AssCompact suche
Home
Assekuranz
12. April 2018
So finden Kunden und Berater den richtigen Fonds für Fondspolicen

So finden Kunden und Berater den richtigen Fonds für Fondspolicen

Berater und Kunden haben aufgrund der Komplexität die Qual der Wahl, wenn es um die Fondsauswahl für eine Fondspolice geht. Es gibt jedoch einige wichtige Kriterien, die bei der Entscheidungsfindung eine gute Hilfestellung geben können. Ralf Maack, Geschäftsführer der Maack Hanse Kontor GmbH, zeigt diese auf.

Die schiere Anzahl von rund 9.000 Publikumsfonds in Deutschland und des in offenen Publikumsfonds investierten Kapitals von rund 1 Bio. Euro nötigt vermutlich allen Betroffenen – Beratern und Kunden – Respekt ab. Nimmt man noch die vielen Neuerungen in regulierungs-, aufsichtsrechtlicher und steuerlicher Hinsicht dazu und berücksichtigt die Vielzahl an Fondsausprägungen, wird die Komplexität bei der Auswahl der „richtigen“ Fonds deutlich. Die ohnehin im Vorwege notwendige Kunden- und Bedarfsanalyse, unter anderem zur Geeignetheit einer Anlage, ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Damit die Aufgabenstellung nicht von vornherein unmöglich wird, beschränkt sich der Autor an dieser Stelle auf einige ausgewählte Kriterien. Dabei liegt der Fokus auf Kriterien, die die Fonds selbst betreffen, ausgeklammert werden dabei eher aufsichtsrechtliche oder steuerliche Themen.

Aktiv oder passiv?

Ein immer bedeutender werdendes Thema bei der Fondsauswahl ist die Frage nach der jeweiligen Berechtigung aktiver (gemanagter) und passiver (oft einen Index nachbildender) Fonds. Aufgrund der dabei besonders im Fokus stehenden mehr oder weniger hohen Provisionserlöse ist der Ausgleich dieses Zielkonflikts zwischen der Beratungs- und Fondsbranche nach hohen Erlösen einerseits und der Anleger nach kostengünstigen Vermögensanlagen andererseits durchaus relevant. Dabei ist der in den vergangenen Jahren fulminante Anstieg der Anlage­volumina unter anderem in Exchange Traded Funds (ETFs) – also in passive Strategien – unübersehbar.

Die Argumente der jeweiligen Protagonisten bleiben hier unbeachtet, herausgestellt werden soll der positive Mix aus beiden Welten, wenn es um die Fondsauswahl geht. Dies ist beispielsweise über einen Core-Satellite-Ansatz realisierbar, bei dem als „Kern“ in einem Portfolio zum Beispiel sehr transparente und liquide Märkte (wie etwa der Dax) über passive Strategien abgebildet werden. Ergänzend werden, wie Satelliten um das Kernportfolio herum, Märkte mit aktiven Strategien abgebildet, die zum Beispiel kleiner oder intransparenter sind (beispielsweise bestimmte asiatische Märkte oder Teile der Emerging Markets oder Rohstoffinvestments) oder beispielsweise auch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung versprechen. So wären beide Welten – passiv und aktiv – sinnvoll berücksichtigt. Ein nicht ungewollter Nebeneffekt einer solchen Gesamtstrategie wird zudem die regelmäßig hohe, zumeist ausreichende Diversifikation an Titeln sein.

Risiko und Risikomessung

Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Kriterium bei der Fondsauswahl: dem Risiko. Ob dabei die althergebrachte Form der Risikomessung über die Volatilität (noch) angemessen ist, sei hier dahingestellt. Nicht erst in Zeiten von WAI (Wesentlicher Anlegerinformation) und KI(I)Ds (Key Investor (Information) Document) und den Anforderungen von MiFID II sowie IDD in Verbindung mit dem VVG ist dies gleichwohl die risikotechnische Norm. Aufgabe dabei ist es darzustellen, welchen Risiken der Fonds unterworfen ist und wie Anleger ihn bewerten sollten. Zu diesem Zweck wird jeder Fonds einer bestimmten Risiko-Kategorie von 1 bis 7 zugeordnet. Fonds der Kategorie 1 sind den geringsten, Fonds der Kategorie 7 den höchsten Risiken ausgesetzt. Während hier das Risiko mit der aus der Welt der Statistik stammenden „Abweichung vom Erwartungswert“ oder der „Schwankung(-sintensität) um den Mittelwert“ berechnet wird, gehen zur Risikodarstellung inzwischen viele einen anderen Weg.

