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„Makler erwarten zu Recht passgenaue Infrastrukturen“

Der Provinzial Konzern hat sich mit dem Launch der Marke HFK1676 prominenter im Maklermarkt positioniert. Mit AssCompact spricht Nina Schmal über die Hintergründe der neuen Marke, wo die Reise hinführen soll und welche Schwerpunkte im ersten Geschäftsjahr gesetzt werden sollen.

Interview mit Nina Schmal, Vorständin Kundenmanagement und neue Geschäftsmodelle bei der Provinzial
Frau Schmal, im Oktober 2024 hat der Provinzial Konzern mit HFK1676 eine neue Maklermarke gelauncht. Welche Botschaft wollen Sie mit dem Markennamen senden?

Die Marke vereint Tradition und Moderne: die Tradition des ältesten aktiven Versicherers der Welt, der Hamburger Feuerkasse, welche ihren Ursprung im Jahr 1676 hat, und das technologische Know-how des Digitalversicherers andsafe. Zudem haben wir bereits langjährige Erfahrung in der Servicierung von Maklern.

Warum hat sich der Konzern zu diesem Schritt entschlossen? Welche Lücke wollen Sie damit auf dem Markt schließen?

Die grundsätzliche Konsolidierung und insbesondere die Relevanz von Pools, Verbünden und Plattformen nimmt im Maklermarkt kontinuierlich zu – vor allem im standardisierten Privat- und Gewerbekundensegment. Auf diesen Plattformen war die Provinzial mit ihren Regionalversicherern bisher nicht vollumfänglich vertreten. Mit der neuen Maklermarke HFK1676 haben wir hierfür wichtige Weichen gestellt.

Wollen Sie mit HFK1676 eine bestimmte Gruppe von Vermittlern ansprechen?

Da sich unser Angebot vor allem, wie eingangs erwähnt, auf Pools, Verbünde und Plattformen fokussiert, sprechen wir mit HFK1676 vor allem Makler an, die ihr Geschäft mindestens in Teilen über diese Plattformen platzieren. Uns ist jedoch die Direktanbindung der Einzelvermittler ebenso recht. Das heißt, Makler können sich entsprechend ihrer Präferenz für die Direktanbindung oder für den Weg über die Plattformen entscheiden.

Warum sollten sich Makler an die neue Marke binden?

Wir sind als Provinzial Konzern bereits heute eine relevante Größe im Maklerkanal. Dies aber überwiegend in den nichtstandardisierten Segmenten jenseits von Privat und Gewerbe. Mit HFK1676 schließen wir somit eine Lücke, um dem Makler segmentgerechte bzw. -spezifische Antworten zu geben. Der Makler erwartet zu Recht passgenaue Infrastrukturen je Kundensegment. Hierauf reagieren wir mit HFK1676.

Womit kann die HFK1676 im Bereich Maklerservice punkten?

Unser Ziel ist, vor allem in drei Bereichen zu Punkten: Produktqualität, Serviceexzellenz und technologischer Vorsprung. Mit Ersterem wollen wir das Haftungsrisiko des Maklers auf ein Minimum reduzieren und zugleich Bestnoten bei etablierten Ratingagenturen erzielen. Die Top-Produkte ergänzen wir um die Serviceleistungen des „Kompetenzzentrums Makler“ der Provinzial, welches den Maklern und Partnern persön­lichen Service über die Maklerbetreuerinnen und -betreuer sowie einen Maklerservice bietet. Die Technologie ist die Basis des Ganzen. Den wachsenden Herausforderungen, denen sich insbesondere kleinere Makler gegenübersehen, begegnen wir mit einfachen Prozessen, die einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Dazu passend können sich Makler über unsere Website hfk1676.de mit wenigen Klicks anbinden und unmittelbar über unsere Antragsstrecken im Maklerportal Geschäft platzieren.

Und wie sieht es im Bereich Digitalisierung und KI aus? Wie sieht ihre digitale Antragsstrecke aus und in welchem Ausmaß nutzen Sie Dunkelverarbeitung?

Beides spielt für uns eine zentrale Rolle. Heute ist für den Makler vor allem der hohe Grad der Dunkelverarbeitung in der Anbindung und nach Antragseinreichung spürbar. In beiden Fällen erreichen wir eine Dunkelverarbeitung von nahezu 100%. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit Anwendungsfällen im Kontext KI, die unseren Partnern und Kunden zugutekommen. Derzeit profitieren primär unsere Mitarbeitenden von KI, um die eigene Effizienz zu steigern, so beispielsweise bei der Code-Generierung in der Softwareentwicklung.

Mit welchen Produkten startet die Marke zunächst in den Vertrieb?

Gestartet sind wir mit den Produkten Privathaftpflicht- und Hausratversicherung.

Sind perspektivisch Ausweitungen der Produktpalette geplant? Vielleicht sogar in andere Sparten?

Ein klares Ja! Wir planen ein umfangreiches Angebot im standardisierten Privat- und Gewerbekundensegment über alle Kompositsparten hinweg.

Werden Makler in die Produktentwicklung mit einbezogen und wenn ja, wie?

Auch hier ein klares Ja! Das Feedback aus dem Markt ist für uns ein wesentlicher Bestandteil – nicht nur in der Produktentwicklung. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, aus Sicht des Maklers zu denken. Dafür ist es essenziell, direktes Feedback zu erhalten. Das schaffen wir zum einen durch die Nähe in der alltäglichen Zusammenarbeit. Zum anderen arbeiten wir seit Beginn der Reise von HFK1676 mit einer Gruppe von Maklern zusammen, die wir regelmäßig in die Produktentwicklung, aber auch in die Weiterentwicklung von Prozessen und Portalen einbeziehen. Jedes Feedback ist an dieser Stelle wertvoll!

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2025 und in unserem ePaper.

Bild: © Provinzial

 

Naturkatastrophen und Extremwetter: So hoch waren die Schäden 2024

Sowohl der GDV als auch der Rückversicherer Munich Re haben jüngst ihre Reports zu den Schäden veröffentlicht, die 2024 durch Naturgefahren entstanden sind. Klar ist, dass die Schäden enorm hoch geblieben sind, oder anders gesagt: Der Klimawandel zeigt Krallen. Das sind die wichtigsten Zahlen.

Extremwetter, Hurrikans, Hochwasser und andere Naturkatastrophen – wenngleich manche die Augen davor verschließen (was für das Gemüt manchmal vielleicht auch gesünder ist), dominieren derartige Ereignisse immer wieder die Nachrichten. So auch aktuell durch die schweren Waldbrände um Los Angeles in Kalifornien, bei denen Existenzen in schwerste Mitleidenschaft gezogen werden.

Dass solche Naturgefahren immer öfter „ihre Krallen zeigen“, bestätigen auch die jüngst veröffentlichten Naturgefahrenreports des Rückversicherers Munich Re und des Gessamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), die aufschlüsseln, wie hoch die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden im Jahr 2024 waren und wodurch genau die Schäden verursacht wurden – in Deutschland wie auch weltweit.

Insgesamt hohe Schadenbilanz durch Wetterextreme in Deutschland

Wie der GDV mitteilt, haben 2024 Sturm, Hagel und Überschwemmungen etwas weniger Schäden verursacht als im Vorjahr, es gebe allerdings Unterschiede bei den Sacharten. Die vorläufigen Zahlen würden zeigen, dass die versicherten Schäden zwar um 100 Mio. Euro auf 5,5 Mrd. Euro zurückgegangen sind, die Schadenbilanz jedoch insgesamt hoch bleibe, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Gerade bei Elementarschäden wie bspw. durch Überschwemmungen liegen die Zahlen weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

In der Sachversicherung wurden 2024 versicherte Schäden von insgesamt 4,5 Mrd. Euro verzeichnet, so der GDV. Davon entfallen 2 Mrd. Euro für Schäden durch Sturm und Hagel und 2,5 Mrd. Euro auf Schäden durch weitere Naturgefahren wie Überschwemmungen aufgrund von Starkregen. Mit Leistungen von gut 1 Mrd. Euro fällt die Bilanz für die Kraftfahrtversicherer 2024 leicht unterdurchschnittlich aus. Der langjährige Durchschnitt liege hier bei 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro

Hochwasser im Mai und Juni mit den höchsten Schäden

Große Schäden durch Winter- und Herbststürme seien im Jahr 2024 zwar ausgeblieben, dafür aber hätten die Hochwasser im Mai und Juni erhebliche Überschwemmungsschäden verursacht. Insbesondere im Saarland und Rheinland-Pfalz seien über Pfingsten versicherte Schäden in Höhe von rund 200 Mio. Euro entstanden. Das Juni-Hochwasser traf vor allem Bayern und Baden-Württemberg. Insgesamt zahlten die Sach- und Kraftfahrtversicherer 2 Mrd. Euro dafür.

