach Vehikel – 2 bis 4% zu übertreffen.

Mit Fokus und Erfahrung in Venture Capital investieren

Spezialtrends im Investment 2024

Sion Evans, Senior Investment Manager bei VenCap International plc

Venture Capital funktioniert nach dem Prinzip des „Power Laws“: 1% der Unternehmensverkäufe repräsentiert 50% der gesamten Wertschöpfung. Laut Cambridge Associates erzielte die US-amerikanische VC-Branche per Juni 2023 über einen Zeitraum von zehn Jahren eine annualisierte Gesamtrendite von 17,92% und übertrifft andere Anlageklassen damit deutlich. Doch wieder wirkt das Power Law, da die Mehrheit der Venture-Fonds enttäuscht: 53% der 1.186 Fonds, die gemäß Pitchbook zwischen 2000 und 2015 aufgelegt wurden, zahlten den Anlegern ihr eingezahltes Kapital nicht zurück. Und nur 6% der Venture-Fonds erzielten die von vielen Fonds versprochene Mindestrendite – eine Verdreifachung des investierten Kapitals (3x).

Wie VenCap-Daten aus über 35 Jahren Erfahrung zeigen, hatten 88% der Early-Stage-Fonds mit einer 3x-Performance zumindest ein Unternehmen im Portfolio, dessen Wert dem Fonds das gesamte investierte Kapital zurückzahlte, sog. „Fundreturners“.

Daraus ergibt sich die einfachste Methode, erfolgreich in Venture zu investieren: auf Investment-Manager zu setzen, die regelmäßig die top 1% der Unternehmen unterstützen, die zu Fundreturners werden. Manager wie Accel Partners, Index Ventures oder Kleiner Perkins investieren konsequent in diese Unternehmen.

Der Zugang zu diesen Managern ist jedoch sehr schwierig. Deshalb wenden sich viele Investoren an unerprobte „Emerging“ Manager und tappen in die Falle – eine schwache und inkonsistente Performance. Investieren Sie also ausschließlich in die kleine Gruppe der bewährten und besten Venture-Manager und wählen Sie dazu Ihren Dachfondsmanager sorgfältig aus.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © hallojulie – stock.adobe.com

 

Start-up Finyoz startet Plattform für Rechnungsfinanzierung

Der österreichische Gründer Thorsten de Jong ist im Mai 2023 mit dem Start-up Finyoz an den Start gegangen. Nun hat das Unternehmen eine gleichnamige Plattform gelauncht, mit der private und institutionelle Kunden im Bereich Factoring bzw. Rechnungsfinanzierung zusammengebracht werden sollen.

Beim Factoring können Unternehmen Forderungen, die z. B. durch den Verkauf einer Dienstleistung oder von Waren entstehen, an ein Factoring-Institut weiterverkaufen, um so die Gelder sofort erhalten zu können. Das Factoring-Institut kümmert sich dann wiederum darum, dass der ursprüngliche Käufer die Forderung auch begleicht.

In diesen Markt ist nun das FinTech Finyoz aus München mit seiner gleichnamigen Plattform eingestiegen – verwendet hierbei allerdings mit Nachdruck den Begriff „Rechnungsfinanzierung“, eine „bessere und günstigere“ Variante des Factorings.

Restriktive Kreditbedingungen

Unternehmen benötigen Liquidität, um ihren Wareneinkauf finanzieren zu können – gleichzeitig werden Banken zunehmend restriktiver, wenn es um die Kreditvergabe für Unternehmen geht, wodurch andere Unternehmen wiederum meist 14 bis 90 Tage auf die Bezahlung ihrer Rechnung warten, so Finyoz-Gründer Thorsten de Jong, der bereits seit mehr als 20 Jahren im Finanzbereich tätig ist, in einer Mitteilung gegenüber AssCompact.

Das Münchner Start-up will mit seiner Plattform hier Abhilfe schaffen und deutschen und österreichischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, bis zu 95% taggleich kostengünstig vorfinanzieren zu können. Unternehmen müssten somit nicht auf das Zahlungsziel ihrer Rechnung warten und verfügen taggleich über die benötigte Liquidität, um z. B. die Skonti, Boni und Rabatte ihrer Lieferanten nutzen zu können.

