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DWS öffnet ESG-Fonds für Investitionen in Rüstung

Laut mehrerer Medienberichte hebt die DWS Einschränkungen auf, aufgrund derer einige ihrer Fonds nicht in Rüstungsgüter investieren konnten. Stefan Hoops, CEO des Vermögensverwalters, gab dies in einem Interview bekannt.

An der Frage, ob die Rüstungsindustrie wirklich nachhaltig ist, scheiden sich spätestens seit der „Zeitenwende“, eingeläutet durch den Ukraine-Krieg und die darauf folgende Rede des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz, die Geister. Die einen sehen in Rüstung einen friedenstiftenden Nutzen, andere wiederum sind skeptisch, z. B. weil sich nicht einschätzen lässt, wo die Waffen tatsächlich eingesetzt werden.

Fakt ist aber: Der politische Trend geht auch in Deutschland in Richtung Aufrüstung zum Zwecke der Verteidigung. Das bringt einen gewissen Kapitalbedarf mit sich, der in Teilen auch schon stärker gedeckt wird. Rheinmetall bspw. konnte in den letzten Monaten einen starken Kursanstieg verbuchen. Und auch der auf europäische Rüstungsaktien fokussierte „WisdomTree Europe Defence“-ETF, der erst Anfang März aufgelegt wurde, hat laut der Plattform justETF bereits ein Fondsvolumen von knapp 1,2 Mrd. Euro erreicht.

Jetzt steigt auch der größte deutsche Vermögensverwalter, die DWS, weiter auf den Zug der Rüstungsinvestitionen auf, wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht, die sich auf ein Interview von Stefan Hoops, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit Bloomberg berufen. Die DWS will nun einige Restriktionen ihrer ESG-Fonds aufheben und diese somit für Investitionen in die Rüstungsbranche öffnen.

Neuausrichtung in Europa

Die Entscheidung sei Teil einer breiten Neuausrichtung der europäischen Investmentbranche, da Fondsmanager von Skandinavien bis Frankreich nach Möglichkeiten suchten, eine Industrie zu finanzieren, deren geopolitische Bedeutung angesichts von Kriegen und einer Verschlechterung der Beziehungen zu den USA zugenommen habe. Diese Neuausrichtung habe auch dazu beigetragen, dass die Anlagerenditen steigen konnten, erläutert u. a. das Handelsblatt.

Hoops zufolge hätten sich die Branchenregeln für Fonds, die sich selbst als ESG-Fonds vermarkten, geändert – auch aufgrund der finanziellen Performance des Rüstungssektors. Früher wurden Waffenhersteller aufgrund dieser Regelungen ausgeschlossen. Doch mehrere „Standardsetzer für die deutsche Vermögensverwaltungsbranche“ hätten sich Ende letzten Jahres darauf geeinigt, eine Regel zu ändern, die als ESG-Zielmarktkonzept bekannt ist, schreibt die DWS in einer weiteren Mitteilung an Bloomberg. 2021, als die ursprüngliche Regelung entworfen wurde, habe es noch keine Standards für nachhaltige Produkte in der EU gegeben. Die Änderung dieser Richtlinien gelte für ganz Deutschland und ermögliche es den Fondsmanagern, ESG-Fonds für Verteidigungsinvestitionen zu öffnen.

DWS überarbeitet Fondsregeln

In der Mitteilung gegenüber Bloomberg schildert die DWS, dass sie nun die Dokumentation der Fonds anpasse, die den „DWS Basic Exclusions-Filter“ anwenden. Bis 21.05.2025 soll die Änderung in Kraft treten. Es werde dann ein Schwellenwert abgeschafft, der Fonds daran hindert, Unternehmen zu halten, die mehr als 10% ihres Umsatzes aus dem Verteidigungsbereich erzielen. Außerdem können die Fonds dann Aktien von Unternehmen erwerben, die mit Atomwaffen in Verbindung stehen.

Aufgrund der Anpassungen stehen den DWS-Fonds dann 34 Mitglieder des MSCI World zur Verfügung, die zuvor Beschränkungen im Verteidigungsbereich unterlagen. Weiterhin ausgeschlossen sind im Rahmen der „Controversial Weapons Policy“ der DWS Streumunition und andere kontroverse Waffen.

Laut Hoops plane die DWS nicht, das gesamte durch diese Anpassungen freigesetzte Geld in die Rüstung zu stecken. Jedoch handle es sich bei den dann verfügbaren Mitteln um „Hunderte von Milliarden an Nominalwerten, die dann in die Verteidigung investiert werden können“.

DWS folgt auf AllianzGI

Anfang April hatte auch Allianz Global Investors, die Asset-Management-Tochter der Allianz, über einen Blogpost von Matt Christensen, Verantwortlicher für nachhaltige Investments bei AllianzGI, verkündet, dass die Politik für Rüstungsaktien angepasst werden. Die ESG-Fonds des Vermögensverwalters würden demnach für militärische Ausrüstung und Dienstleistungen geöffnet. Künftig dürfen die entsprechenden ESG-Fonds somit in Unternehmen investieren, die mehr als 10% ihres Umsatzes hierdurch erzielen, ähnlich also zur Regelung, die auch die DWS bislang anwandte.

Unternehmen, die im Bereich der Atomwaffen aktiv sind, vorausgesetzt, es handle sich um Geschäfte im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags, sind bei ESG-Fonds von AllianzGI nun ebenfalls erlaubt. Matt Christensen begründete die Entscheidung damit, dass Verteidigung heute mehr und mehr „als eine Notwendigkeit für sozioökonomische Entwicklung gesehen“ werde und die nun gestrichenen Ausschlusskriterien für die Aufnahme von Rüstungsunternehmen „besonders belastend“ gewesen seien. (mki)

 

BlackRock setzt US-Aktien-ETF mit Kappungsgrenze in Europa auf

BlackRock erweitert sein Angebot für US-Aktien-ETFs in Europa. Ein neuer ETF auf den S&P 500 mit einer Kappungsgrenze von 3% pro Unternehmen soll Anlegern die Möglichkeit geben, am US-Aktienmarkt ausgewogener zu investieren.