So hoch waren die Schäden weltweit

Der Naturgefahrenreport des Rückversicherers Munich Re gibt seinerseits einen weltweiten Überblick über die durch Naturgefahren entstandenen Schäden. Diese lagen 2024 bei 320 Mrd. US-Dollar (2023 inflationsbereinigt: 268 Mrd. US-Dollar), etwa 140 Mrd. US-Dollar waren davon versichert. Die Gesamtschäden und noch stärker die versicherten Schäden liegen laut Munich Re erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen 10 und 30 Jahre (Gesamtschäden: 236 bzw. 181 Mrd. US-Dollar, versichert davon: 94 bzw. 61 Mrd. US-Dollar). Gemessen an den versicherten Schäden war es das drittteuerste Jahr, bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf Rang 5 der Kostenskala seit 1980.

Wetterkatastrophen verursachten 93% der versicherten Schäden des Jahres. Etwa 11.000 Menschen kamen 2024 durch Naturkatastrophen ums Leben – deutlich weniger als im Durchschnitt früherer Jahre. Die Schäden durch sogenannte Non-Peak Perils wie Hochwasser, Schwergewitter oder Waldbrände waren erneut sehr hoch. Sie verursachten Gesamtschäden von 136 Mrd. US-Dollar, wovon etwa 67 Mrd. US-Dollar versichert waren. Damit lagen sie zwar etwas unter den Werten des Vorjahres (143 Mrd. US-Dollar davon versicherte Schäden im Rekordwert von 82 Mrd. US-Dollar), aber deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn Jahre (inflationsbereinigt 110 Mrd. US-Dollar bzw. 48 Mrd. US-Dollar). Auffällig, so die Munich Re, ist, dass bei langfristiger Betrachtung die Non-Peak Perils den Trend zu steigenden Schäden befeuern, während die Spitzenrisiken wie tropische Wirbelstürme oder Erdbeben für schwankende Schadenhöhen sorgen.

Tropische Wirbelstürme steuerten allein 135 Mrd. US-Dollar zu den Gesamtschäden und 52 Mrd. US-Dollar zu den versicherten Schäden bei. Der Löwenanteil davon entfiel auf starke Hurrikane in den USA (105 Mrd. US-Dollar, davon waren 47 Mrd. US-Dollar versichert).

Hier entstanden die höchsten Schäden

Die höchsten Schäden verursachte der Doppelschlag im September/Oktober mit den beiden Hurrikanen Helene und Milton. Den größten volkswirtschaftlichen Schaden aus Naturkatastrophen im Jahr 2024 hinterließ Helene mit 56 Mrd. US-Dollar, davon entfielen 16 Mrd. US-Dollar auf Versicherer. Für Schäden sorgte nicht nur die hohe Windgeschwindigkeit von 225 km/h, sondern auch die im weiteren Zug des Sturms verursachten Schäden durch Starkregen und Sturzfluten in North Carolina und Georgia. Den höchsten Schaden für Versicherer verursachte Hurrikan Milton mit 25 Mrd. US-Dollar.

Die drittteuerste Naturkatastrophe des Jahres gemessen an den Gesamtschäden war ein Erdbeben in Japan am Neujahrstag 2024, als mit einer Magnitude von 7,5 die japanische Westküste nahe der weniger stark besiedelten Noto-Halbinsel erschüttert wurde. Geschätzt betrug der Gesamtschaden rund 15 Mrd. US-Dollar, der versicherte Schaden rund 2,5 Mrd. US-Dollar. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben.

Prävention und Klimawandel

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen weist in der Mitteilung zum Naturgefahrenreport erneut darauf hin, dass Hochwasserschutz und intakte Dämme und Deiche angesichts der Hochwasserschäden enorm wichtig seien. Die Versicherer fordern, Prävention und Klimafolgenanpassung endlich weiter in den Vordergrund zu rücken, um den zunehmenden Schäden durch Wetterextreme entgegenzuwirken. „Damit Schäden versicherbar bleiben, müssen effektive und nachhaltig wirksame Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden“, so Asmussen. Eine Pflichtversicherung allein könne dieses Problem nicht lösen.

Munich Re rückt in seinem Fazit den Klimawandel deutlich in den Fokus und in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich derartige Naturkatastrophen in Zukunft immer mehr ereignen würden. „Der Einfluss des Klimawandels auf Wetterkatastrophen ist von der Forschung vielfach belegt: In vielen Regionen werden Schwergewitter und Starkniederschläge häufiger und extremer. Tropische Wirbelstürme nehmen tendenziell zwar nicht in der Anzahl zu, aber der Anteil extremer Wirbelstürme wächst. Sie wiederum verstärken sich bei ihrer Entwicklung sehr rasch und haben extreme Niederschläge im Gepäck.“ Studien würden belegen, dass bspw. die Hurrikane Helene und Milton deutlich stärker ausfielen und viel extremere Regenfälle mitbrachten als in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel. (mki)

 

„Schadenfall ist der Moment der Wahrheit für jede Versicherung“

Die VHV Allgemeine Versicherung sieht sich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie viele andere Versicherer: ein deutlicher Kostenanstieg in der Kfz-Versicherung, zunehmende Schäden durch Elementarereignisse und die noch nicht abgeschlossene Digitalisierung. Wie reagiert das Unternehmen?

Interview mit Dr. Angelo O. Rohlfs, Vorstand Vertrieb und Marketing der VHV Allgemeine Versicherung AG
Herr Dr. Rohlfs, die diesjährige Kfz-Wechselsaison steht ins Haus. Wie sehr beschäftigt das die VHV?

Die VHV Allgemeine ist einer der größten Kfz-Versicherer und im Maklermarkt bekannt und beliebt. Neben dem Baugeschäft ist die Kfz-Versicherung einer unserer Kernmärkte. Somit stehen die letzten Monate eines jeden Jahres natürlich besonders im Zeichen des Jahreswechselgeschäfts.

Wie läuft es aktuell bei der VHV im Kfz-Geschäft? Hat sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr ver­größert? Verringert?

Der Kfz-Versicherungsmarkt stand aufgrund von durch Schaden­inflation getriebenen Prämiensteigerungen in den letzten Jahren sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich unter Druck. Diese Entwicklungen gehen an uns als VHV nicht vorbei. Jedoch ist es uns trotz der Herausforderungen gelungen, 2023 die Zahl der Verträge um 0,7% auf rund acht Millionen zu steigern. Auf einem vergleichbaren Niveau befinden wir uns aktuell für 2024. Zum Vergleich: 2022 hatten wir 7,97 Millionen Verträge. Mit Blick auf das kommende Jahreswechselgeschäft lässt sich sagen: Auch dieses Jahr wird es von den aktuellen Rahmenbedingungen, wie den Inflationsfolgen, geprägt sein.

Viele Versicherer versuchen aktuell, mit verschiedenen Maßnahmen im Kfz-Geschäft wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, etwa mit dramatischen Beitragssteigerungen oder Bereinigung ihrer Bestände. Auch die VHV hat während ihrer Bilanzpressekonferenz gesagt, dass sie an „ihrer Profitabilität arbeiten“ muss. Was bedeutet das konkret?

Die Kraftfahrtversicherung ist momentan marktweit nicht profitabel, und auch wir haben in dieser Hinsicht noch einiges zu tun. Konkret bedeutet das, dass wir dem Kostenanstieg entgegenwirken müssen. Das tun wir zum einen durch ein aktives Schadenmanagement. So arbeiten wir unter anderem kontinuierlich an unseren Schadenprozessen, die wir weiter konsequent automatisieren und digitalisieren, beispielsweise durch das automatische Auslesen von Daten und digitale Begutachtungs- und Meldeprozesse.

Zum anderen haben wir, wie alle Versicherer, im vergangenen Jahr die Prämien im Neugeschäft sukzessive erhöht. Auch im Bestand wurde das Prämienniveau risikogerecht angepasst. Mit einer Schaden-Kosten-Quote von 106,2% schnitt die VHV Allgemeine im Vergleich zum Markt – hier lag die Schaden-Kosten-Quote bei 110% – im vergangenen Jahr besser ab. Eine Quote von über 100% ist aber nicht nachhaltig wirtschaftlich. Weitere Prämienanpassungen im Neugeschäft und Bestand sind daher auch im Sinne unserer Versichertengemeinschaft unumgänglich. Nicht zuletzt, weil wir auch weiterhin eine erhöhte Schadeninflationsrate deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate beobachten. Unser grundsätzliches Zeichnungsverhalten ändern wir deshalb aber nicht.

