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US-Bürger sparen weniger – haben am Ende aber mehr

Eine Studie vom Flossbach von Storch Research Institute hat die Erfolge von Sparern in den USA und in Deutschland untersucht – das Ergebnis ist nicht gerade berauschend. Obwohl die Deutschen absolut betrachtet mehr Geld zurücklegen, erwirtschaften die US-Sparer nach hinten ein größeres Vermögen.

„Im Sparen sind wir Deutschen immer noch Weltspitze“, so eröffnet Sven Ebert, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute, seine Untersuchung „Sparen in Deutschland und den USA – ein Vergleich“. Doch wie Ebert selbst in seinem Blogbeitrag zur Analyse darlegt, stimmt das nur auf dem Papier, denn so ganz siegreich steht der gemeine deutsche Sparer gegen den US-Sparer, betrachtet am erwirtschafteten Vermögen, nicht dar. Und das, obwohl die Sparrate beim Deutschen deutlich höher ist. Der legt nämlich laut Eberts Untersuchung, die sich hier auf Daten von Statista aus 2019 bezieht, 11% seines verfügbaren Einkommens zurück, der US-Amerikaner nur 6% (laut Statistischem Bundesamt waren es 2022 sogar nur 3,7%).

Mehr Sparen = mehr Vermögen? Von wegen…

Leider jedoch, so Ebert, machen wir zu wenig aus unserer Spartugend: Der deutsche Rentner ist ärmer als sein amerikanischer Altersgenosse. Das verfügbare Einkommen von Menschen über 65 Jahren liegt in Deutschland unter 90% des durchschnittlich verfügbaren Einkommens der Gesamtbevölkerung. In den USA beträgt dieser Wert fast 95%. Dazu leben in Deutschland nur knapp 60% der Rentner in einer eigenen Immobilie. In den USA sind es fast 80%.

Wer mehr spart, am Ende aber weniger Vermögen besitzt, legt offenbar mit geringerer Verzinsung an. Die hierfür entscheidende Nettorendite ergibt sich aus drei Komponenten: Den Wertsteigerungen der Kapitalanlagen, den Steuern und den Gebühren. Die letzten beiden werden von den Wertsteigerungen abgezogen, versteht sich.

Sparen über 401(k) in USA

Wo sind also die Unterschiede? Warum bekommt der US-Bürger am Ende „mehr raus“, als der so sparbedachte Deutsche? Ein wesentlicher Grund ist für Ebert die unterschiedliche Handhabung der betrieblichen Altersvorsorge in den beiden Nationen.

Eine dominierende Form der bAV in den USA ist der sog. 401(k)-Plan. Dabei handelt es sich um einen Sparplan, in dem der Angestellte die Chancen und Risiken seiner Kapitalanlage selbst trägt. Der Arbeitgeber gibt lediglich einen Zuschuss zu den Sparraten. 76% aller amerikanischen Angestellten besitzen Zugang zu einem 401(k)-Plan. Fast 79% davon sparen im Rahmen des Plans fürs Alter, so Ebert. Somit nutzen sechs von zehn amerikanischen Beschäftigten die betriebliche Altersversorgung mit einem 401(k)-Plan.

Im Aggregat zeichnen sich die Pläne durch solide Aktienquoten aus: Über 70% der Sparer haben mindestens 7 von 10 US-Dollar in Aktien investiert. Bei den Unter-40-Jährigen sind es laut Ebert sogar mehr als 90%. Die Folge davon: Das durchschnittliche 401(k)-Konto legte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 14% auf 118.600 US-Dollar zu und die Zahl der 401(k)-Millionäre stieg um 11,5%.

Laut Ebert überzeugt Sparen mit 401(k) in allen drei Bestandteilen der Nettorendite: Die Wertsteigerungen der Kapitalanlagen – auch Bruttorendite genannt – ist durch die hohen Aktienquoten auskömmlich für einen echten Vermögensaufbau, bei durchschnittlich zwischen 5 und 8%. Auch gebe es durch nachgelagerte Besteuerung einen Steuervorteil im Alter. Außerdem sei der regulatorische Rahmen übersichtlich, wodurch das Angebot für die Arbeitnehmer transparent und nachvollziehbar sei.

bAV in Deutschland eine „Dschungelexpedition“

Die betriebliche Altersversorgung in den USA gleiche Ebert zufolge einem gut ausgebauten Highway, während die in Deutschland eher einer Dschungelexpedition gleiche. Denn der Unternehmer müsse sich auf der Suche nach guten Lösungen für seine Arbeitnehmer durch ein Dickicht an Verordnungen kämpfen. Derartige Verordnungen, sprich die damit verbundene Regulatorik, würden zusätzlich auch die Kosten antreiben: Zum einen werde die Verwaltung der Assets aufwendig, zum anderen entstünden Eintrittsbarrieren für neue Anbieter, wodurch der Wettbewerb eingeschränkt sei.

Ein weiteres Problem sei das „Steuerdickicht. Beiträge bis zu einer Grenze von 3.624 Euro pro Jahr sind von Sozialversicherungsbeiträgen befreit. Der doppelte Betrag ist von der Einkommensteuer ausgenommen. Im Alter sind die Auszahlungen aus einer Betriebsrente dann als Einkommen zu versteuern und Sozialabgaben zu entrichten. Daher werden oberhalb der Freibeträge mitunter zweimal Steuern und Abgaben fällig – eine sogenannte Doppelverbeitragung. Dagegen sind Einzahlungen in Direktzusagen unbegrenzt steuerfrei und für die Krankenversicherungsbeiträge gibt es in der Auszahlungsphase mittlerweile einen Freibetrag. Beiträge zur Pflegeversicherung sind hingegen in voller Höhe zu entrichten. Kapitalertragssteuer fällt grundsätzlich nicht an.

Bei der bAV in Deutschland gibt es also steuerliche Konditionen, die sich zwar mit etwas Abstand betrachtet denen des 401(k)-Plans in den USA ähneln, aber nicht so vorteilhaft für den Arbeitnehmer seien. Die Freibeträge belaufen sich nur auf 15 bzw. 30% des US-Niveaus. Ausnahmen versuchen dies auszugleichen. Ein grundsätzlicher regulatorischer Vorteil der deutschen bAV hinsichtlich Steuern und Sozialabgaben entstehe so aber nicht, sagt Ebert. (mki)

Bild: © MasterSergeant – stock.adobe.com

 

Exklusiv: Sustainable-Finance-Experte Christian Klein im Interview

Nachhaltige Geldanlagen sind eine entscheidende Einflusskomponente für die Nachhaltigkeitstransformation. Doch welche Hemmnisse halten Kleinanleger von einem Investment ab? Und zahlen sich nachhaltige Anlagestrategien finanziell aus? Prof. Dr. Christian Klein, Sustainable-Finance-Experte und bekannt aus FAZ und Tagesschau, erläutert die Zusammenhänge.