Aufgrund der schwer USA-zentrierten Politik von Präsident Trump – Stichwort: Handelszölle – schauen Anleger bei ihren Investments mittlerweile genauer auf den USA-Anteil. Viele Anleger ziehen auch Gelder aus USA-ETFs ab und siedeln diese lieber in Europa-ETFs um. Außerdem spielt die Gewichtung einzelner Unternehmen eine große Rolle, vor allem der KI-Boom sorgte dafür, dass Tech-Unternehmen eine höhere Marktkapitalisierung gewinnen konnten im Vergleich zu anderen Unternehmen.

Nichtsdestotrotz bleiben die USA ein wirtschaftliches Schwergewicht, welches im Portfolio vertreten bleibt – und so versuchen auch die Asset-Manager, eine möglichst gut aufgestellte Produktpalette zu bieten, die die Bedürfnisse der Anleger zufriedenstellt. BlackRock hat nun erstmalig einen US-Aktien-ETF mit einer 3%-Kappungsgrenze nach Europa gebracht.

3%-Kappungslimit für Unternehmen in neuem BlackRock-ETF

Der iShares S&P 500 3% Capped UCITS ETF bildet den S&P 500 3% Capped Index ab, der sich aus den 500 größten US-Unternehmen zusammensetzt. Jedes Unternehmen kann bei den vierteljährlichen Indexanpassungen eine maximale Gewichtung von 3% erhalten. Überschreitungen werden proportional auf die anderen Bestandteile nach Marktkapitalisierung umverteilt, um die Eigenschaften eines klassischen marktgewichteten Index beizubehalten.

Der ETF ist in drei Varianten erhältlich: eine thesaurierende in US-Dollar, eine thesaurierende in Euro und eine ausschüttende in US-Dollar. Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0,2%. (mki)

 

US-Aktien-ETFs aus Europa mit stärksten Abflüssen seit Corona

US-Aktien-ETFs verlieren aufgrund der von Präsident Trump verkündeten Zölle deutlich an Beliebtheit. Das zeigen mehrere Statistiken, unter anderem vom Analysehaus Morningstar und dem Vermögensverwalter Amundi. Die Abflüsse fallen so hoch aus wie seit Corona nicht mehr.

In Europa beheimatete US-Aktien-ETFs sind derzeit stark gebeutelt. Hintergrund sind die von US-Präsident Donald Trump verhängten Handelszölle. Laut einer Studie von Morningstar Direct verzeichneten jene ETFs seit dem 02.04.2025 so hohe Nettoabflüsse wie seit Corona nicht mehr. Beim Covid-Absturz im ersten Quartal 2020 büßten die Fonds 4,3 Mrd. Euro ein, seit Anfang April sind es 4,8 Mrd. Euro.

Die Abflüsse beschleunigten sich nach der Zollankündigung, sind aber, so Morningstar, die Fortsetzung eines Trends, der mit der Rückkehr Trumps ins Amt im Januar begann. Der Trend zeige eine deutliche Umkehr der über viele Jahre andauernden Präferenz von Anlegern für US-Aktien.

„Geopolitische Unsicherheit“

„Die Abflüsse spiegeln die zunehmende geopolitische Unsicherheit wider, die durch die Maßnahmen der Trump-Regierung zur Deglobalisierung, insbesondere durch die Zölle verursacht wurde“, sagt Kenneth Lamont, Principal Manager Research bei Morningstar. „Anleger ziehen sich verstärkt aus US-Aktien zurück und schichten in Aktien-ETFs für Europa um, die im gleichen Zeitraum Nettozuflüsse von 1,85 Mrd. Euro verzeichneten. Auch globale Aktien- und Schwellenländer-ETFs verbuchten seit der Ankündigung der Zölle durch Trump Nettomittelzuflüsse.“

Anhaltender Trend

Im gesamten ersten Quartal 2025 sammelten europäische Aktien-ETFs 24,4 Mrd. Euro ein, US-amerikanische Aktien-ETFs dagegen nur 8,2 Mrd. Euro. „Was den breiteren Trend zur Abkehr von US-Aktien besonders verdeutlicht, ist die Tatsache, dass in den letzten fünf Jahren die Zuflüsse in europäische Aktien-ETFs nur in zwei Quartalen die Zuflüsse in US-amerikanische ETFs übertrafen“, so Lamont.

Bei Anleihen sieht das Bild anders aus. Seit dem 02.04.2025 verbuchten US-amerikanische, europäische, globale und Schwellenländer-Anleihefonds Nettoabflüsse. „Das ist das erste Mal seit dem ersten Wahlsieg von Trump im vierten Quartal 2016, dass wir Abflüsse auf breiter Basis bei festverzinslichen Wertpapieren registrieren“, sagt der Experte. Gründe sind seiner Ansicht nach Ängste vor einer erneut steigenden Inflation und einer sich abschwächenden Weltwirtschaft.

Amundi: Anleger switchen von US- zu Europa-Aktien-ETFs

Und auch der Asset-Manager Amundi, der ein großes Aufgebot an ETFs zur Verfügung stellt, beobachtet den Trend. In seinem „ETF Flow Report“ für März 2025 beschreibt Amundi, dass der europäische UCITS-ETF-Markt im ersten Quartal 2025 von Anlegern geprägt war, die ihre Engagements von US- zu Europa-Aktien switchten. Im März habe sich der Trend weiter beschleunigt.

