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19. Juni 2024
Ist das 2%-Ziel bei der Inflation noch zeitgemäß?

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Ist das 2%-Ziel bei der Inflation noch zeitgemäß?

Allzweckwaffe 4%?

Das Problem an einer langfristigen Inflation von unter oder um die 2% sei, dass die Zentralbanken damit nur einen relativ geringen Spielraum in Rezessionsphasen hätten. Denn Zinssenkungen, die grundsätzlich dazu dienen, die Wirtschaft anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu senken, könnten zugleich die Geldentwertung befeuern. Läge das Inflationsziel nun statt bei 2% bei 4%, könnten die Währungshüter stärker gegensteuern, ohne an eine Zinsuntergrenze zu stoßen, die die Inflation zu sehr anheizt. Noch dazu, so die Befürworter höherer Geldentwertung, würde eine stetig erhöhte Inflation für mehr Investitionen sorgen, wie sie in Anbetracht des Klimawandels notwendig seien. Und nicht zuletzt würde sich die Schuldenlast der Staaten durch höhere Inflation schneller verringern.

Zugleich aber genieße Roemheld zufolge das 2%-Ziel Legendenstatus – und werde immer wieder beschworen, wenngleich auch in manchen weicheren Varianten zwischen „rund um“, „bis zu“ oder „im Durchschnitt“. Die Gefahr dabei: Würden Zentralbanken plötzlich vom Inflationsziel abrücken, könnte allein dies die Märkte verunsichern und die Inflation verstärken. In diesem Fall würden auch die Risikoprämien am Kapitalmarkt ansteigen, was wiederum die Kreditzinsen erhöhen und somit zu einer höheren Inflation führen würde. Zuletzt verteidigte beispielsweise der Präsident der Fed, John Williams, die explizite Festlegung auf das 2%-Ziel. Ein klares Ziel sei notwendig, um den Preisauftrieb überhaupt erfolgreich bekämpfen zu können.

Fazit

Die Fed stehe in der aktuellen Situation geschlossen hinter ihrem 2%-Ziel, erläutert Roemheld – was auch plausibel sei. Denn die Preise in den USA sinken nur langsam, die Inflation hält sich hartnäckiger als erwartet. In diesem Umfeld eine Diskussion über das Inflationsziel zuzulassen, käme dem Geständnis gleich, dass die Zentralbank nicht mehr Herrin der Lage wäre. Bevor die Währungshüter die Preise also nicht vollständig kontrollieren, findet Roemheld es klüger, die Zielmarke nicht in Frage zu stellen. Sind die Preise wieder unten, lasse sich über vieles reden – auch über neue Inflationsziele in Zeiten des Investitionsstaus. (mki)

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