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Private Equity: Wichtige Alternative zu den öffentlichen Märkten

Diversifikation ist eine essenzielle Komponente bei der Geldanlage. Doch welche Anlageklassen greift man sich? Möglichkeiten gibt es viele, auch abseits der Börse. Eine davon könnte künftig u. a. durch die neue ELTIF-Regulierung einen Aufwind erfahren: Private Equity. Was sind die Vor- und Nachteile?

Ein Beitrag von Stefan Becker, Senior Vice President und Relationship Manager Intermediaries bei Neuberger Berman

Private Equity („PE“) ist eine Investition in ein Unternehmen, das sich in Privatbesitz befindet. Private Unternehmen gibt es in allen Branchen, in nicht-­zyklischen wie der Industrie, zyklischen wie Verbrauchsgüter oder aufstrebenden wie Technologie. Auch gibt es sie in allen Größen, von Start-ups und Risikokapital bis hin zu kleinen, mittelgroßen und sogar großen, etablierten Unternehmen.

Private Equity etabliert sich in den Portfolios

In der Vergangenheit wurde Private Equity hauptsächlich für institutionelle Anleger oder sehr wohlhabende, vermögende Privatpersonen eingesetzt. Dies war vor allem auf hohe Mindestinvestitionen und strenge Zulassungsvoraussetzungen zurückzuführen.

Da sich Private Equity weiterentwickelt und sich die Regulierung geändert hat, ist die Anlageklasse mittlerweile zugänglicher geworden. Heute ist PE in den Portfolios von Institutionen, Intermediären und Privatpersonen weltweit zu finden. Die Gesamtallokationen in PE-Anlagen sind ebenfalls gestiegen. Der Sektor hat sich von einer kleinen, spezialisierten Allokation innerhalb eines Portfolios zu einer Kernbeteiligung für alle Anlegertypen entwickelt.

Die zunehmende Akzeptanz von Privatmärkten ist weitgehend auf ein wachsendes Verständnis der Anlageklasse und des Gesamtwerts, den sie für ein Portfolio bringt, zurückzuführen. Weitere wachstumsfördernde Faktoren sind die Zunahme von Produktanbietern, die regulierte und liquidere Anlagevehikel entwickeln, sowie neue Technologien, die Investitionen erleichtert haben. Ein Hauptgrund für das Wachstum der Anlageklasse ist ihre Funktion, die sie in ein Portfolio einbringen kann. Zum Beispiel:

Diversifikation

Das Anlageuniversum für Private-Equity-Anlagen ist groß und nicht über die öffentlichen Märkte zugänglich. Das macht PE zu einer guten Ergänzung zu einer öffentlichen Allokation. Es bietet Anlegern Zugang zu mehr Unternehmen als den öffentlichen Märkten, und das ohne Überschneidungen. In den USA beispielsweise machte PE im Jahr 2023 fast zwei Drittel des investierbaren Universums aus, gemessen an der Anzahl der Unternehmen. Um sich in der breiteren US-Wirtschaft zu engagieren, muss man sich in PE engagieren, da die öffentlichen Märkte nur einen kleinen Teil des gesamten US-Unternehmensuniversums ausmachen.

Eine weitere Möglichkeit, wie PE zur Diversifizierung beitragen kann, ist das Engagement in Unternehmen unterschiedlicher Größe. Das durchschnittliche Private-Equity-Unternehmen ist kleiner als der Median der börsennotierten Unternehmen. Mit anderen Worten: Die öffentlichen Märkte bieten ein Engagement in Large-Cap-Unternehmen, aber nicht so sehr in Small-Cap-Unternehmen, bei denen der größte Teil des Zugangs nur durch PE-Investitionen erreichbar ist. Auch bleiben Unternehmen länger privat, gehen nie an die Börse oder nehmen mehr privates Vermögen auf, um zu wachsen. Wenn Unternehmen länger privat bleiben, sind die Bewertungen tendenziell viel höher, wenn sie später an die Börse gehen. Als solches kann PE potenziell Zugang zu erfolgreichen Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Lebenszyklus bieten.

Die Fähigkeit, Werte freizusetzen

PE hat die Fähigkeit, Veränderungen in den zugrunde liegenden Portfoliounternehmen zu beeinflussen, die den Wert der Investition und damit die Rendite für die Anleger steigern können. Die erste Gelegenheit bietet sich beim Kauf – auf den öffentlichen Märkten hat jeder den gleichen Zugang zu Chancen und Informationen. Für PE ist der Markt weniger effizient – wenn Sie einen Informationsvorsprung haben, können Sie bessere Entscheidungen darüber treffen, was Sie kaufen, wie viel Sie bezahlen und wie Sie dafür bezahlen. Während der Haltedauer haben öffentliche Anleger nur begrenzte Möglichkeiten, Änderungen vorzunehmen.

PE-Investoren hingegen haben die Kontrolle über die Unternehmen, in die sie investieren, was es ihnen ermöglicht, operative und strukturelle Verbesserungen in den Unternehmen vorzunehmen. Das steigert die Erträge und macht diese Unternehmen grundsätzlich wertvoller. Es gibt auch relativ gesehen weniger Bürokratie, wenn es darum geht, diese Änderungen umzusetzen. Beispiele für Wertschöpfung können die Implementierung eines neuen Managements sein, Software und Technologie, Partner in der Lieferkette oder ein vollständiger Turnaround des Unternehmens. Private-Equity-Firmen schaffen einen greifbaren Wert, der das Unternehmen dann wertvoller macht. Die Langfristigkeit von PE-Strukturen ermöglicht es Managern, nicht nur den Zeitpunkt des Kaufs, sondern auch den Zeitpunkt des Verkaufs zu planen, um das Renditepotenzial zu maximieren. Sie können auch wählen, wie sie verkaufen möchten – zum Beispiel über einen Börsengang oder einen strategischen Verkauf.

Starke relative Performance

Private-Equity-Anlagen stellen über Marktzyklen hinweg eine attraktive Anlagemöglichkeit dar und haben sich langfristig im Durchschnitt um mehrere Hundert Basispunkte besser entwickelt als die öffentlichen Märkte. Fonds des ersten Quartils weisen eine noch stärkere Outperformance auf. Insgesamt gesehen kann das Gesamtrisiko-Rendite-Profil des Portfolios durch die Aufnahme von Privatmärkten verbessert werden.

