Was hinter den Begriffen steckt
Die Stilkritik ist meist der erste Weg der Echtheitsüberprüfung. Kunsthistoriker, Connaisseure und Kunstsachverständige betrachten das Werk und ordnen es stilistisch ein. Dabei werden Merkmale wie Komposition, Farb- und Formgebung sowie Kunsttechnik betrachtet. Verglichen wird mit bekannten Werken des angenommenen Künstlers oder mit Stücken aus derselben Epoche. Die Treffsicherheit des Ergebnisses hängt dabei naturgemäß von der Erfahrung und dem Fachwissen des Untersuchenden ab.
Um zu sehen, ob die verwendeten Materialien zur angenommenen Entstehungszeit überhaupt bekannt waren und verwendet wurden, können naturwissenschaftliche Materialanalysen durchgeführt werden. Meist werden kleinste Proben aus dem Kunstwerk entnommen und, je nach Fragestellung, mit bildgebenden, spektroskopischen oder chromatografischen Methoden analysiert. Bei organischen Materialien wie Leinwand und Holz kann das Entstehungsalter dendrochonologisch und radiometrisch, bei anorganischen Materialien wie Ton lumineszent nachgewiesen werden. Fälschern sind die Nachweismethoden natürlich bekannt. Sie versuchen den untersuchenden Naturwissenschaftler durch Verwendung von alten oder veränderten Materialien zu täuschen. Auch hier steht und fällt das Ergebnis mit der Erfahrung und Fachkunde des Materialwissenschaftlers.
Einen anderen Weg geht die Provenienzforschung. Sie beschäftigt sich mit der Herkunft und dem Besitzwechsel eines Kunstwerks. Anhand von Vermerken, Ausstellungsaufklebern und anderen Beschriftungen, meist auf der Rückseite eines Kunstwerks, wird seine Geschichte rekonstruiert. Historische Ausstellungs- und Auktionskataloge, Galerie- und Museumsbücher, aber auch Nachlassverzeichnisse, Kaufverträge, Künstlerbriefe und viele andere Quellen werden in detektivischer Recherche ausgeforscht. Im günstigsten Fall lässt sich damit ein Kunstwerk bis ins Künstleratelier zurückverfolgen. Bekannt sind aber auch Fälle, bei denen Provenienzen gefälscht wurden, um ein zweifelhaftes Werk echt erscheinen zu lassen.
Die Disziplin Kunsttechnologie fragt nach der Verwendungsart und der Kunsttechnik des Materials. Ist die Maltechnik typisch für den angenommenen Künstler oder ist der Pinselduktus ungelenk, wie beim „Mädchen mit Flöte“ angemerkt wurde? Welche Werkzeugspuren finden sich in der Rückseitenhöhlung einer mittelalterlichen Figur und passen diese zum angenommenen oder analysierten Alter? Gewonnen werden diese Informationen meist durch bildgebende, multispektrale und mikroskopische Untersuchungen. Überprüft wird mit gesicherten Werken und anhand von mal- und kunsttechnischen Quellen.
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