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10. April 2023
ETFs und Provision: Beratung in Zeiten des passiven Anlegens

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ETFs und Provision: Beratung in Zeiten des passiven Anlegens

ETFs und Provision: Beratung in Zeiten des passiven Anlegens

Sie haben sich kürzlich klar für ein Provisionsverbot in der Anlageberatung ausgesprochen. Warum?

Also vorweg: Anleger brauchen eine gute Beratung. Sie haben, um den optimalen Anlageerfolg zu erreichen, oft nicht das notwendige Verständnis von den Märkten, und gerade daher ist eine Anlageberatung sehr wichtig. Wir wollen Berater aktiv begleiten und auch coachen, gerade im Hinblick auf potenzielle Interessenkonflikte. Ein Provisionsverbot würde mehr Transparenz schaffen, sodass der Kunde weiß, wofür und wie viel er zahlt, und gleichzeitig den Anreiz auf Interessen­konflikte minimieren. Die MiFID-II-Maßnahmen waren ein guter Start, jedoch besteht hier weiterer Bedarf nach mehr Transparenz. Wir wollen Beratern dabei helfen, sich auf Änderungen vorzubereiten, und aktiv dabei unterstützen, diese umzusetzen, zum Beispiel durch spezifische Module in unserer „360 Beraterakademie“. In den USA erkannten Berater schon vor Jahren, ohne jegliche Regulierung, dass die ganzheitliche Beratung der Weg nach vorne ist.

Sie haben kürzlich mit Vanguard Invest Direkt einen eigenen Online-Broker gestartet. Geht mit diesem nun eine Abkehr vom Vermittlergeschäft einher?

Nein, das wird so weitergeführt werden. Wir haben insgesamt ein großes Ziel, und das ist, mehr Deutsche an die Kapitalmärkte zu bringen. Viele Menschen wollen weiter mit Menschen arbeiten und die persönliche Beratung ist auch für uns ganz, ganz wichtig. Aber der digitale Weg bildet natürlich auch, gerade in einer sich stetig verändernden Welt, einen Zugang an den Markt, der sehr sinnvoll sein kann. Und über diese beiden Wege wollen wir schlichtweg dem Endanleger die beste Chance auf Anlageerfolg bieten.

Bei dem Broker wird gelegentlich kritisiert, dass nur knapp 90 ETFs und Fonds, alle aus dem eigenen Haus angeboten werden. Bei anderen Brokern gibt es über 1.000 Produkte. An wen wendet sich das Angebot?

Es kommt darauf an, was man als Anleger möchte. Wir versuchen, dem Kunden ein übersichtliches, simples und mit guten Produkten bestücktes Angebot mitzugeben – wo der Endanleger weiß, wer hinter dem Produkt steht und sich mit uns als Anbieter und unserer Produktphilosophie auseinandersetzt. Das sind die, die wir mit Vanguard Invest Direkt ansprechen wollen.

Wie wird sich der ETF-Markt mittel- und langfristig weiterentwickeln?

Das passive Investieren wird weiterhin an Marktanteil gewinnen. Das sehen wir schon deutlich in den USA, in Deutschland ist es noch geringer. Da werden wir einen weiteren Trend der passiven Marktanteile nach oben sehen. Das liegt daran, dass nach Kosten viele aktive Ansätze es nicht schaffen, die Benchmark zu schlagen. Passive Ansätze sind dagegen transparent und kostengünstig und werden dementsprechend viele weitere Anleger anlocken.

Wie wird Vanguard diese Zukunft bestreiten? Und welche Position werden dabei Finanzberater einnehmen?

Wir wollen diese Bewegung zu mehr passivem Investieren begleiten und dabei Finanzberatern helfen, dem Endanleger weiterhin eine gute Beratung zu bieten, indem er unsere Produkte gut vermitteln und sich damit auf die erwähnte ganzheitliche Beratung fokussieren kann. So können wir und die Berater dazu beitragen, dass der Endanleger die beste Chance auf Anlageerfolg hat. Wenn wir es schaffen, dass Kunden einen Partner für ihren langfristigen Vermögensaufbau finden, dem sie vertrauen, dann sind wir auf einem guten Weg. Und da müssen wir alle an einem Strang ziehen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2023, S. 56 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Vanguard

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Ein Interview mit
Sebastian Külps