ELTIF-Regulierung

Wie bei den meisten Anlagen gibt es auch bei Investitionen in Privatmärkte Risiken. Die Anlageklasse ist in der Regel illiquide und es gibt eine gewisse Ungenauigkeit bei den Bewertungen, die oft nur vierteljährlich und mit Verzögerung verfügbar sind. Auch das Cash-­Management kann für manche eine Herausforderung sein, da PE das Kapital in der Regel nicht sofort investiert, sondern es im Laufe der Zeit „abruft“ und Ausschüttungen unvorhersehbar sein können.

Neuere Strukturen haben jedoch versucht, diese Herausforderungen zu reduzieren. So ist beispielsweise der European Long-Term Investment Fund („ELTIF“) ein europaweites System, das einem breiteren Spektrum von Anlegern, einschließlich Kleinanlegern, den Zugang zu Private Equity ermöglicht. Dies erfolgt über eine regulierte und transparente Struktur, die über ausgewählte Banken verfügbar ist. Zu den Vorteilen von ELTIF-Vehikeln gehören eine niedrige Mindestzeichnung, vereinfachte Zeichnungsprozesse sowie kürzere Anlagezeiträume und -laufzeiten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Egor – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Neuberger Berman

 
Ein Artikel von
Stefan Becker

Flossbach von Storch: So sollte man die Asset-Klassen aufteilen

Die Consilium Vermögensmanagement GmbH hat zum dritten Mal das „Consilium Investment Barbecue“ veranstaltet. Dabei war auch Philipp Vorndran, langjähriger Investment-Experte bei Flossbach von Storch. Er gab einige Tipps zur Portfoliozusammenstellung.

Bei den Fondsgesellschaften rückt Multi-Asset wieder stärker in den Fokus. Denn gerade in solch volatilen Zeiten wie den aktuellen kann es empfehlenswert sein, etwas über den Tellerrand zu schauen und sich nicht nur auf Aktien zu konzentrieren – auch wenn diese einen großen Anteil im Portfolio haben sollten.

Philipp Vorndran, seit 2021 Partner bei Flossbach von Storch und langjähriger Experte des Vermögensverwalters, hielt jüngst einen Vortrag mit dem Titel „Bauchschmerzen?“ beim dritten Consilium Investment Barbecue, einer Grillveranstaltung der Consilium Vermögensmanagement GmbH für die Investmentbranche.

Anlagetipps von Flossbach von Storch

„An Aktien führt kein Weg vorbei“, so lautet die Kernaussage des Fachvortrags von Philipp Vorndran. Um den Wert seines Vermögens zu erhalten, empfiehlt der Experte, etwa 70% in Aktien und Immobilien zu investieren. Bezüglich Anleihen merkt Vorndran an, dass in Europa derzeit keine hohen Renditen zu erzielen seien, wohingegen die Situation in den USA etwas besser aussehe. Vorndran sieht Anleihen im Jahr 2024 als eine Alternative zu Aktien, insbesondere für diejenigen, die einen stabilen und prognostizierbaren Ertrag suchen.

Auch Gold sollte bei einer Multi-Asset-Strategie nicht fehlen. Vorndran empfiehlt je nach Risikoprofil eine Beimischung von 5 bis 10%.

Gastgeber Boris Fahle, Geschäftsführer der Consilium Vermögensmanagement GmbH, war mit dem Verlauf der Veranstaltung, auf der über 70 Gäste vertreten waren, sehr zufrieden. Auch der wohltätige Zweck stand im Fokus, die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, das „Schulranzen-Projekt“ der Stiftung Kinderglück zu unterstützen. (mki)

Bild: Philipp Vorndran (links), Boris Fahle (rechts); © Consilium Vermögensmanagement GmbH

 

Können Privatanleger den Markt besser vorhersagen als Experten?

Marktausblicke und -einschätzungen geben Börsenexperten tagtäglich ab – manchmal stimmen sie, manchmal nicht. Der Berliner Finanzdienstleister growney hat jetzt die Prognosen der Experten mit denen von Privatanlegern verglichen und festgestellt: Die Privatanleger haben keinen schlechten Blick.

Die Börsenprognosen der Experten für das Jahr 2024 hat der Deutsche Aktienindex (Dax) stellenweise schon überboten. Aktueller Höchststand, erreicht am 15. Mai: 18.892 Punkte. Ganz ähnlich sieht es beim S&P 500 und dem Nasdaq 100 aus.

Natürlich sind Prognosen immer ein Blick in die Glaskugel – und die sieht für gewöhnlich eher milchig und undurchsichtig aus. Nichtsdestotrotz erhofft man sich gerade bei Experten eine vielleicht etwas bessere Vorausschau. Doch auch diese muss nicht zwangsläufig „richtiger“ sein, wie eine neue Auswertung des Vermögensverwalters growney aus Berlin zeigt. Denn 340 Privatanleger mit einem growney-Account lagen 2023 mit ihrem Tipp näher an der tatsächlichen Börsenentwicklung als die Erwartungen der Analysten. Einem Hamburger Anleger gelang sogar fast ein Volltreffer. Sein Tipp lag nur um 0,64 Punkte vom Dax-Schlussstand 2023 entfernt (16.751,64 Punkte).

Aktienmärkte: Die Stimmung bei den Anlegern

Für 2024 und 2025 hat der Vermögensverwalter nun die Teilnehmer mit den besonders guten Tipps erneut um ihre Erwartungen für die weitere Kursentwicklung gebeten. Und die Stimmung scheint sehr positiv zu sein. Denn nur eine Minderheit erwartet, dass wichtige Aktienmärkte sich bis Ende 2025 negativ entwickeln. Für den Dax befürchten das 7,8% der Befragten, beim Technologieindex Nasdaq 100 sind es 3,9% und für den breiten US-Index S&P 500 sogar nur 2,1%.

Starker Anstieg der Börsenkurse erwartet

Im Durchschnitt erwarten die Befragten einen starken Anstieg in den Jahren 2024 und 2025. Für den Dax wird bis Ende Dezember 2025 ein Anstieg um 20,8% erwartet. Beim Nasdaq 100 sind es sogar 24,6%. Den stärksten Anstieg erwarten die Privatanleger beim S&P 500, nämlich knapp 30,7%. Auffällig dabei ist, dass der erwartete Anstieg der Börsenkurse 2024 deutlich stärker ist als im kommenden Jahr.

Prognosen fürs Jahresende 2024 und 2025

Daraus ergeben sich für die jeweiligen Schlussstände zum Jahresende folgende Durchschnittsprognosen: Für den Dax erwarten die Anleger zum Jahresende 2024 einen Endstand von rund 18.996 Punkten, ein Jahr später dann 20.233 Punkte. Beim S&P 500 wird bis Jahresende ein Anstieg auf 5.636 Punkte erwarten, zum Jahresende 2025 dann rund 6.232 Punkte. Und für den Nasdaq 100 rechnen die Befragten zum letzten Börsentag im Dezember 2024 mit 19.350 Punkten, bis Ende 2025 mit 20.959 Punkten.

