Ein Artikel von Philipp Langendörfer, CEO der astra Versicherung AG
Weithin ist bekannt, dass die Versicherungsbranche über eine beträchtliche Anzahl an Daten verfügt. Die große Herausforderung der Branche ist jedoch, dass diese meist unstrukturiert abgelegt und damit, im Sinne der Prozessoptimierung, kaum verwertbar sind. Als junger Versicherer ist es der astra möglich, aus den noch vorhandenen Optimierungspotenzialen der Branche zu lernen und von Beginn an einen anderen Weg einzuschlagen.
Die Leistungsprüfung und Erstattung von Zahnarztrechnungen erscheint auf den ersten Blick simpel und nicht viel an Mehrwert für das Unternehmen bereitzuhalten. Die Dunkelverarbeitung ist teilweise schon in der Branche angekommen, sodass Kostenvorteile größtenteils schon ausgeschöpft wurden. Folgende Fragestellungen werden aber oft vernachlässigt:
- Wie lukrativ ist die Kooperation mit welchem Vertriebspartner für das Unternehmen bzw. welche Qualität haben die von ihm vermittelten Risiken? Gibt es Vertriebswege, die, bezogen auf die Schadenquote, besonders attraktiv sind?
- Für welche Leistung zahlt das Unternehmen eigentlich wie viel? Welche Leistungen verursachen die höchsten Kosten und was wird vom Kunden vielleicht gar nicht beansprucht?
Während die erste Fragestellung besonders für die Vertriebssteuerung relevant ist, ist die zweite Fragestellung für das Controlling und die Produktneuentwicklung interessant. Um beide Fragestellungen exakt beantworten zu können, wurden bei der astra Versicherung über 400 Leistungsarten definiert, die den einzelnen Positionen einer Zahnarztrechnung zugeordnet werden können. Das Auslesen der Rechnung erfolgt automatisiert durch den Einsatz von optical character recognition plus Künstlicher Intelligenz, die Zuordnung der Leistungsarten übernimmt ein intelligenter Algorithmus. Sämtliche Leistungsarten wurden mit dem Tarifregelwerk verknüpft, sodass auch die Berechnung der Leistungsansprüche automatisiert erfolgt.
Worin liegen die Vorteile für Unternehmen?
Letztlich überprüfen unsere Regulierer nur noch die Vorschläge des Programms. Hierdurch kann ein Sachbearbeiter deutlich mehr Fälle bearbeiten. Noch wesentlich spannender ist aber, dass die astra Versicherung in der Lage ist, genau zu simulieren, was es ausmachen würde, wenn an einer Stelle 5% mehr Leistungen ausgeschüttet würden oder an anderer Stelle etwas weniger übernommen würde. Wie oft einfache Füllungen in Anspruch genommen werden und was sie das Kollektiv kosten, sind genau vorliegende Informationen. Ferner kann diese Information mit der Quelle verknüpft, also dem einzelnen Vertriebspartner zugeordnet werden. Im Bedarfsfall kann sich die astra ganz gezielt aus unattraktiven Kooperationen zurückziehen bzw. attraktive Vertriebskooperationen identifizieren und mit ihren Partnern die Geschäftsbeziehungen ausweiten. Letztendlich zielt alles darauf ab, die Schaden-Kosten-Quote zu steuern, um dauerhaft ein top Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt anbieten zu können.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2023, S. 32, und in unserem ePaper.
Bild: © VectorMine – stock.adobe.com
Philipp Langendörfer 
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