Die ETF-Mittelzuflüsse hätten sich im ersten Quartal 2025 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres auf 87,1 Mrd. Euro mehr als verdoppelt (Q1 2024: 46,2 Mrd. Euro). Aktien-ETFs dominierten den Handel mit Zuflüssen von 71,5 Mrd. Euro klar. Europäische Aktien-ETF-Strategen waren im vergangenen Quartal besonders gefragt (+26,7 Mrd. Euro). Anleger investierten deutlich mehr in Europa-Aktien-ETFs, während auf US-Aktien-ETFs im gleichen Zeitraum nur 9,0 Mrd. Euro entfielen. Dies steht, so Amundi, im klaren Gegensatz zu den ersten drei Monaten des Vorjahres, als US-Aktien-ETFs 12,7 Mrd. Euro und Europa-Aktien-ETFs nur 2,5 Mrd. Euro zuflossen. (mki)

 

Versicherer wollen mehr auf Aktien setzen – aktive Strategien im Fokus

Wie investieren Versicherer? Laut einer Umfrage von Schroders plant jeder zweite Versicherer eine höhere Aktienallokation. Aktive Anlagestrategien gewinnen dabei unter herausfordernden Marktbedingungen wieder deutlich an Bedeutung.

Versicherungsunternehmen wollen ihre Portfolios künftig stärker mit globalen Aktien bestücken. Das zeigt der Schroders Global Investor Insights Survey. An der Umfrage haben 205 Versicherer aus 23 Ländern mit einem Gesamtvermögen von 11,7 Bio. US-Dollar teilgenommen. Die Studienteilnehmer wurden im Zeitraum zwischen Juni und Juli 2024 befragt. Mehr als die Hälfte (56%) plant demnach ihre Aktienallokation in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen. 40% setzen dabei stärker auf aktive Strategien – mehr als auf passive (33%). Dieser Trend zeigt sich auch in Deutschland. Alexander Prawitz, Country Head Germany, Austria, CEE & Mediterranean bei Schroders, sagt: „Die Schroders Global Investor Insights Survey zeigt, dass auch innerhalb des Segments der Versicherungen aktive Strategien wieder eine tragende Rolle spielen, insbesondere auch in Deutschland. Das deckt sich mit unserer Auffassung, wonach aktives Management am besten dafür positioniert ist, um herausfordernde Marktbedingungen zu bewältigen und die gesetzten Kapitalrenditeziele zu erreichen.“

Beliebt bleiben zudem thematische Investments: 36% wollen hier aufstocken. Themen wie Deglobalisierung (31%) und disruptive Technologien (33%) lassen sich laut Befragten am besten über Aktien abbilden.

Die Umfrage ergab auch, dass die Kapitalrendite für 61% der Versicherer Vorrang gegenüber dem regulatorischen Kapital hat. Regulatorisches Kapital ist die Kapitalmenge, die Banken und Finanzinstitute gemäß aufsichtsrechtlichen Vorschriften vorhalten müssen.

Private Markets, Private Debts und besicherte Anleihen

Weitere 46% der Versicherer greifen auf maßgeschneiderte Lösungen zurück, um ihr Engagement auf den Private Markets, also in Anlagen, die nicht an der Börse gehandelt werden, zu erhöhen. Nahezu alle Befragten erwarten, dass sie in zwei Jahren dort investiert sein werden.

„Die Studie zeigt ebenfalls, dass Private-Markets-Strategien in der Gunst der Versicherer oben stehen und auf eine Vielzahl von verschiedenen Investitionsvehikeln zurückgegriffen wird. Wir sehen uns gut aufgestellt, den besonderen Anforderungen von Versicherungsunternehmen mit individuellen Lösungen über das gesamte Private-Markets-Spektrum zu begegnen,“ erklärt Prawitz.

Mehr als ein Drittel sieht in Private Debt auch die größte Anlagemöglichkeit bei festverzinslichen Anlagen, dicht gefolgt von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (35%). Die Mehrheit der befragten Versicherer in Deutschland wiederum sieht die größten Chancen bei besicherten Anleihen (Asset-Backed Fixed Income). (bh)

 

Wie vertragen sich Donald Trump und nachhaltige Investments?

Donald Trump hat in den USA seine zweite Amtszeit als Präsident angetreten – und auch zum Thema Nachhaltigkeit schon klargemacht, welchen Kurs er die nächsten Jahre politisch fahren wird. Wie wirkt sich das kurz- und mittelfristig auf ESG-Investments aus?

Interview mit Walter Hatak, Head of Responsible Investments bei Erste AM
Herr Hatak, Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt, dass Nachhaltigkeit für ihn keine Priorität ist. Welche Auswirkungen erwarten Sie von seiner zweiten Amtszeit auf den globalen Markt und ESG-Investments?

Trump dominiert die Schlagzeilen wie kaum ein anderer Politiker. Er versteht es, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern und sich als zentrale Figur zu inszenieren. Mit dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen hat er bereits zum zweiten Mal versucht, eine Gegenbewegung gegen internationale Klimapolitik zu schaffen. Allerdings ist dies nicht geglückt – kein bedeutender Staat ist seinem Beispiel gefolgt. Auch jetzt sehen wir, dass die Märkte sich nicht vollständig von Trumps Rhetorik beeinflussen lassen.

Für ESG-Investments bedeutet das, dass es zwar kurzfristig zu regulatorischen Veränderungen in den USA kommen könnte, die die insgesamt restriktiven Umweltauflagen und Nachhaltigkeitsvorgaben reduzieren. Doch langfristig gibt es starke ökonomische Argumente, die für nachhaltige Geldanlagen sprechen. Beispielsweise ist der Energiesektor bereits in einer tiefgreifenden Transformation. Die Kosten für erneuerbare Energien sinken stetig, während fossile Brennstoffe immer weniger wettbewerbsfähig sind. Europa und Asien treiben diesen Wandel weiter voran, und auch China ist mittlerweile der weltweit größte Investor in erneuerbare Energien. Nachhaltigkeit bleibt also ein globaler Trend, den Trump nicht aufhalten kann.