Systematisch und entspannt zum Erfolg

Laut growney sei es „nicht ungewöhnlich“, dass es Privatanlegern gelingt, bessere Voraussagen zu treffen als Analysten. Für relativ kurze Zeiträume wie ein bis drei Jahren gelinge es selbst den Profis von Banken und Investmenthäusern deshalb nicht, bessere Vorhersagen zu treffen als eine Gruppe von Privatanlegern. Auch bei aktiven Aktienfonds lasse sich das immer wieder beobachten, deren Ziel es ist, eine bessere Investmententscheidung zu treffen als der Gesamtmarkt. Nur einem kleinen Teil der Fondsmanager gelinge es, eine Outperformance zu erzielen.

Wer systematisch ein finanzielles Ziel verfolgt, der muss sich um kurzfristige Kursschwankungen keine Sorgen machen, so growney, denn an den Aktienmärkten zeige sich immer wieder, dass auf Schwächephasen schnell wieder ein Anstieg folge, von dem Anleger entsprechend profitieren können. Dementsprechend zahle sich konstantes Investieren also aus. Auch die aktuelle Phase sei hierfür ein gutes Beispiel: Dass die Börsenentwicklung aktuell neue Rekordstände erreicht, hätte vor rund zwei Jahren kaum jemand gedacht. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 prägten die Sorge vor hohen Energiepreisen, Inflation, einer Wirtschaftskrise und einer Ausweitung der Angriffe die Stimmung an den Aktienmärkten. (mki)

Bild: © fizkes – stock.adobe.com

 

Trend zum passiven Investieren: Experten sind besorgt

Das passive Investieren in börsengehandelte Indexfonds wird zunehmend beliebter. Doch damit sind nicht alle zufrieden – manch einer ist sogar besorgt, wie beispielsweise die „Investment Professionals“ der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management.

Die Volumina passiver Aktienfonds steigen. Vor allem in den jüngeren Generationen erfreuen sich börsengehandelte Indexfonds (ETFs) immer größerer Beliebtheit, auch durch das Aufkommen der Neobroker wie Scalable Capital und Trade Republic. In den USA beispielsweise hatten die ETFs Ende 2023 ein größeres Volumen als aktiv verwaltete. Und auch der Fondsverband BVI meldete für das erste Quartal 2024 in Deutschland bei ETFs Zuflüsse von 5,4 Mrd. Euro, während bei aktiv gemanagten Fonds 1,6 Mrd. Euro abgeflossen waren.

ETFs bieten zugegebenermaßen diverse Vorteile, allen voran aber die sehr breite Streuung in tausende Aktien bei zugleich geringen Gebühren. Ziel ist dabei, den über Jahrzehnte hinweg stetig wachsenden Markt zu kaufen – nicht, ihn zu schlagen, wie aktive Fondsmanager es versuchen. Ob dies im großen Maße auch wirklich zum Erfolg führt und auch gut für die Wirtschaft ist, daran scheiden sich die Geister. Zweifel haben offenbar auch die Experten der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). In der „Monatsfrage“ im Mai geben diese ihre Einschätzung zu den Auswirkungen der steigenden Popularität des passiven Investierens.

Negative Liquiditätswirkungen befürchtet

Seit mehr als zehn Jahren gilt laut DVFA das Augenmerk auch von Aufsehern wie dem Financial Stability Board (FSB), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) besonders den Liquiditätswirkungen passiver Anlageformen, gerade in Krisenzeiten. Auch über 40% der DVFA Investment Professionals erwarten negative Folgen für die Marktliquidität infolge des weltweit gestiegenen passiv verwalteten Vermögens. Immerhin 32% jedoch nehmen positive Effekte an, 28% sehen keine Auswirkungen. Skeptisch gesehen werden vor allem getriggerte „Herdeneffekte“ passiver Fonds, sobald Kauf- und Verkaufsschwellen überschritten werden.

Erhöhte Korrelation und Konzentration bei Einzeltiteln erwartet

Folgerichtig wurde auch nach den Wirkungen auf Korrelationen und Konzentrationen bei Einzeltiteln gefragt. Hier war das Ergebnis eindeutig: Zwei Drittel (67%) der Teilnehmer sehen erhöhte Korrelationen, vor allem aber Konzentrationen als Folge der immer höheren passiv verwalteten Vermögen. Viele Teilnehmer sehen diese Entwicklung vor allem für dominante, im Index „schwere“ Werte sehen und weniger für die kleineren Titel.

Höheres Marktrisiko?

Infolgedessen sehen 59% ein erhöhtes Gesamtrisiko, d. h. vor allem eine größere Marktvolatilität, insbesondere in Abschwungphasen. Keine bzw. sich gegenseitig ausgleichende Effekte erwartet ein Drittel der Investment Professionals. Eine gewisse Tendenz zur Überbewertung könne allein schon durch stetige Nachfrage passiv verwalteter Fonds entstehen. Und umgekehrt kann durch passive Fonds in Krisenzeiten der bekannte „Drehtüreffekt“ deutlich verstärkt werden, so bei negativen Meldungen, plötzlich gehäuften Anteilsrückgaben respektive Portfolioumschichtungen. Das gelte laut DVFA für auf Spezialthemen gerichtete Indexprodukte. Als während der griechischen Staatsschuldenkrise die Athener Börse Mitte 2015 vorübergehend geschlossen war, warnten auch bekannte Investoren wie Carl Icahn und Bill Gross vehement vor den Folgen der ETFs, insbesondere vor einer „Liquiditätsillusion“ und dem plötzlichen Austrocknen der Märkte.

Deutlich entspannter sehen die Teilnehmer einen möglichen direkten (generischen) Effekt der passiv verwalteten Vermögen auf die Attraktivität von Börsengängen. 59% erkennen hier keine Auswirkungen, eher negativen Folgen für IPOs erwarten indessen 28%, positive Wirkungen nur 13%. Dies ist der DVFA zufolge insofern interessant, als frisch börsennotierte Aktien in der Regel noch in keinem Index enthalten und somit von Indexprodukten ausgeschlossen sind. Insbesondere Small Caps könnten daher bei zunehmend passiv verwalteten Vermögen tendenziell Nachteile haben.

