Interview mit Julian Kutzim, Geschäftsführer von arttrade
Herr Kutzim, mit arttrade ermöglichen Sie dem Privatanleger Investments in Kunst. Was ist das Spannende an dieser Anlageklasse?
Für ein Investment in Kunst gibt es drei wesentliche Gründe: Erstens zählt Kunst zu einer der renditestärksten alternativen Anlageklassen. Die Wertentwicklung der 100 gefragtesten Kunstschaffenden weltweit outperformt mit einer Rendite von 8,9% p. a. den amerikanischen Leitindex S&P 500 seit mehr als 20 Jahren.
Zweitens kann Kunst das Portfolio diversifizieren und stabilisieren. Kunst- und Aktienmarkt korrelieren nur in geringen Maßen miteinander und als währungsunabhängiges Gut weist Kunst wertspeichernde Eigenschaften auf, bietet also Inflationsschutz.
Drittens ist der Kunstmarkt ein Wachstumsmarkt. Zwischen 2020 und 2025 werden laut einer Schätzung von Deloitte rund 400 Mrd. US-Dollar zusätzlich in diesen Markt fließen.
Frei heraus gefragt: Wie funktioniert das Investment in Kunst mit arttrade?
Bisher hatten nur sehr wohlhabende Menschen Zugang zum Kunstmarkt – allein schon aufgrund der hohen Kaufpreise von exzellenten Arbeiten. Wir ermöglichen Investoren, anteilig bereits ab 1.000 Euro in kuratierte Einzelwerke und breit diversifizierte Kunstportfolios zu investieren. Unser Fokus liegt dabei auf den Blue Chips, also Werken der Top-100-Künstler weltweit. Als Full-Service-Dienstleister kümmern wir uns vom Sourcing über Versicherung, Verwahrung und Management bis hin zum Abverkauf der Werke um alles. Anleger profitieren dabei von der niedrigen finanziellen Einstiegsmöglichkeit, unserer ausgewiesenen Marktexpertise und dem exzellenten Netzwerk zu führenden Kunsthändlern und Galerien.
Investiert wird über ein vollständig reguliertes Wertpapier nach dem elektronischen Wertpapiergesetz. Das sorgt für einen kosteneffizienten und transparenten digitalen Investitionsprozess. Das Wertpapier enthält eine ISIN, bildet Wert und Wertentwicklung des jeweiligen Kunstwerks exakt ab und sichert den Anspruch zu, an der Wertentwicklung zu partizipieren.
Entscheidend ist, dass das Wertpapier beliebig fraktionalisiert, also aufgeteilt werden kann. Jede Einheit hat dabei einen Wert von 1 Euro – kostet ein Kunstwerk 100.000 Euro, werden 100.000 Einheiten ausgegeben, die ab mindestens 1.000 Euro in beliebiger Stückzahl gekauft werden können.
Nach einer Halteperiode von durchschnittlich fünf Jahren werden die Kunstwerke veräußert und der erzielte Erlös anteilig an die Anleger ausgeschüttet. arttrade erhält eine Gewinnbeteiligung in Höhe von 10%.
„Besitzen“ die Investoren dann sozusagen wirklich einen Teil der Werke?
Die Investoren sind durch die Investition in das Wertpapier mittelbar an den Werken beteiligt. Eigentümer sind Verwahrgesellschaften von arttrade, die die Werke ankaufen und die entsprechenden Wertpapiere ausgeben. Als Anleger hat man einen Anspruch gegen die Verwahrgesellschaft, an der Wertentwicklung des Werkes zu partizipieren. Für dieses Setup haben wir uns entschieden, weil es die höchstmögliche Rechtssicherheit bietet.
„Kunst“ ist ja ein Begriff mit viel Interpretationsspielraum. Wir sprechen, zumindest aktuell, noch vom ganz klassischen Kunstbegriff, also Gemälden u. Ä., richtig?
Genau. Im Portfolio von arttrade befinden sich ausschließlich physische Arbeiten, etwa Gemälde und Skulpturen. Bei Einzelwerken handelt es sich immer um Unikate, Editionen haben wir in einem diversifizierten Portfolio gebündelt. Außerdem liegt unser Fokus auf den Top 100 der Welt. Zum einen sind die Renditen in diesem Bereich sehr attraktiv, zum anderen ist das Ausfallrisiko für Investoren hier am geringsten.
Wie erfolgt der Auswahlprozess, welche Kunstwerke auf der Plattform angeboten werden?
Die Auswahl und Bewertung der Werke ist eine der Kernkompetenzen von arttrade. Wir investieren enorme zeitliche und finanzielle Ressourcen in unseren Selektions- und Bewertungsprozess. Nur ein Bruchteil der von uns analysierten Werke schafft es auf die Plattform. Am Anfang steht die datenbasierte Analyse: Als strategischer Partner von artnet, der weltweit größten unabhängigen Auktionsdatenbank, haben wir Zugriff auf mehr als zwölf Millionen Datenpunkte. Dabei analysieren wir zum einen die Entwicklung des Gesamtwerks eines Künstlers, zum anderen die Preisentwicklung sowie aktuelle Auktionsergebnisse vergleichbarer Werke nach Machart, Größe und Material. So gelangen wir zu einem präzisen Schätzwert für den Marktpreis einer Arbeit.