Und wie reagieren die Unternehmen in den USA? Folgen sie Trumps Kurs oder halten sie an nachhaltigen Strategien fest?

Es gibt hier zwei gegensätzliche Strömungen. Eine ist das sogenannte „Greenhushing“ – Unternehmen setzen weiterhin auf ESG-Strategien, kommunizieren das aber nicht mehr öffentlich, um politischer oder gesellschaftlicher Kritik zu entgehen. Die andere Bewegung ist ein regelrechter ESG-Backlash: Einige Unternehmen distanzieren sich aktiv von Nachhaltigkeitsstrategien, um sich als politisch neutral oder konform mit republikanischen Interessen zu positionieren.

Ein gutes Beispiel sind die Diversity Policies, die unter Trump stark eingeschränkt wurden. Unternehmen müssen sich überlegen, ob sie ihre Nachhaltigkeits- und Diversitätsziele weiterhin verfolgen oder ob sie sich aus Angst vor negativen Reaktionen zurückziehen. Langfristig zeigt sich jedoch, dass Nachhaltigkeitsstrategien wirtschaftliche Vorteile bieten – sei es durch effizientere Ressourcennutzung oder ein besseres Image bei Investoren und Konsumenten.

Also besteht für ESG-Investoren keine ernsthafte Gefahr durch Trumps zweite Amtszeit?

Nicht direkt. Natürlich können einzelne Maßnahmen wie die Deregulierung im Finanzsektor kurzfristige Unsicherheiten schaffen. Wenn beispielsweise Banken nicht mehr verpflichtet wären, ihre Klimarisiken offenzulegen, könnte das zu einer schlechteren Risikoeinschätzung für Investoren führen. Aber genau hier liegt auch ein Paradoxon: Wenn Transparenz fehlt, werden Anleger misstrauischer und bewerten Unternehmen mit potenziellen Risiken konservativer. Langfristig könnten Firmen also sogar einen Anreiz haben, ESG-relevante Informationen weiterhin freiwillig offenzulegen, um Investoren anzuziehen.

Zudem gibt es in den USA weiterhin eine starke Nachfrage nach nachhaltigen Investments, insbesondere aus dem institutionellen Bereich. Große Pensionsfonds und Asset-Manager haben erkannt, dass ESG-Kriterien langfristig eine bessere Performance bringen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die gesamte US-Wirtschaft auf einmal Nachhaltigkeitsstandards abschafft.

Heißt das, nachhaltige Investitionen verlagern sich verstärkt in andere Regionen wie Europa oder Asien?

Genau. Wir sehen bereits, dass Europa als stabiler Markt für nachhaltige Investitionen zunehmend attraktiver wird. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sind hier klarer definiert und es gibt eine langfristige Strategie, die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft voranzutreiben. Ein Beispiel ist der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), mit dem Importe aus Ländern mit niedrigeren Umwelt­standards mit zusätzlichen Kosten belegt werden. Solche Mechanismen zeigen, dass Europa Nachhaltigkeit nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch als wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet.

China ist ebenfalls ein wichtiger Player. In den letzten Jahren hat das Land massiv in erneuerbare Energien investiert und ist mittlerweile der weltweit größte Produzent von Solar- und Windkrafttechnologie. Das zeigt, dass nachhaltige Investitionen längst ein globaler Wettbewerbsvorteil sind – unabhängig von der Politik einzelner Staaten.

Was raten Sie nachhaltigen Investoren angesichts der aktuellen politischen Unsicherheiten?

Ruhig bleiben und sich nicht von kurzfristigen Schlagzeilen beeinflussen lassen. Nachhaltige Investments sind langfristige Strategien, die sich über Jahre hinweg auszahlen. Politische Zyklen ändern sich, doch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Geschäftsmodelle bleiben bestehen. Investoren sollten daher weiterhin auf Unternehmen setzen, die in langfristige Trends wie erneuerbare Energien, Ressourceneffizienz und nachhaltige Geschäftsmodelle investieren.

Letztlich zeigt die Erfahrung: Der Markt lässt sich nicht dauerhaft von Politik diktieren. Selbst in den USA haben wir unter Trump einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien gesehen – weil es sich wirtschaftlich gelohnt hat. Wer diesen Grundsatz versteht, wird auch in Zeiten politischer Unsicherheiten die richtigen Investitionsentscheidungen treffen.

Die Generation Z gilt gemeinhin als nachhaltigkeitsbewusster. Welche Rolle spielt sie für ESG-Investments?

Die Generation Z ist eine Schlüsseldemografie für nachhaltige Geldanlagen. Sie wächst mit einem ausgeprägten Bewusstsein für Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und ethische Unternehmensführung auf. Dabei zeigt sich, dass junge Anleger nicht nur an finanziellen Erträgen interessiert sind, sondern gezielt in Unternehmen investieren möchten, die ihre Werte vertreten. Dies spiegelt sich auch in der Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten wider.

Ein großes Problem ist jedoch die mangelnde Finanzbildung. In vielen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, wird finanzielle Allgemeinbildung kaum in den Schulen vermittelt. Viele junge Menschen wissen daher nicht, wie sie mit Geld umgehen, investieren oder sich für die Zukunft absichern können. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Erste Group auf gezielte Bildungsinitiativen. Beispielsweise betreiben wir den „Financial Life Park“, eine interaktive Bildungsplattform, die jungen Menschen spielerisch den Umgang mit Geld und Investitionen näherbringt – einschließlich nachhaltiger Geldanlagen.