„Unverzichtbar“

Für Ingo R. Mainert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA, sei es zu befürchten gewesen, dass eine Mehrheit der Investment Professionals die Zunahme passiv gemanagter Fonds eher mit negativen Folgen – höhere Konzentration und Volatilität – verbindet. „Das gilt vor allem für schwierige, krisenhafte Marktsituationen, und wenn man die Sache extrem denkt“, kommentiert er die Umfrage. Denn würden sämtliche Anlagegelder in passiven Indexprodukten liegen, gäbe es keine fakten- und datengetriebene mikroökonomische Preisbildung mehr. Die Asset-Preise könnten durch die Zuflüsse immer nur steigen. Für eine funktionierende Marktwirtschaft seien daher Research, Datenanalyse, menschliche Erfahrung und vorausschauendes, aktives und wirkungsorientiertes Fondsmanagement „unverzichtbar“.

Mainerts Fazit: „Der Begriff ‚passiv gemanagtes Produkt‘ ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Natürlich sind diese Instrumente nützliche Elemente des Kapitalmarktes, bringen den Anlegern durch Skalierungseffekte Vorteile hinsichtlich der Kosten und erleichtern die Diversifizierung. Aber ich sehe durch die jetzt erreichten Größenordnungen doch ein paar Risse im Ökosystem der Märkte und auch Gefahren für die Kapitalallokation.“ Mainert verweist außerdem auf mehrere Studien, u. a. kürzlich von der Frankfurter Goethe-Universität, die darauf hindeuten, dass Preise einer Asset-Klasse oder eines Einzelwerts durch den Passivtrend stärker von der Gewichtung in einem Index abhängen. Unternehmensspezifische Fundamentaldaten und dadurch generierte Preissignale würden tendenziell an Bedeutung verlieren, so Mainert, was volkswirtschaftlich problematisch und am Ende „vielleicht sogar nachteilig für die Finanzstabilität“ sei. (mki)

Bild: © Vanz Studio – stock.adobe.com

 

So relevant ist die Europawahl für die Märkte

Die Wahl zum Europäischen Parlament steht vor der Tür. Derartige Entscheidungen haben oft weitreichende Konsequenzen – nicht nur rein politische, sondern auch wirtschaftliche. Die DWS hat dies zum Anlass genommen, die möglichen Auswirkungen der Wahl auf die Märkte auszuarbeiten.

Schon bald, am zweiten Juniwochenende, werden die Kreuzchen gesetzt – das Europäische Parlament lädt ein zur Wahl. Ein wegweisendes Ereignis in mehrfacher Hinsicht, weswegen auch die Weltwirtschaft gespannt auf die Ergebnisse und vor allem deren Auswirkungen blickt. So z. B. auch die DWS, Asset-Manager-Tochter der Deutschen Bank, die in einer Pressemitteilung versucht, aufzuzeigen, mit welchen Auswirkungen bei der Europawahl am 09.06.2024 zu rechnen sein könnte.

Eher lang- als kurzfristig

Ganz generell dürfte die Wahl der Einschätzung der DWS zufolge keinen „merklichen Einfluss“ auf den Finanzmarkt haben. Das leite sich aus dem ab, was im Nachgang der Europawahlen der vergangenen Dekaden zu beobachten gewesen sei. Weder habe im Zeitraum um die jeweiligen Wahlen der Economic Policy Uncertainty Index, als Maßstab für die zu messende Unsicherheit, merkliche Ausschläge aufgewiesen, die Volatilität von Dax und EuroStoxx habe sich ebenfalls wenig auffällig verhalten. Und auch in diesem Jahr, so die DWS, scheine der Fokus der Marktteilnehmer eher auf anderen geopolitischen und konjunkturellen Problemfeldern zu liegen als auf Straßburg und Brüssel, den Sitzen des Europaparlaments.

Dabei liege in der Weiterentwicklung bzw. der Stärkung insbesondere des Finanz- und Bankensektors in der EU der Einschätzung der DWS nach eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre, um die Finanzierung der in der Priorisierungsliste ganz oben stehenden Transformationen, sei die grüne, die digitale oder die zu mehr Wehrhaftigkeit, zu gewährleisten und darüber hinaus die europäische Wettbewerbsfähigkeit zukünftig sicherzustellen. Der Vertiefung der Kapitalmarktunion komme dabei eine sehr hohe Relevanz zu.

Wahl als Trendspiegel

Die DWS geht davon aus, dass der Wahlausgang Ausdruck allgemein zu beobachtender Tendenzen und Veränderungen sein wird. Ob beispielsweise das Vorantreiben der Energiewende auch nach der Wahl ganz oben auf der Prioritätenliste steht, bleibe abzuwarten. Aber auch protektionistische Entwicklungen, die bereits in unterschiedlichen EU-Mitgliedsstaaten zu beobachten sind, dürften ihren Weg in die europäische Ebene finden. Laut dem Vermögensverwalter dürfte die so dringend benötigte politische Integration Europas auch weiterhin auf sich warten lassen.

Andererseits jedoch sei es auch so, dass die politischen Kräfte auf europäischer Ebene wohl auch zukünftig nicht die Treiber der eigentlich gewollten Entwicklung sein dürften. So sei beispielsweise zwar das europäische Parlament das einzige direkt demokratisch gewählte Organ innerhalb der EU. Im Gegensatz zu den meisten Parlamenten habe es jedoch kein formelles Initiativrecht, welches fast ausschließlich bei den Exekutivorganen der EU, der Kommission und – in begrenztem, aber zunehmendem Maße – beim Europäischen Rat liege. Folglich werde das EU-Parlament weiterhin seine bestehenden Befugnisse nutzen – die Prüfung und Abstimmung bei der Ernennung von EU-Kommissaren, das Ändern und Überprüfen jeglicher Kommissionsvorschläge für neue EU-Gesetzgebungen sowie das Anspornen der Kommission zu Handlungen bei Themen, die es als entscheidend ansieht. Das sei letztendlich das, was die Bedeutung der diesjährigen Europawahlen in die richtige Perspektive rücke. (mki)

Bild: © Pedro – stock.adobe.com

 

Wie politisch sind die Kapitalmärkte?

Was beeinflusst die Kurse an den Kapitalmärkten? Im Makro-Blick gibt es zahlreiche Wechselbeziehungen, z. B. Regulatorik, Geld-, Fiskal- und Geopolitik, die Einfluss auf Märkte und Kurse nehmen. Einige politische Faktoren bleiben ein kurzes Rauschen, andere bringen schleichende, aber nachhaltige Verschiebungen.

Ein Artikel von Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A.

Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt es unter Börsianern. Gemeint ist damit, dass Marktentwicklungen hauptsächlich durch sich längerfristig verändernde Fundamentaldaten und nicht durch kurzfristigen „Lärm“ auf der politischen Bühne beeinflusst werden. Grundsätzlich hat dieser Gedanke nicht nur Charme, sondern natürlich seine Berechtigung. Aber: Die Beziehung zwischen Politik und Kapitalmärkten ist tatsächlich komplizierter und vielschichtiger. Sie ist durch ein komplexes Zusammenspiel von Geld-, Fiskal- und Geopolitik, Regulatorik und wirtschaftlichen Faktoren gekennzeichnet. Die Kapitalmärkte – das heißt die Gesamtheit an Aktien-, Anleihen-, Rohstoff- und Währungsmärkten – werden nicht unbeträchtlich durch politische Entscheidungen und Maßnahmen gesteuert. Politische Entwicklungen wiederum werden häufig durch wirtschaftliche Bedingungen und die Dynamik der Finanzmärkte gelenkt. Diese Wechselwirkungen sind für Anleger, politische Entscheidungsträger und Analysten gleichermaßen wichtig.

Fiskalpolitik

Gerade in einem Jahr wie 2024, in dem fast die Hälfte der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgefordert wird, gewinnt die Frage nach der Relevanz von Fiskalpolitik für die Börsen an Bedeutung. Staatsausgaben, Steuern und Haushaltsentscheidungen beeinflussen nicht nur die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die daraus abgeleiteten Markterwartungen und nicht zuletzt die Stimmung der Anleger. So kann eine expansive Finanzpolitik in Form von Infrastrukturausgaben oder Steueranreizen das Wirtschaftswachstum ankurbeln und den Optimismus an den Märkten steigern. Sparmaßnahmen hingegen können einen gegenteiligen Effekt haben. Gewonnenes oder auch verlorenes Vertrauen der Anleger führt zu Kapitalbewegungen zwischen Asset-Klassen oder Währungen und verursacht Kursverschiebungen.

Geldpolitik

Veränderungen in der Verfügbarkeit von Liquidität und des zugehörigen Preises dafür, also der Zinsen, haben eine ähnliche Wirkung. Sowohl Staaten – in der Regel über die Aufnahme von Schulden – als auch Notenbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik können steuernd eingreifen. Insbesondere aber die Zentralbanken spielen durch ihre geldpolitischen Entscheidungen eine zentrale Rolle bei der Liquiditätsversorgung der Real- und Kapitalmärkte – und damit auch bei der Steuerung von Inflationserwartungen. Durch ihre Maßnahmen wie Zinsanpassungen und quantitative Lockerung oder Straffung beeinflussen sie direkt die Refinanzierungskosten für Unternehmen, die Verfügbarkeit von Investitions- bzw. Spekulationskapital und damit indirekt die Preisveränderungen von Vermögenswerten – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Fiskal- und Geldpolitik haben damit entscheidenden Einfluss auf Wohl und Wehe der Märkte.

Regulatorik und politische Rahmenbedingungen

Prägenden und meistens sogar nachhaltigeren Einfluss besitzt der erweiterte Komplex aus Regulatorik und Gesetzgebung. Denn Gesetze und Vorschriften, die die Finanzmärkte regulieren, die für grundsätzliche Rechtssicherheit sorgen, die den Arbeitsmarkt steuern, die die Energieversorgung sicherstellen, die Innovationen und Investitionen unterstützen, haben deutlich längerfristige Auswirkungen. Da sie sich in der Regel nicht sofort merklich auswirken, dienen sie Politikern weniger im Rennen um wahlkampfrelevante Stimmen – anders als die von Legislaturperiode zu Legislaturperiode veränderliche Fiskal- und Geldpolitik. Für einen funktionierenden und prosperierenden Kapitalmarkt ist jedoch ein verlässlicher politischer Rahmen eine unerlässliche Grundlage.

Geopolitik

Geopolitische Spannungen können erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben, was sich auf das Anlegerverhalten, die Preise von Vermögenswerten und die politischen Reaktionen auswirken kann. Sie erhöhen tendenziell die Risikowahrnehmung der Anleger, was dazu führt, dass Risiken neu bewertet werden. In der Folge kann es sowohl zur Flucht in sichere Anlagen wie Gold, Staatsanleihen oder in Währungen von als sicher eingestuften Ländern kommen als auch zur Preisanpassung bei sonstigen Vermögenswerten. Geopolitischer Stress kann politische Entscheidungsträger Maßnahmen ergreifen lassen, die sich direkt oder indirekt auf die Kapitalmärkte auswirken. Änderungen in der Geldpolitik, der Handelspolitik oder durch fiskalische Anreize könnten Versuche sein, wirtschaftliche Auswirkungen geopolitischer Ereignisse zu mildern. Anhaltende geopolitische Auseinandersetzungen können aber auch längerfristige Anlageentscheidungen beeinflussen. Sowohl durch die Anpassung der strategischen Asset-Allokation als auch durch das Überdenken von Investitionszielen kann der Geopolitik Rechnung getragen werden, indem beispielsweise Regionen oder Branchen über- oder untergewichtet werden.

Dynamische Wechselbeziehungen

Die Beziehung zwischen Politik und Kapitalmärkten ist kompliziert und dynamisch. Sie ist gekennzeichnet durch einen stetigen Austausch von Einflüssen zwischen politischen Entscheidungen, geopolitischen Ereignissen und Marktdynamiken. Anleger und politische Entscheidungsträger müssen sich in dieser komplexen Beziehung zurechtfinden, um das Marktverhalten zu verstehen, Risiken zu antizipieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Als Investoren müssen wir entsprechende Entscheidungen für unsere zu betreuenden Portfolios treffen. Für einen nachhaltigen Vermögensaufbau kommt es weniger darauf an, jede politische Entscheidung oder Entwicklung in eine Transaktion umzumünzen. Trotz der Liebe zum Detail und der vermeintlichen Sicherheit, die ein hochfrequentes Umschichten suggeriert, ist es von viel größerer Bedeutung, die großen politischen Veränderungen im Auge zu behalten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Pairat – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Michael Blümke

Wächst der ELTIF-Markt weiter?

Das Analysehaus Scope hat den Markt für European Long Term Investment Funds (ELTIFs) untersucht. 2023 haben Anzahl und Volumen dieser Fonds demnach um rund ein Viertel zugelegt. Weiteres Wachstum könnte aufgrund der neuen Regulierung anstehen.