Rechnungen können die Firmen auf Finyoz mit Eingabe der Rechnungsnummer, dem Rechnungsbetrag und des Zahlungsziels der Rechnung eintragen. Über bestimmte API-Schnittstellen kann dies jedoch auch automatisch erfolgen.

Der Vorteil der Nutzung von Finyoz für Unternehmen bestehe u. a. darin, dass es keine fixen Kosten, Bereitstellungsgebühren, Debitorenprüfgebühr oder Bonitätsprüfungskosten gebe. Eine vertragliche Bindefrist oder ein monatlicher Mindestumsatz sind ebenfalls nicht benötigt. Und: Die Gebühren für die Finanzierung von Rechnungen sind de Jong zufolge 60% günstiger als bei klassischen Factoring-Unternehmen und beinhalten bereits die Warenkreditversicherung. Weiterhin werden die Unternehmen in Echtzeit über den aktuellen Status ihrer Rechnung informiert.

Auch privaten Investoren zugänglich

Die Finyoz-Plattform steht außerdem für professionelle und private Investoren offen. Diese können Kapital für 14 bis 90 Tage investieren. Die Renditen liegen laut de Jong derzeit bei bis zu 6,75% p. a. Investoren können auf der Finyoz-Plattform wählen, wie lange sie ihre Liquidität investieren möchten. Nach Ablauf der selbstgewählten Laufzeit erhalten sie ihre Investition sowie die dazugehörigen Zinsen taggleich ausbezahlt – oder sie können das Geld automatisch wieder investieren.

Der Service von Finyoz richtet sich an Unternehmen die älter sind als zwei Jahre und einen Firmensitz in Deutschland oder Österreich haben, und deren Belieferung ausschließlich für gewerbliche Kunden oder öffentliche Auftraggeber bestimmt ist. (mki)

Bild: © Finyoz – stock.adobe.com

 

In Zukunft mehr ELTIFs am Markt: Potenzial für Berater?

Im Januar 2024 ist die neue EU-Verordnung zum European Long-Term Investment Fund, ELTIF, in Kraft getreten, die diesen auch für Privatanleger attraktiver machen könnte. Moventum und Schroders Capital gehen von einer steigenden Popularität derartiger Produkte aus und bereiten sich zusammen darauf vor.

Bereits seit 2015 gibt es den European Long-Term Investment Fund, kurz ELTIF. Diese Art von Investmentfonds soll Privatanlegern ermöglichen, auch in Anlageklassen jenseits der Börse zu investieren. Darunter fallen bspw. Private Equity, Infrastrukturprojekte wie Windparks, Strom- und Glasfaserleitungen, Immobilien oder Private Debt. Die Realwirtschaft wiederum erhält über ELTIFs Mittel für langfristige Investitionen.

Bislang waren die Auflagen für den Vertrieb und die Anlage in derartige Produkte eher restriktiv. Doch vonseiten der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) ist am 10.01.2024 eine neue ELTIF-Verordnung in Kraft getreten. Der ELTIF-Vertrieb sowie die Anlage in derartige Fonds sollte somit einfacher werden, weswegen sich in den vergangenen Monaten immer mehr Fondsgesellschaften stärker in Richtung ELTIF positioniert haben und auch schon eigene Produkte gelauncht haben, so z. B. Schroders und Aquila Capital.

Moventum steigt mit Schroders in ELTIF-Markt ein

In einer Pressemitteilung verkündet nun auch die Investmentplattform Moventum eine Zusammenarbeit mit Schroders Capital, um den ELTIF-Markt vermehrt zu erschließen. Michael Patzelt, Head of Sales für die DACH-Region bei Moventum, rechnet aufgrund der neuen Verordnung mit einer steigenden Attraktivität von ELTIFs für Privatanleger und erwartet daher ein deutliches Wachstum in diesem Markt.