Interview mit Prof. Dr. Christian Klein, Fachgebietsleiter Nachhaltige Finanzwirtschaft an der Universität Kassel sowie Mitglied der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance
Herr Klein, welche Herausforderungen sehen Sie für nachhaltige Geldanlagen im aktuellen Marktumfeld?

Mein Eindruck ist, dass nach einer ersten Euphorie eine gewisse Ernüchterung eingetreten ist. Sozusagen der Kater nach der Party. Ich sehe zwei Gründe hierfür: Erstens wird die Regulierung in diesem Zusammenhang von vielen als zu umfangreich empfunden. Zweitens hat sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine vieles verschoben: In den letzten zwei Jahren waren große Renditen vor allem mit Öl, Gas und Rüstung möglich, und diese Themen sind in den meisten nachhaltigen Geldanlagen nicht enthalten. Zudem scheinen viele zu denken, dass wir jetzt andere Probleme haben und dass dieses Nachhaltigkeitsdings keine so hohe Priorität mehr hat. Das ist natürlich eine schlimme Schlussfolgerung, wenn man bedenkt, dass dem Klimawandel ziemlich egal ist, was wir gerade sonst noch so für Probleme haben.

Man gewinnt den Eindruck, dass nachhaltige Geldanlagen bei Kleinanlegern in letzter Zeit an Stellenwert verloren haben. Teilen Sie diese Einschätzung?

Jein. Wir haben ja seit dem 02.08.2022 die verpflichtende Nachhaltigkeitspräferenzabfrage bei der Kundenberatung. Die Berater und Beraterinnen müssen also fragen, ob der Kunde bei seiner Investition Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen will. Aus unserer Forschung wissen wir, dass anscheinend diese Frage meistens mit „nein“ beantwortet wird. Das ist erstaunlich, denn wir wissen aus unseren Umfragen auch, dass die meisten Deutschen nach wie vor Nachhaltigkeit als sehr wichtig erachten und sich auch bei der Geldanlage wünschen, dass darauf eingegangen wird.

Woran liegt das?

Wahrscheinlich daran, dass der zweite Schritt, der auf ein „ja“ folgen würde, einfach zu komplex ist. Die Beratung zu nachhaltigen Anlageprodukten, die die Regulierung vorschreibt und definiert, scheint sowohl Kunden als auch Beratern zu umständlich zu sein.

Abgesehen vom allgemeinen Marktumfeld: Welche konkreten Hemmnisse halten Kleinanleger denn von einem Investment in eine grüne Kapitalanlage ab?

Ein Hauptgrund ist immer noch das fehlende Wissen. Immer noch erstaunlich viele Kleinanleger wissen gar nicht, dass es so etwas wie nachhaltige Geldanlagen überhaupt gibt. In einer Umfrage, die wir gerade durchgeführt haben, wusste über die Hälfte der Befragten nicht, was der Begriff „ESG“ bedeutet. Dann kam als nächste Nennung „Environmental and Sustainable Goals“ ...

Und wie können Intermediäre wie Vermittler hier für eine Verbesserung sorgen?

Indem sie Aufklärung betreiben. Viele machen das ja schon sehr gut.

Wie unterscheidet sich denn das Anlageverhalten nachhaltiger Kleinanleger von traditionellen Investoren, insbesondere in Bezug auf Risikobereitschaft und Renditeerwartungen?

Es gibt Studien, die Hinweise finden, dass Investoren, die auf Nachhaltigkeit achten, eher langfristig orientiert sind und deswegen auch ihre Geldanlage nicht wieder sofort verkaufen, wenn es einmal nicht so gut läuft. Bei der Renditeerwartung sehen wir auch, dass es durchaus Anleger gibt, die bereit wären, auf etwas Rendite zu verzichten, wenn sie dafür eine ökologische oder soziale Rendite sehen würden.

Es bestehen ja schon Unsicherheiten darüber, inwiefern sich nachhaltige Anlagestrategien für den Kleinanleger finanziell auszahlen. Welche Ergebnisse liefert die Wissenschaft?

Unterschiedliche. Es gibt ältere Metastudien, die gezeigt haben, dass in der Vergangenheit nachhaltige Geldanlagen im Mittel mindestens genauso gut performt haben wie konventionelle. Hier muss man allerdings vorsichtig sein: Erstens dürfte sich das in den letzten zwei Jahren aus den genannten Gründen deutlich geändert haben. Zweitens müssen wir endlich differenzieren, um welche Art von „nachhaltiger Geldanlage“ es sich überhaupt handelt.

Was meinen Sie damit?

Aus meiner Sicht laufen unter der Überschrift „Nachhaltige Geldanlage“ zwei Denkansätze bei der Investition, die beide richtig und wichtig sind – aber eben völlig unterschiedlich. Erster Ansatz: Ich berücksichtige bei der Investition sogenannte Nachhaltigkeitsrisiken. Ich überlege also, was beispielsweise das Pariser Klimaschutzabkommen für Folgen für die Unternehmen hat. Und investiere dann nicht in Öl und Kohle, sondern in Windkraft. Aber auch in Amazon, Meta, Alphabet und Microsoft, da diese Unternehmen nicht wirklich von dem Klimaabkommen betroffen sind. So gehen die meisten „nachhaltigen“ Fonds vor. In diesem Fall wetten Sie auf eine Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens, nicht mehr und nicht weniger. Diese Wette hat sich vor dem Ukraine-Krieg offensichtlich ausgezahlt.

Und was ist der zweite Ansatz?

Hier habe ich den Anspruch, dass meine Investition einen Beitrag dazu leistet, dass unsere Welt ein besserer Ort wird. Dass also beispielsweise weniger CO2 in die Luft gelangt, bedingt durch meine Investition. Wir sprechen von „Impact“. Ein inflationär verwendeter Begriff, obwohl es dann sehr schnell sehr komplex wird, wenn man sich in diesen Bereich hineindenkt.