Der ELTIF-Markt rückt mehr und mehr in den Fokus, vor allem vor dem Hintergrund der „ELTIF 2.0“-Verordnung, die in der Europäischen Union Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Die Ratingagentur Scope hat dahingehend den europäischen ELTIF-Markt untersucht und Anbieter befragt. Im Ergebnis zeigt sich, dass europaweit 95 ELTIFs von 41 unterschiedlichen Asset-Managern registriert sind. Davon wurden 20 im vergangenen Jahr aufgelegt. Eine ähnliche Anzahl kam bereits 2022 hinzu.

Mehr und mehr ELTIFs

Von den 95 ELTIFs wurden bislang 85 aktiv an Anleger vertrieben. Scope beziffert das aggregierte Volumen dieser Fonds für Ende 2023 auf 13,6 Mrd. Euro. Gegenüber Ende 2022 ist das verwaltete Vermögen um rund 2,7 Mrd. Euro gestiegen, was einem Zuwachs von 24% entspricht.

Die größten drei Fonds – Meridiam Infrastructure Europe III SLP, klimaVest und der GF Infrastructures Durables SLP – vereinen rund ein Viertel des gesamten Fondsvolumens. Die zehn größten ELTIFs repräsentieren fast die Hälfte.

Bei den Asset-Klassen verteilt sich das Fondsvolumen recht gleichmäßig auf Private Equity (31%), Infrastruktur (31%) und Private Debt (30%). Das restliche Fondsvolumen entfällt Scope zufolge auf gemischte Strategien und Immobilien.

Zu den aktivsten Anbietern gehören Amundi, Azimut, BlackRock, BNP Paribas, Commerz Real, Generali Investments, Muzinich, Neuberger Berman und Partners Group. Die meisten ELTIFs, nämlich 60, sind bei der Luxemburger Aufsichtsbehörde (CSSF) registriert.

Ausweitung des Produktangebots nach ELTIF-2.0-Verordnung

Der Zuwachs des verwalteten Vermögens im vergangenen Jahr ist, so Scope, zwar solide, erfüllt jedoch noch nicht die immensen Erwartungen und Hoffnungen, die mit ELTIFs verbunden sind. Dass das Volumen und die Zahl der ELTIFs im vergangenen Jahr nicht stärker gestiegen ist, hat Scope zufolge vor allem zwei Gründe:

Zum einen war 2023 kein gutes Jahr für Privatmarktinvestments, da viele Anleger attraktive Renditen mit Zinsanlagen erzielen konnten. Andere Anlageformen haben es in diesem Umfeld schwer. Zum anderen haben sich Fondsanbieter 2023 zurückgehalten, um auf das ELTIF-2.0-Regime zu warten, das seit dem 10.01.2024 angewendet wird. Die neuen Regeln bringen eine Reihe von Erleichterungen sowohl für Anbieter als auch für den Vertrieb. Allerdings herrscht immer noch keine vollständige Klarheit über die exakte Ausgestaltung einiger neuer Regeln, was die Auflage zahlreicher Produkte weiter verzögert.

Trotz des Ringens um die Ausgestaltung der technischen Regulierungsstandards sind die Marktakteure zuversichtlich, dass die Zukunft von Privatmarktanlagen für breite Anlegerschichten dem ELTIF gehört. Für die Frage nach dem dauerhaften Erfolg des ELTIFs wird das Rendite-Risiko-Profil von entscheidender Bedeutung sein. Belastbare Erkenntnisse dazu werden sich jedoch erst über die kommenden Jahre hinweg entwickeln.

Auf Basis der Umfrage und der Gespräche mit den Asset-Managern geht Scope davon aus, dass das europäische ELTIF-Volumen bis Ende 2026 auf 30 bis 35 Mrd. Euro steigen kann. Scope erwartet, dass in Europa in den kommenden zwölf Monaten mindestens 20 neue ELTIFs auf den Markt kommen werden. (mki)

Bild: © Sagohachi – stock.adobe.com

 

Verwaltetes Vermögen steigt nahezu auf Rekordwert

Der Fondsverband BVI hat aktuelle Zahlen zur Fondsbranche in Deutschland veröffentlicht. Auf Jahressicht ist das verwaltete Vermögen zum 31.03.2024 in den letzten zwölf Monaten stark angestiegen – um 9%. Damit liegt es fast wieder auf seinem Rekordwert aus dem Jahr 2021.

Fondsgesellschaften verwalteten für Anleger in Deutschland insgesamt 4,289 Bio. Euro zum Stichtag 31.03.2024. Das geht aus einer aktuellen Statistik des Fondsverband BVI hervor. Es handelt sich dabei um einen Zuwachs von 9% in den letzten zwölf Monaten. Am 31.03.2024 betrug das verwaltete Vermögen in Deutschland 3,922 Bio. Euro.

So verteilt sich das Vermögen

Durch den Anstieg liegt das Vermögen nur knapp unter dem Rekordwert von 4,311 Bio. Euro zum Jahresende 2021. Der Großteil entfällt mit 2,125 Bio. Euro auf offene Spezialfonds für institutionelle Anleger. Dazu gehören vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen (748 Mrd. Euro) und Versicherer (543 Mrd. Euro). In offenen Publikumsfonds verwalten die Fondsgesellschaften 1,459 Bio. Euro, wovon 680 Mrd. Euro auf Aktienfonds entfallen. Vor allem die gestiegenen Aktienkurse sorgten laut BVI dafür, dass der Anteil der Aktienfonds in den letzten fünf Jahren von 36% auf 47% stieg. Es folgen Mischfonds mit 350 Mrd. Euro und Rentenfonds mit 217 Mrd. Euro. Deren Anteil fiel von 28% auf 24% bzw. 20% auf 15%. Der Nettovermögen der Immobilienfonds beträgt 129 Mrd. Euro.

Verwaltetes Vermögen in Deutschland nahezu auf Rekordwert

In geschlossenen Fonds weist die BVI-Statistik ein Vermögen von 55 Mrd. Euro aus. Vor fünf Jahren waren es 10 Mrd. Euro. In Mandaten managen die Fondsgesellschaften derzeit 651 Mrd. Euro.

Performance im ersten Quartal 2024

Im ersten Quartal 2024 flossen der Branche netto 21,7 Mrd. Euro Gelder zu. Davon entfallen 9,5 Mrd. Euro auf offene Spezialfonds. Offenen Publikumsfonds flossen 3,8 Mrd. Euro zu. Das liegt über dem Mittelwert der Quartale im Jahr 2023 (3,2 Mrd. Euro). Von Anfang Januar bis Ende März 2024 steuerten ETFs 5,4 Mrd. Euro bei (davon 3,6 Mrd. Euro Aktien-ETFs und 1,9 Mrd. Euro Renten-ETFs), aus aktiv gemanagten Fonds jedoch flossen 1,6 Mrd. Euro ab.