Im Vergleich zu börsennotierten Investments waren ELTIFs bisher relativ illiquide, da sie nicht börsentäglich gehandelt werden. Doch seit Januar können die Haltefristen und Regeln für die Rückgabe der Fondsanteile je nach Produkt unterschiedlich ausgestaltet werden. Laut Patzelt soll es sogar tägliche Rückgabemöglichkeiten geben, aber auch klare Liquiditätsvorgaben. Dem Privatanleger würde sich somit das „Tor zu überdurchschnittlichen Renditen“ öffnen – auch jenseits der Renditen, die gewöhnlich an der Börse erzielt werden.

Neue Investitionsregeln für ELTIFs

Mit den neuen Regeln hat sich auch die Quote für zulässige Anlageformen geändert, die von 70% auf 55% gesenkt wurde. Darüber hinaus ändern sich die Diversifizierungsquoten. Ein einzelner Sachwert darf nun 20% des Gesamtportfolios statt wie bisher 10% ausmachen. Die zulässige Fremdkapitalquote für Produkte, die an nicht-professionelle Anleger vertrieben werden, wurde ebenso von 30% auf 50% erhöht. Dachfonds sind ebenfalls möglich.

Bislang mussten Kleinanleger bei der Investition in ELTIFs mindestens 10.000 Euro darin anlegen. Dieser Mindestanlagebetrag entfällt nun, genauso die Vorgabe, nur 10% ihres Geldes in ELTIFs investieren zu dürfen. Mit dieser Grenze verbunden war eine Vermögensprüfung, die nun ebenso abgeschafft ist wie eine separate Geeignetheitsprüfung. Diese Auflockerung führe laut Patzelt zu einer Demokratisierung für ELTIFs, die derartige Fonds für Personen mit geringeren Anlagesummen zugänglich machen und sie somit quasi demokratisieren würden. Mittelfristig rechnet Patzelt mit einer Verdopplung der Zahl der angebotenen ELTIFs.

ELTIFs würden dann unterschiedlich strukturiert sein, verschiedene Laufzeiten haben, andere Kündigungsfristen oder Rücknahmezeitpunkte. Patzelt ist als Vertriebschef somit optimistisch, was die zukünftige Entwicklung von ELTIF-Produkten angeht: „Durch das breite Anlagespektrum kann der ELTIF in Zukunft eine Alternative zu anderen Fonds unter anderem im AIFM-Bereich darstellen.“

Ob in Zukunft auch Finanzberater von der neuen ELTIF-Verordnung profitieren können, steht in den Sternen. Klar ist aber, dass auch deren Kunden nun kleinere Hürden zu überwinden haben, wenn es darum geht, in ELTIFs zu investieren, weswegen es Beratern regulatorisch leichter gemacht werden dürfte, ihren Kunden solche zu empfehlen. (mki)

Bild: © Olivier Le Moal − stock.adobe.com

 

Neue Zinswelt: Die Gesamtanlage im Blick behalten

Bonds are back – die Zinswende hat für die erneute Attraktivität von Anleihen als Anlageklasse gesorgt. Wie wird sich die Lage weiterentwickeln und inwiefern sollte man die inverse Zinskurve in Betracht ziehen? Ivan Domjanic von M&G Investments gibt einen Einblick, wie man sich am Anleihenmarkt positionieren sollte.

Ein Artikel von Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege DACH-Region bei M&G Investments

Nach dem Debakel an den Anleihemärkten im Jahr 2022 folgte im laufenden Jahr die Erholung. So konnten sich europäische Staatsanleihen beispielsweise insgesamt positiv entwickeln und zumindest einen Teil der Verluste seit Anfang 2022 wieder ausgleichen. Positiv hervorzuheben waren bislang auch Unternehmensanleihen und hier vor allem solche aus dem Hochzinssegment, das in der Regel stärker auf die Konjunkturlage reagiert als Papiere von Investment-Grade-Emittenten.