Wie beurteilen Sie überhaupt die Auswahlmöglich­keiten im Markt für nachhaltige Finanzprodukte? Ist für jedes Anlegerinteresse etwas dabei?

Aus Sicht der Anleger eigentlich ja. Wir haben ja inzwischen alles, vom dunkelgrünen Impactfonds bis zum hellgrünen Girokonto. Aus Sicht der Anbieter, die der Regulierung unterworfen sind, bräuchten wir mehr Produkte, die sich an der EU-Taxonomie – ein Regelwerk, das EU-weit festlegt, was als ökologisch nachhal­tige wirtschaftliche Aktivität gilt – orientieren.

Welche Trends sehen Sie in der nahen Zukunft im Bereich nachhaltiger Geldanlagen?

Drei Dinge: Erstens wird die Differenzierung zwischen Produkten, die Nachhaltigkeitsrisiken beachten, und Produkten, die versuchen, eine Wirkung zu erzeugen, deutlicher werden. Als Folge wird zweitens die Diskussion um „Impact“ zunehmen und wir werden hier völlig neue Innovationen sehen. Aber gleichzeitig wird sich drittens der Fokus ändern: Statt nur „nachhaltige“ Unternehmen zu finanzieren, wird es immer mehr darum gehen, großen Unternehmen die Transformation zu ermöglichen. Konkret: Wir erkennen gerade, dass die Auswirkungen viel größer sind, wenn wir zum Beispiel einem Zementhersteller dabei helfen, seine Produktionstechnik CO2-neutral zu bekommen, als wenn wir einen Windradhersteller mit Geld zuschütten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Prof. Dr. Christian Klein bzw. LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Prof. Dr. Christian Klein

Franklin Templeton legt ETF mit „katholischen Grundsätzen“ auf

Der Asset-Manager Franklin Templeton hat einen Artikel-8-ETF mit Investments in Unternehmen aufgesetzt, die nicht nur über sehr gute ESG-Kennzahlen verfügen, sondern auch „den katholischen Grundsätzen entsprechen“. Grundlage ist der MSCI World Catholic Principles.

Der „Franklin MSCI World Catholic Principles ETF“ ist ein neuer ETF aus dem Hause Franklin Templeton, der Ende April für europäische Investoren aufgesetzt wurde. Das Anlageziel dieses neuen globalen Aktienindex-ETF besteht darin, ein Engagement in Aktien von Unternehmen mit großer und mittlerer Marktkapitalisierung zu bieten, die als umwelt- und sozialverträglich gelten, und zwar in entwickelten Marktländern.

Catholic-Principles-ETF von Franklin Templeton

Der ETF ist als Artikel-8-ETF klassifiziert und bildet die Wertentwicklung des MSCI World Select Catholic Principles ESG Universal and Low Carbon Index ab. Der Index konzentriert sich auf Unternehmen mit einem geringeren Kohlenstoffanteil und höheren Umwelt-, Sozial- und Governance-Ratings (ESG). Die im Index enthaltenen Unternehmen müssen mindestens ein „BB“-ESG-Rating von MSCI ESG Ratings aufweisen. Der Index schließt Unternehmen aus, die in umstrittene Geschäfte involviert sind wie z. B. zivile Schusswaffen, Atomwaffen sowie umstrittene und konventionelle Waffen.

Investitionen in Unternehmen, die in Glücksspiel, Tabak und Kraftwerkskohle involviert sind, sind erheblich eingeschränkt und basieren auf den Einnahmen, die aus diesen Aktivitäten erzielt werden. Um den katholischen Werten gerecht zu werden, enthält der Index außerdem zusätzliche Ausschlüsse: Abtreibung und Verhütungsmittel, Tierversuche und Stammzellenforschung. Daraus ergibt sich ein aktuelles MSCI ESG-Rating von AA, das die Stärke des Nachhaltigkeitsprofils unterstreicht, so heißt es in der Mitteilung von Franklin Templeton. Über 65% der Aktien im Portfolio erreichen demnach derzeit ein MSCI ESG-Rating zwischen A und AAA.

Der Franklin MSCI World Catholic Principles UCITS ETF ist laut Unternehmensmitteilung das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen Franklin Templeton, MSCI und dem Ethik-Berater Nummus.Info. Er wird gemanagt von Dina Ting, Head of Global Index Portfolio Management, und Lorenzo Crosato, ETF-Portfoliomanager bei Franklin Templeton. Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0,27%. (mki)

Bild: © thanasak – stock.adobe.com

 

Mehrheit der Anleger hält Private Equity für zukunftsfähig

Die Anlageklasse Private Equity dürfte in den nächsten Jahren mehr Zuspruch erfahren. Das lässt sich aus dem „Marktcheck“ des Asset-Managers Wealthcap schließen, der unter mehr als 500 vermögenden Privatinvestoren durchgeführt wurde.

Der Real-Asset- und Investmentmanager Wealthcap hat zum siebten Mal seine Research-Serie „Marktcheck“ veröffentlicht. Darin geht es diesmal um Investments in Private Equity und wie bedeutsam diese in Krisenzeiten sind. Wie die Befragung unter mehr als 500 vermögenden Privatinvestoren, die bereits in Private Equity investiert haben, zeigt, werden Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen trotz eines kontroversen Meinungsbildes grundsätzlich weiterhin positiv eingeschätzt.

Umfrage zu Private Equity

Laut der Mitteilung Wealthcaps zur Umfrage gaben vier von fünf Befragten (79%) an, dass sie Private-Equity-Investments für zukunftsfähig halten, was einem leichten Anstieg gegenüber der Erstbefragung aus 2021 (78%) entspricht. Bei der Antwortoption „eher zukunftsfähig“ gab es ein Wachstum von 24%, während sich die Zustimmung für „sehr zukunftsfähig“ um 23% verringerte. Obwohl die entschiedene Festlegung einiger Investoren einer vorsichtigeren Zustimmung gewichen ist, nimmt eine deutliche Mehrheit der Anleger Private Equity auch im neuen Zinsumfeld unverändert als attraktive Anlagemöglichkeit für die Zukunft wahr.