Beim Blick auf die Anlageklassen liegen Rentenfonds vorne. Ihr Neugeschäft von insgesamt 5,4 Mrd. Euro dominieren Fonds mit Schwerpunkt auf Anleihen von kurzer Laufzeit, das heißt einer (Rest-)Laufzeit von bis zu drei Jahren (insgesamt 3,4 Mrd. Euro). Es folgen Aktienfonds mit Zuflüssen von 2,5 Mrd. Euro und wertgesicherte Fonds mit 1,2 Mrd. Euro. Bei den Mischfonds setzten sich die Abflüsse seit Mitte 2022 fort. Im ersten Quartal flossen 4,5 Mrd. Euro ab. Aus Immobilienfonds zogen Anleger 0,9 Mrd. Euro ab, nachdem im vierten Quartal 2023 netto 0,8 Mrd. Euro abgeflossen waren. Geschlossene Fonds erhielten 1,1 Mrd. Euro neue Gelder, Mandate verzeichneten Zuflüsse von 7,2 Mrd. Euro.

Spezialfonds

Bei Spezialfonds ist dem BVI zufolge die Auslagerung des Portfoliomanagements an konzernfremde Asset-Manager weit verbreitet. Sie beträgt bei Wertpapierfonds 45% des verwalteten Vermögens. Das liegt laut dem Verband daran, dass viele Spezialfonds bei Master-KVGs aufgelegt sind. Die Fonds bündeln einzelne Segmente mit unterschiedlichen Anlagezielen. Spezialisierte Vermögensverwalter können dann unabhängig voneinander die Assets in den Segmenten managen. Die Anleger profitieren insbesondere vom einheitlichen Reporting sowie von der zentralen Risikosteuerung über alle Fonds hinweg durch die Fondsgesellschaft.

Bei Immobilien-Spezialfonds hat die Auslagerung des Portfoliomanagements erst in den vergangenen Jahren Fahrt aufgenommen und nähert sich langsam der bei Wertpapierfonds üblichen Größenordnung an, so der BVI. Inzwischen betreuen Manager außerhalb des Konzerns 35% des Vermögens. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es 26%. (mki)

Bild: © id512 – stock.adobe.com; Grafik: © BVI

 

Sparer legen mehr in Wertpapieren an

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken hat das Anlageverhalten der Sparer in Zeiten der Zinswende untersucht. Fazit: Die gestiegenen Zinsen hinterlassen ihre Spuren bei der Portfoliogestaltung.

Die deutschen Sparerinnen und Sparer reagieren umsichtig auf die Zinswende – das hat der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) herausgefunden. In einer Studie untersuchte der Verband die Geldvermögensbildung der Bundesbürger analysiert.

Mehr Diversifikation bei den Anlegern

Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die deutschen Sparer ihre Bestände an Termineinlagen und Rentenpapieren 2023 im Vergleich zum Vorjahr um gut die Hälfte ausbauten und das gehaltene Volumen an Sparbriefen verfünffachten. Auch Wertpapiere sind laut der Studie weiter im Aufwind. In der Niedrigzinsphase und im Zuge der Corona-Pandemie hätten Aktien und Investmentfonds besonders hohe Zuflüsse verzeichnet. Doch nun lebten auch die festverzinslichen Anlagen wieder auf. Für BVR-Chefvolkswirt sei dies eine „Rückkehr zur Normalität positiver Zinsen verbunden mit einer stärkeren Diversifizierung der Sparformen.

In den nächsten Jahren dürfte der Anteil von Wertpapieren am Geldvermögen weiter steigen, so der BVR. Die Niedrigzinsphase habe zu einer größeren Offenheit für Aktien und Investmentfonds in breiteren Bevölkerungskreisen geführt als zuvor. Dass mit Festgeld und Rentenpapieren auch andere Anlagen an Beliebtheit gewinnen, sei positiv, da Anleger aus einer größeren Vielfalt an attraktiven Anlageformen für ihre individuellen Sparziele schöpfen könnten.

Sparer legen mehr in Wertpapieren an
So entwickelte sich die Vermögensbildung

Die privaten Haushalte in Deutschland bildeten 2023 netto Geldvermögen in Höhe von 245,6 Mrd. Euro nach 215,5 Mrd. Euro im Jahr 2022. Die Sparquote stieg von 11,1% auf 11,4% und liegt weiterhin im oberen Bereich ihres Durchschnitts seit der Wiedervereinigung. Erstmals seit 2006 floss mit 106,2 Mrd. Euro der größte Anteil in Wertpapiere. Der zweitgrößte Anteil entfiel mit 88,3 Mrd. Euro auf Bankkonten. Ein geringerer Teil entfiel mit 36,9 Mrd. Euro auf Versicherungen, u. a. aufgrund einer Abwärtskorrektur bei Ansprüchen der Versicherungsnehmer aus Rückstellungen der Versicherer.

Run auf Zinsen

Ein Blick auf die einzelnen Bestandteile der Sparformen zeigt laut BVR: Sowohl bei Wertpapieren als auch bei Bankeinlagen legten höher verzinste Optionen deutlich zu. So stieg das in Termingeldern angelegte Vermögen mit 194,2 Mrd. Euro per Ende 2023 um gut die Hälfte (55,2%) im Vergleich zum Vorjahr. In Sparbriefen waren zum Jahresende 101,1 Mrd. Euro mehr angelegt als Ende 2022, ein Zuwachs um 453%. Das in Rentenpapieren angelegte Geldvermögen stieg um 51,2% auf 229,7 Mrd. Euro.

Das verfügbare Einkommen der Privathaushalte stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,9% auf 2,358 Bio. Euro und damit im gleichen Maße wie die Inflation. Der Konsum stieg jedoch um leicht geringere 5,6% auf 2,09 Bio. Euro, da die Privathaushalte sich aufgrund der unsicheren Konjunkturlage aufgrund der hohen Inflation zurückhielten. Dadurch stieg die Sparquote auf die erwähnten 11,4%.

Das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte, zu denen nicht nur Erwerbstätige und sonstige Privatpersonen, sondern auch wirtschaftlich Selbstständige und Organisationen wie etwa Vereine, Gewerkschaften und Kirchen gezählt werden, belief sich Ende 2023 auf 7,94 Bio. Euro. Demgegenüber standen Verbindlichkeiten in Höhe von 2,174 Bio. Euro. Die Verbindlichkeiten gingen damit relativ zum Einkommen zurück, und zwar von 96,7% des verfügbaren Einkommens 2022 auf 92,2% 2023. Das Nettogeldvermögen belief sich pro Haushalt damit auf 139.500 Euro, wovon durchschnittlich rund 41% bei Banken, 30% in Versicherungen und 29% in Wertpapieren angelegt sind. (mki)

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Gibt es eine Zeitenwende in der Weltwirtschaft?