Dabei wird der Anleger gefragt, ob und wie lange er zum Beispiel einen Vermögensverlust von beispielsweise 25% aushält. In diesem Sinne sind Risikokennzahlen wie der „Maximum Drawdown“ (maximaler Verlust) oder ein „Value at Risk“ durchaus zur Fondsauswahl geeignet. Der Value at Risk stellt dabei ein spezifisches Risikomaß für einen einzelnen Finanztitel oder für ein Anlageportfolio dar. Aus dem Risikomaß lässt sich ableiten, welcher Maximalverlust innerhalb einer festen Zeitspanne unter einer bestimmten Wahrscheinlichkeit möglich ist.

Bewertungsverfahren und Kennzahlen

Weitere wichtige Kriterien zur Fondsauswahl sind auch Bewertungsverfahren oder Kennzahlen. Zuvorderst sind dabei die Kosten zu nennen und ob diese in einem vernünftigen Verhältnis zur erreichten Performance der vergangenen Jahre stehen. Dabei sind die Kosten für aktive Fonds selbstverständlich allein aufgrund des Fondsmanagements höher als bei passiven. Bei Ersteren ist die Total Expense Ratio (TER, Gesamtkosten) eine gängige Kennziffer, auch wenn man wissen sollte, dass hier zwar die Verwaltungskosten und die Depotbankgebühr darunterfallen, nicht aber der Ausgabeaufschlag, eine etwaige Performance Fee sowie die Transaktionskosten.

Bei den passiven Fonds werden dagegen regelmäßig die internen Positionen wie die TER, Kosten für Portfolioanpassungen, aber auch Erträge aus der Wertpapierleihe zu externen Positionen wie Handelsspannen, Broker-Gebühren, Steuern und Kosten für die Rücknahme von Anteilen zu den Gesamtkosten einer Anlage, den Total Cost of Ownership (TCO), addiert.

Wichtig ist es demnach, insbesondere bei Kostenvergleichen nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass bei Fonds im Rahmen einer Fondspolice für den Anleger auch die Kosten des Versicherungsmantels regelmäßig noch hinzukommen.

Hilfestellung durch die Sharpe-Ratio

In den letzten Jahren hat zur Fondsbeurteilung auch die Sharpe-Ratio zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dieser Tatsache liegt zugrunde, dass ein rational handelnder Investor stets danach trachten sollte, die bestmögliche Rendite pro in Kauf genommener Risikoeinheit zu erzielen. Eine Kennzahl, die dies berücksichtig, ist eben die Sharpe-Ratio, welche bereits in den 70er-Jahren vom Nobelpreisträger William F. Sharpe entwickelt wurde.

Für die Berechnung der Sharpe-Ratio wird zuerst die risikolose Verzinsung (beispielsweise der aktuelle 3-Monats-EURIBOR Zinssatz) von der Performance des Fonds abgezogen. Diese Nettoertragszahl wird dann durch das eingegangene Risiko, die oben bereits erwähnte Standardabweichung, dividiert. Das Ergebnis stellt eine risikoadjustierte Rendite dar, welche im Vergleich zur absoluten Performance schon mehr über die Qualität eines Fonds aussagt. Dabei gilt: Je höher der Wert, desto besser. Eine positive Sharpe-Ratio, also eine deutlich größer eins (>1), zeigt an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Mehrrendite erwirtschaftet wurde.

Qualitative Ansätze

Neben solchen harten Kriterien liefern beispielsweise Ratings eher einen qualitativen Ansatz zur Bewertung. Dabei werden Aspekte wie das Fondsmanagement und seine bisherigen Erfolge, die Erfolgsgeschichte der Fondsgesellschaft, die Entwicklung des Fonds im Vergleich zur Benchmark und zu anderen Fonds und vieles mehr berücksichtigt. Ratings können bei der Fondsauswahl unterstützen, sollten aber nicht das alleinige Auswahlkriterium sein, da die heutzutage vielen und unübersichtlichen Auszeichnungen für den Anleger häufig nur schwer zu filtern sind. Dies liegt unter anderem daran, dass es für Ratings kein einheitliches Prozedere gibt.