Die Umfrageteilnehmer befinden Private Equity außerdem mehrheitlich für widerstandsfähig. Rund 60% halten die Anlageklasse für resilient in Krisenzeiten. Insgesamt zeige sich jedoch ein Trend zur Unentschlossenheit, denn bei der Frage ob Private-Equity-Investitionen resilient sind, haben die differenzierten Optionen aus dem mittleren Spektrum „eher ja“ (48%) und „eher nein“ (23%) im Vergleich zu 2021 deutlich hinzugewonnen.

Im direkten Renditevergleich mit Aktienanlagen zeige sich in der Krise weiterhin eine leichte Präferenz für nicht börsennotierte Investments. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53%) hält Private Equity demnach in Krisenzeiten für rentabler als Aktien.

Im Spannungsfeld der Zinsentwicklung geht etwas mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, dass die Bedeutung von Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen zunehmen wird. 14% der Befragten stimmten dieser Prognose „auf jeden Fall“ zu, während 16% „auf keinen Fall“ an eine steigende Bedeutung glauben.

Die Studie wurde von Wealthcap gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey erstellt. (mki)

Bild: © ra2 studio – stock.adobe.com

 

Small und Mid Caps: ESG-Perlen mit großem Entwicklungspotenzial

Bei der Geldanlage stehen oft die großen Player im Fokus. Auch große Unternehmen positionieren sich mehr in Richtung Nachhaltigkeit. Wie groß muss man hierbei eigentlich denken? Es gibt da ja noch KMU, die gerne als gute Investitionschancen gesehen werden. Warum eigentlich?

Ein Artikel von Marian Klemm, Geschäftsführer der Green Growth Futura GmbH

Steckt die nachhaltige Transformation der Wirtschaft in der Krise? Zunehmende geopolitische Krisenherde, ein neuer Rüstungswettlauf und die boomenden Rohstoffmärkte haben die globale Nachhaltigkeitsagenda in den Hintergrund gedrängt. Die Weltbank warnte jüngst vor einem „verlorenen Jahrzehnt“ für die nachhaltige Transformation, da aufgrund der lahmenden Weltkonjunktur notwendige Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zur Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zurückgefahren würden.

Doch auch wenn das Tempo der Transformation scheinbar zu erlahmen droht, kann man nicht von einer Kehrtwende sprechen. Allein das von vielen Wirtschaftsnationen und -regionen wiederholt ausgesprochene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 hat zu einem globalen Wettbewerb um die Führungsrolle innerhalb dieses Prozesses geführt.

Der European Green Deal und die Corporate Sustainability Reporting Directive

Die Europäische Union hat mit dem European Green Deal ein besonders ambitioniertes und umfassendes Maßnahmenpaket aufgelegt, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Ein Element davon ist die seit 2023 geltende EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen je nach Größe, Umsatz und Bilanzsumme in den kommenden Jahren schrittweise dazu verpflichtet, einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht innerhalb ihres Geschäftsberichts zu veröffentlichen. Ab 2027 greift die Richtlinie auch für kleine und mittelgroße börsennotierte Unternehmen (KMU), wobei diese durch ein „Opt-out“ die Möglichkeit haben, den Einstieg auf 2029 zu verschieben.

Small und Mid Caps rücken ins Rampenlicht von nachhaltigen Investoren

Für KMU ist die CSRD ein zweischneidiges Schwert: Zwar entwirft die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) aktuell Berichtsstandards, die sich explizit an KMU richten und entsprechend weniger komplex sind als die derzeitigen Vorgaben, doch nichtsdestotrotz wird die Einführung zu einer großen Herausforderung für die Unternehmen, da Nachhaltigkeitsabteilungen, sofern sie überhaupt schon bestehen, in diesem Segment mehrheitlich weder über die finanziellen noch über die personellen Ressourcen verfügen, um die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen.

Auf der anderen Seite haben KMU aber auch Grund zum Optimismus, denn viele von ihnen werden erheblich von den neuen Pflichten profitieren. Beispielsweise ist davon auszugehen, dass schon allein die Erhebung und systematische Darstellung von Nachhaltigkeitsdaten sich positiv auf die Geschäftsentwicklung und die Bewertungen der KMU auswirken werden. Aber noch viel entscheidender: Die Umsetzung der CSRD wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass sich infolge einer verbesserten Verfügbarkeit von ESG-Daten kleinerer Unternehmen die Vergleichbarkeit von Unternehmen unterschiedlicher Gewichtsklassen signifikant erhöhen wird, sodass KMU mittelfristig einen besseren Zugang zu Investoren und damit nachhaltigen Portfolios erhalten und sie seltener oder gar nicht mehr aufgrund fehlender Nachhaltigkeitsinformationen benachteiligt werden.

Kleinere Unternehmen profi­tieren in Sachen Nachhaltigkeit von strukturellen Vorteilen

Für Investoren, die an Nachhaltigkeit interessiert sind, ist diese Entwicklung gleich in mehrfacher Hinsicht begrüßenswert. Der offensichtliche Vorteil besteht darin, dass sich grundsätzlich die Anzahl investierbarer Unternehmen erhöht. Darüber hinaus profitieren sie aber auch aus qualitativer Perspektive, da KMU oftmals eine bessere Nachhaltigkeitsperformance aufweisen als große Unternehmen. Sie bringen zudem inhärente strukturelle Eigenschaften mit, die sie für eine nachhaltige Transformation prädestinieren.

So verfügen kleinere Unternehmen oftmals über ein deutlich fokussierteres Geschäftsmodell bei gleichzeitig übersichtlicheren Strukturen. Infolgedessen kann Nachhaltigkeit einfacher in der Unternehmensstrategie und zentral bei der Geschäftsführung verankert werden, die damit auch die Verantwortung für dieses Thema trägt. Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie die Umstellung auf ressourcenschonendere Produktionsprozesse oder erneuerbare Energien können auf dieser Basis meist einfacher und schneller umgesetzt werden. Auch auf Ebene der Governance sind übersichtlichere Unternehmensstrukturen ein Plus, da sie Korruption und weitere „White Collar Crimes“ erschweren.

Einen Sonderfall unter den mittelständischen Unternehmen stellen die sogenannten Hidden Champions dar. Diese vor allem in der DACH-Region vertretenen Unternehmen sind oftmals Weltmarktführer im eigenen Nischensegment und in der Öffentlichkeit eher unbekannt. Zudem sind sie häufig inhaber- bzw. familiengeführt und zeichnen sich dadurch aus, dass sie traditionelle Werte pflegen und gleichzeitig eine hohe Innovationskraft aufweisen. Die Hidden Champions können vor allem im Hinblick auf soziale Nachhaltigkeit glänzen. So legen sie oftmals großen Wert auf eine starke Mitarbeiterbindung und fördern diese durch eine arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur, die sich durch flache Hierarchien, gute Aufstiegschancen und die frühzeitige Übertragung von verantwortungsvollen Aufgaben ausdrückt.

