Die Kfz-Versicherung hat in den letzten Jahren der gesamten Versicherungsbranche so einiges an Kopfschmerzen bereitet. Die Versicherer haben ein paar verlustreiche Jahre hinter sich – allein im letzten Jahr haben sie laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) ein Defizit von mehr als 2 Mrd. Euro wegstecken müssen, im Vorjahr waren es sogar mehr als 3 Mrd. Euro.
Laut dem Vergleichsportal Verivox mussten Kfz-Versicherungskunden bei ihrer letzten Beitragsrechnung eine durchschnittliche Prämiensteigung von 21% im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Das dürfte nicht zuletzt in den Maklerbüros für so einige heiß gelaufene Telefonleitungen mit Anrufen von Kunden auf der Suche nach einem günstigeren Tarif gesorgt haben.
Wie kann die Kfz-Versicherung bezahlbar bleiben?
Dass es ohne die Preissteigerungen nicht geht, das haben die Versicherer immer wieder beteuert. Drastisch steigende Ersatzteilpreise und höhere Löhne in Werkstätten machen steigende Prämien unumgänglich. Doch nicht nur in der Kfz-Versicherung müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen – auch in anderen Sparten sind die Beiträge zum Teil deutlich nach oben geklettert. Prominente Beispiele sind etwa die Krankenversicherung und Wohngebäudeversicherung.
Aber die Zahlungsfähigkeit der Kunden ist nicht unendlich – darüber sind sich auch die Versicherer im Klaren. Kürzlich sprach beispielsweise Allianz-Konzernchef Oliver Bäte in einem Pressegespräch darüber, wie Versicherung bezahlbar bleiben könne. Die Allianz setzt in der Kfz-Versicherung laut Bäte vor allem auf Werkstattbindung. Wenn Kunden in ihrem Kfz-Vertrag Werkstattbindung wählen, gibt der Versicherer vor, wo das Fahrzeug im Schadenfall repariert wird – und der Kunde erhält im Gegenzug einen Rabatt auf die Prämie. Das gehe nicht auf Kosten der Reparaturqualität, betont Bäte. Und: „Pro Schadenfall sparen wir etwa 1.000 Euro ein“, wird Bäte in der Süddeutschen Zeitung zitiert.
Sind Werkstattbindung und höhere Selbstbehalte die Lösung?
Könnte die Werkstattbindung die Lösung sein? Ist sie das entscheidende Instrument im Kampf gegen hohe Prämienanpassungen? AssCompact hat bei mehreren der AssCompact Maklerfavoriten in der privaten Kfz-Versicherung nachgefragt, was sie machen, um Prämien bezahlbar zu halten. Bei der AXA stimmt man der Allianz zu. „Werkstattbindung ist sicherlich ein sehr wichtiger und wesentlicher Baustein“, schreibt der Versicherer. „Angesichts stetig steigender Preise für Ersatzteile und auch Stundensätze brauchen wir Hebel, um die Kosten im Griff zu halten.“
Die Itzehoer Versicherungen haben diesen Weg bereits vor einigen Jahren eingeschlagen – der Baustein Werkstattbonus ermöglicht Kunden unter anderem Einsparungen von bis zu 20% auf ihre Kaskobeiträge, so das Unternehmen. „Dieser Tarif wird verstärkt nachgefragt“, bestätigt die Itzehoer.
Die R+V empfiehlt neben der Werkstattbindung auch höhere Selbstbehalte, um Prämien so niedrig wie möglich zu halten. „Hier sind die Beiträge seit Jahrzehnten konstant geblieben und durch die Inflation in der Relation geringer geworden, so dass Selbstbehalte von 1.000 Euro in der Vollkasko und 300 Euro in der Teilkasko bei Privatkunden heutzutage kein Hindernis mehr sein sollten“, so die R+V. „Eigens dafür haben wir in der Vollkasko die Selbstbehaltsvariante 750 Euro geschaffen, um für sicherheitsbewusste Kunden den Sprung von 500 Euro auf 1.000 Euro nicht zu groß werden zu lassen.“
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