Besteht bei der Gen Z ein verstärktes Interesse an Impact Investing?

Ja, in der Tat. Sie möchten mit ihrem Kapital eine messbare Veränderung bewirken. Neben klassischen nachhaltigen Fonds suchen sie gezielt nach Investments, die ökologische oder soziale Projekte direkt unterstützen. In diesem Zusammenhang sind sogenannte Artikel-9-Fonds besonders beliebt, da sie strengen Nachhaltigkeits­kriterien unterliegen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das aktive Engagement. Junge Anleger wollen Unternehmen nicht nur passiv finanzieren, sondern dass Fondsgesellschaften Einfluss nehmen – etwa durch die Ausübung der Stimmrechte bei Hauptversammlungen oder durch Investorenallianzen, die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit drängen. Wir sehen, dass das Interesse daran innerhalb der Gen Z stetig wächst. Deshalb üben wir für alle Fonds die Stimmrechte entsprechend unserer nachhaltigen Voting Policy aus und berichten transparent darüber.

Zusätzlich haben wir uns auf fokussierte Impactfonds wie den Erste WWF Stock Environment spezialisiert, einen nachhaltigen Umweltfonds, der in Zusammenarbeit mit der WWF entwickelt wurde und bei dem ein Teil der Managementgebühren direkt in Naturschutzprojekte fließt. Solche Konzepte sprechen besonders junge Anleger an, die ihr Kapital gezielt für positive Veränderungen einsetzen möchten.

Bild: © Walter Hatak, Erste AM

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Walter Hatak

Börsenabsturz: So sieht Thorsten Schrieber die aktuelle Lage

An der Börse herrscht Chaos. Die Kurse lassen ordentlich Federn – hauptsächlich zeigt die Kurve nach unten. Das Ganze geschieht vor dem Hintergrund der Handelszölle, initiiert durch den US-Präsidenten Donald Trump. Thorsten Schrieber von DJE analysiert die derzeitige Marktlage.

Interview mit Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand der DJE Kapital AG
Herr Schrieber, die Börsen haben in den vergangenen Tagen massiv nachgegeben – schwerwiegend ausgelöst durch die Handelszölle aus den USA. Bitte ordnen Sie das Ausmaß des „Absturzes“ ein.

Der Crash am Montag und das Vorgeplänkel am Freitag zuvor haben schon ein auffällig identisches Muster zum Crash von 1987. Nur die Ursachen sind natürlich völlig anders und vorrangig politisch bedingt. Dazu kommt eine etwas labile ökonomische Situation in europäischen Kernmärkten wie Deutschland.

Ist der Tiefpunkt schon erreicht?

Das ist eine äußerst diffizile Frage. Denn der Unsicherheitsfaktor Trump kann das Weltbild innerhalb von 24 Stunden komplett verändern. Man muss sicher auch unterscheiden, ob man über US-Aktien oder andere Regionen wie Europa oder China spricht. Europäische Aktien haben auch korrigiert, sind aber wesentlich günstiger bewertet als US-Titel, und China wird sich monetär wie fiskalisch auf das Trump-Dilemma einstellen. China könnte daher besser aus der Krise kommen als die USA selbst.

Unterscheidet sich dieser Crash aufgrund der geopolitischen Zusammenhänge von anderen Crashs?

Der aktuelle Crash ist eben von politischen und geopolitischen Faktoren getrieben und nicht wie in anderen Krisen mit monetären Ursachen zu erklären. Trump möchte, dass die FED die Zinsen zurücknimmt, um das Konjunkturszenario zu unterstützen, das er selber mit seiner Zollpolitik ins Taumeln gebracht hat.

Haben die aktuellen Kursverluste schon Auswirkungen auf die Kundenportfolios?

Natürlich wirken sich solche Kursverluste auch auf Kundenportfolios aus. Wir bei DJE haben auf Basis der FMM-Methode die Verluste begrenzen können und es ist sicher auch kein guter Rat, den Kursverlusten mit Verkäufen hinterher zu laufen. Statistisch gesehen waren die Crashs von 1987, die Finanzkrise 11/2008 und die COVID-Krise 03/2020 nach zwölf Monaten mit zweistellig positiven Returns wieder mehr als kompensiert.

Viele Kunden reagieren angesichts der Verluste verunsichert und nervös. Was würden Sie Beratern im Umgang mit solchen emotionalen Reaktionen raten?

Die Berater sind qua ihrer Ausbildung sicher sowieso in der Lage, ihre Kunden im Sinne der Risikotragfähigkeit und Haltedauer eines Investments adäquat zu beraten. Aber sicher ist, mal Ruhe zu bewahren und, wo Liquidität vorhanden ist, diese unter den vorgenannten Prämissen zu investieren. Da eine solche Krise aber auch höhere Volatilität über längere Zeiträume bedeuten kann, kann der gute alte Cost-Average Effekt eines Sparplans hier seine Stärken ausspielen.

„Buy and hold“ ist der Klassiker. Gibt es einen Moment, wo auch der Berater dann doch eher zur Umschichtung raten sollte?

Jeder Kunde befindet sich in einem gewissen altersbedingten Zyklus hinsichtlich seiner Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Das muss man sicher genau beachten und neben dem Aktien(fonds)-Anteil ist sicher auch zwischen defensiven und teuren Aktien zu unterscheiden. Aber dafür hat es ja uns als Asset-Manager.

Birgt ein solcher Kursverlust auch Chancen, die Berater aktiv an ihre Kunden herantragen können?

Wir bei DJE stellen unseren Vertriebspartnern immer zeitnah eine Menge Informationen zur Verfügung und der Berater sollte die Chance ergreifen, in solchen volatilen Zeiten in den Dialog mit dem Kunden einzutreten, auch wenn die Hemmschwelle bei bereits entstandenen Verlusten groß sein mag. Aber am Ende wird es sich für den Kunden und den Berater auszahlen.