Ob groß oder klein: Nachhaltigkeitsprüfungen sollten mehrdimensional sein

Ob ein kleineres Unternehmen dann auch tatsächlich eine grüne Perle für ein nachhaltiges Portfolio ist, kann – und in diesem Punkt unterscheiden sie sich nicht von Unternehmen anderer Größenordnungen – nur durch eine umfassende Analyse und ein laufendes Monitoring im Rahmen eines aktiven Asset-Management-Ansatzes sichergestellt werden. Neben quantitativen Kriterien müssen dabei auch qualitative Merkmale berücksichtigt werden. So sollte neben dem Check der Standard-KPIs auch die Überprüfung vergangener und laufender Kontroversen sowie der Umgang mit diesen zu einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsanalyse gehören. Ebenso ist der direkte und regelmäßige Dialog mit den Unternehmen, das sogenannte Engagement, aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Und das aus gutem Grund: Engagement-Dialoge geben Investoren nicht nur wertvolle Einblicke in den Maschinenraum eines Unternehmens und führen zu einem Abbau von Informationsasymmetrien. Sie ermöglichen darüber hinaus auch – und das gilt wiederum insbesondere für KMU – das Aufzeigen von Optimierungspotenzialen sowie die Möglichkeit der positiven Einflussnahme auf ein Unternehmen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © SK – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Marian Klemm

So viel Greenwashing gibt es in Europa bei ESG-Fonds

Das Analysehaus Morningstar hat zusammen mit dem Handelsblatt recherchiert, wie viel „ESG“ bei europäischen ESG-Fonds tatsächlich bedeutet. Das Resultat: wohl nicht so viel, wie man denken würde. Die europäische Finanzaufsicht will hier nun nachhelfen.

Nachhaltigkeit: für manche nur ein Trend, für einige Schund und wieder für andere das Gelbe vom Ei – zumindest bei der Geldanlage, um mit ruhigem Gewissen vom Wirtschaftswachstum zu profitieren. Bei nachhaltigen Kapitalanlagen gibt es auch viele Richtlinien und Klassifizierungen, um einzustufen, wie nachhaltig die Investmentangebote tatsächlich sind. Manche davon sind strenger, andere weniger streng.

Und fraglich ist dann auch: Ist überall, wo ESG steht, auch ESG drin? Wer sich schon länger mit dem Thema befasst, wird die Antwort wahrscheinlich kennen. Eine Studie vom Analysehaus Morningstar, die in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt erstellt wurde, bestätigt diese Antwort nun in größerem Maße für Europa: Nein, reines ESG ist nicht überall drin – demnach gibt es an vielerlei Stelle das sogenannte „Greenwashing“.

Greenwashing an der Tagesordnung?

Die Zahlen aus der Morningstar-Untersuchung scheinen eine deutliche Sprache zu sprechen. In Europa haben Anleger über 525 Mrd. Euro in ESG-Fonds investiert. 60% aller Fonds sortieren sich in die Kategorie nachhaltige Geldanlage ein, so das Handelsblatt. Aber: Bei einem gehörigen Anteil jener Fonds sind auch Investments in Kohle-, Öl- oder Gas-Unternehmen vertreten. Der Auswertung zufolge hätten etwa 40% der rund 1.300 in Europa als „sauber“ deklarierten Fonds ihr Geld zum Jahreswechsel 2023/2024 in Firmen investiert, die CO2 produzieren. In Deutschland sind es sogar mehr: 46,6% der 693 angebotenen Fonds hätten fossile Investments getätigt.

Unter den betreffenden Unternehmen, in die Fondsgelder fließen, befinden sich u. a. RWE, die Ölkonzerne Conoco Phillips und OMV sowie Energiefirmen aus China und Russland.

Neue Regularien der ESMA

Derartiges Greenwashing ist seit jeher umstritten. Werden Anleger in die Irre geführt, wenn als nachhaltig gebrandete Anlageprodukte zu einem gewissen Prozentsatz dennoch in umweltschädliche Branchen investieren? Verbraucherschützer sagen „ja“. Doch bislang gab es lediglich von diesen den größten Gegenwind, nicht aber von den betreffenden Aufsichtsbehörden. Das könnte sich jedoch schon bald ändern.

Das Handelsblatt berichtet von einem Schreiben, das die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) an diverse Aufsichtsbehörden verschickt hat. Dieses zeige, dass die ESMA das Regelwerk zu nachhaltigen Kapitalanlagen verschärfen möchte. Begriffe wie „nachhaltig“, „sauber“ und „ESG“ soll demnach bei Fonds, die in CO2-intensive Industrien investiert sind, keine Verwendung mehr finden dürfen. Gelten sollen die Regeln ab der ersten Hälfte des Jahres 2025. Ein ESMA-Sprecher sagte dem Handelsblatt lediglich, dass Fonds mit einem nachhaltigen Begriff im Namen, die in fossile Brennstoffe investieren, ihre Verbraucher in die Irre führen würden.

Auswirkungen in Deutschland

In den Fonds von deutschen Anbietern erwarte das Handelsblatt, sofern die Pläne der ESMA in Kraft treten, einige Bewegungen. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) seien den Morningstar-Daten zufolge sechs Fonds betroffen, bei Union Investment elf und bei der Deka 13. Bei der DWS sind es gleich 22 Fonds, die als „sauber“ deklariert sind, aber zum Beispiel am amerikanischen Ölkonzern Schlumberger oder Exxon Mobile beteiligt sind. (mki)

Bild: © Anterovium – stock.adobe.com

 

Zinswende im Fokus der Robo-Advisor

Das FinTech EVERGREEN hat zum dritten Mal eine Studie zur Performance von Robo-Advisors angefertigt. Diese konnten 2023 trotz schwieriger Bedingungen von den starken Aktienmärkten profitieren. Ein Schwerpunkt der Studie ist auch das Angebot an Zinsprodukten.

