Ein Artikel von Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management
Die Bilanz für das erste Quartal des neuen Börsenjahres sieht bis dato durchwachsen aus. Nach einem fulminanten Start mit einer aufgehellten Perspektive auf die diesjährige Wirtschaftsentwicklung hat sich durch die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA die Marktlage wieder kurzfristig gedreht. Angesichts der Insolvenz weiterer amerikanischer Regionalbanken sowie der Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die UBS wurden böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 geweckt. Auch wenn Anleger Ende März angesichts leicht sinkender Inflationsdaten wieder angefangen haben, Vertrauen in die Märkte zu fassen, schwebt über allem noch immer die Sorge vor einem Schwelbrand im Bankensektor. Alarmierende Signale sendet auch der Markt für Kreditausfallversicherungen: So ist die Nachfrage nach Kreditausfallversicherungen von Bankemittenten angesichts der jüngsten Ereignisse im Bankensektor stark angestiegen.
Angesichts der unsicheren Marktlage stellt sich für Anleger die Frage, wie sie ihr Portfolio vor möglichen Verlusten schützen können. Aber eine simple Buy-and-hold-Aktienstrategie bietet in einem volatilen Marktumfeld meist keinerlei Absicherung. Hingegen ist eine Anlagestrategie wie eine Momentum-Strategie, die flexibel auf die Marktentwicklung reagieren und im Falle eines Marktcrashs sogar ganz aus Aktien aussteigen kann, hier von Vorteil.
The trend is your friend
Bei der Momentum-Strategie handelt es sich oftmals um einen quantitativen Investmentansatz, d. h., es wird auf Basis klar definierter mathematischer Regeln investiert. Die Strategie basiert auf dem Momentum-Effekt, der in den 1960er-Jahren von dem US-amerikanischen Wissenschaftler Robert A. Levy entdeckt und auch als Relative-Stärke-Theorie bezeichnet wurde. Levy stellte fest, dass diejenigen Aktien mit dem höchsten Kursanstieg eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit haben, ihren Wachstumstrend kurz- bis mittelfristig fortzusetzen. Wenn man also gezielt Aktien mit dem höchsten Kurswachstum identifiziert und darin investiert, kann man von deren positivem Trend in einem kurz- bis mittelfristigen Zeitfenster – bis zu zwölf Monate – profitieren. Diese quantitative Regel lässt sich durch Algorithmen abbilden. Mithilfe eines technischen Handelssystems können Anleger dann automatisiert in die Momentum-stärksten Aktien oder Fonds investieren. Schwächt sich ein Trend ab, oder kommt es sogar zu einer Trendumkehr, wird automatisch der Ausstieg aus dem Portfolio vollzogen.
Grundlage für ein erfolgreiches Investieren gemäß der Momentum-Strategie ist eine umfassende Datenbank mit täglich aktualisierten Kursdaten. Dieser Datenpool wird rund um die Uhr durch einen Computer ausgewertet. Dabei sollte der Datenpool, also das Anlageuniversum, möglichst groß sein und keine Restriktionen hinsichtlich Regionen oder Branchen aufweisen. Dadurch wird ausreichend Diversifizierung gewährleistet. Denn die Momentum-Sieger können durchaus auch Aktien oder Fonds mit Fokus auf exotische Länder oder Nischen-Branchen sein, die Anleger sonst gar nicht auf dem Schirm haben. Auf Basis der Momentum-Strategie ergibt sich somit ein rotierendes Portfolio, das in die temporären Momentum-Sieger investiert.
Seite 1 Momentum-Strategie: regelbasiert in unsicheren Zeiten investiert
Seite 2 Der unberechenbare Faktor Mensch spielt bei der Anlageentscheidung keine Rolle
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