Das Analysehaus MORGEN & MORGEN hat eine Umstrukturierung seines Ratings zu den Krankenversicherungsunternehmen vorgenommen und dieses in drei Teilratings unterteilt. Nachdem die Experten Anfang des Monats berichtet hatten, wo die Unternehmen auf der Gesamtbewertungsskala liegen (AssCompact berichtete), haben die Analysten nun weitere Erkenntnisse aus der Auswertung der Unternehmensdaten vorgelegt.
Im Rahmen des überarbeiteten Ratings haben die Analysten 13 Bilanzkennzahlen der KV-Unternehmen anhand von drei Teilratings – Sicherheit, Bestand und Erfolg – über den vergangenen Fünfjahreszeitraum analysiert. Damit lassen sich belastbare Aussagen über die finanzielle Situation der Gesellschaften treffen, so MORGEN & MORGEN.
Solvency-II-Bedeckungsquoten marktweit über 300%
Die Ergebnisse im Teilrating Sicherheit dürften einige Versicherungsnehmer aufatmen lassen – ein Großteil der Gesellschaften ist laut den Analysten sehr gut aufgestellt. Das ist für Versicherte, die sich für einen langen Zeitraum an einen Versicherer binden, eine sehr wichtige Komponente. So sind sowohl das Eigenkapital als auch die Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (RfB) im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen – und das trotz rückläufiger Erträge und dem Rückgang der Bewertungsreserven hin zu stillen Lasten.
Eine Beobachtung durch die BaFin hat in naher Zeit wohl keines der Unternehmen zu befürchten – marktweit können die privaten Krankenversicherer hohe Solvency-II-Bedeckungsquoten von über 300% aufweisen. Erleichterungsmaßnahmen wie Volatilitätsanpassungen oder Übergangsmaßnahmen musste kaum ein PKV-Unternehmen in Anspruch nehmen.
Abschlusskosten wieder leicht gestiegen
Die Analyse für das Teilrating Bestand zeigt einen leichten Rückgang in der Vollversicherung mit einer Wachstumsrate von –0,2. Die private Zusatzversicherung konnte mit einer Wachstumsrate von 1,6 weiter zulegen – wenn auch nicht so deutlich wie im Vorjahr (Wachstumsrate 2021: 3,0).
Grundsätzlich sei das Bestandswachstum erstrebenswert und als positiv zu bewerten. Ein relativierender Faktor spielt hier jedoch eine Rolle: Die Abschlusskosten, der „Preis“, den ein Unternehmen für das Wachstum bezahlen muss, sind im letzten Jahr leicht gestiegen auf einen Wert von 6,3 (Vorjahr 6,2).
Nettoverzinsung auf 2,3% gesunken
Für das Teilrating Erfolg wird die Fähigkeit der Unternehmen analysiert, die zur Verfügung stehenden Mittel rentierlich anzulegen. Eine angemessene Rendite ist für Unternehmen notwendig, um einerseits die momentanen Rechnungszinsen zu erwirtschaften, andererseits spielen darüber hinausgehende Überschüsse eine wichtige Rolle für Versicherte, um eventuelle Beitragsanpassungen im Alter zu vermeiden oder abzumildern, so MORGEN & MORGEN.
Laut den Analysten beeinflusst der Kapitalmarkt die Situation der Versicherer maßgeblich. Schnitt lag die Nettoverzinsung im Jahr 2022 bei 2,3% – im Vorjahr lag sie noch bei 2,9%. Gleichzeitig sinken seit mehreren Jahren die Rechnungszinsen in den Beständen. Der durchschnittliche unternehmensindividuelle Rechnungszins ist auf 2,2% zurückgegangen, von knapp 3% vor fünf Jahren. „Durch diesen Rückgang reichen die Kapitalerträge in der Regel, um die Rechnungszinsen zu stemmen“, resümieren die Analysten. Dies zeigt auch die Überzinsquote, die den Teil der Nettoverzinsung zeigt, der nach Abzug der Rechnungszinsanforderung noch übrig bleibt – sie liegt im Jahr 2022 im Schnitt bei 0,2%.
Leistungsausgaben nach Corona wieder gestiegen
Auch die Schadenzahlungen spielen für die Erträge eine Rolle. Diese haben sich nach einem Rückgang während der Coronajahre wieder normalisiert, was für Versicherer steigende Leistungsausgaben bedeutet. Gestiegene Behandlungskosten durch medizinischen Fortschritt und Bestandsalterung machen sich ebenfalls bemerkbar – künftig dürften auch noch die Auswirkungen der Inflation und Energiekrise dazu kommen. Folglich ist das versicherungsgeschäftliche Ergebnis von 15,2% im Jahr 2021 auf 13% gefallen.
„Auch wenn der Kapitalmarkt herausfordernd ist und die Ertragsseite der Gesellschaften davon beeinflusst wird, ist ihre Situation im Zusammenspiel mit den Rechnungszinsanpassungen stabil“, zieht Iris Portugall, Spezialistin für Ratings und Aktuarin bei MORGEN & MORGEN, das Fazit. (js)
Bild: © Kiattisak – stock.adobe.com
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