Das vergangene Jahr war von geopolitischen Verwerfungen, wirtschaftlichen Herausforderungen und kontinuierlich steigenden Leitzinsen gezeichnet, so leitet EVERGREEN seine Mitteilung zur neuen Studie „Asset-Management im Robo-Advisory“ ein. Denn diese Themen stehen im Fokus der Studie, die nun ihre dritte Auflage erhielt.

Während sich der Markt weiterhin konsolidiert – erkennbar u. a. am Rückzug des erst 2022 gestarteten Vanguard-Robo-Advisors – haben viele Anbieter ihre Produktpalette erweitert. Besonderes Augenmerk der Studie lag erstmals neben der Methodik im Asset-Management und den Gebühren auf den Produktinnovationen der Robo-Berater im Bereich der Zinsprodukte.

Kernpunkte der Studie

Die wichtigsten Erkenntnisse der EVERGREEN-Studie sind laut der Mitteilung des FinTechs sechs wesentliche Punkte:

  • Positive Performance trotz Marktschwierigkeiten: Deutsche Robo-Advisor wiesen laut EVERGREEN analog zum weltweiten Aktienmarkt trotz der anhaltend hohen geopolitischen Unruhen und einem herausfordernden Wirtschaftsklima eine bemerkenswert positive Performance im Jahr 2023 auf.
  • Zinswende als Chance und Herausforderung: Während einige Anbieter wie Vanguard und DKB sich aus dem Markt zurückzogen, haben andere durch die Integration von Zinsprodukten ihre Geschäftsmodelle erfolgreich diversifiziert und neue Kundengruppen angesprochen.
  • Knapp die Hälfte bietet Zinsprodukte an: Von den 25 untersuchten Robo-Advisor bieten zwölf ein Zinsprodukt an, davon vermitteln acht Anbieter klassische Tagesgelder und vier nutzen Geldmarktfonds (oder Fonds-Mischprodukte) als Vehikel.
  • Abhängig oder unabhängig ist keine Frage: Die Analyse zeigt, dass bankunabhängige Robo-Advisor ohne direkten Zugang zu Einlagenkonten bei der EZB auf innovative Kooperationen und Strukturen setzen müssen, um Zinsprodukte anbieten zu können.
  • Veränderung des Anlegerverhaltens: Ein auffälliger Trend ist EVERGREEN zufolge die Verschiebung im Suchverhalten der potenziellen Nutzer. Seit der Zinswende ist ein gestiegenes Interesse an Zinsen und ein Rückgang bei den Suchbegriffen für Geldanlage und Robo-Advisor festzustellen. Dies könnte auf ein wachsendes Bewusstsein für die Vorteile von Zinsprodukten im aktuellen Wirtschaftsumfeld hinweisen.
  • Bedeutung von Transparenz und Risikoaufklärung: Die Studie betont die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation über die tatsächlichen Risiken und Kosten der angebotenen Zinsprodukte. Robo-Advisor, die in dieser Hinsicht punkten, gewinnen an Vertrauen bei den Anlegern.
Die Trends

Die Studie geht auch auf absehbare Trends für Robo-Advisor ein. Einer davon werde laut EVERGREEN die zunehmende Konkurrenz durch Neobanken sein. Der kürzlich erfolgte Launch des Revolut Robo-Advisors markiere dabei nur den Anfang einer Reihe von Anbietern, die ähnliche Dienstleistungen einführen. Trading habe sich mittlerweile als ein unverzichtbares Feature für Neobanken etabliert. Mit eigener Banklizenz, digitaler Plattform und Zugang zu einer breiten Kundenbasis, von denen nicht alle aktiv handeln, biete die digitale Vermögensverwaltung vielen Neobanken eine attraktive Möglichkeit, Banking-Kunden zu Investment-Kunden zu machen. Auch Trade Republic, die durch das Trading-Feature im Markt bekannt wurden und mit ihrer Banklizenz nun verstärkt ins Bankengeschäft einsteigen möchten, sei ein potenzieller Kandidat für einen ETF-basierten Robo-Advisor.

Auch bestehe Unsicherheit bezüglich künftiger Zinssenkungen der Zentralbanken. Deutsche Robo-Advisor könnten asymmetrisch negativ von den bevorstehenden Zinssenkungen betroffen sein. Einerseits sei zu erwarten, dass das in Zinsprodukten angelegte Vermögen sinken wird. Andererseits sei es keineswegs gewiss, dass die Anlagen in risikoreichere Produkte entsprechend zunehmen werden. Ein Ausweg könnte die rechtzeitige Anpassung der Asset-Allokationen hin zu Anleihenfonds mit längerer Laufzeit sein, die von Zinssenkungen profitieren könnten. Die Diversifikation über Asset-Klassen werde an Bedeutung zunehmen.

Weiterhin sei der Fokus auf vermögende Privatpersonen verstärkt erkennbar, die von einer Kombination aus digitaler und persönlicher Beratung profitieren. Zudem dürfte die Neuregelung der ELTIF-Richtlinie Produktinnovationen fördern und den Einsatz von alternativen Anlageformen im Bereich des Robo-Advisory verstärken. (mki)

Bild: © Rawat – stock.adobe.com

 

BlackRock startet vier weitere iBonds-ETFs

BlackRock greift weiter den Markt der Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten an. Der US-Vermögensverwalter erweitert seine Palette der iBonds-ETFs um vier weitere Produkte auf nun 13 UCITS-ETFs.

Lange Zeit gab es in Deutschland keine Anleihen-ETFs mit einer festen Laufzeit – so, wie Anleihen eigentlich funktionieren. Doch im Sommer letzten Jahres blies BlackRock hierzulande zum Angriff und brachte ihre ersten iBonds-ETFs auf den Markt. Diese verhalten sich ähnlich zu Anleihen und werden zu einem bestimmten Datum fällig.

Jetzt erweitert der Asset-Manager seine Angebotspalette um vier weitere Produkte auf insgesamt 13 Fonds mit Endfälligkeiten von 2025 bis 2029. Die vier neuen iBonds-ETFs ermöglichen ein Exposure in Staatsanleihen. Sie bieten zusätzliche Laufzeiten zum bereits bestehenden iBonds-Angebot an US-Treasuries-ETF sowie ein neuartiges Produkt mit italienischen Staatsanleihen. Damit können zum ersten Mal iShares iBonds mit einem Exposure auf europäische Staatsanleihen erworben werden.

