Deutschland erlebt einen bemerkenswerten Anstieg des Interesses an Kryptowährungen. Dem Handelsblatt liegen exklusive Daten von über 330.000 Anlegern der Portfolio-Tracking-Plattform Getquin vor, die zeigen, dass 2024 ein Rekordjahr für Bitcoin und Co. war. Der Bitcoin-Kurs stieg im vergangenen Jahr um beeindruckende 120 Prozent. Besonders auffällig ist den Zahlen zufolge das Engagement jüngerer Anleger: Die Nutzer der Plattform Getquin sind größtenteils zwischen 20 und 35 Jahre alt, etwa 75 Prozent davon sind Männer.
Ein weiterer Treiber für das gestiegene Interesse war die zunehmende mediale Berichterstattung sowie das gestiegene Suchinteresse bei Google. Ende 2024 erreichte das Suchinteresse nach Kryptowährungen in Deutschland ein Fünfjahreshoch. Dies zeigt, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen zunehmend in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rücken.
Kleine Depots mit hohem Kryptoanteil
Die Daten verdeutlichen, dass kleinere Depots besonders stark in Kryptowährungen investieren. Bei Depots mit einem Wert von unter 3.000 Euro lag der Kryptoanteil zum 6. Januar 2025 bei 11%. In der Gruppe mit Depots zwischen 3.000 und 30.000 Euro betrug der Anteil knapp 8%. Je größer das Depot, desto geringer fiel der Kryptoanteil aus: Bei Depots über 100.000 Euro lag er bei nur 2 Prozent.
Interessant ist, dass die zweitgrößte Depotgruppe (30.000 bis 100.000 Euro) im Jahr 2024 die höchste Gesamtsumme in Kryptowährungen investierte. Diese Anlegergruppe tätigte Käufe im Wert von rund 293,6 Millionen Euro. Dies zeigt, dass nicht nur Kleinanleger, sondern auch vermögendere Investoren zunehmend in den Kryptomarkt einsteigen.
Bitcoin-ETFs als Katalysator
Ein entscheidender Faktor für den Anstieg der Bitcoin-Investments war die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC im Januar 2024, schreibt das Handelsblatt. Diese ermöglichten es sowohl privaten als auch institutionellen Investoren, einfacher in Bitcoin zu investieren.
Zwar gibt es in Europa aufgrund der OGAW-Richtlinien für ETFs, wodurch die Indexfonds einen gewissen Grad an Streuung vorweisen müssen, keine derartigen Bitcoin-ETFs, da diese nur die Entwicklung von genau einem Wert nachbilden, dem von Bitcoin. Dennoch dürfte die Zulassung der US-Börsenaufsicht für eine gewisse „offizielle“ Legitimation von Kryptowährungen gesorgt haben.
Chancen und Risiken
Finanzexperten bewerten diesen Trend unterschiedlich. Olaf Stotz, Professor für Asset-Management, sieht in der weit verbreiteten Bitcoin-Nutzung eine Herausforderung für die künftige Kursentwicklung. Da Bitcoin keine laufenden Erträge generiert, hängt der Wertzuwachs allein von der Nachfrage ab, zitiert ihn das Handelsblatt. Der Finanzexperte Niels Nauhauser warnt vor den Risiken, insbesondere für junge Anleger mit begrenztem Vermögen. Andreas Hackethal von der Goethe-Universität Frankfurt hingegen betrachtet kleinere Krypto-Investments als vertretbar, solange sie einen moderaten Anteil des Portfolios ausmachen.
Die hohe Volatilität des Bitcoin-Kurses birgt zusätzliche Risiken. Nachfrageschocks erklären laut Studien mehr als 80 Prozent der täglichen Kursschwankungen bei Bitcoin. Experten vergleichen diese Dynamik mit einem Schneeballsystem, da der Wertzuwachs stark von neuen Investoren abhängt.
Bitcoin als digitales Gold
Befürworter sehen in Bitcoin ein digitales Pendant zu Gold. Die begrenzte Verfügbarkeit von maximal 21 Millionen Coins stärkt dieses Narrativ. Aktuell sind bereits 19,8 Millionen Bitcoins im Umlauf. Der steigende Kurs und die zunehmende Verbreitung führen zu einer wachsenden Zahl von Bitcoin-Millionären: 2024 kamen fast 50.000 neue dazu. (mki)
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