 

Anleger schlecht auf längeres Leben im Ruhestand vorbereitet

Ein großer Teil der professionellen Anleger fühlt sich nicht umfassend auf ein längeres Leben im Ruhestand vorbereitet. Das zeigt die „Professional Investor DNA-Survey“ von Fidelity International. Demnach seien mehr Anlagelösungen speziell für längere Lebenszyklen gefordert.

Nur 60% der professionellen Anleger fühlen sich umfassend auf ein längeres Leben im Ruhestand vorbereitet. Dagegen geben 40% an, schlecht darauf vorbereitet zu sein. Das ist der „Professional Investor DNA-Survey“ von Fidelity International zu entnehmen.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Crisil Coalition Greenwich angefertigt. Darin wurden über 120 institutionelle und professionelle Anleger in Europa und Asien befragt. Die Studie kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung eine signifikante demografische Verschiebung hin zu einer höheren Altersstruktur erlebt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wird sich die Zahl der Menschen im Alter von 80 Jahren oder älter demnach zwischen 2020 und 2050 auf voraussichtlich 426 Millionen verdreifachen.

 

Studie: Anleger schlecht auf längeres Leben im Ruhestand vorbereitet
Mehr als jeder Dritte fühlt sich schlecht vorbereitet

Christof Quiring, Leiter Workplace Investing bei Fidelity International in Deutschland, erklärt, dass die globale Rentenherausforderung und die Finanzierungslücke der Rentensysteme nicht neu seien, die Probleme aber dennoch zunähmen, denn Menschen würden im Durchschnitt länger, gesünder und aktiver im Ruhestand leben.

„Während die Herausforderungen in der Altersvorsorge nationale Lösungen erfordern, ist klar, dass die staatliche Unterstützung weltweit in Zukunft insgesamt eher geringer ausfallen dürfte und Menschen mehr Verantwortung für ihre Rente übernehmen müssen“, erläutert Quiring. „Professionelle Anleger übernehmen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, ihren Kunden langfristige Lösungen für einen längeren Ruhestand anzubieten – sei es durch eine betriebliche Altersvorsorge oder eine maßgeschneiderte private Vorsorge.“

Mehr Anlagelösungen für längere Lebenszyklen

Nur 57% der professionellen Anleger sind laut Studie der Ansicht, dass es derzeit genügend Produkte und Lösungen auf dem Markt gibt, die den Bedürfnissen einer steigenden Lebenserwartung gerecht werden. Die Mehrheit der Befragten ist zwar mit der Anzahl der verfügbaren Lösungen zufrieden, unterstreicht aber die Notwendigkeit, das Angebot für die Herausforderungen der Langlebigkeit auszubauen.

Aktien und Private Assets im Fokus

In Bezug auf die Asset-Allokation zeigt die Studie, dass professionelle Anleger zu Aktien und Private Assets tendieren, um das Risiko-Rendite-Profil ihrer Portfolios in Erwartung einer längeren Lebenserwartung zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Anleger (55%) bestätigte, dass sie ein höheres Engagement in Aktien erwarten, dicht gefolgt von Private Assets (52%). Unterdessen plant mehr als jeder Vierte (28%), das Engagement in Mischfonds zu reduzieren, ebenso bei Bargeld (26%) sowie festverzinslichen Wertpapieren und Rohstoffen (je 21%). (mki)

 

ELTIF-Markt nimmt Fahrt auf: Volumen legte 2024 deutlich zu

Das Volumen der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) hat 2024 um 38% zugelegt. Eine Rekordzahl an neuen Produkten wurde aufgelegt – und die Reise soll stark weitergehen, so stellt das Analysehaus Scope in seiner aktuellen ELTIF-Studie vor.

Scope Fund Analysis hat eine große Studie zum wachsenden ELTIF-Markt durchgeführt – mit Ergebnissen, die den Markt optimistisch stimmen dürften. Das Volumen der European Long-Term Investment Funds ist 2024 deutlich gestiegen, nämlich um 38%. Bis Ende 2027 könnte es auf 65 bis 70 Mrd. Euro anwachsen. Außerdem rechnet Scope in den kommenden zwölf Monaten mit mindestens 80 Neuauflegungen bei ELTTIFs. Für die jährliche Studie wurden Marktdaten in ganz Europa erhoben und Anbieter sowie Vertriebe befragt.

Aktuell sind europaweit 150 ELTIFs von 74 unterschiedlichen Asset-Managern registriert, so Scope. Im vergangenen Jahr wurden 55 Produkte aufgelegt – ein neuer Rekord. Die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2021 (27 neue ELTIFs) wurde weit übertroffen.

Geld eingesammelt haben von den 150 ELTIFs bisher 133. Das aggregierte Volumen dieser Fonds beziffert Scope für Ende 2024 auf 20,5 Mrd. Euro. Gegenüber Ende 2023 ist das verwaltete Vermögen damit um rund 5,7 Mrd. Euro gestiegen, was einem Zuwachs von 38% entspricht. Die 5,7 Mrd. Euro setzen sich zusammen aus 4,4 Mrd. Euro platziertem Kapital und 1,3 Mrd. Euro aus der Umwandlung von drei bereits zuvor stehenden Produkten in ELTIFs.

Die drei größten Fonds – klimaVest, Meridiam Infrastructure Europe III SLP und GF Infrastructures Durables SLP – vereinen rund ein Sechstel des gesamten Fondsvolumens. Die zehn größten ELTIFs repräsentieren 41%. Die Konzentration auf große Produkte ist weiterhin hoch, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeschwächt.

