Ein Artikel von Tom Kufner, AssCompact
Wirft man einen Blick in den Koalitionsvertrag der Regierungsparteien, sticht eine revolutionäre Maßnahme ins Auge: die Aktienrente. Die FDP konnte sich mit ihrem Wunsch nach einer kapitalgedeckten Altersvorsorge in den Koalitionsverhandlungen durchsetzen. Jedoch handelt es sich bei dem initial zu investierenden Kapitalstock lediglich um einen Betrag von 10 Mrd. Euro. Angesichts der Herausforderungen, vor der das deutsche Rentensystem im Hinblick auf den sich verschärfenden demografischen Wandel steht, kaum mehr als eine symbolische Summe.
Kurz durfte jedoch sogar daran gezweifelt werden, dass dieser winzige Schritt hin zu einer Kapitaldeckung in der Altersvorsorge überhaupt gemacht würde. Die BILD hatte berichtet, dass für die Aktienrente angesichts der von Bundeskanzler Olaf Scholz in Aussicht gestellten Rüstungsausgaben von 100 Mrd. Euro keine finanziellen Spielräume mehr bestünden. Der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesfinanzminister, Florian Toncar, dementierte jedoch umgehend. An der Aktienrente würde weiterhin gearbeitet.
Tropfen auf den heißen Stein
Experten wie Stefan Seuffert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, bezweifeln jedoch, dass die Einführung der Aktienrente einen nennenswerten positiven Effekt auf die Finanzierung der gesetzlichen Altersvorsorge haben könnte. Seuffert rechnet vor, dass selbst bei einer langfristigen Investition von 10 Mrd. Euro pro Jahr aus Haushaltsmitteln lediglich ein Anteil am Rentenkapital von deutlich unter 5% erreicht werden könne.
Zugegeben: Im Koalitionsvertrag ist lediglich von einem Einstieg in die teilweise kapitalgedeckte Rentenversicherung die Rede. Das Ziel, sowohl Rentenniveau als auch Beitragssatz zu stabilisieren, soll demnach langfristig angegangen werden. Das überzeugt Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) jedoch ebenso wenig. Seinen Berechnungen zufolge müsste der Betrag, den die Regierung in die Hand nimmt, deutlich höher sein, um den Rentenbeitragssatz langfristig zu stabilisieren. Um den Satz bis 2060 nicht über 22% steigen zu lassen, wäre demnach eine Summe von 500 Mrd. Euro nötig. Aktuell liegt der Rentenbeitragssatz bei 18,6%. Ebenfalls von einem dreistelligen Milliardenbetrag spricht Prof. Dr. Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des ifo Instituts Niederlassung Dresden, in diesem Zusammenhang.
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