Ist Kfz für Versicherer im Allgemeinen noch ein profitables Geschäft?

Der Kraftfahrtversicherungsmarkt ist seit jeher sehr wettbewerbsintensiv. Auch in der aktuellen Situation bleibt es für alle Marktteilnehmer weiterhin ein hochkompetitiver und intensiver Wettbewerb um jeden einzelnen Kunden. Wir sind der Überzeugung, dass für das erfolgreiche Bestehen in diesem herausfordernden Umfeld ein hoher Grad der Spezialisierung erforderlich ist. Wir als VHV Allgemeine sind dabei gut aufgestellt mit unserem Fokus auf den Maklervertrieb, der soliden Kostenstruktur und unserer Expertise im Schadenmanagement.

In der Gunst der Makler steht die VHV im Bereich Kfz laut der AssCompact Studie ganz oben. Was tun Sie dafür, dass es so bleibt?

Per DNA sind wir in den Sparten Kfz, Sach, Haftpflicht und Unfall – privat sowie gewerblich – ein Maklerversicherer. Um diesem Versprechen gerecht zu werden, haben wir unser Ohr am Vermittlermarkt. Wir gehen in den regelmäßigen Dialog, nicht nur auf Fachmessen wie der DKM, sondern auch beispielsweise durch Roundtables, mit dem Ziel, schnellstmöglich auf neue Anforderungen der Vermittlerinnen und Vermittler zu reagieren. Durch unsere technologischen Möglichkeiten bieten wir ihnen viele Services, die stetig verbessert und ausgebaut werden. Erst wenn sie und die Kundinnen und Kunden zufrieden sind, sind auch wir zufrieden. Auszeichnungen wie die AssCompact Awards dienen uns dabei als ständiger Feedback-Kanal, um unser Servicelevel auch zukünftig zu halten und auszubauen.

Vor allem beim Thema Dauer der Schadenbearbeitung im Bereich Kfz gab es von Maklern in den vergangenen Jahren branchenweit Kritik. Wie geht die VHV das Thema an?

Der Schadenfall ist tatsächlich der Moment der Wahrheit für jede Versicherung. Hier entscheidet sich, ob ein Kunde das Unternehmen als verlässlichen Partner wahrnimmt oder nicht. Lange Bearbeitungszeiten bei Kfz-Schadenfällen haben jedoch verschiedene Ursachen. Häufig ist eine komplexe Schadenbewertung notwendig. Hinzu kommen Engpässe in der Werkstattkapazität sowie Verzögerungen durch die Kommunikation zwischen Versicherer, Werkstatt und Kunde.

Eine weitere Hürde entsteht durch die noch nicht vollumfänglich abgeschlossene Digitalisierung. In unseren traditionellen Systemen müssen viele Schritte noch manuell bearbeitet werden. Je weiter unsere umfassende Transformation der digitalen Plattformen fortschreitet, desto besser schaffen wir es, alle beteiligten Parteien zu vernetzen und so die Bearbeitungszeiten signifikant zu verkürzen.

Zuletzt führen die zunehmenden Extremwetterereignisse zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen. So war beispielsweise 2023 ein äußerst hagelintensives Jahr.

Das Thema Elementarschäden ist auch im laufenden Jahr aufgrund von sich häufenden Extremwetterereignissen sehr präsent. Welche Bedeutung spielen diese beim Gesamtergebnis in der Kfz-Sparte und gibt es Möglichkeiten, Schäden zu reduzieren?

Durch die zunehmenden Extremwetterereignisse stehen wir in der Kfz-Versicherung immer öfter vor der Herausforderung von Kumulschadenereignissen, beispielsweise in Form von Hagelschäden. Um unseren Kunden einen schnellen Schadenservice vor Ort zu bieten, haben wir bei der VHV ein innovatives Kumulschadenmanangement aufgesetzt. Dazu zählen wir schnelle Sammelbesichtigungen mit digitaler Selbstterminierung und einem professionellen Auftritt unserer Schadenexperten, begleitet durch digitale Prozesse und Kommunikation im Besichtigungsprozess. Außerdem setzen wir seit 2023 auf modernste KI-basierte Technik und haben einen der besten Hagelscanner zur digitalen Erkennung von Hagelschäden im Einsatz. Dieses umfassende Kumulschadenkonzept hilft uns, deutlich schlanker und effizienter Elementarschäden zu bearbeiten.

Um weiter bei Elementarschäden zu bleiben: Die VHV versichert Überschwemmungen und Rückstau in der Elementarversicherung unabhängig von der ZÜRS-Zone, in der die Gebäude liegen. Was sind die Beweggründe dafür?

Das ist nur bedingt richtig. Die Wohngebäudeversicherung der VHV umfasst die Gefahren Feuer, Leitungswasser sowie Sturm/Hagel. Optional können weitere Elementargefahren versichert werden. Dafür bieten wir zwei Varianten an: Elementar I und II. Der Zusatzbaustein Elementar I beinhaltet Überschwemmungen durch Witterungsniederschläge und Rückstau, Erdsenkung, Erdrutsch, Vulkanausbruch, Schneedruck und Lawinen. Dieser Schutz gilt unabhängig von der ZÜRS-Zone, allerdings zählen Überschwemmung durch Ausuferung von Oberflächengewässern nicht dazu. Dieser Schutz ist erst mit dem zweiten Baustein, Elementar II, gewährleistet, der sich nach den ZÜRS-Zonen richtet. In besonders exponierten Lagen versichern wir nicht mit Elementar II.

Mehrere Versicherer bieten zu jeder Wohngebäudeversicherung immer Elementarabsicherung an, die Versicherungsnehmer dann abwählen können. Wie hält es die VHV? Nutzen Sie ebenfalls den Opt-out?

Eine systemseitige Vorauswahl nehmen wir nicht vor. Wir geben stattdessen unseren Vertriebspartnerinnen und -partnern umfangreiche Informationen zu den Elementarbausteinen an die Hand, die sie ihren Kunden nach den individuellen Absicherungsbedürfnissen anbieten können.

Was halten Sie von der Elementarpflichtversicherung?

Wie wir sehen, nehmen extreme Wetterereignisse stark zu. Daher bleiben Versicherungsprodukte weiterhin notwendig, jedoch nicht ohne eine verstärkte Aufklärung und Investition in Präventionsmaßnahmen. Beteiligte müssen vorab handlungsfähig gemacht werden, um Schadenereignissen bestmöglich vorzubeugen. Daher stimmen wir mit dem GDV überein, dass bei der Diskussion um eine Pflichtversicherung das Thema Gefahrenprävention durch Elementarrisiken in den Vordergrund gerückt werden sollte.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 10/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Dr. Angelo O. Rohlfs, VHV

 
Ein Interview mit
Dr. Angelo O. Rohlfs

Elementarversicherung: Pflicht oder freie Wahl?

Mit dem Klimawandel nehmen auch die Extremwetterereignisse zu. Das Bewusstsein um die Notwendigkeit einer Elementarversicherung ist aber noch nicht flächendeckend verbreitet. Daran hat auch die Debatte um eine Versicherungspflicht nichts geändert. Umso mehr braucht es eine risikoadäquate Beratung.

Ein Artikel von Halime Koppius, Vorstand der degenia AG

Die Forderung nach einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung ist keineswegs neu. Bereits 2002, nach dem sogenannten Jahrhunderthochwasser in Ostdeutschland, wurden erste Rufe nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden laut. Ähnliche Forderungen wurden nach den großen Schadenereignissen im Sommer 2021, Weihnachten 2023 und Juni 2024 erhoben, wobei die Häufung solcher Ereignisse in den letzten Jahren nicht mehr zu leugnen ist.

Im Jahr 2002 lag die Quote der Elementarschadenversicherungen bei Eigenheimbesitzern noch bei 32%. Laut GDV stieg dieser Wert bis 2024 auf 54%. Spitzenreiter ist Baden-­Württemberg mit einer Absicherungsquote von 94%, während Bremen mit nur 33% das Schlusslicht bildet – hier ist nur jedes dritte Haus gegen Elementarschäden versichert.

Angesichts einer laut GDV möglichen Absicherungsquote von 99% aller Häuser zeigt sich regional ein erhebliches Delta zwischen der tatsächlichen und der möglichen Versicherungsquote.

