Das Verbrauchermagazin Finanztest hat in seiner aktuellen Ausgabe (September 2022) nachhaltig ausgerichtete Fonds unter die Lupe genommen und untersucht, wie streng sie wirklich sind. Dazu haben die Verbraucherschützer nicht nur öffentlich verfügbare Informationen über die untersuchten Fonds gesichtet, sondern sind in den direkten Austausch mit den Fondsgesellschaften getreten.
Umfangreicher Fragenkatalog
Finanztest hat den jeweiligen Anbietern mehr als 100 Fragen zu jedem Fonds gestellt. Bekamen die Verbraucherschützer keine Antworten, flogen die Fonds aus dem Ranking. Unklarheiten versuchte Finanztest auszuräumen. Scheiterte die Klärung, wurden die Fonds ebenfalls aus dem Ranking entfernt – was nach Angaben der Verbraucherschützer auch der Grund dafür ist, dass aktiv gemanagte DWS-Fonds nicht in der Auswertung enthalten sind.
Ausschlüsse aber auch Positivkriterien entscheidend
In die Bewertung der Fonds floss zum einen die Strenge der Ausschlusskriterien (fossile Energien, Waffen, Atomkraft, Kinderarbeit etc.) ein. Zum anderen spielten aber auch die Positivkriterien eine Rolle, basierend auf denen die Fondstitel ausgewählt werden. Insbesondere bewertete Finanztest auch, wie konsequent Fondsanbieter reagierten, wenn ein im Fonds enthaltenes Unternehmen die festgelegten Ausschluss- oder Positivkriterien verletzt. Darüber hinaus flossen auch weitere Kriterien, wie Transparenz, Engagement gegenüber Unternehmen und die Existenz eines Nachhaltigkeitsbeirats in das Ranking ein.
Aktives Management oder ein passiver Indexfonds
Ein Blick auf die Liste der strengsten Nachhaltigkeitsfonds macht deutlich: Anleger, die ihre Investments wirklich auf Nachhaltigkeit trimmen wollen, müssen sich einen aktiv gemanagten Fonds aussuchen. Unter den Fonds mit der höchsten Nachhaltigkeitswertung von fünf Punkten finden sich sechs aktiv gemanagte Produkte und nur ein klassischer Indexfonds. ETFs hingegen – also börsengehandelte Indexfonds – erreichen maximal drei Nachhaltigkeitspunkte im Ranking.
ETFs als Lösung für pragmatische Anleger
Aufgrund der deutlich höheren Kosten, die in der Regel für einen aktiv gemanagten Fonds anfallen, macht Finanztest im Artikel zum Ranking Folgendes deutlich: Pragmatische Anleger, denen eine „verlässliche Wertentwicklung wichtiger ist als die Nachhaltigkeitsbestnote“ können getrost einen mittelstrengen ETF wählen, der gleichzeitig eine hohe Marktnähe aufweist. In Finanztest-Auswertungen werden derartige ETFs als „1. Wahl“ bezeichnet. Nachhaltigkeits-ETFs weisen in der Regel nur Kosten von 0,25% p.a. auf.
Die sieben Top-Produkte
Anleger hingegen, die in puncto Nachhaltigkeit keine Kompromisse eingehen möchten, können auf folgende sieben Produkte zurückgreifen, die entsprechend ihrem Nachhaltigkeitswert in Prozent gerankt wurden:
- 95% – ÖKOWORLD – ÖkoVision Classic (LU0061928585)
- 94% – Security – Superior 6 Global Challenges (AT0000A0AA78)
- 93% – Universal – GLS Bank Aktienfonds (DE000A1W2CL6)
- 93% – Warburg – WI Global Challenges Index (DE000A1T7561) [Indexfonds]
- 91% – ÖKOWORLD – Growing Markets 2.0 (LU0800346016) [Schwellenländer]
- 90% – Ampega – terrAssisi Aktien I AMI (DE0009847343)
- 90% – Monega – Steyler Fair Invest Equities (DE000A1JUVL8)
Marktnähe
Bei der Marktnähe können jedoch nur die wenigsten der genannten Fonds überzeugen – genau genommen sogar nur einer. Lediglich der terrAssisi-Fonds von Ampega weist hier einen Wert von über 90% auf. Schlusslichter sind laut Finanztest die ÖKOWORLD-Produkte mit 70 bzw. 71%.
Laufende Kosten
Die niedrigsten laufenden Kosten kommen mit 0,74% p.a. beim GLS Bank Aktienfonds auf die Anleger zu. Richtig teuer hingegen sind in dieser Hinsicht die Produkte des Nachhaltigkeitspioniers ÖKOWORLD. Bei ihnen schlagen laufende Kosten von 2,30% p.a. bzw. 2,21% p.a. zu Buche. Der einzige Indexfonds mit höchster Nachhaltigkeitswertung ordnet sich trotz passivem Ansatz mit 1,32% p.a. im Mittelfeld ein.
Renditeentwicklung
Die beste Rendite in den letzten fünf Jahren erzielten der terrAssisi-Fonds (+8,9% p.a.), der Indexfonds der Warburg Bank (+8,8% p.a.) und der Growing Markets 2.0 von ÖKOWORLD (+8,2% p.a.). Nicht so prickelnd lief es hingegen für den Steyler Fair Invest Equities (+4,0% p.a.) und den ÖkoVision Classic (+4,6% p.a.).
Maximum Drawdown
Und wer sich etwas weniger Volatilität in sein Portfolio holen möchte, der sollte ebenfalls eher auf das Produkt von Ampega setzen. Der Fonds kommt mit einem Maximalverlust (Maximum Drawdown) von 18% im betrachteten Zeitraum aus, wohingegen der ÖkoVision Classic mit einem Minus von 25% und der Steyler Fair Invest Equities mit einem von 23% deutlich schmerzhaftere Schwankungen verzeichneten. (tku)
Bild: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com
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