 
Ein Artikel von
Ralf Maack

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Heinrich Bockholt am 12. April 2018 - 09:05

Herrn Maak ist es vortrefflich gelungen, kurz und knackig rund um Kennzahlen, Kosten, Aspekte der Auswahl usw. bei Fonds einen guten Artikel zu verfassen.

Gespeichert von Ingo Asalla (253099) am 13. April 2018 - 11:52

Aktiv vs. Passiv - lassen wir weitgehend unbeachtet, wenngleich ich aus konkreten Vergleichen zwischen aktiv geführten Depots und passiven Lösungen sagen kann, dass der Nachweis einer "Überlegenheit" passiver Strategien m.E. bisher nicht erbracht wurde. Gerade in Phasen nachgebender Märkte, fällt es Anbietern passiver Lösungen zumindest schwer, sich gegen den Markt zu stemmen.

Stichwort Risikomessung - eine wichtige und nicht einfach zu beantwortende Frage. Ich denke, man kann guten Gewissens sagen, dass die Volatilität als Risikokennziffer nicht geeignet ist. Warum? Sie misst die Schwankungsbreite um den Mittelwert. Wenn man über Vola spricht, muss zuerst geklärt werden, welches denn der jeweils geeignete Mittelwert ist. Pragmatisch ist, sich die Peergroup anzusehen, der ein Fonds zugeordnet ist. Daraus entsteht die nächste Frage, nämlich, ob diese Zuordnung korrekt ist. Darüber kann häufig Fällen diskutiert werden. Desweiteren gibt eine Vola-Kennzahl leider nicht die Richtung an, sprich, es fehlt das sehr aussagekräftige Vorzeichen. Will sagen, man kann aus der singulären Betrachtung dieser Kennzahl nicht erkennen, ob ein Fonds positiv oder negativ vom Mittelwert abweicht. Dazu bedarf es zusäzlicher Prüfungen. Weicht er positiv ab, handelt es sich nicht um "Risiko".
Die max. Draw Down ist hingegen besser geeignet, um Endkunden die mit einer Anlage in Fonds einhergehenden Mechanismen näher zu bringen. In diesem Zusammenhang muss aber deutlich auf eine weitere, sehr aussagekräftige Kennzahl hingewiesen werden, die das andere Ende einer Schwankung beleuchtet - die Recovery Rate, also Erholungsphase. In unserer Arbeit gilt, dass wir Fonds bevorzugen, die nachweislich und replizierbar niedrigere Draw Downs als der Markt und Mitbewerber haben, gleichzeitig, und davon gibt es nur sehr wenige, eine schnelle und steile Erholung zeigen. Die muss natürlich ebenfalls wiederholt gezeigt worden sein. Schafft es ein Fonds nur einmal, sich schnell zu erholen, sprechen wir intern von einem "Lucky Punch".
Der VaR ist unserer Meinung nach nicht als Risikomaß geeignet, denn einfach ausgedrückt, schreibt man mittels dieser Kennzahl historische Schwankungsbreiten unreflektiert in die Zukunft fort. Sehr häufig wird im Zusammenhang mit Fonds ein VaR mit einem Konfidenzniveau von 95 verwendet. Dabei wird ausgeblendet, dass sich die "Fat Tails", also die Ausbrüche nach unten die richtig schmerzen, gern in den restlichen 5% verstecken. Anders formuliert, deckt der VaR genau den Bereich nicht ab, der für das Risikomanagement von Investoren von besonderer Bedeutung ist.
Das Problem dieser Kennzahl ist, dass beim VaR von einer Normalverteilung von Ereignissen ausgegangen wird. Diese Annahme ist, zumindest was die komplexe Welt der Wirtschaft anbetrifft, eher fragwürdig denn pauschal richtig. Man verfällt leicht dem Trugschluss, dass diese Welt mit einer Maschine verglichen werden kann, die nach klar definierten Ursache - Wirkungsketten arbeitet. Funktioniert die Welt der Wirtschaft so einfach? Ich denke, nein.

Ingo Asalla, Oldenburg