In Ihrem Programm machen Sie Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit messbar. Wie funktioniert das?
SK Wie eben bereits angedeutet, haben wir Vereinbarkeit weiterentwickelt, deshalb sprechen wir auch nicht mehr von Familienfreundlichkeit, sondern von einer Familienbewusstheit. Das ist ein großer Unterschied. Und ja, die Messbarkeit ist mir als Betriebswirtin ein besonderes Anliegen. Wenn wir von der weiterzuentwickelnden Kultur sprechen, geht es natürlich um ein weiches Thema, aber das heißt nicht, dass es nicht messbar ist. Im vergangenen Jahr habe ich für den Public Sector die sogenannte „Family Culture Ladder“ entwickelt und bereits erfolgreich eingesetzt. Sie basiert auf insgesamt sechs Dimensionen, die die Grundlage für die Definition der Prozessziele sowie für die Messbarkeit der Kulturentwicklung sind. Dieses Framework haben wir nun gemeinsam auf die Versicherungsbranche übertragen und zudem eine eigene Analyseplattform aufgebaut, um so im Zeitverlauf Kulturveränderungen in Unternehmen messbar zu machen.
Welche Chancen bieten sich Arbeitgebern durch solch ein Programm?
UG Der Aufbau der Family & Social FIT Culture erfordert eine Kompetenzerweiterung in den jeweiligen Führungsteams der Fach- und HR-Bereiche und hat Impact auf die gesamte Mitarbeiter*innen-Journey – vom Recruiting über das Re-Boarding bis zum Off-Boarding. In unseren Workshops wird den Beteiligten bewusst, dass es nicht darum geht, eine Fülle von Benefits einzuführen. Ebenfalls geht es nicht um die bloße Erfüllung von Berichtspflichten. Es geht um Vereinbarkeit 2.0, die über die Wettbewerbsfähigkeit entscheidet und erheblichen Einfluss auf das Business Continuity Management der Unternehmen hat.
SK Vor allem ist es enorm wichtig, nicht nur das WARUM – sprich den Erkenntnisgewinn – zu bieten, sondern auch das WIE. Es ist nicht der erhobene Zeigefinger, den die Gesellschaften brauchen, sondern direkte Hilfen und Lösungen für die Umsetzung.
Gibt es denn schon erste Erfahrungsberichte?
SK Ja, wir freuen uns schon auf das in Kürze erscheinende E-Book. Hier geben wir Einblicke in unsere Kunden-Workshops und lassen Teilnehmer*innen unterschiedlicher Gesellschaften zu Wort kommen.
Die Versicherungsbranche ruft schon länger nach mehr Frauen in Vorständen. Wie ist hier Ihrer Meinung nach der aktuelle Stand und welche Schritte müssen noch gegangen werden?
UG Wunsch und Wirklichkeit liegen weiterhin auseinander. Auf C-Level- und F1-Ebene besteht noch viel Handlungsbedarf, ganz besonders in den Vertriebsressorts. Veranstaltungen wie der Female Insurance Summit sind wichtig, damit Role Models unterschiedlicher Gesellschaften den hochqualifizierten Frauen Mut machen, Vorstandspositionen einzunehmen. Selbst in dieser Zielgruppe existiert häufig noch eine Hemmschwelle, den nächsten Karriereschritt zu gehen.
Warum sollten sich auch Versicherungsmakler dieser Themen mehr annehmen und was gewinnen sie dadurch?
UG Im Bereich der Maklerorganisationen finden gerade viele Post-Merger-Integrationsprozesse statt. Studien zeigen, dass durch diverse Teams auf allen Führungsebenen unterschiedliche Sichtweisen und neue Perspektiven entstehen und die Kraft und Innovationsfähigkeit der Organisationen erhöht. Im immer anstrengender werdenden disruptiven Umfeld sowie im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter*innen kann die Branche mehr Frauen gebrauchen. Also auch auf C-Level gilt hier: Must win: Frauen!
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2024 und in unserem ePaper.
Bilder, Grafik: © Ute Geishauser, Sabrina Kraft
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