Überraschend stabile Konjunktur

Ein wesentlicher Grund für die solide Entwicklung der risikoreicheren Anleihesegmente wie etwa der Hochzinsanleihen liegt darin, dass die Konjunktur in den USA bislang trotz der deutlich gestiegenen Finanzierungskosten überraschend stabil geblieben ist. Zwar ist die jüngste Datenlage für Europa nicht ganz so positiv, allerdings scheint die Abkühlung bislang auch hier relativ milde auszufallen. Die Stabilität dürfte unter anderem auf die fiskalpolitische Unterstützung und die Ersparnisse aus der Zeit der Covid-Pandemie zurückzuführen sein. Es ist jedoch alles andere als sicher, dass diese beiden Aspekte auch in Zukunft die Konjunktur weiter antreiben werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass steigende Zinsen ihre volle Wirkung in der Regel erst mit einiger Verzögerung entfalten. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt daher mit Unsicherheiten behaftet.

Vor diesem Hintergrund stellt sich für Anleger nun die Frage, wie sie aktuell bei Anleihen agieren sollten.

Duration statt Cash

Eine Besonderheit am Anleihemarkt ist derzeit die inverse Zinsstrukturkurve: Anleger erhalten bei kurz laufenden Anleihen wie z. B. Geldmarktpapieren höhere Zinsen als bei solchen mit langen Laufzeiten. Viele Anleger fühlen sich daher im Geldmarktbereich sehr wohl, denn die Verzinsung ist durchaus attraktiv – bei einem Risiko, das gegen Null geht.

Das ist aus unserer Sicht jedoch zu kurz gedacht, denn Anleger sollten immer die Gesamtstruktur ihres Portfolios berücksichtigen. Zwar bieten Anleihen mit längeren Laufzeiten wie beispielsweise zehnjährige deutsche Bundesanleihen oder US-Treasuries eine niedrigere Verzinsung als Geldmarktinstrumente, das Chance-Risiko-Verhältnis der längeren Duration dieser Anleihen hat sich in den letzten zwei Jahren aber deutlich verbessert.

Sie können für den Fall, dass sich die Konjunktur stärker abkühlt als derzeit erwartet, eine sinnvolle Absicherung gegen Kursrückgänge am Aktienmarkt sein. Zwar ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Renditeniveaus am langen Ende noch etwas weiter steigen. In Anbetracht des voraussichtlichen Endes des Zinserhöhungszyklus dürfte das weitere Anstiegspotenzial nach M&G-Einschätzung jedoch relativ begrenzt sein, zumindest solange sich die Inflation weiterhin in Richtung der 2%-Marke bewegt. Denn ein deutlicher Anstieg der Renditeniveaus ohne einen plötzlichen Inflationsschub könnte für die Realwirtschaft erhebliche Konsequenzen haben. Ein erneutes Einschreiten der Zentralbanken wäre in einem solchen Szenario zu erwarten.

Hinzu kommt der mittlerweile attraktive Kupon, der die potenziellen Kursverluste im Falle weiter steigender Renditeniveaus ausgleichen oder zumindest abfedern kann. Sollten andererseits aber die Ablaufrenditen von zehnjährigen US-Treasuries beispielsweise um 100 Basispunkte sinken, was im Falle einer Rezession alles andere als unwahrscheinlich wäre, dann würde nach einem Jahr zusammen mit dem Kupon ein zweistelliges Plus winken. Bei noch stärker sinkenden Renditeniveaus wären theoretisch aktienähnliche Gewinne denkbar. Längere Laufzeiten bei Anleihen bzw. eine längere Duration als Absicherung gegen negative Szenarien und fallende Aktienmärkte erscheinen daher derzeit aus Gesamtportfolioperspektive sinnvoll.

Mehr Selektivität bei Unternehmensanleihen

Die Ablaufrenditen von Unternehmensanleihen sind derzeit attraktiv wie lange nicht mehr. So bieten Investment-Grade-Anleihen in Euro aktuell rund 4%, Hochzinsanleihen sogar rund 7%. Entscheidend für die Beurteilung, ob Unternehmensanleihen attraktiv bewertet sind oder nicht, ist jedoch nicht die Ablaufrendite allein, sondern vor allem die Credit Spreads, also die Risikoaufschläge, die Anleger für das zusätzliche Ausfallrisiko von Unternehmensanleihen erhalten. Bezogen auf die globalen Indizes für Unternehmensanleihen liegen die Spreads sowohl bei Investment-Grade-Titeln als auch im Hochzinssegment etwas tiefer als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre.