Realität des Vermittlers vor Ort

Ein häufiger Einwand in der Kundenberatung lautet: „Hier gab es noch nie Hochwasser oder Stark­regen!“ Auch wenn dies in vielen Regionen Deutschlands tatsächlich noch nie oder vor sehr langer Zeit passiert ist, haben die Unwetterereignisse der letzten Jahrzehnte, insbesondere der letzten drei bis vier Jahre, gezeigt, dass selbst städtische oder höher gelegene Gebiete nicht vor Schäden sicher sind. Eine zu 100% genaue Vorhersage solcher lokalen Ereignisse ist trotz aller technischen Fortschritte bisher nicht möglich.

Lehren aus der Flutkatastrophe im Ahrtal

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat schmerzhaft und zugleich sehr leidvoll aufgezeigt, welches Schadenpotenzial die Unwetterereignisse unserer Zeit anrichten können. Diejenigen ohne Versicherung konnten oder wollten sich die hohen Prämien nicht leisten oder hatten schlichtweg keinen Zugang zu einer adäquaten Absicherung. Die Folge war nicht nur menschliches Leid, sondern auch der Verlust von Hab und Gut – welches über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Dadurch waren viele Betroffene ohne Versicherungsschutz auf staatliche Unterstützung angewiesen, welche die Solidargemeinschaft des Sozialstaats zu tragen hat.

Debatte um eine verpflichtende Elementarschadenversicherung

Angesichts dieser Realität kam erneut die Diskussion über eine verpflichtende Elementarschadenversicherung auf, verstärkt nach einem einstimmigen Bundesratsbeschluss im März 2023. Dieser forderte die Bundesregierung auf, entsprechende Maßnahmen zu prüfen, wurde jedoch Ende desselben Jahres vorerst zurückgestellt, nachdem Bundesjustizminister Marco Buschmann weitreichende Bedenken geäußert hatte. Die jüngsten Überflutungen in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland führten zu weiteren Debatten, aber bisher ohne Einigung auf Länder- oder Bundesebene.

Aktueller Stand der Elementarversicherung in Deutschland

Eine verpflichtende Versicherung per Gesetz könnte eine umfassendere Lösung bieten, unterstützt durch die Versicherungswirtschaft, um in erster Linie für jedermann zugängliche Tarife anzubieten. Ein Teil der staatlichen Ausgaben für Betroffene könnte künftig in andere Bereiche investiert werden. Doch die Realität zeigt, dass eine solche Pflichtversicherung vorerst nicht kommen wird.

Vergleicht man die Bereitschaft zur Absicherung in verschiedenen Versicherungszweigen wie beispielsweise der Kfz-Versicherung, zeigt sich eine deutlich höhere Bereitschaft, für ein nicht existenzielles Risiko vorzusorgen. Für mehrere hundert Euro wird oft eine Voll- und/oder Teilkaskoversicherung abgeschlossen, um ein Auto im Wert von ein paar Tausend Euro abzusichern. Demgegenüber stehen bei der Gebäudeversicherung Werte, deren Verlust die jetzige und zukünftige Existenz der Kunden gefährden kann, insbesondere für junge Familien mit hoher Restschuld auf ihrem Eigenheim. Um einen bedarfsgerechten, zeitgemäßen Schutz zu gewährleisten und solchen Risiken vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken, ist es notwendig, den Versicherungsschutz der Gebäudeversicherung durch die Hinzunahme einer Elementardeckung zu vervollständigen.

Trotz der jüngsten Hochwasserereignisse scheint das Bewusstsein für das Thema Elementarversicherung noch nicht flächendeckend in Deutschland angekommen zu sein. Elementarabsicherung ist keineswegs eine Luxusabsicherung, sondern vielmehr eine Existenzabsicherung.

Verantwortung der Versicherungsvermittler

Für eine höhere Durchdringung der Elementarschadenversicherung bedarf es neben der Bereitschaft und des Verständnisses der Kunden auch einer risikoadäquaten Beratung durch Versicherungsvermittler. Angesichts des Klimawandels und der steigenden Extremwetterereignisse müssen sie Immobilienbesitzer proaktiv über die existenziellen Gefahren von Elementarschadenereignissen beraten. Diese können nicht nur den Kunden schützen, sondern auch zur positiven Kundenbindung beitragen – während falsche oder fehlende Beratung zu rechtlichen Konsequenzen für den Vermittler führen kann.

Fazit: Elementarversicherung ist Existenzabsicherung

Die klimatischen Veränderungen, einhergehend mit zunehmenden Extremwetterereignissen, stellen Kunden und Vermittler vor einen erhöhten Absicherungs- und Beratungsbedarf. Manche Kunden mögen sich bei der Entscheidung über den Abschluss oder die Notwendigkeit einer Elementarschadenversicherung schwertun. Die Nutzung von Schadenbeispielen und praktischen Tools wie dem „Hochwasser-Check“ auf www.dieversicherer.de können helfen, das Thema greifbarer zu machen und Kunden über ein für sie existenzielles Risiko hin zu beraten. So trägt jeder Vermittler seinen Teil dazu bei, dass mehr Menschen in Deutschland gegen die wachsenden Risiken des Klimawandels geschützt sind.

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Ein Artikel von
Halime Koppius

Welche Versicherer Marktanteile gewonnen oder verloren haben

Die Allianz bleibt weiterhin unangefochtener Marktführer im deutschen Erstversicherungsmarkt. In den restlichen Top 10 gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer. Mit der Fusion von Gothaer und Barmenia könnte es weiter Bewegung im Markt geben.

Das Kölner Institut für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI GmbH) hat seine aktuelle Auswertung zur Marktanteilsentwicklung im deutschen Erstversicherungsmarkt vorgelegt. In der Analyse werden Unternehmen mit einem Prämienumsatz von über 50 Mio. Euro jährlich untersucht. Insgesamt wurden die Zahlen von 265 Gesellschaften, darunter 149 Schaden- und Unfallversicherer, 80 Lebensversicherer und 36 Krankenversicherer, untersucht. Zusammen decken diese etwa 98% des deutschen Versicherungsmarktes ab, so KIVI. Der Beobachtungszeitraum ist das Jahr 2023.

Allianz bleibt mit deutlichem Abstand Marktführer

Wer hält also die größten Anteile im deutschen Versicherungsmarkt? Auf dem Spitzenplatz bleibt unangefochten die Allianz. Der Gesamtmarktanteil des Versicherungsriesen aus München beträgt 17,15%, ein Plus von 0,20 Prozentpunkten – die größte Zunahme im Markt. Zurückzuführen ist der Zuwachs insbesondere auf das Wachstum im Schaden- und Unfallgeschäft, wo der Marktanteil der Allianz um 0,39 Prozentpunkte stieg. Die Allianz Direkt allein verzeichnete ein Beitragsplus von 300 Mio. Euro.

Auf Rang 2 landet die R+V mit einem Anteil von 6,36, gefolgt von der Generali mit 6,17%. Auf dem 4. Platz liegt die ERGO (5,77%), vor der Debeka mit 5,35%.

Wer gewinnt und verliert Marktanteile?

Ihre Marktanteile ausbauen konnten neben der Allianz auch die HUK-Coburg und die AXA. Sie verzeichnen einen Zuwachs von 0,16 bzw. 0,08 Prozentpunkten.

Der größte Verlierer war die Versicherungskammer Bayern, die insgesamt 0,16 Prozentpunkte verlor. Auch die Debeka und R+V mussten einen Verlust hinnehmen, mit einem Minus von jeweils 0,15 Prozentpunkten.

Hier sei anzumerken, dass für die Analyse die Union Krankenversicherung und die Bayerische Beamtenkrankenkasse vollständig der Versicherungskammer Bayern zugerechnet wurden. „Die Versicherungskammer Bayern hält jedoch nur 70,11% der Anteile, während der Rest bei anderen öffentlich-rechtlichen Versicherern liegt, deren genaue Anteile nicht bekannt sind“, erklärt Reiner Will, Geschäftsführer der KIVI GmbH.

Das sind die Top 10 (Marktanteil in Klammern)
  • Allianz (17,15%)
  • R+V (6,36%)
  • Generali (6,17%)
  • ERGO (5,77%)
  • Debeka (5,35%)
  • AXA (4,91%)
  • Talanx (4,18%)
  • HUK Coburg (3,80%)
  • Versicherungskammer Bayern (3,60%)
  • Provinzial (2,70%)
Öffentlich-rechtliche Versicherer landen auf Platz 2

Betrachtet man alle öffentlich-rechtlichen Versicherer zusammen, belegt das Bündnis den 2. Platz mit einem Marktanteil von 9,70%. In der Grafik hat das Institut dieses Jahr auf die Darstellung der öffentlich-rechtlichen Versicherer verzichtet, um „aufzuzeigen, dass sich sowohl die Provinzial, als auch die Versicherungskammer Bayern, die zu diesem Konglomerat gehören, als Einzelunternehmen in die Top 10 einreihen“. Das teilt die KIVI GmbH auf Anfrage von AssCompact mit.

