Steigende Energiepreise, eine sich erholende Weltkonjunktur und markante Lieferengpässe bei allerlei Rohstoffen und Vorprodukten ließen die Inflationsrate in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2021 auf 3,1% klettern. Damit markierte die Preisdynamik den höchsten Wert seit 1993, als die Teuerung infolge des Konjunkturbooms der deutschen Wiedervereinigung sogar 4,5% betrug. Dabei bleibt die weitere Entwicklung der Inflation umstritten. Während die Europäische Zentralbank angesichts auslaufender Sondereffekte wie die pandemiebedingte Senkung bei Verbrauchssteuern in einigen Eurostaaten mit einer nachlassenden Dynamik kalkuliert, warnen andere Marktteilnehmer durchaus vor einer sich verfestigenden Inflationsrate auf hohem Niveau. Zu den warnenden Stimmen zählt die Deutsche Bundesbank, die zum Jahresauftakt in ihrem Monatsbericht 2022 mit einer außerordentlich hohen Inflationsrate rechnet.
Preisauftrieb wirkt ins neue Jahr hinein
Obwohl mehrere Sondereffekte entfielen, die voriges Jahr mit zum Preisauftrieb beitrugen, zeichnet sich nach Angaben der Bundesbank ein weiterhin hoher Inflationsdruck ab. Auch wenn unter anderem die Rücknahme der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuersätze inflationsdämpfend wirkte, verteuerten sich Dienstleistungen und Industriegüter ohne Energie 2021 vor allem wegen Lieferengpässen und Preisanhebungen zum Ausgleich zuvor erlittener Gewinneinbußen zeitweise überaus kräftig. Diese Faktoren würden nun auch „ins neue Jahr hineinwirken“, prognostiziert daher die Bundesbank als Hauptargument für ihre Inflationsschätzung. Sie verweist außerdem darauf, dass die gestiegenen Öl- und Gaspreise die Inflation weiter hochtreiben könnten. Diese waren zwar von November bis etwa Anfang Dezember gefallen. Inzwischen ist der Ölpreis aber wieder deutlich gestiegen. Der Preis für europäisches Brentöl notiert mit knapp unter 88 US-Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) nahe am Siebenjahreshoch. „Hinzu kommt, dass aufgrund der erheblich angestiegenen Marktnotierungen für Erdgas die entsprechenden Endkundentarife kräftig angehoben werden“, merkt die Bundesbank in ihrer Inflationsprognose weiter an. Aber auch die Bundesregierung rechnet in ihrem vorläufigen Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts 2022 mit einer nur geringfügig niedrigeren Inflationsrate von 2,6%, wobei der Bericht zu bedenken gibt: „Länger anhaltende angebotsseitige Engpässe, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise bergen jedoch das Risiko, dass eigentlich temporäre Preistreiber zu persistent höheren Inflationsraten führen könnten.“
Abwertung des Euro begünstigt Teuerung
Aber nicht nur die generellen Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Vorprodukten wirken als Inflationstreiber. Auch die seit Jahresbeginn 2021 einsetzende Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar verteuert Energie und andere Waren in der Eurozone. Lag der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung Anfang 2021 noch bei 1,23 US-Dollar, so notiert er aktuell bei knapp 1,13 US-Dollar. Sinkt der Außenwert der Währung, werden Importgüter aus dem Ausland in den Eurostaaten teurer. Da wegen der globalen Dominanz der US-amerikanischen Währung einige Energierohstoffe wie Erdöl oder Erdgas in US-Dollar gehandelt werden, wird zusammen mit der Rohstoffeinfuhr auch ihr höherer Preis importiert, was sich dann wiederum bei der Preisdynamik in der Eurozone bemerkbar macht.
Kapitalmarktorientierte Investments als Ausweg
Parallel zu den höheren Inflationsraten geht aber auch eine schleichende Entwertung von Ersparnissen einher. Um den inflationsbedingten Wertverlust beim Gesparten überhaupt in den Griff zu bekommen, lohnt sich der Blick auf die Kapitalmärkte: Um Renditen oberhalb des Inflationsniveaus zu erzielen, gewinnt die Geldanlage am Kapitalmarkt in Anleihen, Rohstoffe, Aktien, Immobilien oder entsprechenden Fonds an Bedeutung. Als relativ risikoarme Alternative zu Zinsanlagen wie Festgeld bieten sich beispielsweise breit gestreute Exchange Traded Funds (ETFs) an. Um ein Gespür für die Rendite und die Risiken am Kapitalmarkt zu bekommen, lohnt ein Blick auf die langfristige Entwicklung. Diese Daten aus der Vergangenheit bieten aber gleichwohl keine Garantie für künftige Entwicklungen. (as)
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