Interview mit Christoph Steinberger, geschäftsführender Gesellschafter der Finanzen Steinberger GmbH & Co. KG
Herr Steinberger, inwiefern haben Sie sich in der Vergangenheit schon mit den Themen Cyberkriminalität und Datenmissbrauch im Rahmen Ihrer unternehmerischen Tätigkeit auseinandergesetzt?
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist uns seit jeher enorm wichtig. Dieses Vertrauen ist die Basis für unsere Arbeit und reduziert das Risiko für einen Missbrauch auf beiden Seiten. Die Digitalisierung erfordert jedoch auch, dass wir Daten von unseren Kunden aufnehmen oder mit ihnen austauschen, und diese müssen wir bestmöglich schützen. Daher nutzen wir ausschließlich deutsche Datenserver, datenschutzkonforme Software und haben selbstverständlich gesicherte Leitungen und Firewalls installiert. Unterdrückte Telefonnummern werden automatisch blockiert und unsere Kunden erhalten für die Kontaktaufnahme mit uns ein personalisiertes Passwort. Wir haben also schon einige Schritte unternommen, um digitalen und analogen Datenmissbrauch zu vermeiden.
Dennoch haben Sie in diesem Jahr bereits zwei digitale Angriffe auf Ihr Unternehmen erlebt. Erzählen Sie zunächst von dem ersten. Was ist passiert und wie haben Sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt?
Das ist richtig. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um Cyberangriffe im Sinne eines Diebstahls kundenbezogener oder unternehmensinterner Daten, sondern um Identitätsdiebstähle.
Im März 2024 erhielten wir einen Anruf eines Geschädigten, der in eine Geldanlage der „Tago Festgeld“ investiert hatte und sich nun nach unserer Verbindung zu diesem Unternehmen erkundigen wollte. Auf unsere Nachfrage hin erhielten wir zahlreiche Informationen und Internetlinks durch den Geschädigten, wodurch wir uns ein Bild machen konnten, was passiert war. Wir fanden heraus, dass die Tago Festgeld mit vermeintlichem Sitz in Frankfurt am Main sich als ein Projekt unserer Komplementärgesellschaft „Verwaltung Steinberger GmbH“ ausgab. Weitere Recherchen ergaben, dass im Internet mehrere Einträge sowie angebliche Interviews mit und Fotos von mir im Zusammenhang mit der Tago Festgeld kursierten. Es wurde also unser guter Name und unsere positiven Bewertungen dazu missbraucht, eine Vertrauensbasis zu potenziellen Kunden zu schaffen, um an deren Geld zu kommen.
Wie haben Sie reagiert?
Zunächst einmal ist da die mentale und emotionale Reaktion. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie überfordert und besorgt wir in den Tagen nach dem ersten Anruf waren. Wir hatten uns bis dato keinen Plan zurechtgelegt, was im Fall eines Identitätsdiebstahls zu tun ist und an welche Stellen wir uns in welcher Reihenfolge zu wenden hatten. Wir haben uns zunächst persönlich für die Situation der Geschädigten verantwortlich gefühlt. Aber wir haben unsere Verantwortung bei dem Vorfall natürlich hinterfragt. Wir waren uns unsicher, inwiefern wir für den Schaden haften müssen. Uns war jedoch klar, dass unsere Reputation als ehrliche und loyale Finanzberatung erheblich leiden könnte, egal ob wir nun Schuld hatten oder nicht. Im Grunde waren wir selbst Opfer und nicht Täter. Entsprechend angespannt und aufgeregt waren wir.
Und auf organisatorischer Seite?
Wir haben von allen Geschädigten, die sich bei uns gemeldet haben, Schriftverkehr, Informationen und andere Beweismittel gesammelt und an die Polizei weitergeleitet und dort Anzeige erstattet. Wir haben den Vorfall der BaFin gemeldet, die umgehend eine entsprechende Warnung veröffentlicht hat. Wir haben verschiedene Anlaufstellen wie beispielsweise Google, Denic, Wettbewerbszentrale und FSM kontaktiert und um Prüfung und Löschung der Internetpräsenzen gebeten. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Anwälte, die das schnelle Geschäft mit einer Rechtsberatung gegen die Verwaltung Steinberger GmbH witterten, gebeten, keine irreführenden Angebote zu verbreiten. Wir haben viele Stunden damit verbracht, die Geschädigten zu beruhigen. Nicht zuletzt haben wir Warnungen auf unseren Social-Media-Kanälen sowie unserer Website veröffentlicht.
Seite 1 Cyberangriff: „Unser guter Name als Makler wurde missbraucht“
Seite 2 Das hört sich nach viel Aufwand an. Konnten Sie sich diesen durch eine entsprechende Versicherung erstatten lassen?
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