Höchste Rendite bei italienischen Staatsanleihen

Mit der Auflegung wird die iBonds-Palette um US-Staatsanleihen mit den Laufzeiten bis jeweils Dezember 2027 und 2029 respektive 2026 und 2028 für die italienischen Staatsanleihen erweitert, heißt es von BlackRock. Demnach weisen italienische Staatsanleihen derzeit die höchste Rendite unter den Anleihen der Eurozone auf.

Bei den neuen ETFs handelt es sich um den iShares iBonds Dec 2027 Term $ Treasury UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2029 Term $ Treasury UCITS ETF sowie den iShares iBonds Dec 2026 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2028 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF.

Seit ihrer Auflegung im August 2023 haben die in Europa domizilierten iShares iBonds-ETFs über 3 Mrd. US-Dollar an Assets under Management gesammelt, meldet BlackRock (Stand: 05.04.2024). (mki)

Bild: © alexskopje – stock.adobe.com

 

So investieren 2024 die Versicherer

Der US-Vermögensverwalter Nuveen hat zum vierten Mal eine Umfrage unter Versicherern zu ihren Investmentportfolios durchgeführt. Die Untersuchung zeigt, dass die Unternehmen zunehmend taktische und strategische Anpassungen vornehmen würden.

In einem volatilen und schwer einzuschätzenden Umfeld müssen auch institutionelle Investoren sehen, welche Anlageentscheidungen sie treffen. Um von diesen ein Bild zu bekommen, hat der US-amerikanische Vermögensverwalter eine Umfrage unter 800 Unternehmen durchgeführt und zum vierten Mal unter dem Namen „Equilibrium“ veröffentlicht. Unter den Firmen befanden sich auch 224 Versicherer, die sich zu ihren Portfoliomanagements geäußert haben.

Portfoliomanagement der Versicherer

Im Vergleich zum Vorjahr nehmen Versicherer der Umfrage zufolge seltener wesentliche Änderungen an der Vermögensaufteilung vor (-10%), wohingegen es jedoch mehr Interesse gebe, taktische statt strategischer Anpassungen durchzuführen (+11%). Nach Auswertung der Umfrage würden sich Versicherer für Anleihen und außerbörsliche Kreditanlagen hoher Qualität interessieren.

Dabei würden sie ihre Möglichkeiten nutzen, um die Qualität ihrer Portfolios zu erhöhen, sich höhere Festzinsen zu sichern, die Duration zu verlängern und durch börsennotierte Anlagen die Liquidität zu erhöhen. In ihren Anleiheportfolios erhöht laut Equilibrium fast die Hälfte der Versicherer (47%) ihre Allokationen in Investment-Grade-Anleihen. 30% reduzierten ihr Engagement in Anleihen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade.

Über alle Teilsektoren hinweg ist die Zahl der Versicherer, die ihre Allokationen erhöhen, größer als die derjenigen, die sie reduzieren. Die Top-3-Teilklassen sind dabei Private Credit, private Infrastruktur und Private Equity. Private Credit und private Infrastruktur sind Nuveen zufolge erste Wahl für Versicherer, die ihre Allokationen in alternative Investments erhöhen wollen.

Investments in Energiewende

Weiterhin investieren die Versicherer in die Energiewende. Die meisten Versicherer (84%) berücksichtigen die Energiewende bei ihren Anlageentscheidungen oder beabsichtigen, dies zu tun, und setzen ihr Kapital dementsprechend ein. Alternative Energie und neue Infrastrukturprojekte ziehen das größte Interesse auf sich. (mki)

Über die Studie

Es wurden 800 institutionelle Investoren aus aller Welt befragt, darunter 224 Versicherungsunternehmen. Befragt wurden im Zeitraum Oktober bis November 2023 Vertreter von Institutionen mit einem Vermögen von mindestens 500 Mio. US-Dollar. Es wurden nur Entscheidungsträger mit Verantwortung für Anlageentscheidungen befragt.

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Warum Versicherer flexibler werden müssen – und wie sie dies schaffen können

Hohe Zinsen sorgen für attraktive Bankprodukte, zugleich ist der Kapitalmarkt so zugänglich wie nie. Wie können die Versicherer hier konkurrenzfähig bleiben? Christian Eck leitet die Zusammenarbeit mit Versicherern bei BNP Paribas und erläutert, was diese im aktuellen Umfeld leisten müssen.

Interview mit Christian Eck, Leiter Versicherungen – Aktien und Cross-Asset-Lösungen bei BNP Paribas S.A., Niederlassung Deutschland
Herr Eck, Sie sind bei BNP Paribas für das Geschäft mit deutschen Versicherern verantwortlich. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage für Lebensversicherer ein?

Es gibt Druck von verschiedenen Seiten, das Geschäftsmodell der Lebensversicherer zu hinterfragen und zu justieren. Ein Kernthema ist die Zinswende, die vor allem das Geschäft mit Einmalbeiträgen hart getroffen hat. Da kommt der Vertriebsmotor schon mal ins Stottern. Ich glaube, dass die Versicherer insgesamt ihre Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen und verändertes Nachfrageverhalten erhöhen müssen. Und das passt natürlich nicht so recht zum traditionell langfristigen Fokus der Lebensversicherung.

Nach der langen Niedrigzinsphase folgte ein „Zinshammer“ mit zehn Zinserhöhungen in Folge durch die Europäische Zentralbank. Was bedeutet solch eine Zinswende für die Lebensversicherer?

Während der Niedrigzinsphase hatten Versicherer gegenüber Bankenprodukten einen kompetitiven Vorteil, da sie in der Eigenanlage von hochrentierlichen Altbeständen im Anleihebereich profitierten. Durch den rasanten Anstieg der Zinsen sind derzeit einfache Bankprodukte wieder attraktiver als Versicherungslösungen. Darauf können die Versicherer nicht schnell genug reagieren. Auch wenn die Deklarationen bereits angezogen haben und eine Anpassung des Rechnungszinses absehbar ist, fehlen aktuell einige Argumente für einen Versicherungsabschluss.

Langfristig ist die Zinswende aber auch für die Versicherer gut – schließlich haben sich alle wieder höhere Zinsen erhofft – nur nicht so schnell, wie es dann geschehen ist. Das nebenbei entstehende Problem der stillen Lasten ist sicher bilanziell nicht so dramatisch, aber es zeigt, dass die langen Zyklen der Kapitalanlage der Versicherer einige Herausforderungen mit sich bringen.

