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4. Mai 2024
Exklusiv: Sustainable-Finance-Experte Christian Klein im Interview

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Exklusiv: Sustainable-Finance-Experte Christian Klein im Interview

Exklusiv: Sustainable-Finance-Experte Christian Klein im Interview

Es bestehen ja schon Unsicherheiten darüber, inwiefern sich nachhaltige Anlagestrategien für den Kleinanleger finanziell auszahlen. Welche Ergebnisse liefert die Wissenschaft?

Unterschiedliche. Es gibt ältere Metastudien, die gezeigt haben, dass in der Vergangenheit nachhaltige Geldanlagen im Mittel mindestens genauso gut performt haben wie konventionelle. Hier muss man allerdings vorsichtig sein: Erstens dürfte sich das in den letzten zwei Jahren aus den genannten Gründen deutlich geändert haben. Zweitens müssen wir endlich differenzieren, um welche Art von „nachhaltiger Geldanlage“ es sich überhaupt handelt.

Was meinen Sie damit?

Aus meiner Sicht laufen unter der Überschrift „Nachhaltige Geldanlage“ zwei Denkansätze bei der Investition, die beide richtig und wichtig sind – aber eben völlig unterschiedlich. Erster Ansatz: Ich berücksichtige bei der Investition sogenannte Nachhaltigkeitsrisiken. Ich überlege also, was beispielsweise das Pariser Klimaschutzabkommen für Folgen für die Unternehmen hat. Und investiere dann nicht in Öl und Kohle, sondern in Windkraft. Aber auch in Amazon, Meta, Alphabet und Microsoft, da diese Unternehmen nicht wirklich von dem Klimaabkommen betroffen sind. So gehen die meisten „nachhaltigen“ Fonds vor. In diesem Fall wetten Sie auf eine Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens, nicht mehr und nicht weniger. Diese Wette hat sich vor dem Ukraine-Krieg offensichtlich ausgezahlt.

Und was ist der zweite Ansatz?

Hier habe ich den Anspruch, dass meine Investition einen Beitrag dazu leistet, dass unsere Welt ein besserer Ort wird. Dass also beispielsweise weniger CO2 in die Luft gelangt, bedingt durch meine Investition. Wir sprechen von „Impact“. Ein inflationär verwendeter Begriff, obwohl es dann sehr schnell sehr komplex wird, wenn man sich in diesen Bereich hineindenkt.

Wie beurteilen Sie überhaupt die Auswahlmöglich­keiten im Markt für nachhaltige Finanzprodukte? Ist für jedes Anlegerinteresse etwas dabei?

Aus Sicht der Anleger eigentlich ja. Wir haben ja inzwischen alles, vom dunkelgrünen Impactfonds bis zum hellgrünen Girokonto. Aus Sicht der Anbieter, die der Regulierung unterworfen sind, bräuchten wir mehr Produkte, die sich an der EU-Taxonomie – ein Regelwerk, das EU-weit festlegt, was als ökologisch nachhal­tige wirtschaftliche Aktivität gilt – orientieren.

Welche Trends sehen Sie in der nahen Zukunft im Bereich nachhaltiger Geldanlagen?

Drei Dinge: Erstens wird die Differenzierung zwischen Produkten, die Nachhaltigkeitsrisiken beachten, und Produkten, die versuchen, eine Wirkung zu erzeugen, deutlicher werden. Als Folge wird zweitens die Diskussion um „Impact“ zunehmen und wir werden hier völlig neue Innovationen sehen. Aber gleichzeitig wird sich drittens der Fokus ändern: Statt nur „nachhaltige“ Unternehmen zu finanzieren, wird es immer mehr darum gehen, großen Unternehmen die Transformation zu ermöglichen. Konkret: Wir erkennen gerade, dass die Auswirkungen viel größer sind, wenn wir zum Beispiel einem Zementhersteller dabei helfen, seine Produktionstechnik CO2-neutral zu bekommen, als wenn wir einen Windradhersteller mit Geld zuschütten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Prof. Dr. Christian Klein bzw. LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

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Ein Interview mit
Prof. Dr. Christian Klein