Morningstar hat exklusiv für das Handelsblatt errechnet, wie viel Geld Anleger im ersten Quartal 2022 mit in Europa aufgelegten Fonds verloren haben. Die kurze Antwort: 603 Mrd. Euro.
Schlechtestes Quartal seit Corona-Crash
Das ist laut Morningstar-Analyst Valerio Baselli das schlechteste Quartalsergebnis seit dem Pandemie-Crash im ersten Quartal 2020. Damals brach das Fondsanlegervermögen um 1,3 Bio. Euro ein. Als Grundgesamtheit für seine Berechnungen dienen Baselli die in Europa aufgelegten Aktien- und Anleihefonds mit einem Gesamtvolumen von 9,2 Bio. Euro (Stand: 31.03.2022).
Massive Abflüsse bei aktiven Fonds
Anhand der Abflüsse von Anlegergeldern lässt sich ablesen, dass gerade das Vertrauen in aktives Fondsmanagement ins Wanken geraten ist. Aktiv gemanagte Aktienfonds haben demnach im März mehr als 10 Mrd. Euro an Abflüssen von Kundengeldern zu verbuchen.
Passive Produkte im März deutlich im Plus
Passive Produkte hingegen trotzten dem Trend. Passive in Europa aufgelegte Aktienfonds wie ETFs konnten im März annähernd 6 Mrd. Euro an Zuflüssen vermelden. Bei Anleihefonds ergab sich laut Morningstar ein ähnliches Bild.
Bekanntes Krisenverhalten
In Krisenzeiten sei die Hinwendung zu passiven Produkten zwar ein bekanntes Verhaltensmuster der Anleger, erklärt der Fondsexperte Detlef Glow vom Datenanbieter Refinitiv gegenüber dem Handelsblatt. Ob es sich bei diesem Phänomen jedoch um Entscheidungen von Privatanlegern handelt oder ob vielmehr große Vermögensverwalter in liquidere Produkte umschichten, könne nicht im Einzelnen bewertet werden.
Verluste in allen Fondsgruppen
Unabhängig von den Zuflüssen in passive Produkte: Beim Blick auf die Quartalsbilanz der einzelnen Fondsgruppen für das erste Quartal 2022 finden sich keine Gewinner. Die Gesamtverluste von 603 Mrd. Euro über alle Fondsarten hinweg, schlüsseln sich folgendermaßen auf. Das Gesamtvermögen der jeweiligen Fondskategorie auf dem europäischen Markt wird in Klammern dargestellt:
- Aktive Aktienfonds verlieren 342 Mrd. Euro (3.950 Mrd. Euro)
- Aktive Rentenfonds verlieren 204 Mrd. Euro (2.770 Mrd. Euro)
- Passive Aktienfonds verlieren 42 Mrd. Euro (1.905 Mrd. Euro)
- Passive Rentenfonds verlieren 15 Mrd. Euro (602 Mrd. Euro)
Mehr dazu hier im Handelsblatt-Beitrag. (tku)
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