Die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness verkündete Ende April, dass vorerst kein EU-weites Provisionsverbot für Finanzberater eingeführt werden soll (AssCompact berichtete: EU-Kommission verzichtet auf Provisionsverbot – vorerst). Die EU-Kleinanlegerstrategie, die am 24.05.2023 vorgestellt werden soll, werde ihren Angaben zufolge zwar eine Revisionsklausel enthalten, um ein Provisionsverbot auch hinterher noch durchsetzen zu können, für den Moment jedoch ist die Debatte vom Tisch.
Zumindest für Provisionen für Finanzberater. An anderer Stelle will die EU-Finanzkommissarin dennoch regulieren, so z. B. bei sogenannten „Execution-Only“-Geschäften, bei denen die Finanzdienstleister ohne jegliche Beratungsdienstleistung eine reine Orderausführung übernehmen. Nach Ansicht von Partner Max Biesenbach und Senior Director Sonia King von der globalen Strategieberatung Simon-Kucher könne dies für „spürbare Konsequenzen für Finanzdienstleister und Verbraucher“ sorgen.
Provisionsverbot bei „Execution-Only-Geschäften“
Die oben beschriebenen „Execution-Only“-Geschäfte werden in erster Linie von den im deutschen Onlinebroker-Markt führenden Direktbanken sowie den extrem erfolgreich gewachsenen Neobrokern durchgeführt. Je nachdem, wie umfassend die EU-Kommission ein „Provisionsverbot“ für diese Geschäfte auslegt, wären jeweils beim Kauf eines Fonds anfallende Ausgabeprovisionen, jährlich wiederkehrende Bestandsprovisionen für das Halten von Fonds im Bestand, aber ggf. auch die bei Neobrokern besonders umsatzrelevanten und jeweils beim Kauf von ETFs anfallenden Kickbacks betroffen, so heißt es von Simon-Kucher.
Sollten neben „Execution-Only“-Geschäften auch beratungsfreie Transaktionen vom Provisionsverbot betroffen sein, wäre insbesondere das Geschäftsmodell der Neobroker, also bspw. Trade Republic und Scalable Capital, von diesem Schritt betroffen. Simon-Kucher hält eine Einführung von monatlichen Abogebühren oder auch die Erhöhung von Transaktionsgebühren für denkbare Folgen. Doch nicht nur Direktbanken und Neobroker wären betroffen, auch klassische Filialbanken könnten die „drastischen Auswirkungen“ auf ihr Geschäftsmodell spüren, sollte die EU-Kommission auch die im Rahmen eines beratenen Wertpapierdepots anfallenden beratungsfreien Geschäfte mit einem Provisionsverbot versehen. Simon-Kucher zufolge sei es heute weit verbreitete Praxis, dass Anleger beratene und beratungsfreie Transaktionen in einem einzigen Wertpapierdepot mischen. Wenn die Filialbanken ihre Erträge sichern wollen, dann hätte ein Provisionsverbot für diese Transaktionen eine deutlich stärkere Trennung dieser Geschäfte und auch eine unterschiedliche Bepreisung zur Folge.
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