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8. Mai 2024
US-Bürger sparen weniger – haben am Ende aber mehr

US-Bürger sparen weniger – haben am Ende aber mehr

Eine Studie vom Flossbach von Storch Research Institute hat die Erfolge von Sparern in den USA und in Deutschland untersucht – das Ergebnis ist nicht gerade berauschend. Obwohl die Deutschen absolut betrachtet mehr Geld zurücklegen, erwirtschaften die US-Sparer nach hinten ein größeres Vermögen.

„Im Sparen sind wir Deutschen immer noch Weltspitze“, so eröffnet Sven Ebert, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute, seine Untersuchung „Sparen in Deutschland und den USA – ein Vergleich“. Doch wie Ebert selbst in seinem Blogbeitrag zur Analyse darlegt, stimmt das nur auf dem Papier, denn so ganz siegreich steht der gemeine deutsche Sparer gegen den US-Sparer, betrachtet am erwirtschafteten Vermögen, nicht dar. Und das, obwohl die Sparrate beim Deutschen deutlich höher ist. Der legt nämlich laut Eberts Untersuchung, die sich hier auf Daten von Statista aus 2019 bezieht, 11% seines verfügbaren Einkommens zurück, der US-Amerikaner nur 6% (laut Statistischem Bundesamt waren es 2022 sogar nur 3,7%).

Mehr Sparen = mehr Vermögen? Von wegen…

Leider jedoch, so Ebert, machen wir zu wenig aus unserer Spartugend: Der deutsche Rentner ist ärmer als sein amerikanischer Altersgenosse. Das verfügbare Einkommen von Menschen über 65 Jahren liegt in Deutschland unter 90% des durchschnittlich verfügbaren Einkommens der Gesamtbevölkerung. In den USA beträgt dieser Wert fast 95%. Dazu leben in Deutschland nur knapp 60% der Rentner in einer eigenen Immobilie. In den USA sind es fast 80%.

Wer mehr spart, am Ende aber weniger Vermögen besitzt, legt offenbar mit geringerer Verzinsung an. Die hierfür entscheidende Nettorendite ergibt sich aus drei Komponenten: Den Wertsteigerungen der Kapitalanlagen, den Steuern und den Gebühren. Die letzten beiden werden von den Wertsteigerungen abgezogen, versteht sich.

Sparen über 401(k) in USA

Wo sind also die Unterschiede? Warum bekommt der US-Bürger am Ende „mehr raus“, als der so sparbedachte Deutsche? Ein wesentlicher Grund ist für Ebert die unterschiedliche Handhabung der betrieblichen Altersvorsorge in den beiden Nationen.

Eine dominierende Form der bAV in den USA ist der sog. 401(k)-Plan. Dabei handelt es sich um einen Sparplan, in dem der Angestellte die Chancen und Risiken seiner Kapitalanlage selbst trägt. Der Arbeitgeber gibt lediglich einen Zuschuss zu den Sparraten. 76% aller amerikanischen Angestellten besitzen Zugang zu einem 401(k)-Plan. Fast 79% davon sparen im Rahmen des Plans fürs Alter, so Ebert. Somit nutzen sechs von zehn amerikanischen Beschäftigten die betriebliche Altersversorgung mit einem 401(k)-Plan.

Im Aggregat zeichnen sich die Pläne durch solide Aktienquoten aus: Über 70% der Sparer haben mindestens 7 von 10 US-Dollar in Aktien investiert. Bei den Unter-40-Jährigen sind es laut Ebert sogar mehr als 90%. Die Folge davon: Das durchschnittliche 401(k)-Konto legte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 14% auf 118.600 US-Dollar zu und die Zahl der 401(k)-Millionäre stieg um 11,5%.

Laut Ebert überzeugt Sparen mit 401(k) in allen drei Bestandteilen der Nettorendite: Die Wertsteigerungen der Kapitalanlagen – auch Bruttorendite genannt – ist durch die hohen Aktienquoten auskömmlich für einen echten Vermögensaufbau, bei durchschnittlich zwischen 5 und 8%. Auch gebe es durch nachgelagerte Besteuerung einen Steuervorteil im Alter. Außerdem sei der regulatorische Rahmen übersichtlich, wodurch das Angebot für die Arbeitnehmer transparent und nachvollziehbar sei.

bAV in Deutschland eine „Dschungelexpedition“

Die betriebliche Altersversorgung in den USA gleiche Ebert zufolge einem gut ausgebauten Highway, während die in Deutschland eher einer Dschungelexpedition gleiche. Denn der Unternehmer müsse sich auf der Suche nach guten Lösungen für seine Arbeitnehmer durch ein Dickicht an Verordnungen kämpfen. Derartige Verordnungen, sprich die damit verbundene Regulatorik, würden zusätzlich auch die Kosten antreiben: Zum einen werde die Verwaltung der Assets aufwendig, zum anderen entstünden Eintrittsbarrieren für neue Anbieter, wodurch der Wettbewerb eingeschränkt sei.

Ein weiteres Problem sei das „Steuerdickicht. Beiträge bis zu einer Grenze von 3.624 Euro pro Jahr sind von Sozialversicherungsbeiträgen befreit. Der doppelte Betrag ist von der Einkommensteuer ausgenommen. Im Alter sind die Auszahlungen aus einer Betriebsrente dann als Einkommen zu versteuern und Sozialabgaben zu entrichten. Daher werden oberhalb der Freibeträge mitunter zweimal Steuern und Abgaben fällig – eine sogenannte Doppelverbeitragung. Dagegen sind Einzahlungen in Direktzusagen unbegrenzt steuerfrei und für die Krankenversicherungsbeiträge gibt es in der Auszahlungsphase mittlerweile einen Freibetrag. Beiträge zur Pflegeversicherung sind hingegen in voller Höhe zu entrichten. Kapitalertragssteuer fällt grundsätzlich nicht an.

Bei der bAV in Deutschland gibt es also steuerliche Konditionen, die sich zwar mit etwas Abstand betrachtet denen des 401(k)-Plans in den USA ähneln, aber nicht so vorteilhaft für den Arbeitnehmer seien. Die Freibeträge belaufen sich nur auf 15 bzw. 30% des US-Niveaus. Ausnahmen versuchen dies auszugleichen. Ein grundsätzlicher regulatorischer Vorteil der deutschen bAV hinsichtlich Steuern und Sozialabgaben entstehe so aber nicht, sagt Ebert. (mki)

Bild: © MasterSergeant – stock.adobe.com