Am Mittwoch, den 08.05.2024, stand wieder die „Amundi Investment Konferenz“ ins Haus. Geblickt wurde dieses Mal sehr global: Auf die EZB, die Fed, die Inflationsentwicklung, allen voran aber die aktuellen geopolitischen Verhältnisse. Ein Experte sieht eine weitere „Zeitenwende“ kommen.

Je mehr Zeit vergeht und je mehr sich die Welt verändert, umso mehr könnte man den Eindruck gewinnen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz mit seiner Rede zur Zeitenwende, unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs, Recht gehabt haben könnte – bei aller Kritik, die er als Person des öffentlichen Lebens, sei sie verdient oder unverdient, einstecken muss. Denn mehr und mehr taucht der Begriff „Zeitenwende“ nicht nur auf nationaler und europaweiter Ebene auf (finanzpolitisch auch in der Variante „Zinswende“), sondern auch global sieht das Feld zunehmend anders aus. Und das könnte großen Einfluss auf wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Faktoren haben.

U. a. war die „Zeitenwende in der Weltwirtschaft“ Thema der „Amundi Investment Konferenz“, die alle paar Monate stattfindet. Am vergangenen Mittwoch war es wieder soweit. Moderiert wurde die Sendung wie gewohnt von ntv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. Im Fokus diesmal: die Zinsen (natürlich) und die Inflation, die aktuelle Marktlage, vor allem aber die derzeitigen globalen geopolitischen Fragen.

Was machen die Notenbanken?

Mittlerweile sind sich die meisten Experten sicher: Die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt im Juni, also bei der nächsten Sitzung. So sieht es auch Amundi-Chefanlagestratege Thomas Kruse. Für den Rest des Jahres erwartet er drei weitere Schritte nach unten.

Doch wie sieht es mit der Inflation aus? Hier sieht vor allem Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, aktuell mehr Druck und erwartet daher eine eher zurückhaltende Politik von Fed und EZB. Ende des Jahres rechnet Brzeski in der Eurozone mit einer Teuerungsrate von 2,5 bis 3%. Den Inflationsdruck sieht er vor allem auf geopolitischer Ebene, u. a. aus den USA mit der potenziellen Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Diese könne die EZB zu einer weiteren geldpolitischen Wende zwingen und auch zu Spekulationen, über etwaige Handelskriege oder aber die Mitgliedschaft der USA in der NATO, führen. Sollte Trump wiedergewählt werden und seine Wirtschaftspolitik für ein schwaches Wachstum in Europa sorgen, werde die EZB umdenken und die Zinsen stärker senken, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, so Brzeski.

Dem entgegenwirken könnte der Export der Disinflation aus China, wo aktuell eine schwächelnde Wirtschaft vorherrscht. Doch das würde, findet Brzeski, nicht reichen, um den Inflationsdruck, der bspw. von Lohnsteigerungen durch den demografischen Wandel oder gestiegene Kosten durch den Umbau von Lieferketten ausgelöst wird, auszugleichen.

Zeitenwende…

Als hochkarätigen Gast aus der Wirtschaftsforschung hatte Amundi Moritz Schularick, den Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, eingeladen. Sein 30-minütiger Vortrag beschäftigte sich mit der „Weltwirtschaft von morgen“ und der Frage, ob es derzeit auch in der Weltwirtschaft eine Zeitenwende gibt – und die Devise „Wandel durch Handel“ noch aktuell ist.

Grundsätzlich habe die Globalisierung ihr ökonomisches Versprechen erfüllt, denn viele Menschen seien aus der Armut gehoben worden, die Welt insgesamt sei reicher geworden. Tatsache sei aber: Die Welt ist kein stabilerer, sichererer Ort. Durch das „Globalisierungsparadigma“ seien wir verletzlich, denn es seien viele Abhängigkeiten entstanden. Jetzt jedoch bewege sich die Welt von einem regelbasierten System hin zu einem System, in dem politische Entscheidungen das Ausmaß der wirtschaftlichen Öffnung und die Handelsströme bestimmen. Die Marktintegration werde bei der Entscheidungsfindung nun geopolitischen Zielen untergeordnet und ökonomische Werkzeuge werden vermehrt für diese Ziele eingesetzt. Machtfragen werden immer prominenter, es herrsche vermehrt wieder das Recht des Stärkeren. Der „Geoökonomische Giftschrank“ komme in solchen Situationen zum Einsatz, der bspw. die Versicherung der Versorgung mit Schlüsselrohstoffen beinhalte, oder den Erwerb und Erhalt absoluter technologischer Vorteile.

Was wäre, wenn…?

Schularick ging auch auf die potenziellen Auswirkungen ein, die eine wirtschaftliche Trennung von China für Deutschland nach sich ziehen könnte. Angenommen, Deutschland müsste sich über Nacht von China trennen, würde man einen kurzfristigen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts von 5% bis 7% verspüren. Dies wäre ein harscher Wirtschaftseinbruch verglichen mit dem in der Finanzkrise oder der Coronapandemie – aber auch kein zweistelliger Verlust. Deutschland wäre zwar in Europa am stärksten betroffen, wäre allerdings „in einer zweiten Runde“ auch Profiteur, da Deutschland einen komparativen Vorteil bei der Herstellung von diversen Kapitalgütern habe.

Problematisch sei für Schularick auch die Tatsache, dass die deutsche und europäische Politik darauf beruhe, dass die USA unsere Rückversicherung sei. Doch in einem Land, in dem man sich gerne gegen alles Mögliche versichere, halte er dies für eine recht riskante Strategie. So langsam verstehe man in Berlin allerdings, dass man dauerhaft sehr viel mehr für Investitionen in „unsere Sicherheit“ ausgeben müssen.

In Deutschland sei man bei der Politik drei Wetten eingegangen: günstige russische Energie, die Globalisierung und chinesisches Wachstum als Exportmotor sowie die amerikanische Sicherheitsgarantie und die Dauerhaftigkeit der Friedensdividende. Doch aus diesen drei Wetten seien mehrere hausgemachte Herausforderungen entstanden: der Rückstand bei der Digitalisierung und der öffentlichen Infrastruktur, die abnehmende Innovations- und Risikobereitschaft, eine Strukturkrise bei der Autoindustrie oder die Wachstumsbremse am Wohnungsmarkt. (mki)

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