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20. März 2025
Die Bedeutung von Ratings für Makler

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Die Bedeutung von Ratings für Makler

Die Bedeutung von Ratings für Makler

Ratings, Gütesiegel & Co.

Das Angebot an Ratings und anderen „Qualitätssiegeln“ wächst täglich und wird immer unübersichtlicher. Fast drängt sich der Eindruck auf, dass im Maklermarkt ohne Rating gar nichts mehr geht. Leider ist die Entwicklung durch einen inflationären Gebrauch des Begriffs „Rating“ gekennzeichnet, der wenig bis gar nicht zwischen Unternehmensratings, Produktratings und sonstigen Ratings (Kennzahlenvergleiche, Stresstests, „Spontanratings“ in der Regenbogenpresse u. Ä.) unterscheidet.

Finanzstärkerating

Ursprünglich meint Rating die Beurteilung der Zahlungsfähigkeit eines Schuldners. Für die Auswahlentscheidung des Maklers zwischen verschiedenen Anbietern ist die Beurteilung der Finanzstärke eines Versicherungsunternehmens angesichts der Entwicklung in den vergangenen Jahren (Mannheimer, AIG u. a.) immer wichtiger geworden. Für Makler kommt es dabei vor allem auf die Fähigkeit des Versicherungsunternehmens an, seine versicherungsvertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Kleine und mittelständische Makler können dies ohne externe Hilfe kaum einschätzen. Insoweit sind Finanzkraft-ratings von Versicherern (Insurer Financial Strength Ratings, IFSR) im Maklermarkt grundsätzlich unverzichtbar. In der Praxis haben sich zum Teil schon Usancen gebildet, nach denen Versicherer mit Ratings unter „A“ bei der Auswahlentscheidung unberücksichtigt bleiben.

Produktratings

Neben den Finanzstärkeratings spielen Produktratings in der Praxis eine zunehmende Rolle. Sie bewerten die Qualität eines Versicherungsprodukts in Form eines Vergleichs konkurrierender Produkte und berühren so die Kernkompetenz des Maklers, nämlich Markt-, Preis- und Produktkenntnis. Die bei Produktratings verwendeten Kriterien sind allerdings je nach Ratingunternehmen „individuell“. Das bedeutet, dass die Ergebnisse verschiedener Anbieter in der Regel nicht vergleichbar sind, und der Makler sich so mit einer Vielfalt von Produktratings auseinandersetzen muss, die sich zum Teil sogar widersprechen. Ein kritischer Umgang mit Produktratings ist daher grundsätzlich angezeigt. Bei komplexen Produkten können sie aber als Instrument der Vorauswahl die Arbeit des Maklers unterstützen, wenn auch nicht die individuelle Auswahlentscheidung des Maklers ersetzen.

Sonstige Ratings, Gütesiegel, Kennzahlenvergleiche

Neben Produktratings stehen dem Makler bei seiner Auswahlentscheidung zahlreiche weitere „Hilfsmittel“ zur Verfügung. Gleichgültig, ob es sich um Umfrageergebnisse oder neue „Qualitätskoeffizienten“ handelt: Die enthaltenen Informationswerte sollte jeder Makler kritisch hinterfragen.

Fazit für Makler

Das Hauptproblem für Makler im Umgang mit Ratings besteht darin, dass die Aussagekraft von Ratings und die Art ihrer Verwendung im Markt oft auseinanderlaufen. Es ist deshalb notwendig, dass Makler ein eigenes Bewertungsraster für den Umgang mit Ratings entwickeln. Finanzstärkeratings spielen dabei eine herausragende Rolle, weil Makler die Beurteilung der Finanzstärke mit Ausnahme der internationalen Maklerhäuser selber nicht leisten können. Der unreflektierte Umgang mit Produktratings birgt die Gefahr, dass Makler pauschale Urteile adaptieren und deswegen auf eine individuelle Beratung verzichten. Produktratings haben aber lediglich Indizwirkung und können deshalb den Makler nur bei der Vorauswahl der Produkte unterstützen, nicht aber seine Auswahlentscheidung ersetzen bzw. begründen. Sonstige Ratings und Gütesiegel können zusätzlichen Informationswert enthalten. Generell gilt aber: Produktratings und sonstige Ratings entlassen den Makler nicht aus seiner Pflicht zur individuellen Beratung seiner Kunden.

Über Hans-Ludger Sandkühler

Hans-Ludger Sandkühler ist Vertriebs- und Versicherungsjurist und verfügt über praktische Erfahrungen aus seinen langjährigen Tätigkeiten als Versicherungsmakler und Rechtsanwalt. Er ist ausgewiesener Experte in Maklerfragen, gefragter Referent und Autor zahlreicher Veröffentlichungen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

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