Frankreich ganz vorne

Französische Investoren haben bisher am meisten Kapital in ELTIFs investiert (7,5 Mrd. Euro per Ende 2024). Es folgen Anleger aus Italien (3,5 Mrd. Euro), Deutschland (2,8 Mrd. Euro) und Spanien (1,4 Mrd. Euro). Bei ELTIFs, die für Privatkunden zugänglich sind, dominieren Italien und Deutschland: 25% des Volumens aller ELTIFs, die Privatanlegern offenstehen, entfällt auf Italien, 21% auf Deutschland.

Aufteilung der Asset-Klassen

Bei den Asset-Klassen verteilt sich das bestehende Fondsvolumen relativ gleichmäßig auf Private Debt (33%), Infrastruktur (26%) und Private Equity (26%). Immobilien und gemischte Strategien stellen den restlichen Anteil. Das Gewicht der Asset-Klasse Immobilien hat durch die Umwandlung von zwei bereits zuvor bestehenden Produkten in ELTIFs gegenüber 2023 deutlich zugenommen.

Trotz des leichten Vorsprungs des Private-Debt-Segments sehen die meisten befragten Anbieter und Vertriebe das größte Interesse der Anleger bei den Asset-Klassen Private Equity und Infrastruktur. Als Grund nennen sie bei Private Equity die hohen Renditeerwartungen, bei Infrastruktur die Anschaulichkeit der Investments. Auch gemischte Produkte gewinnen an Aufmerksamkeit. Zu den aktivsten Anbietern gehören Azimut, BNP Paribas, Amundi, BlackRock, Commerz Real, Eurazeo, Partners Group, Generali Investments, Muzinich, Neuberger Berman und Turenne Capital. Die meisten ELTIFs (98) sind bei der Luxemburger Aufsichtsbehörde (CSSF) registriert.

Klarheit bei Regulierung sorgt für Schwung

Der starke Anstieg der Produktanzahl im vergangenen Jahr hängt Scope zufolge mit der ELTIF-2.0-Regulierung zusammen, das seit dem 10.01.2024 angewendet wird. Sie bringt eine Reihe von Erleichterungen sowohl für Anbieter als auch für den Vertrieb. Für weiteren Schwung hat das Inkrafttreten der technischen Regulierungsstandards am 26.10.2024 gesorgt. Sie legen Details der ELTIF-2.0-Verordnung fest, etwa zur Liquiditätssteuerung.

Die neuen Regeln ermöglichen ELTIFs, die als Evergreen-Struktur aufgelegt werden, unter bestimmten Bedingungen regelmäßig einen Ein- und Ausstieg von Anlegern. Evergreen-ELTIFs sind laut Scope ein wesentlicher Grund dafür, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Banken in konkreten Planungen zum Vertrieb von ELTIFs befinden als im Vorjahr. Zahlreiche Marktakteure sind den Ergebnissen der Studie zufolge zuversichtlich, dass die Zukunft von Privatmarktanlagen für breite Anlegerschichten dem ELTIF gehört. (mki)

 

Spar- und Investitionsunion der EU: Branchenverbände äußern sich

Die EU-Kommission hat ihre Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgestellt. Davon sollen in Zukunft europäische Sparer und Unternehmen profitieren. Der GDV und der AfW haben bereits Statements zu den Plänen abgegeben.

In Brüssel gibt es Pläne zur Vertiefung der Kapitalmärkte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – und zwar schon seit gut zehn Jahren, nämlich mit der sogenannten Kapitalmarktunion. Jetzt hat die EU-Kommission eine Art Nachfolgekonzept vorgestellt, die „Spar- und Investitionsunion“. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht darin die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürgern „einerseits eine größere Auswahl“ zu bieten, damit sie ihr Erspartes optimal nutzen können, und „gleichzeitig Investitionen in den ökologischen und digitalen Wandel, die Verteidigung und andere wichtige Wachstumssektoren“ voranzutreiben. Es würden alle gewinnen, wenn Erspartes möglichst produktiv eingesetzt wird und stetig Investitionen über integrierte EU-Kapitalmärkte fließen.

Neben der Förderung des Wohlstands der Bürger soll also gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der EU gesteigert werden. Laut dem September 2024 veröffentlichten Report des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU könnten sich die Investitionen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen bis 2030 auf zusätzliche 750 bis 800 Mrd. Euro belaufen.

Sparer sollen profitieren

Die EU verfüge über talentierte Arbeitskräfte, innovative Unternehmen und erhebliches Sparvermögen in Form von Bankeinlagen in Höhe von rund 10 Bio. Euro, heißt es in der Mitteilung der EU-Kommission. Bankeinlagen seien sicher und leicht zugänglich, würfen aber in der Regel weniger Rendite ab als Investitionen an den Kapitalmärkten. Die Spar- und Investitionsunion könne „zum Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, indem sie es ihnen ermöglicht, durch die Anlage ihres Sparvermögens an den Kapitalmärkten bessere Konditionen und Renditen zu erzielen.

Vier Arbeitsbereiche

Die Spar- und Investitionsunion umfasst vier Arbeitsbereiche:

  • Bürger und Sparvermögen: Privatkunden spielen mit ihren Sparvermögen bereits eine zentrale Rolle bei der Finanzierung der EU-Wirtschaft über Bankeinlagen. Sie sollten aber auch die Möglichkeit haben, einen größeren Teil ihres Ersparten, auch zur Altersvorsorge, in Kapitalmarktinstrumenten anzulegen, so die EU-Kommission.
  • Investitionen und Finanzierung: Um Investitionen in kritischen Sektoren anzuregen, plant die Kommission Initiativen, die die Verfügbarkeit von Kapital und den Zugang für alle Unternehmen, einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen, verbessern sollen.
  • Integration und Größe: Dieser Arbeitsbereich umfasst Bemühungen zur Beseitigung regulatorischer, aufsichtlicher oder politischer Hindernisse für grenzüberschreitende Transaktionen von Marktinfrastrukturen, Vermögensverwaltung und Mittelverteilung, damit Unternehmen in der gesamten EU effizient skalieren können.
  • Effiziente Aufsicht im Binnenmarkt: Die Kommission plant außerdem Maßnahmen, um sicherzustellen, dass alle Finanzmarktteilnehmer unabhängig von ihrem Standort in der EU von den Aufsichtsbehörden gleichbehandelt werden.
Das sagen GDV und AfW

Aus der Finanzbranche regten sich schnell einige Kommentare, so auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für diesen greifen die Pläne für die „Savings and Investment Union“ zu kurz und bleiben „deutlich“ hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Angesichts der enormen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen seien Milliardeninvestitionen in Wirtschaft, Infrastruktur und Sicherheit nötig.

