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15. August 2024
So sind die Deutschen gegenüber Aktieninvestitionen eingestellt

So sind die Deutschen gegenüber Aktieninvestitionen eingestellt

Das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE hat in Zusammenarbeit mit der Universität Berkeley und der Universität Mannheim eine Untersuchung zur Aktienkultur in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen bemerkenswerte regionale Unterschiede.

Nicht jeder hat die gleiche Einstellung zu Anlagen in die Kapitalmärkte. Manchmal geht dies auch über den Risikoanteil in einem Portfolio hinaus, denn einige Menschen sind Investitionen in Aktien grundsätzlich negativ gegenüber eingestellt. Woran könnte das liegen?

Hierzu hat nun das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE in Zusammenarbeit mit der US-Universität Berkeley und der Universität Mannheim eine Studie durchgeführt, die die Frage anhand des Beispiels West- vs. Ostdeutsche untersucht – insbesondere ehemalige Einwohner der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Ergebnisse der Untersuchung legen laut SAFE nahe, dass die Einstellung von Menschen zu Kapitalmärkten und persönliche Investitionsentscheidungen über Jahrzehnte beeinflusst werden, wenn sie über viele Jahre einer kommunistischen und antikapitalistischen Ideologie ausgesetzt waren.

Menschen aus ehemaliger DDR weniger bereit, zu investieren

Bei den Ergebnissen zeigt sich: Je positiver die Erinnerungen an das Leben in der DDR sind, desto ausgeprägter ist die Ablehnung von Kapitalmärkten und Aktienbesitz, so SAFE. Obwohl seit etwa über 30 Jahren die gleichen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für sie gelten, seien Ostdeutsche nach wie vor zurückhaltender bei der Geldanlage an der Börse als Westdeutsche und würden zwischen 25,2% und 27,7% seltener Aktien halten.

Studienautorin Christine Laudenbach, Leiterin der Forschungsabteilung Household Finance bei SAFE, weist darauf hin, dass viele demografische Merkmale die Beteiligung am Aktienmarkt beeinflussen würden, sich jedoch 10% allein auf die unterschiedlichen Lebensumstände in Ost und West und damit die Prägung durch Kommunismus versus Kapitalismus zurückführen ließen.

Gute Erinnerungen…

Es gebe jedoch auch innerhalb der Gruppe der Bürgerinnen und Bürger in Ostdeutschland Unterschiede. Denn Ostdeutsche mit positiven Erinnerungen an die DDR seien unterdurchschnittlich am Aktienmarkt beteiligt, während Ostdeutsche, die das Leben in der DDR eher negativ in Erinnerung haben, heute mehr als der ostdeutsche Durchschnitt investieren würden, so Mitautorin Ulrike Malmendier, Professorin an der Uni Berkeley und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat bei SAFE.

Die ablehnende Haltung komme Ostdeutsche laut Studie teuer zu stehen, denn der geringere Aktienbesitz führe im Durchschnitt zu einer geringeren Vermögensbildung. Hinzu komme, dass die Aktienportfolios der ostdeutschen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer weniger diversifiziert seien und niedrigere Renditen aufweisen würden als die der Westdeutschen. Außerdem würden Ostdeutsche mehr in hochpreisige Bankprodukte investieren: „Im kommunistischen Osten gab es keine Börse und die Menschen waren vonseiten der Staatsmacht stark negativen Ansichten über Kapitalismus und den Aktienmarkt ausgesetzt. Dies trägt auch zu den nach wie vor bestehenden Vermögensunterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen bei“, sagt Studienautorin Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin an der Uni Mannheim. (mki)

Über die Studie

Die Analyse beruht auf drei Datensätzen: einer repräsentativen Umfrage zu den Einstellungen zu Kapitalismus, Kommunismus und zur Börsenbeteiligung bei 9.695 Ost- und Westdeutschen bzw. ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern der DDR, Bankdaten zu individuellen Börseninvestitionen von 326.437 Kundinnen und Kunden sowie einem Brokerdatensatz zu individuellen Aktienmarktinvestitionen von 230.229 Kundinnen und Kunden aus Ost- und Westdeutschland.

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