Allerdings mussten die öffentlich-rechtlichen Versicherer im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Verlust hinnehmen. Im Vorjahr betrug der Marktanteil noch 9,99%. Verantwortlich für den Rückgang ist insbesondere das Geschäft im Bereich Lebensversicherung. Hier verloren die öffentlich-rechtlichen Versicherer 1,06 Prozentpunkte und liegen nun bei einem Marktanteil von 7,97% (Vorjahr: 9,03%). „Die steigenden Zinsen wirken sich negativ auf das Einmalbeitragsgeschäft aus, das vor allem über die Sparkassen läuft, und beeinträchtigen das Wachstum der öffentlich-rechtlichen Versicherer“, kommentiert Will.

Barmenia-Gothaer wird nach Zusammenschluss in Top 10 rutschen

Der Zusammenschluss von Barmenia und Gothaer wird zudem weitere Bewegung in das Ranking bringen. Mit einem gemeinsamen Prämienvolumen von 7,62 Mrd. Euro – und damit einem Marktanteil von 3,21% – wird die Barmenia-Gothaer perspektivisch die Provinzial vom 10. Rang verdrängen. (js)

Bild: © tonstock – stock.adobe.com

 

Private Sachversicherungen: Chancen und Hürden für Makler

Die Bedeutung eines gesunden Sachbestands im Privatkundensegment steigt im Versicherungsmaklerbüro aus verschiedensten Gründen. Die Herausforderungen sind jedoch genauso vielfältig – von Konkurrenz aus dem Internet bis hin zu komplexen Tarifen und fehlenden Handwerkerkontakten.

Ein gut gepflegter Sachversicherungsbestand trägt zur finanziellen Stabilität, einer gewissen Kundenbindung und einer breiteren Risikostreuung im Versicherungsmaklerbüro bei. Zudem erhöht er die Erfolgschancen für einen lukrativen Bestands- oder Unternehmensverkauf.

Die Relevanz von privaten Schaden-/Unfallversicherungen für Versicherungsmakler ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, neben den genannten Punkten nicht zuletzt wegen der langen Zinsflaute und der Provisionsdiskussion in der Lebensversicherung. Aus der aktuellen AssCompact Marktstudie „Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2024“ lässt sich ablesen, dass die teilnehmenden Versicherungsmakler und Mehrfachagenten die Bedeutung dieses Bereichs in den nächsten fünf Jahren für ihr Büro sogar noch höher einschätzen. Knapp 77% sind dieser Meinung, aktuell liegt die Zahl bei knapp 73%.

Digitaler Wettbewerb groß, AO spielt nur kleine Rolle

Kontinuierliche Einnahmen aus dem Sachbestand sind also erst einmal ein Profitabilitäts- und Stabilisierungsfaktor für das Maklerbüro. Andererseits ist die Vermittlung von privaten Sach- und Unfallversicherungen kleinteilig, Courtagen sind niedrig und der Markt ist stark umkämpft. Das sogenannte „Massengeschäft“ übernehmen immer öfter Direktversicherer, Vergleichsprogramme und InsurTechs. Diese Konkurrenz ist aus Sicht der Versicherungsmakler auch die größte Herausforderung des privaten Sachversicherungsgeschäfts laut zuvor erwähnter Studie. Knapp 47% der Befragten sehen dies so. Übrigens wird der Wettbewerb vonseiten der Ausschließlichkeit dagegen kaum erwähnt. Nur 6% sehen eine gewisse Dominanz der AO.

Die Herausforderungen liegen neben dem Wettbewerb der Internetkonkurrenz auch ganz allgemein in der Digitalisierung. Die Abwicklung des Geschäfts muss also auch aufseiten der Versicherungsmakler für die entsprechende Wirtschaftlichkeit noch deutlich voranschreiten. Als drittgrößte Herausforderung nennen die Versicherungsmakler die Komplexität und die Bedingungen der Tarife. Andererseits darf man die Bewertung und Auswahl auch als eine Kernkompetenz der Makler ansehen.

Große Liste an Problemstellungen

Die Liste der Problemstellungen in der privaten Sach- und Unfallversicherung ist lang. Rund 28% und damit an vierter Stelle schätzen die Befragten die Vermittlung von Elementarversicherungen als Herausforderung ein. Hier spielen sicherlich die aktuellen Starkregenereignisse als auch die Debatte zu einer Pflichtversicherung hinein. Danach reichen die genannten Punkte, die als Unwägbarkeiten angesehen werden, von der Schwierigkeit der Bestandssicherung über ineffektive Prozesse im Maklerbüro bzw. beim Versicherer und einem mangelnden Nachhaltigkeitsangebot bis hin zur unabhängigen Weiterbildung – um nur ein paar wenige Aspekte zu nennen.

Ein Schlagwort fällt aus der Reihe dieser Aspekte heraus und damit auf. Und zwar beklagen immerhin 15% der Versicherungsmakler, dass ihnen Kontakte zu Handwerkern fehlen würden. Hätte man diese, könnte man ein kompetenteres und besseres Schadenmanagement bieten, so die Ansicht der Studienteilnehmer.

Lange Bearbeitungszeiten der Versicherer

Und was ist mit dem großen Kritikpunkt der vergangenen Monate? Dieser kommt vor allem in den freien Kommentarfeldern vor. Dort machen die Versicherungsmakler ihrem Ärger Luft: „Die Bearbeitungszeiten der Gesellschaften werden immer länger“, heißt es da, oder „Man kommt nicht durch“. Beklagt werden der Personalmangel und das fehlende Fachverständnis bei den Versicherern sowie Warteschleifen und Bearbeitungsrückstände.

Die langsame Schadenabwicklung war eines der brisantesten Themen des laufenden Jahres. Insbesondere in der Kfz-Versicherung mussten Kunden lange auf Auskünfte und Leistungen warten. Die Umfrage fiel genau in die Hochzeit der Klagen über diese Missstände. Die Versicherer versprachen Besserung und stellten auch konkrete Maßnahmen vor. Inwieweit eine Verbesserung gelingt, wird man in den kommenden AssCompact Studien nachlesen können. (bh)

Über die Studie

Die Online-Befragung zur Studie „AssCompact AWARD – Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2024“ wurde vom 07.05.2024 bis 17.05.2024 durchgeführt. Nach einer Qualitätsprüfung flossen die Stimmen von 308 Vermittlerinnen und Vermittlern aus der Finanz- und Versicherungsbranche in die Stichprobe ein, die ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittlerinnen und -vermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur darstellt. Die Studie kann zum Einzelpreis von 2.500 Euro zzgl. MwSt. erworben werden.

Sie können diese Studie hier kostenpflichtig bestellen.

Informationen zu allen weiteren AssCompact Studien sind unter asscompact.de/studien zu finden.

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Wie Makler nachhaltige Sachversicherungen sehen

Zwei Drittel der Versicherungsmaklerbüros haben sich laut einer aktuellen Studie noch nicht mit nachhaltigen Sachversicherungen für Privatpersonen beschäftigt. Das andere Drittel findet vor allem in der Hausratversicherung nachhaltige Elemente. Und was ist mit Privathaftpflicht, Wohngebäude und Rechtsschutz?

Nachhaltige Sachversicherungen für Privatpersonen stehen bei Versicherungsmaklern nicht besonders weit oben auf der Prioritätenliste. Nur ein Drittel der Maklerbüros haben sich schon mal damit beschäftigt. Nachlesen lässt sich dies in der aktuellen AssCompact Marktstudie „Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2024“, für die Versicherungsmakler befragt wurden. Damit könnte die Geschichte dann auch schon zu Ende sind. Sollte sie aber nicht, denn es steckt heute schon mehr Nachhaltigkeit in Sachversicherungen als der Großteil der Studienteilnehmer denkt. Warum dies nicht auch im Kundengespräch nutzen?

Nachhaltigkeit – immer noch ein Rätsel

Hinter dem Begriff der Nachhaltigkeit steckt immer noch die große Unbekannte, auch wenn er in zahlreichen Zusammenhängen ständig verwendet wird. Nachhaltigkeit wird von jedem anders interpretiert. Vergessen wird oft, dass neben dem Umweltschutz auch ökonomische und soziale Dimensionen in dem Begriff eingeschlossen sind. Und so muss eine Versicherung nicht unbedingt grün sein, um als nachhaltig zu gelten. Allerdings: Meistens steht der ökologische Aspekt dann doch im Vordergrund.