Positiv zu bewerten ist dabei, dass vor allem im Investment-Grade-Segment die Bilanzen der Unternehmen gesund aussehen. Viele haben die Niedrigzinsphase vor über zwei Jahren genutzt, um sich längerfristig zu refinanzieren. Diese Unternehmen sollten daher genügend Zeit haben, um ihre Bilanzen auf ein künftiges Szenario mit längerfristig erhöhten Finanzierungskosten auszurichten. Die Ausfallraten sollten somit relativ überschaubar bleiben. Bei Hochzinspapieren könnte es dagegen vor allem ab 2025 für einige hoch verschuldete Unternehmen etwas turbulenter werden, denn dann beginnen die ersten großen Refinanzierungswellen.

Investoren sollten daher bei Unternehmensanleihen selektiv vorgehen und nach Einzeltiteln suchen, deren Spreads den Anleger selbst für möglicherweise steigende Ausfallrisiken im Falle einer weltweiten Rezession komfortabel entschädigen. Auch wenn der Markt insgesamt im Vergleich zur Historie etwas überbewertet erscheint, sind solche Anleihen durchaus noch zu finden. Anleihen zwischen Investment Grade und High Yield, also mit BBB- und BB-Rating, sind hier am interessantesten. Außerdem bevorzugen wir derzeit Emittenten aus defensiven Sektoren, die weniger stark vom Wirtschaftszyklus abhängig sind.

In diesem schnelllebigen Umfeld mit vielen Unsicherheiten ist außerdem entscheidend, flexibel zu bleiben und schnell auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Ist das gegeben, dann dürften sich in den kommenden Jahren aus unserer Sicht für aktive Investoren durchaus attrak­tive Renditen am Anleihemarkt erzielen lassen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Pixel-Shot – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Ivan Domjanic

Markt-Timing-Strategien laut Studie selten erfolgreich

Für viele Investoren ist es reizvoll, den Markt über die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu schlagen. Tatsächlich gibt es eine große Menge solcher „Markt-Timing-Strategien“. Wie jedoch eine aktuelle Analyse von Dimensional Fund Advisors zeigt, sind diese Strategien langfristig selten erfolgreich.

„Time in the market beats timing the market“ lautet ein bekannter Börsenspruch. Dahinter steckt der Gedanke, dass es beim Investieren am Kapitalmarkt nicht etwa darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt billig zu kaufen und wieder zum richtigen Zeitpunkt teuer zu verkaufen, sondern auf einen langfristigen Anlagehorizont zu setzen, währenddessen sich das Vermögen aufbaut und die Anlagen an Wert gewinnen. Der Einstiegszeitpunkt in den Markt ist dabei zweitrangig.

Die US-amerikanische Investmentgesellschaft Dimensional Fund Advisors hat in einer jüngst veröffentlichten Analyse untersucht, wie viel Wahrheit hinter der Weisheit steckt. Dimensional zeichnet sich bei seinen Investitionsentscheidungen durch einen finanzwissenschaftlichen Ansatz aus, bei dem wissenschaftliche Forschungsergebnisse in Anlagestrategien umgesetzt werden sollen. Und die Studie legt nahe, dass die alte Börsenweisheit nicht nur ein Spruch ist, sondern sich auch in der Realität bewahrheitet: Markt-Timing-Strategien sind langfristig selten erfolgreich und mit mehr Risiken als Chancen behaftet.

Untersuchung von Markt-Timing-Strategien

Das Problem an solchen Markt-Timing-Strategien, so Dimensional, sei die Ungewissheit im Vorhinein darüber, in welche Richtung die Märkte laufen. Aus diesem Grund würden Anleger immer wieder nach Signalen suchen, die darauf hindeuten, wie sich der Markt oder bestimmte Faktorprämien wie Value, Unternehmensgröße oder Momentum weiterentwickeln werden.

