„Erschreckende ETF-Bilanz“
Vor diesem Hintergrund hat envestor eine Survivorship-Bias-bereinigte ETF-Bilanz der letzten zehn Jahre erstellt, mit den ETFs in 30 Kategorien, die für Anleger in der Eurozone besonders wichtig sind, so envestor. Der Zeitraum ist von April 2014 bis März 2024 angesiedelt. Bei den üblichen Vergleichen fällt die Bilanz der meisten ETFs, eben ohne die liquidierten ETFs zu berücksichtigen, gut aus. Z. B. gelangen ETFs zwischen 2014 und 2024 bei der wichtigen Fondskategorie „Aktien Welt“ im Schnitt eine jährliche Outperformance von knapp drei Prozentpunkten. MSCI-World- oder FTSE-World-ETFs haben die durchschnittlichen Fonds der Kategorie regelrecht deklassiert.
Doch diese Auswertung sei eben laut envestor unvollständig. Denn zwischen 2014 und 2024 könne man in den 30 analysierten Kategorien getrost von einem „Massensterben“ sprechen. In der Kategorie Rentenfonds Euro Staatsanleihen gab es im April 2014 76 ETFs. Deren Zahl schmolz bis April 2024 auf 33 zusammen. Das ergibt eine Überlebensquote von 43%. Die höchste Mortalitätsrate haben ETFs für europäische Nebenwerte verzeichnet: Zwischen 2014 und 2024 wurden sieben der neun seinerzeit vorhandenen Produkte am Markt liquidiert, was zu einer Überlebensquote von 22% führt. Und auch bei Europa- und Euroland-Aktien-ETFs herrscht nur eine Überlebensquote von 55 bzw. 57% vor, bei der Kategorie USA Growth ETFs sind es nur 50%.
Somit liegt bei der Survivorship-Bias-freien ETF-Bilanz die Erfolgsquote insgesamt deutlich niedriger. Dass 98% der aktiv verwalteten USA-Aktienfonds die Benchmark verfehlen, bedeute nicht, dass 98% der Indexfonds ihre aktiven Pendants übertreffen, so envestor. Laut der bereinigten Bilanz seien es vielmehr nur 59%. Das ist der Anteil der USA-ETFs, die einmal die Zehnjahresperiode zwischen 2014 und 2024 überlebt und zum anderen den Durchschnitt der Fonds der Kategorie Aktien USA übertroffen haben. Die beliebten MSCI-World-ETFs hatten, zusammen mit Deutschland-ETFs, mit jeweils 63% die höchsten Erfolgsquoten aller Kategorien. Das sei ordentlich, aber „bei Weitem“ nicht berauschend. In den meisten Sektor-Kategorien liegt die Erfolgsquote bei zwischen 10 und 20%. China-Aktien-ETFs, die 2014 am Markt waren, bilden mit 0% das Schlusslicht.
Liquidationen trüben ETF-Bilanz
Für den Autor Masarwah ist es erstaunlich, dass die Folgen von ETF-Liquidiationen für die ETF-Bilanz bisher so wenig untersucht wurden. Es sei außerdem eine Binsenweisheit, dass Liquidationen ein wichtiger Grund für schwache Bilanz von aktiv verwalteten Fonds sind. Durch die Untersuchung möchte envestor einen Beitrag dazu leisten, die Einschätzung von ETFs „angemessen-realistisch“ zu machen. (mki)
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