Und wie sieht es fortlaufend mit der Zinsentwicklung aus? Wie geht es hier für die Versicherungsgesellschaften weiter?

Der Umbau der Sicherungsvermögen braucht Zeit, aber auf der Produktseite zeigt sich, dass Garantien – auch 100%-ige Kapitalgarantien in Riester-Produkten – wieder darstellbar werden. Damit können die Unternehmen auch ihre Unique Selling Proposition (USP) der Garantien wieder besser ausspielen und sich im Markt von den Bank- und Investmentprodukten differenzieren.

Offen ist, ob die Zinsentwicklung ihren Höhepunkt bereits erreicht hat bzw. wie lange das Zinsniveau auf dem aktuellen Level bleibt. Davon hängt ab, ob auch die Deklarationen weiter steigen und damit auch längerfristige Produkte wieder attraktiv werden.

Sie mahnen gerne an, dass Versicherer „flexibler werden müssen“. Was heißt das und woran liegt das?

Die Versicherer stehen im direkten Wettbewerb mit Banken und Asset-Managern, die mit ihren Produkten deutlich schneller auf Marktanforderungen reagieren können. Diese Lücke müssen die Unternehmen schließen. Das betrifft im Übrigen nicht nur die Renditefrage, sondern auch die Umsetzungsgeschwindigkeit von Nachhaltigkeitsaspekten in der Kapitalanlage – ein Deckungsstock kann nur sehr langfristig umgebaut werden. Wenn man aber die Nachfrage nach höheren Zinsen oder ESG-konformen Anlagen bedienen will, müssen auch die Versicherer Kapitalmarktkomponenten nutzen, die sie schnell in ihre Produkte integrieren können.

Es gibt noch ein weiteres relevantes Thema in diesem Zusammenhang: Die Versicherer sind tendenziell schwach in der systematischen Bearbeitung von Abläufen und dem Angebot von Wiederanlageprodukten, um Kunden auch für die Verrentungsphase zu halten. Auch hierfür braucht es flexible, an aktuelle Marktgegebenheiten angepasste Produkte, und die müssen zugleich auch dem Vertrieb schmecken – leicht verständlich, mit klarem Kundennutzen und idealerweise kampagnenfähig.

Was können die Versicherer hier denn Ihrer Meinung nach tun, speziell bei Lebensversicherungen? Ist es schlichtweg eine Frage des Produktangebots?

Ein wettbewerbsfähiges Produkt – also mit Rendite auf Marktniveau und idealerweise Garantien als USP – ist nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig kommt es aber auch auf die Vertriebsfähigkeit an. Zielgruppengerechte Konzepte, die in klar definierten (zeitlichen) Tranchen angeboten werden können, erlauben eine bessere Vertriebssteuerung und reduzieren gleichzeitig Risiken.

Mit dem Fokus auf den Kundenbedarf beschäftigen sich die Versicherer zudem auch mit neuen Kombinationen von Teilgarantien und Renditechancen, die über Kapitalmarktbausteine abgedeckt werden. Das ist unser Spezialgebiet, in dem wir über viele Jahre Know-how und Umsetzungskapazität aufgebaut haben. Um schnell genug zu agieren, braucht es ein eingespieltes Team, das alle Aufgaben aus einer Hand umsetzen kann.

Inwiefern spielt Nachhaltigkeit bei dieser Problematik eine Rolle – oder wird sie spielen?

Die regulatorischen Anforderungen nehmen massiv zu. Ab dem Berichtsjahr 2024 müssen Versicherer nach CSRD und ESRS über ihre Kapitalanlagen Auskunft geben. Zugleich wächst die Sensibilität für Greenwashing sowohl bei den Nachfragern als auch bei den Anbietern. Zwar ist kundenseitig das Interesse an nachhaltigen Produkten aktuell noch eher gering, aber das entbindet die Versicherer nicht davon, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Dafür braucht es auch Produktkonzepte, die eine zügige Unterlegung mit nachhaltigen Anlagen ermöglichen. Und damit sind wir schon wieder bei den Kapitalmarktkomponenten als Lösung.

Wie viel Spielraum haben die Versicherer denn überhaupt – Stichwort Regulatorik?

Die Regeln bzw. Kriterien für die ESG-Qualifizierung werden zunehmend klarer, aber auch komplexer. Damit sinkt zwar das Risiko von „Fehlgriffen“ bei der Berichterstattung bzw. ESG-Deklaration, dafür steigt das Risiko, dass ältere Produkte mit neuen Maßstäben gemessen werden und es dann zu Problemen kommt.

Passen sich einige Versicherer denn schon an, bspw. im Fondspolicengeschäft oder auch woanders? Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ja, einige Versicherer setzen Kombiprodukte bereits um, meist mit Indexlösungen oder Garantiefonds. Mit zeitlich oder volumenmäßig befristeten Tranchenlösungen, die speziell auf die aktuelle Marktsituation zugeschnitten und mit einem klaren Vertriebskonzept ausgestattet sind, haben sich viele noch nicht beschäftigt. Das Interesse daran ist aber da. Solche Lösungen entstehen aber sehr individuell und im beratenden Dialog.

Wie positioniert sich denn Ihr Unternehmen, BNP Paribas, dazu?

Wir haben in diesem Segment einen langen Track Record und mit unserem Team eine eigene Kompetenz aufgebaut. Damit können wir alle notwendigen Leistungen aus einer Hand anbieten: die Konzeptionsleistung, Garantiekomponenten auf Basis der Bilanz einer Großbank und das laufende Management der unterliegenden Kapitalanlagen.

Können Berater bei dem Thema eine Rolle mitspielen? Diese sind ja stark abhängig von den Produkten, die die Gesellschaften liefern.

Tranchenprodukte sollen zum Kundenbedarf passen. Deshalb ist der Input der Berater wichtig, weil sie regelmäßig mit den Kunden sprechen. Und auch in der organisatorischen Umsetzung kommt es darauf an, dass die Lösungen ins vertriebliche Konzept passen. Schließlich sind unsere Angebote auch noch differenzierend, das heißt, die involvierten Berater können exklusive Konzepte anbieten, die es sonst am Markt nicht gibt. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die eingangs beschriebene Wettbewerbs­fähigkeit zu sichern.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Christian Eck, BNP Paribas S.A bzw. Nuthawut – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Christian Eck