Reformen werden auch für die bAV erwartet. Was erwarten Sie hier?
Die bAV ist eine sehr wichtige Säule. Und wenn man sich anschaut, aus welchen Säulen die Alterseinkünfte, die heute bezogen werden, kommen, dann stellt man fest, dass über 70% allein aus der gesetzlichen Rente stammen. Das zeigt doch eindrücklich, dass wir die Rolle der bAV in Deutschland weiter stärken müssen. In der Schweiz spielt die bAV eine viel größere Rolle. Es ist richtig, dass wir diese Entwicklung in Deutschland etwa über das Betriebsrentenstärkungsgesetz versuchen auszubauen. Aber wir dürfen nicht nur in einer Säule denken. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen und versuchen, uns in allen drei Säulen weiterzuentwickeln.
Dann lassen Sie uns noch in Richtung Vertrieb und Beratung sehen. Sie wollen das zweite Standbein der Swiss Life Deutschland, die Finanzberatung, ausbauen und neue Filialen eröffnen. Sie glauben also weiter an die persönliche Beratung?
Absolut. Die letzten zwei Corona-Jahre haben gezeigt, dass Menschen hybride Angebote zu schätzen wissen. Wir erleben eine sehr hohe Nachfrage nach digitalen Beratungsangeboten wie der Videoberatung. Aber die Menschen möchten die Beratung auch weiterhin als persönliche Beratung erleben. Das Medium kann durchaus wechseln, aber die Kunden wünschen sich eine Person, an die man sich auch nach der Beratung noch wenden kann. Dies bestätigen auch die neuesten Marktforschungen. Gerade beim Thema Altersvorsorge wünschen sich über 80% der Menschen eine persönliche Beratung.
Maklerinnen und Makler sind und bleiben darum in Deutschland weiterhin immens wichtig. Besonders in aktuellen Zeiten, in denen durch die Inflation eine zusätzliche Komplexität entstanden ist. Mehr denn je sind jede einzelne Maklerin und jeder einzelne Makler notwendig, um Kunden aufzuklären, abzuholen, an die Hand zu nehmen und ihnen zu helfen, die richtigen, langfristig orientierten Finanzentscheidungen zu treffen.
Für die Beratungsgesellschaften in Ihrer Gruppe suchen Sie neue Finanzberater. Suchen Sie junge Leute oder auch wechselwillige Berater?
Es kommen insbesondere junge Menschen zu uns, die sich für diesen Berufsweg entscheiden. Wir wissen, dass die Makler aus der Babyboomer-Generation irgendwann den Markt verlassen und deshalb müssen wir jungen Menschen in der Finanzberatung Perspektiven geben. Wir erleben aber auch Zuwachs von ehemaligen Bankberaterinnen und Bankberatern, die bei uns neue berufliche Chancen sehen.
Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, hatten wir deutschlandweit rund 3.500 Finanzberater, nun sind es mehr als 5.500. Das Durchschnittsalter der Berater liegt bei ungefähr 35 Jahren. Wir sind also relativ jung.
Der Maklermarkt verändert und konsolidiert sich. Gleichermaßen bekommen größere Strukturen, auch Pools, eine größere Bedeutung. Sind Sie froh, dass Sie eigene Beratungsgesellschaften in der Gruppe haben?
Wir sind sehr froh, dass wir ein eigenes Beratungsangebot bei Swiss Life haben. Nicht nur in Deutschland übrigens, sondern auch in anderen Märkten. Die Stärkung dieses Beratungsangebots ist auch Teil der strategischen Ausrichtung der Gruppe.
Sie investieren aber auch weiter in die Zusammenarbeit mit Maklern?
Absolut. Die persönliche Vorsorgeberatung leistet einen wichtigen Beitrag hierzulande und ist Teil unseres Selbstverständnisses. In unserer eigenen Finanzberatung arbeiten wir produktungebunden. Das heißt, unsere Finanzberatung bietet die gesamte Breite des deutschen Produktmarktes an. Die Niederlassung hier in Garching, aus der wir das Versicherungsgeschäft betreiben, arbeitet mit der Breite der Maklerschaft sowie Mehrfachagentinnen und Mehrfachagenten zusammen. Für uns ist das absolut wichtig, dass wir somit auch in der gesamten Breite der Vorsorgeberatung hier in Deutschland verzahnt sind.
Funktioniert eigentlich die Swissness noch?
Ja, durchaus. In den Gesprächen, die man mit Maklerinnen und Maklern führt, aber auch immer, wenn ich Kundinnen und Kunden treffe, ist die Schweizer Herkunft sehr positiv belegt. Damit sind viele Attribute verbunden, die für eine Lebensversicherung positiv sind, wie beispielsweise nachhaltige Orientierung und Langfristigkeit, Bodenständigkeit und eine gewisse Unaufgeregtheit. Wir profitieren in Deutschland auch davon, dass in der Schweiz ein anderes Solvenzsystem herrscht, das im Vergleich zu Solvency II sogar noch strenger ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind unsere Solvenzquoten hier in Deutschland so hoch.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 09/2022, S. 28 ff.
Bild: Jörg Arnold, Swiss Life Deutschland, © www.danielgeorge.de
Seite 1 „Eine Stärke von Swiss Life liegt darin, dass wir uns fokussieren“
Seite 2 Bei Letzterem geht es vermutlich vor allem um Prozesse?
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