Die Volumina passiver Aktienfonds steigen. Vor allem in den jüngeren Generationen erfreuen sich börsengehandelte Indexfonds (ETFs) immer größerer Beliebtheit, auch durch das Aufkommen der Neobroker wie Scalable Capital und Trade Republic. In den USA beispielsweise hatten die ETFs Ende 2023 ein größeres Volumen als aktiv verwaltete. Und auch der Fondsverband BVI meldete für das erste Quartal 2024 in Deutschland bei ETFs Zuflüsse von 5,4 Mrd. Euro, während bei aktiv gemanagten Fonds 1,6 Mrd. Euro abgeflossen waren.
ETFs bieten zugegebenermaßen diverse Vorteile, allen voran aber die sehr breite Streuung in tausende Aktien bei zugleich geringen Gebühren. Ziel ist dabei, den über Jahrzehnte hinweg stetig wachsenden Markt zu kaufen – nicht, ihn zu schlagen, wie aktive Fondsmanager es versuchen. Ob dies im großen Maße auch wirklich zum Erfolg führt und auch gut für die Wirtschaft ist, daran scheiden sich die Geister. Zweifel haben offenbar auch die Experten der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). In der „Monatsfrage“ im Mai geben diese ihre Einschätzung zu den Auswirkungen der steigenden Popularität des passiven Investierens.
Negative Liquiditätswirkungen befürchtet
Seit mehr als zehn Jahren gilt laut DVFA das Augenmerk auch von Aufsehern wie dem Financial Stability Board (FSB), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) besonders den Liquiditätswirkungen passiver Anlageformen, gerade in Krisenzeiten. Auch über 40% der DVFA Investment Professionals erwarten negative Folgen für die Marktliquidität infolge des weltweit gestiegenen passiv verwalteten Vermögens. Immerhin 32% jedoch nehmen positive Effekte an, 28% sehen keine Auswirkungen. Skeptisch gesehen werden vor allem getriggerte „Herdeneffekte“ passiver Fonds, sobald Kauf- und Verkaufsschwellen überschritten werden.
Erhöhte Korrelation und Konzentration bei Einzeltiteln erwartet
Folgerichtig wurde auch nach den Wirkungen auf Korrelationen und Konzentrationen bei Einzeltiteln gefragt. Hier war das Ergebnis eindeutig: Zwei Drittel (67%) der Teilnehmer sehen erhöhte Korrelationen, vor allem aber Konzentrationen als Folge der immer höheren passiv verwalteten Vermögen. Viele Teilnehmer sehen diese Entwicklung vor allem für dominante, im Index „schwere“ Werte sehen und weniger für die kleineren Titel.
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