„Als größter institutioneller Investor Deutschlands spielen die Versicherer eine Schlüsselrolle, um den Investitionsstau in Europa aufzulösen. Sie verwalten schon heute über 1,9 Bio. Euro, finanzieren Straßen, Energieversorgung, Unternehmen und öffentliche Haushalte. Nur, während die Branche bereitsteht, tritt Brüssel auf die Bremse. Die vorgestellten Maßnahmen wirken wie ein Geschenk mit schöner Schleife – doch wer es öffnet, findet wenig Inhalt. Die Kommission muss endlich aufwachen und größer denken, um den notwendigen Kapitalbedarf zu decken“, so der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer, Moritz Schumann.

Altersvorsorge als Chance zur Kapitalmobilisierung

Die Spar- und Investitionsunion laufe laut GDV Gefahr, das Potenzial der Altersvorsorge zur Entwicklung des EU-Kapitalmarktes zu verschenken. Aus Sicht der Versicherer sei ein gründlicher Review-Prozess des europäischen Altersvorsorgeprodukts überfällig. Es brauche eine echte Reform, die Kapital mobilisiert und Altersarmut wirksam bekämpft.

Steuervorteile könnten bei der Verbreitung europäischer Altersvorsorgeprodukte eine zentrale Rolle spielen. Das Problem hierbei sei, dass Steuererleichterungen auf europäischer Ebene kaum realisierbar seien. Der Verband spricht sich daher dafür aus, nationale Steueranreize besser in EU-Initiativen zu integrieren.

Vermittlerverband AfW fordert Gleichlauf von Regelungen zur Kleinanlegerstrategie

Und auch der Vermittlerverband AfW hat am Freitagnachmittag noch die Pläne zur Spar- und Investitionsunion kommentiert – auch vor dem Hintergrund der Trilog-Verhandlungen zur EU-Kleinanlegerstrategie (RIS). Die Initiative der Kommission, eine EU-weite Aufsicht über Kapitalmärkte zu etablieren, lasse nämlich Fragezeichen bei der Kleinanlegerstrategie nochmal größer werden. Bis Ende April will die Kommission konkrete Vorschläge unter anderem dazu vorlegen, wie die Regelungen zum Preis-Leistungs-Verhältnis (Value for Money) und den Berichtspflichten in der RIS besser ausgestaltet werden können.

AfW-Vorstand Frank Rottenbacher sieht dies als letzte Möglichkeit für die Kommission, die Kleinanlegerstrategie überhaupt noch über die Ziellinie zu bringen: „Wenn die Kommission es nicht schafft, hier einen echten Gleichlauf mit den übergeordneten Zielen der Spar- und Investitionsunion herzustellen, sollte das Projekt RIS ganz beerdigt werden. Niemandem – und schon gar nicht den Anlegern und Vermittlern – ist geholfen, wenn in fast planwirtschaftlicher Manier an Regulierungsprojekten festgehalten wird, die zu einer Zeit angeschoben wurden, als die Lage der Europäischen Union noch eine ganz andere war.“ (mki)

 

Depotbanken verwahren 5% mehr Geld als im Vorjahr

Die Depotbanken verwahrten am 31.12.2024 insgesamt knapp 3 Bio. Euro, was einem Anstieg von 5% im Vergleich zum Vorjahresende entspricht, meldet der Fondsverband BVI. Außerdem entfällt die Hälfte des Marktes auf die drei größten Anbieter.

Der Fondsverband BVI hat seine aktuelle Verwahrstellenstatistik veröffentlicht. Demnach verwahrten Depotbanken am 31.12.2024 2,904 Bio. Euro für in Deutschland aufgelegte Fonds. Das sind über 5% mehr als zum Ende des Vorjahres (2,749 Bio. Euro). Die Hälfte des verwahrten Vermögens (1,446 Bio. Euro) entfällt auf die drei größten Anbieter.

Die Statistik wird vom BVI in Zusammenarbeit mit dem Praxisforum Depotbanken erstellt und umfasst insgesamt 29 Verwahrstellen in Deutschland.

BNP Paribas an der Spitze

Die Liste führt BNP Paribas mit einem Vermögen von 694 Mrd. Euro an. BNP Paribas konnte das verwahrte Vermögen im Vergleich zu 2023 um rund 37 Mrd. Euro steigern. Es folgen die State Street Bank mit 382 Mrd. Euro und die DZ Bank mit 370 Mrd. Euro. Auf Platz 4 und 5 stehen HSBC und die DekaBank.

26 Verwahrstellen sind im Geschäft mit offenen Wertpapierfonds mit einem Vermögen von 2,543 Bio. Euro tätig. Neun Depotbanken verwahrten ein Nettovermögen von 308 Mrd. Euro für offene Immobilienfonds. Im Segment der geschlossenen Investmentfonds, die nach den Vorschriften des Kapitalanlagegesetzbuchs aufgelegt sind, betreuen elf Verwahrstellen ein Nettovermögen von 53 Mrd. Euro. (mki)