Balkonkraftwerke in der Hausratversicherung

In der Umfrage geben 73% der Versicherungsmakler an, nachhaltige Hausratversicherungen zu kennen, 60% haben eine solche auch schon mal vermittelt. Allerdings ist der Kreis derer, die die Detailfragen zur Nachhaltigkeit beantwortet haben, deutlich kleiner als die Grundgesamtheit der Studienteilnehmer.

Die Hausratversicherung wird damit öfter genannt als die anderen Sparten – bei der Vermittlung kann nur die Kfz-Versicherung noch mithalten, was wohl auf die Versicherung von E-Autos abzielt. Doch was könnte sich dahinter verbergen? Sieht man mal vom Fokus auf die nachhaltigen Kapitalanlagen des jeweiligen Versicherers ab, die übergreifend gelten, könnten bei der Hausratversicherung verschiedene Trends als nachhaltige Entwicklung gesehen werden – etwa, wenn das Balkonkraftwerk oder das E-Bike in der Hausratversicherung mitversichert ist oder die nachhaltige Wiederbeschaffung im Schadenfall bis zu einem gewissen Prozentsatz gefördert wird.

Zurückhaltende Bewertung für das Produktangebot bei Wohngebäude

Der letzte Aspekt dürfte auch in der Wohngebäudeversicherung eine Rolle spielen. Allerdings haben bisher nur knapp 42% der Antwortgeber zu dieser Frage bereits ein nachhaltiges Produkt vermittelt. Dabei hatten die Anbieter hier schon früh die Werbetrommel gerührt – etwa mit der Mehrkostenübernahme für energetische Modernisierung, für die Verwendung umweltfreundlicher Baustoffe oder für die Wiederbeschaffung von Heizungsanlagen der höchsten Effizienzklasse sowie der Beratung durch einen Energieberater nach einem Schadenfall. Trotzdem fällt die Wohngebäudeversicherung in der Bewertung zurück. Die Befragten vergeben dem Produktangebot vor allem die Noten „befriedigend“ bis „ausreichend“. Damit schneidet die Bewertung im Vergleich zu allen anderen privaten Sachversicherungen am schlechtesten ab. Inwiefern hier die allgemeine Problematik in der Wohngebäudeversicherung hineinspielt, lässt die Umfrage offen. Allerdings kann man sich vorstellen, dass Preissteigerungen und lange Servicezeiten aufseiten der Versicherer in die Bewertung mit einfließen – unabhängig davon, ob es sich um ein nachhaltiges Angebot handelt oder nicht.

Was ist eine nachhaltige private Haftpflichtversicherung?

Es gibt sie, die Versicherungsmakler, die eine nachhaltige Privathaftpflicht kennen und vermitteln. Im Spartenranking steht sie an vierter Stelle hinter Hausrat, Wohngebäude und Kfz. Es lässt sich dabei spekulieren, ob es sich dabei vor allem um Produkte handelt, die „grüne“ Versicherungsplattformen, die vor noch nicht allzu langer Zeit lanciert wurden, im Angebot haben.

Selbst wenn der Versicherungsnehmer einer Privathaftpflicht nachhaltig denkt und handelt, hat er im Grunde wenig Einfluss darauf, was der oder die Geschädigte im Schadenfall tut. Eine Mehrleistung für nachhaltigen Schadenersatz funktioniert nur, wenn der Geschädigte einen solchen auch haben will. Hier müsste also noch zusätzlich Überzeugungsarbeit geleistet werden, was dann doch etwas zu idealistisch klingen mag. Zudem ersetzt die private Haftpflichtversicherung den Zeitwert, insofern muss geklärt werden, wie sich dies mit Mehrleistungen für nachhaltigen Ersatz vereinen lässt.

Bei der Kenntnis und der Vermittlung von nachhaltigen Tarifen in Rechtsschutz-, Unfall- und Tierversicherungen wird es dünn. Nachhaltigkeit begründet sich bei den Tarifen insbesondere auf die Faktoren Kapitalanlage, digitaler Abschluss oder dem – manchmal belächelten – Pflanzen eines Baumes pro Abschluss.

Rechtsschutzversicherung per se nachhaltig?

Bei der Rechtsschutzversicherung fällt noch etwas auf, auch wenn die Gesamtheit der Personen, die sich hierzu geäußert haben, relativ klein ist. Trotzdem lohnt sich ein Blick: In der Bewertungsskala des Produktangebots steht sie an erster Stelle. Das mag daran liegen, dass die Rechtsschutzversicherung oftmals per se als nachhaltig kategorisiert wird. Sie erleichtert grundsätzlich den Zugang zum Recht und schafft damit Gleichheit, was man unter das „S“ bei den ESG-Kriterien subsumieren könnte. Den Kunden dürfte dies aber wohl kaum überzeugen, dass er damit tatsächlich eine nachhaltige Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat. Für die Innovationsabteilungen der Versicherer bleibt hier noch viel zu tun. (bh)

Über die Studie

Die Online-Befragung zur Studie „AssCompact AWARD – Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2024“ wurde vom 07.05.2024 bis 17.05.2024 durchgeführt. Nach einer Qualitätsprüfung flossen die Stimmen von 308 Vermittlerinnen und Vermittlern aus der Finanz- und Versicherungsbranche in die Stichprobe ein, die ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittlerinnen und -vermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur darstellt. Die Studie kann zum Einzelpreis von 2.500 Euro zzgl. MwSt. erworben werden.

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Informationen zu allen weiteren AssCompact Studien sind unter asscompact.de/studien zu finden.

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Steigender Höchstrechnungszins: Folgen für die Assekuranz

Im April hat das BMF bekannt gegeben, dass es der Empfehlung der DAV folgt und den Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung zum Jahreswechsel auf 1,0% anhebt. Einige Versicherer haben prompt Produktanpassungen verkündet. Was die Erhöhung konkret bedeutet, beleuchtet Manuel Lang vom IVFP.

Ein Artikel von Manuel Lang, Leiter Research Institut für Vorsorge und Finanzplanung

Steigender Höchstrechnungszins: Folgen für die Assekuranz

Erstmals seit 30 Jahren steigt der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung wieder an. Zum Jahreswechsel 2025 wird er von 0,25% auf 1,0% angehoben. Der Höchstrechnungszins dient den Versicherern in erster Linie für die Berechnung der bilanziellen Rückstellungen und ist nicht mit dem Garantiezins zu verwechseln. Da in der Vergangenheit jedoch der Höchstrechnungs- und der Garantiezins meist identisch waren, wird erwartet, dass auch der Garantiezins in der Lebensversicherung wieder steigen wird.

Dies hat Auswirkungen für Neukunden bei der Beitrags- und Leistungsberechnung. Bestehende Verträge sind von dieser Anpassung hingegen in der Regel nicht betroffen, da die zum Abschluss der Versicherung versprochene Mindestverzinsung für die gesamte Vertragslaufzeit gilt. Eine Ausnahme bilden Rentenversicherungen, deren Mindestverzinsung unterhalb der 1%-Marke liegt. Aufgrund der inzwischen üblichen Günstiger­prüfung bei der Umrechnung des Kapitals in eine Rente erhöht sich dadurch die Mindestrente.

Es muss neu gerechnet werden

Eine Anpassung des Rechnungszinses erfordert demnach eine Neukalkulation aller Tarife. Bei Risikoversicherungen wie etwa der Berufsunfähigkeits- oder der Risikolebensversicherung werden die Tarifbeiträge (Bruttobeiträge) sinken. Auf die Zahlbeiträge (Nettobeiträge) hat die Garantiezinserhöhung hingegen keinen unmittelbaren Einfluss, da sich die Überschüsse durch eine Rechnungszinsanhebung per se nicht erhöhen. Die Effekte bei Sparprodukten müssen hingegen differenzierter betrachtet werden.

Die Auswirkungen auf die Ansparphase der unterschiedlichen Produktgattungen sind verschieden. Während für fondsgebundene Produkte ohne Garantien, zu denen laut einer Umfrage des IVFP aktuell am häufigsten beraten wird, keine Auswirkungen auszumachen sind, gibt ein höherer Rechnungszins den Versicherern bei Produkten mit Garantien mehr Spielraum bei der Höhe der Garantieleistung. Kalkulatorisch werden auch wieder Produkte mit einer Bruttobeitragsgarantie möglich sein, was den ein oder anderen Riester-Anbieter wieder auf den Plan rufen dürfte. Grundsätzlich gilt jedoch für Hybridprodukte: Je nach Ausgestaltung des Produkts führt ein höherer Rechnungszins zu einem größeren Beitragsanteil, der in die Fonds investiert werden kann. Dies wirkt sich positiv auf die Renditeerwartung dieser Produktgattung aus – einer der größten Vorteile einer Rechnungszinserhöhung.

