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25. April 2025
DWS öffnet ESG-Fonds für Investitionen in Rüstung
DWS öffnet ESG-Fonds für Investitionen in Rüstung

DWS öffnet ESG-Fonds für Investitionen in Rüstung

Laut mehrerer Medienberichte hebt die DWS Einschränkungen auf, aufgrund derer einige ihrer Fonds nicht in Rüstungsgüter investieren konnten. Stefan Hoops, CEO des Vermögensverwalters, gab dies in einem Interview bekannt.

An der Frage, ob die Rüstungsindustrie wirklich nachhaltig ist, scheiden sich spätestens seit der „Zeitenwende“, eingeläutet durch den Ukraine-Krieg und die darauf folgende Rede des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz, die Geister. Die einen sehen in Rüstung einen friedenstiftenden Nutzen, andere wiederum sind skeptisch, z. B. weil sich nicht einschätzen lässt, wo die Waffen tatsächlich eingesetzt werden.

Fakt ist aber: Der politische Trend geht auch in Deutschland in Richtung Aufrüstung zum Zwecke der Verteidigung. Das bringt einen gewissen Kapitalbedarf mit sich, der in Teilen auch schon stärker gedeckt wird. Rheinmetall bspw. konnte in den letzten Monaten einen starken Kursanstieg verbuchen. Und auch der auf europäische Rüstungsaktien fokussierte „WisdomTree Europe Defence“-ETF, der erst Anfang März aufgelegt wurde, hat laut der Plattform justETF bereits ein Fondsvolumen von knapp 1,2 Mrd. Euro erreicht.

Jetzt steigt auch der größte deutsche Vermögensverwalter, die DWS, weiter auf den Zug der Rüstungsinvestitionen auf, wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht, die sich auf ein Interview von Stefan Hoops, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit Bloomberg berufen. Die DWS will nun einige Restriktionen ihrer ESG-Fonds aufheben und diese somit für Investitionen in die Rüstungsbranche öffnen.

Neuausrichtung in Europa

Die Entscheidung sei Teil einer breiten Neuausrichtung der europäischen Investmentbranche, da Fondsmanager von Skandinavien bis Frankreich nach Möglichkeiten suchten, eine Industrie zu finanzieren, deren geopolitische Bedeutung angesichts von Kriegen und einer Verschlechterung der Beziehungen zu den USA zugenommen habe. Diese Neuausrichtung habe auch dazu beigetragen, dass die Anlagerenditen steigen konnten, erläutert u. a. das Handelsblatt.

Hoops zufolge hätten sich die Branchenregeln für Fonds, die sich selbst als ESG-Fonds vermarkten, geändert – auch aufgrund der finanziellen Performance des Rüstungssektors. Früher wurden Waffenhersteller aufgrund dieser Regelungen ausgeschlossen. Doch mehrere „Standardsetzer für die deutsche Vermögensverwaltungsbranche“ hätten sich Ende letzten Jahres darauf geeinigt, eine Regel zu ändern, die als ESG-Zielmarktkonzept bekannt ist, schreibt die DWS in einer weiteren Mitteilung an Bloomberg. 2021, als die ursprüngliche Regelung entworfen wurde, habe es noch keine Standards für nachhaltige Produkte in der EU gegeben. Die Änderung dieser Richtlinien gelte für ganz Deutschland und ermögliche es den Fondsmanagern, ESG-Fonds für Verteidigungsinvestitionen zu öffnen.

DWS überarbeitet Fondsregeln

In der Mitteilung gegenüber Bloomberg schildert die DWS, dass sie nun die Dokumentation der Fonds anpasse, die den „DWS Basic Exclusions-Filter“ anwenden. Bis 21.05.2025 soll die Änderung in Kraft treten. Es werde dann ein Schwellenwert abgeschafft, der Fonds daran hindert, Unternehmen zu halten, die mehr als 10% ihres Umsatzes aus dem Verteidigungsbereich erzielen. Außerdem können die Fonds dann Aktien von Unternehmen erwerben, die mit Atomwaffen in Verbindung stehen.

Aufgrund der Anpassungen stehen den DWS-Fonds dann 34 Mitglieder des MSCI World zur Verfügung, die zuvor Beschränkungen im Verteidigungsbereich unterlagen. Weiterhin ausgeschlossen sind im Rahmen der „Controversial Weapons Policy“ der DWS Streumunition und andere kontroverse Waffen.

Laut Hoops plane die DWS nicht, das gesamte durch diese Anpassungen freigesetzte Geld in die Rüstung zu stecken. Jedoch handle es sich bei den dann verfügbaren Mitteln um „Hunderte von Milliarden an Nominalwerten, die dann in die Verteidigung investiert werden können“.

DWS folgt auf AllianzGI

Anfang April hatte auch Allianz Global Investors, die Asset-Management-Tochter der Allianz, über einen Blogpost von Matt Christensen, Verantwortlicher für nachhaltige Investments bei AllianzGI, verkündet, dass die Politik für Rüstungsaktien angepasst werde. Die ESG-Fonds des Vermögensverwalters würden demnach für militärische Ausrüstung und Dienstleistungen geöffnet. Künftig dürfen die entsprechenden ESG-Fonds somit in Unternehmen investieren, die mehr als 10% ihres Umsatzes hierdurch erzielen, ähnlich also zur Regelung, die auch die DWS bislang anwandte.

Unternehmen, die im Bereich der Atomwaffen aktiv sind, vorausgesetzt, es handle sich um Geschäfte im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags, sind bei ESG-Fonds von AllianzGI nun ebenfalls erlaubt. Matt Christensen begründete die Entscheidung damit, dass Verteidigung heute mehr und mehr „als eine Notwendigkeit für sozioökonomische Entwicklung gesehen“ werde und die nun gestrichenen Ausschlusskriterien für die Aufnahme von Rüstungsunternehmen „besonders belastend“ gewesen seien. (mki)