Um herauszufinden, ob derartige Markt-Timing-Strategien verlässlich funktionieren und eine dauerhafte Mehrrendite gegenüber dem Markt erzielen, haben Wei Dai, Leiterin Investment Research, und Senior Associate Audrey Dong, beide von Dimensional Fund Advisors, insgesamt 720 Markt-Timing-Strategien, die auf die Aktienmarkt-, Größen-, Value- und Profitabilitätsprämien abzielen, angesehen und einen Backtest gemacht. Beim Backtesting werden Strategien oder Modelle auf historische Daten angewendet, um zu überprüfen, ob bestimmte Vorhersagen auch tatsächlich eingetreten sind – eine gängige Praxis bei der Untersuchung der Kapitalmarktentwicklung.

Nur wenige Markt-Timing-Strategien funktionieren

Das Ergebnis der Studie scheint vernichtend: Nur 30 bzw. 4,2% der Strategien konnten eine zuverlässige Outperformance gegenüber einem Buy-and-hold-Investment in die genannten Prämien liefern. Am besten schnitt laut Dimensional eine Strategie ab, die darauf ausgelegt war, die Aktienmarktprämie zu timen, indem sie zwischen Aktien und kurzfristigen US-Staatsanleihen wechselte. Da sie während der Marktabschwünge in den Jahren 2001, 2008 und 2022 zum richtigen Zeitpunkt auf festverzinsliche Wertpapiere gesetzt hatte, übertraf die Strategie ein Buy-and-hold-Marktportfolio im Zeitraum zwischen 2001 und 2022 um 5,5% pro Jahr.

Gewählte Parameter sind entscheidend

Um herauszufinden, ob es tatsächlich möglich ist, verlässlich die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finden, haben sich Wei Dai und Audrey Dong genauer angesehen, wie die Timing-Strategie mit der besten Wertentwicklung genauer funktioniert hätte. Demnach nutzte eine solche Strategie das aktuelle Bewertungsniveau, um die Aktienmarktprämie in entwickelten Märkten außerhalb der USA zu timen. „Das heißt, am Ende eines jeden Kalenderjahres verglich die Strategie das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis des Marktes mit seiner historischen Verteilung über den letzten rollierenden Zehnjahreszeitraum“, so Wei Dai. „Wenn das Kurs-Buchwert-Verhältnis das oberste 20. Perzentil der historischen Verteilung übertraf, stieg die Strategie aus dem Aktienmarkt aus und ging in einmonatige Staatsanleihen.“ Lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis unter dem 50. Perzentil seiner historischen Verteilung, wechselte die Strategie wieder zurück in das Aktienmarktportfolio.

Entscheidend sei es, wie die Untersuchung zeigt, die genannte Kombination von Parametern zu verwenden: das Timing-Signal (das Bewertungsniveau), die Prämie (Aktienmarkt), die Region (entwickelte Märkte außerhalb der USA), die Häufigkeit der Portfolioanpassung (jährlich), die verwendete historische Verteilung (rollierende Zehnjahreszeiträume) sowie beide Schwellenwerte (20. und 50. Perzentil). Auch wenn nur ein einziger Parameter verändert wird, würde die Überschussrendite der Strategie um mehr als die Hälfte reduziert werden, so Dai. Auch sei dieselbe Strategie nicht wirksam beim Timing des Aktienmarkts in anderen Regionen oder beim Timing anderer Prämien in derselben Region.

Erfolgreiches Markt-Timing nicht wahrscheinlich

Insgesamt seien die Chancen auf ein erfolgreiches Markt-Timing also nicht hoch, fasst Dai die Ergebnisse zusammen. Die unterdurchschnittliche Performance der allermeisten Timing-Strategien sei ein Hinweis auf die potenziell hohen Opportunitätskosten, die ein falsches Timing von Prämien hätten. Um die Chancen zu verbessern, die genannten Prämien am Aktienmarkt zu vereinnahmen, rät Dai, auf Timing-Versuche zu verzichten und stattdessen wissenschaftlich fundiert und mit einer langfristigen Strategie ohne häufige Wechsel zu investieren. (mki)

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