Auswirkungen auf verschiedene Produkte

Ob eine Bruttobeitragsgarantie für die Kunden Sinn macht, darf jedoch angezweifelt werden. Insbesondere bei kürzeren Laufzeiten dürfte die Fondsquote – der Renditebaustein – weiterhin (sehr) niedrig und eine positive Realverzinsung schwer zu erreichen sein. Vielmehr sollten die staatlich geförderten Produkte angeglichen werden, sodass bei Riester-Produkten das Garantieniveau entsprechend der individuellen Risikoneigung gewählt werden kann.

Für klassische und indexgebundene Produkte spielt eine Erhöhung des Rechnungszinses nur eine untergeordnete Rolle. Bei konventionellen Produkten mit einer Mindestverzinsung werden sich die garantierten Ablaufleistungen etwas erhöhen. Bei Produkten mit Indexbeteiligung sind die Versicherer wieder etwas flexibler bei der Wahl der Garantiehöhe. Eine Bruttobeitragsgarantie bei dieser Produktgattung ist seit der Rechnungszinssenkung auf 0,25% kaum noch zu beobachten.

Beim Rentenübergang sind die Auswirkungen eines höheren Rechnungszinses – sofern er an den Kunden auch weitergegeben wird – über alle Produktgattungen gleich. Ein höherer Garantiezins erhöht den Umrechnungsfaktor für die Garantierente (garantierter Rentenfaktor) und somit die garantierte Leibrente. Für die Gesamtrente hingegen besteht kein direkter Einfluss.

Erhöhung stellt Versicherer vor Herausforderungen

Grundsätzlich ist eine Anhebung des Höchstrechnungszinses auf 1% vor dem Hintergrund eines gestiegenen Zinsniveaus zu befürworten. Die Versicherer stehen jedoch vor unterschiedlichen Herausforderungen. Einerseits müssen die Tarife aufgrund einer Neukalkulation das Produktfreigabeverfahren der BaFin durchlaufen – durchaus spannend vor dem Hintergrund „Value for Money“. Hierfür werden die Produkte einer umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen und im Vergleich zu einer breiten Benchmark hinsichtlich Kosten und Performance bewertet. Ziel dabei ist, das Preis-Leistungs-Verhältnis transparent und messbar zu machen. Andererseits stehen sie erstmals seit langer Zeit dem Umstand gegenüber, dass ihre Produkte zum Jahreswechsel vermutlich lukrativer für Neukunden sein werden als noch in diesem Jahr.

Hier haben inzwischen einige Versicherer reagiert und ermöglichen Neukunden, bei Abschluss im Jahr 2024 trotzdem von dem höheren Rechnungszins zu profitieren, indem die Verträge zum Jahreswechsel 2025 auf die neuen Konditionen entweder automatisch umgestellt werden oder die Kunden ein neues Angebot erhalten, dem sie zustimmen können. So können sich die Kunden bereits heute die aktuellen Konditionen wie beispielsweise das Eintrittsalter oder den Gesundheitszustand sichern und dennoch von einem höheren zukünftigen Rechnungszins profitieren.

Warten lohnt sich nicht

Entscheidend bei allen Produkten ist aber weiterhin die Gesamtverzinsung der entsprechenden Versicherungsunternehmen, da die Beiträge bzw. die Leistungen auf Basis des Garantiezinses in der Regel eine Ober- bzw. Untergrenze darstellen. So ist bei Risikoversicherungen der tatsächlich zu zahlende Beitrag von Interesse. Auch bei Sparprodukten ist die Rente inklusive Überschüssen ausschlaggebend für den Kunden. Jedoch erhöht sich die Gesamtverzinsung nicht automatisch durch eine Erhöhung des Garantiezinses. Vermittler sollten daher auch unabhängig von der Rechnungszinserhöhung diejenigen Versicherungsunternehmen bzw. deren Produkte identifizieren, die am besten zu ihren Kunden passen. Die Möglichkeit, schon heute von einem höheren Rechnungszins zu profitieren, sollte dabei jedoch nicht komplett außer Acht gelassen werden.

Für Berater gibt es somit keine Gründe, bei der Vermittlung von Verträgen auf das nächste Jahr zu warten bzw. den Versicherungsbeginn auf den 01.01.2025 zu verlegen. Ganz im Gegenteil, denn für die Kalkulation von Tarifen spielen neben dem Rechnungszins noch weitere Faktoren wie das Alter oder der Gesundheitszustand eine Rolle, die die Beiträge bzw. Leistungen negativ beeinflussen können. Auch bei Sparprozessen gilt: je früher, desto besser. Lediglich bei Hybridprodukten mit einer hohen Garantieleistung sorgt ein höherer Rechnungszins für zum Teil deutlich höhere Renditemöglichkeiten. Deshalb sollten Vermittler hier auf Produkte mit einer Umstellungsgarantie zurückgreifen bzw. auf die neue Tarifgeneration 2025 warten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © VZ_Art – stock.adobe,com; Grafik: © IVFP

 
Ein Artikel von
Manuel Lang

Risiken und Chancen der Energiewende für Firmen

„Sollen wir in eine eigene Photovoltaik- oder Windkraftanlage investieren?“ Diese Frage stellen sich derzeit viele Betriebe. Die Umstellung ist für kleine und mittlere Unternehmen oft ein finanzieller Kraftakt, und viele scheuen vor den Risiken zurück. Genau dafür gibt es gute Versicherungsangebote.

Ein Artikel von Daniel Friedrich, Key-Account-Manager Firmenkunden bei der R+V Versicherung

Der fortschreitende Klimawandel, immer wieder neue gesetzliche Vorgaben und steigende Energiepreise treiben viele Unternehmerinnen und Unternehmer um. Kostensicherheit und Planbarkeit für Firmen? Fehlanzeige.

Risiken und Chancen der Energiewende für Firmen

Kein Wunder, dass derzeit viele Unternehmen in eigene erneuer­bare Energieanlagen investieren oder konkret darüber nachdenken. Viele arbeiten zudem an energieeffizienteren Produktionsprozessen, stellen auf E-Mobilität um oder planen energetische Gebäudesanierungen. Das bringt Vorteile auf mehreren Ebenen: Die Unternehmen leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig können sie auf diese Weise ihre Energiekosten senken. Denn Experten sind sich einig: Die Preise für Öl, Gas und Strom werden perspektivisch steigen. Hinzu kommt, dass die Unternehmen damit eine größere Energiesicherheit erreichen – sie werden ein Stück weit unabhängiger von externen Lieferanten und die Kosten sind planbarer.

Warum ist die passende Absicherung wichtig?

Natürlich sind mit Photovoltaik, Windkraft oder Biogas auch Risiken verbunden, denn die wertvollen Anlagen sind vielen Umweltgefahren ausgesetzt. Ein starker Hagelschlag etwa kann Photovoltaik-­anlagen beschädigen, und Stürme mit hohen Windgeschwindigkeiten können mechanische Komponenten an Windkraftanlagen überlasten. Auch Starkregen, technische Schäden, Diebstahl oder Vandalismus können zu Schäden führen. In solchen Fällen drohen hohe finanzielle Einbußen oder sogar ein Totalausfall der Anlagen.

Risiken gibt es aber schon, bevor die Anlagen in Betrieb gehen. Neben den Umweltgefahren sind auch Bauverzögerungen, technische Aspekte oder regulatorische Fragen zu berücksichtigen. Deshalb ist für die Betreiber ein umfassendes Absicherungskonzept wichtig. R+V bietet individuelle Versicherungslösungen über den gesamten Lebenszyklus: vom Genehmigungsverfahren bis zu Montage, Betrieb und Rückbau der Anlage. Sind die geplante Energieeinspeisung und der Betriebserfolg abgesichert, bleiben die Risiken für das Unternehmen kalkulierbar.

Schutz über alle Projektphasen hinweg

Neben den Anlagen sollten sich die Unternehmen auch vor möglichen finanziellen Folgen von Haftungsforderungen oder Rechtsstreitigkeiten schützen: etwa bei Vertragsstreitigkeiten oder umweltrechtlichen Fragen. Angesichts des finanziellen Volumens der Projekte können die Risiken für mittelständische Betriebe, Energiegenossenschaften, Investoren oder Anlagenbetreiber existenzbedrohend sein. Ein passgenauer und umfassender Schutz sollte alle Projektphasen berücksichtigen.

