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13. September 2022
Die Bedeutung steigender Leitzinsen für Versicherer

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Die Bedeutung steigender Leitzinsen für Versicherer

Die Bedeutung steigender Leitzinsen für Versicherer

EZB muss kompletten Währungsraum berücksichtigen

Gerade die EZB galt diesbezüglich lange Zeit als Nachzüglerin unter den Notenbanken. Dieses Zögern der europäischen Währungshüter wird unter anderem auch auf die Sonderrolle zurückgeführt, die die EZB einnimmt. Im Gegensatz zu anderen Notenbanken ist sie nicht für die Währung eines Landes sondern eines ganzen Währungsraums verantwortlich. Das führt dazu, dass sich Euroländer selbst in einer Währung verschulden, über die sie keine Hoheit haben. Kurz gesagt: Während andere Länder ihre Währung notfalls abwerten können, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den eigenen Schuldendienst erfüllen zu können, ist das innerhalb der Eurozone nicht der Fall – ein Problem insbesondere für den ökonomisch schwächeren Süden des Währungsraums.

TPI als Absicherung der wirtschaftlich schwachen Euro-Länder

Um auf die betroffenen Länder Rücksicht zu nehmen, die nur zu vergleichsweise hohen Zinsen Staatsanleihen ausgeben können, wurde zunächst ein Werkzeug benötigt, mit dem sichergestellt werden kann, dass eine Staatspleite der Südländer – insbesondere des ökonomischen Schwergewichts Italien – nicht eintreten wird. Mit dem Transmission Protection Instrument (TPI) wurde dieses Instrument im Juli 2022 vorgestellt (AssCompact berichtete).

Versicherer und Banken profitieren

Nun war der Weg frei für drastischere Zinserhöhungen, mit denen die ausufernden Inflationsraten wieder eingefangen werden sollten, ohne gleichzeitig einzelne Länder an den Rand der Staatspleite zu bringen. Doch während die Leitzinsanhebungen für Länder wie Italien trotz TPI eine Belastung darstellen, erleichtert das höhere Zinsniveau auch einzelnen Branchen das Geschäft – insbesondere zu nennen sind hier Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen.

Staatsanleihen auch wegen Solvency II bedeutsam

Denn die Zinswende, so schlussfolgern auch die Analysten von Assekurata, könnte Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere womöglich wieder attraktiver werden lassen. Während zehnjährige Bundesanleihen noch im Januar 2022 leicht negativ rentierten, lagen sie zuletzt (12.09.2022) bei ca. 1,7%. Und auf die Anlageklasse Staatsanleihen sind Versicherer de facto angewiesen. Nicht zuletzt hatte sich auch in der Niedrigzinsphase gezeigt, dass die Versicherer unter Solvency-II-Gesichtspunkten nicht auf Rentenpapiere verzichten können bzw. wollen.

Lebensversicherer wollen Anleihe-Exposure nicht ausweiten

Zum Befragungszeitpunkt – als die deutlich anziehenden Renditen der Staatsanleihen noch nicht in vollem Ausmaß absehbar waren – hatten die Kapitalanleger der deutschen Lebensversicherer mehrheitlich (60%) angegeben, den Anteil an festverzinslichen Wertpapieren im Portfolio ihrer Unternehmen verringern zu wollen. Nur 4% strebten eine Erhöhung der Rentenquote an.