Ergibt die datenbasierte Analyse, dass ein Kunstwerk entsprechendes Wertsteigerungspotenzial bietet, holen wir uns zusätzlich Experteneinschätzungen ein. Dafür unterhalten wir ein Netzwerk von renommierten und unabhängigen Kunstexperten, Händlern und Historikern, die bei der Bewertung unterstützen.
Entscheidend ist natürlich auch der Preis: Der Gewinn liegt im Einkauf, da bildet Kunst keine Ausnahme. Daher bringen wir nur Werke auf die Plattform, die wir basierend auf Analysen und Expertenmeinungen zu einem fairen Marktwert erwerben können. Dafür nutzen wir unsere Zugänge zu den führenden Galerien, Kunsthändlern und Auktionshäusern. Teilweise erwerben wir Arbeiten auch direkt aus dem Atelier. So sparen wir unnötige Handelsschritte, die den Preis nach oben treiben.
Und wie sieht es beim Kunstinvestment mit der Rendite aus?
Historisch betrachtet haben die Kunstwerke der Top 100 seit dem Jahr 2000 eine durchschnittliche Wertsteigerung von knapp 9% p. a. erzielt. Frühere Wertentwicklungen oder Prognosen sind natürlich kein verlässlicher Indikator Da die zu erwartende Rendite von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, dürfen wir sie nicht genauer kommunizieren.
Können die Renditen bei Kunst zuverlässig erwirtschaftet werden? Wie ist die Volatilität?
Natürlich unterliegt auch der Kunstmarkt gewissen Schwankungen und jeder Künstler hat individuelle Marktdynamiken. Historisch betrachtet hat der Markt sich aber von Krisen wie der Finanzkrise 2008 und 2009 oder der Pandemie extrem schnell erholt. Als mittel- bis langfristige Beimischungskomponente ist Kunst daher exzellent geeignet.
Sie arbeiten bei arttrade auch mit Finanzberatern über sogenannte „Tippgeberschaften“ zusammen. Wie kann man sich das vorstellen und worin liegt der Vorteil für den Berater?
Alternative Anlagen sind zunehmend gefragt. Laut einer EY-Wealth-Management-Studie aus dem vergangenen Jahr wünschen sich 80% der vermögenden Kunden hier zusätzliche Beratung und fast die Hälfte plant, dafür ihre Beratungsbeziehungen zu verändern. Nachholbedarf gibt es insbesondere beim Produktangebot – nicht mal 50% der Befragten sind damit zufrieden.
Darin steckt ersichtlich ein Risiko für Finanz- und Vermögensberater, aber auch eine Chance. Wer sich jetzt als innovativ erweist, kann sich von der Konkurrenz abheben, Bestandskunden halten und Neukunden gewinnen. Eine Partnerschaft mit arttrade bietet diese Chance. Berater können ihren Kunden eine exklusive Anlageklasse öffnen und dabei auf Marktzugang, Expertise und Know-how von arttrade zurückgreifen. Nach Bedarf kann in bestehende Assets und Portfolios investiert oder – bei größeren Volumina – ein individuelles Portfolio kuratiert werden. Der Berater partizipiert dabei über eine Provision an jedem investierten Euro.
Übrigens unterhalten wir Partnerschaften nicht nur mit Finanzberatern, sondern auch mit institutionellen Anlegern wie Vermögensverwaltungen und Privatbanken. Für die ist das Thema in gleichem Maße relevant.
Sollten Finanzberater Kunstinvestments auch für ihre Kleinanleger-Kunden auf dem Schirm haben, oder richtet sich das Angebot eher an die vermögenden Kunden?
Kunst sollte immer eine Beimischungskomponente darstellen. Wer gerade mit Geldanlage anfängt, ist bei klassischen Finanzprodukten vermutlich besser aufgehoben. Aber Kunst ist nicht nur etwas für die Superreichen, sondern gehört in jedes gut diversifizierte Portfolio. Das spiegelt sich auch in unserem Mindestinvestment von 1.000 Euro wider.
Unterstützen Sie die Berater auch bei ihrer Einschätzung der Qualität der Anlage? Wie?
Selbstverständlich. Wir stellen zu jedem Asset ausführliche Informationen und versorgen Partner mit umfangreichem Material zur Anlageklasse Kunst, dem Kunstmarkt und dem Investitionsprozess von arttrade – quasi als Einstieg in das Thema. Alle weiteren Fragen erörtern wir dann im persönlichen Austausch. Sollten danach Fragen aufkommen, steht unser Team immer mit Rat und Tat zur Seite.
Abschließend: Was glauben Sie, wie sich der Markt für Kunstinvestments in Zukunft weiterentwickeln wird?
Sie wissen ja: Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. Ich erwarte aber eine äußerst positive Entwicklung. Mit dem global wachsenden Wohlstand steigt die Nachfrage nach Kunst, insbesondere im Top-Segment. Gleichzeitig eröffnen Modelle wie das von arttrade einer komplett neuen Zielgruppe den Zugang. Deshalb wird aber nicht mehr renommierte Kunst geschaffen, was zwangsläufig zu Preissteigerungen führen dürfte. Wenn man sich die Marktfaktoren anschaut, spricht mittel- und langfristig daher alles für eine nachhaltig positive Entwicklung.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2024 und in unserem ePaper.
Bild: © Julian Kutzim, arttrade
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