Wie die jahrzehntelange Erfahrung der R+V-Experten im Bereich erneuerbare Energien zeigt, sollten sich Unternehmen ganzheitlich beraten lassen und Lösungen wählen, die spezifische Risiken bestimmter Anlagen berücksichtigen. Die passende Versicherungs­lösung hängt daher davon ab, in welche Anlage das Unternehmen investieren möchte.

Photovoltaikanlagen

Dabei sollten sowohl die Technik als auch Haftungsrisiken versichert werden. Die Absicherung der technischen Risiken übernimmt eine Elektronikversicherung für wesentliche Bauteile: etwa Solarmodule, Tragrahmen, Wechselrichter sowie die Steuerungs- und Regeltechnik. Auch die Haftpflichtrisiken sind nicht zu unterschätzen. Fällt zum Beispiel ein Teil der Photovoltaikanlage vom Firmendach und verletzt einen Passanten, kann dieser Schmerzensgeld und Schadensersatz fordern. Eine Betreiberhaftpflichtversicherung bietet hier einen umfassenden Schutz.

Für Anlagen bis 750 Kilowatt-peak gibt es standardisierte Bündelprodukte, die einen Rundumschutz bieten: Elektronik-, Haftpflicht- und D&O-Versicherung sowie Versicherung gegen Internet- und Wirtschaftskriminalität. Bei größeren Anlagen empfiehlt sich ein individuelles Versicherungsangebot.

Windenergieanlagen

Extreme Wetterereignisse, Bedienungsfehler, Kurzschlüsse, Maschinenbruch und Ähnliches können bei solchen Anlagen zu großen Schäden führen. Eine Absicherung ermöglichen die technischen Versicherungen mit einer Montage-, Maschinen- und Maschinen-Betriebsunterbrechungsversicherung. Auch Fehlentscheidungen des Managements oder Rechtsstreitigkeiten können den Betrieb gefährden. Daher sind hier Versicherungskonzepte interessant, die den gesamten Lebenszyklus einer Windkraftanlage abdecken. Ideal sind flexible Bausteinlösungen, die auf die Anforderungen der Betreiber eingehen. Hinzu kommt: Wenn die Anlage das Ende ihrer Lebenszeit erreicht hat, müssen Betreiber sie in der Regel abbauen lassen und die genutzten Flächen entsiegeln.

Versicherungslösungen für Zukunftstechnologien

Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft sollten aber auch andere Energieträger eine entscheidende Rolle spielen. Grüner Wasserstoff gilt hierbei beispielsweise als einer der größten Hoffnungsträger der Energiewende. Der große Vorteil: Grüner Wasserstoff wird durch erneuerbare Energien – etwa Photovoltaik oder Windenergie – erzeugt und ist bestenfalls CO2-neutral. Als einer der führenden Versicherer in Deutschland hat sich die R+V zum Ziel gesetzt, die Dekarbonisierung zu unterstützen und aktiv mitzugestalten. Denn die Versicherungswirtschaft leistet einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende: Schließlich wäre ohne die Absicherung der erneuerbaren Energieanlagen die Realisierung der Projekte schwer möglich. R+V hat hierzu ein interdisziplinäres Team zusammengestellt, das sich mit der Absicherung von „Zukunftstechnologien“ aus dem Bereich erneuerbare Energien beschäftigt. Das Ziel ist, einen übergreifenden Know-how-Aufbau sicherzustellen, um die Kunden auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft begleiten zu können.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Lubo Ivanko – stock.adobe.com; Grafik: © R+V

 
Ein Artikel von
Daniel Friedrich

Was erwarten Kunden vom Schadenmanagement ihrer Versicherer?

Eine aktuelle BearingPoint-Umfrage in Zusammenarbeit mit YouGov hat untersucht, wie zufrieden bzw. unzufrieden die Versicherungsnehmer in Deutschland mit dem Schadenmanagement ihrer Versicherer sind. Außerdem stellt die Umfrage auch einen Zusammenhang zwischen Schadenfällen und der Fußball-EM her.

Die Zufriedenheit deutscher Versicherungsnehmer mit den Leistungen ihrer Versicherung hält sich in Grenzen, wie eine von BearingPoint veröffentlichte Erhebung zeigt. Bei 21% der Befragten kam es demnach in den vergangenen zwölf Monaten zu einem oder mehreren Schadenfällen, die von einer Versicherung abgedeckt wurden. Die repräsentative Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint wurde in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt.

Viele unzufrieden mit Abwicklung im Schadenfall

Jedoch waren laut Umfrage 18% der Betroffenen sehr unzufrieden mit der Abwicklung, 16% sagten, sie waren „eher unzufrieden“. So kann es sein, dass einige Versicherer Kunden mit solchen Erlebnissen verlieren werden, denn 40% der Umfrageteilnehmer geben an, sie würden ihr Versicherungsunternehmen aufgrund unbefriedigender Erfahrungen wechseln. Sehr zufrieden zeigten sich 40%, während 24% eher zufrieden sind.

Schnelle Reaktion besonders wichtig

Im Schadenfall ist der Umfrage zufolge Kunden eine schnelle Reaktion ihrer Versicherung besonders wichtig. Maximal zwei Wochen wären 32% der Befragten bereit, bei einem Schaden durch ein Unwetterereignis – etwa am eigenen Auto oder Haus – auf die Regulierung vonseiten des Versicherers zu warten. 30% erwarten sogar eine Regulierung innerhalb einer Woche. Und für 7% wären maximal drei Tage Wartezeit in Ordnung. Länger als einen Monat würden nur 4% warten.

Unbürokratische Hilfe wird erwartet

Dominic Testrut, Partner im Segment Versicherungen bei BearingPoint, betont, dass Versicherer angesichts der Häufung von Schäden durch Umweltkatastrophen immer schneller handlungsfähig sein müssen. „Betroffene erwarten im Ernstfall zügige Bearbeitungen und unbürokratische Hilfe. Wer seine Kunden langfristig binden möchte, sollte daher auf ein effizientes Schadenmanagement mit aufeinander abgestimmten Prozessen, von der Schadenmeldung bis zur Schadenregulierung, setzen“, so Testrut weiter. Strukturiertes Datenmanagement und der Einsatz von GenAI entlang der Schadenwertschöpfungsstrecke seien dabei zentrale Bausteine.

Direkter und persönlicher Kundenkontakt

So spielt also offensichtlich der Faktor Zeit eine große Rolle für die Befragten. Doch auch der direkte Kontakt zu ihrem Versicherungsunternehmen sollte nicht unterschätzt werden. Für insgesamt 79%, also mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer, ist im Ernstfall ein fester Ansprechpartner bei ihrem Versicherer von großem Belang: 47% bezeichnen diese Kontaktperson als sehr wichtig, 32% als eher wichtig. Insgesamt 17% finden sie sehr oder eher unwichtig.

Die beliebtesten Versicherungspolicen

Besonders weit verbreitet ist unter den Umfrageteilnehmern übrigens die eigenständige Hausratversicherung ohne Gebäudeversicherung, die 45% besitzen. Weitere beliebte Versicherungspolicen sind z. B. Kfz-Versicherungen mit Vollkasko (34%) und Teilkasko (23%) oder lediglich mit Haftpflicht-Police (22%). Die eigenständige Gebäudeversicherung liegt bei 19%. 18% der Befragten haben eine private Zahnzusatzversicherung und 16% eine Lebensversicherung. Auch interessant: 9% machten die Angabe, dass sie überhaupt keine Versicherungspolicen besitzen.

Mehr Schadenfälle während Fußball-EM?

 

Was erwarten Kunden vom Schadenmanagement ihrer Versicherer?

 

Die Häufigkeit, mit der Menschen Versicherungen in Anspruch nehmen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter können neben Umwelteinflüssen wie Naturkatastrophen oder Wetterbedingungen auch politische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen sein. Und auch sportliche Großereignisse können Einfluss haben, meinen die Befragten. Insgesamt erwarten 69%, dass es während der Fußball-Europameisterschaft 2024 mehr Schadenfälle in Deutschland geben wird. Doch woran denken die Befragten konkret, wenn sie diese Angaben machen? 47% sehen Vandalismus als den Hauptgrund, gefolgt von Diebstahl mit 33% und Unfällen mit 29%.

Über die BearingPoint-Umfrage

Für die Umfrage wurden zwischen dem 14. und 17.06.2024 im Auftrag von BearingPoint 2.088 Personen durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt. Diese Stichprobe ist bevölkerungsrepräsentativ nach Alter (ab 18 Jahren), Geschlecht und Region. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland. (lg)

Bild: © stokkete – stock.adobe.com; Grafik: © BearingPoint