Nachteile von aktiven ETFs: Transparenz, fehlende Kapazitätsbeschränkungen, Liquidität
Mit „Echtzeit-Transparenz“ nehmen aktive Manager in Kauf, dass die Ergebnisse ihres proprietären Research, und damit ihr geistiges Eigentum, sofort für jedermann zugänglich sind. Sie könnten sich sogar dem „Frontrunning“ aussetzen, indem das Wissen über ihre Positionierung von anderen Marktteilnehmern ausgenutzt wird. Das kann insbesondere in engen Märkten und für Aktienfonds ein Risiko sein. In den USA scheinen aktive ETF-Anbieter diese Bedenken allerdings beiseitegeschoben zu haben. Die meisten haben sich für eine vollständige Transparenz bei ihren aktiven ETFs entschieden.
Aktive Manager, die den Einsatz von ETFs in Erwägung ziehen, verlieren zudem eine wichtige Kontrollmöglichkeit. ETFs können auf dem Primärmarkt Ausgabe-/Rücknahmegebühren erheben. Sie können jedoch keine Markteintrittsbarrieren auf dem Sekundärmarkt errichten, auf dem der Großteil des Handels stattfindet. Damit besteht die Gefahr, dass einzelne Produkte zu groß werden. Auch wenn Anbieter die Vermarktung drosseln können, wenn sich ein Produkt seiner Kapazitätsgrenze nähert, haben sie keine direkte Möglichkeit, eine Aufblähung des verwalteten Vermögens zu verhindern, was insbesondere in weniger liquiden Marktsegmenten eine Gefahr darstellt.
Daran anknüpfend erfordert die Einführung eines aktiven ETFs eine sorgfältige Bewertung der Liquiditätsbeschränkungen der zugrunde liegenden Werte, denn diese könnten die Handelbarkeit des ETFs an der Börse beeinträchtigen und zu großen Geld-Brief-Spannen führen, was die Gesamtkosten für den Kauf und Besitz des ETFs erhöhen würde. Zwar könnten Manager auf Liquiditätsprobleme reagieren, indem sie die Anzahl der Titel erhöhen, auf Werte mit höherer Marktkapitalisierung ausweichen oder das aktive Risiko reduzieren. Dies ist jedoch nicht im Interesse der Anleger eines ETFs, da es zu einer Verwässerung des Produkts führt. Daher sind aktive ETFs vor allem für sehr skalierbare Strategien geeignet, die in Instrumente mit hoher Liquidität investieren.
Produktangebot – moderat aktiv
Anleger assoziieren ETFs normalerweise mit niedrigen Kosten. Das bedeutet, dass aktive Manager bei ETFs die Gebühren gering halten müssen. Aus diesen Gründen haben sich europäische Anbieter meist auf indexnahe Strategien mit einem eingeschränkten Outperformancepotenzial konzentriert. So sind praktisch keine konzentrierten, hochaktiven Strategien in einem ETF-Format verfügbar – anders als in den USA –, wobei sich dies in den letzten zwei Jahren durch die Lancierung von (teureren) Nischenprodukten wie z. B. themenorientierten aktiven ETFs langsam ändert.
Davon abgesehen sind aber viele aktive ETFs als Basisinvestments konzipiert und haben neben diskretionären auch regelbasierte Elemente. Viele Produkteinführungen gab es im Bereich des nachhaltigen Investierens. Zusammen genommen skizzieren all diese Faktoren das typische Profil des aktiven ETFs: Günstig, liquide, skalierbar, transparent, nachhaltig und benchmarkorientiert.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2025 und in unserem ePaper.
Grafik: © Morningstar Direct, Daten vom 30.09.2024
Seite 1 Aktive ETFs – Heilsbringer, aber kein Allheilmittel?
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