Und der Makler sitzt mit im Boot?
Ja. Deshalb haben wir uns natürlich direkt und für unsere Mitglieder an einzelne Versicherungsgesellschaften gewandt und unsere Bedenken mehr als deutlich gemacht. Außerdem haben wir unseren Mitgliedern sehr umfangreich und detailliert beschrieben, wie wir einzelne Bedingungswerke sehen. Ich denke, wir haben hier eine bestmögliche Transparenz für unsere Mitglieder geschaffen. Aber lassen Sie mich eines sagen: Ich arbeite seit fast 30 Jahren im Bereich Versicherungen und bin seit 2000 als Versicherungsmakler aktiv. Ich habe in all der Zeit noch nie erlebt, dass die Beziehung zwischen Versicherern und Maklern wegen eines Themas so angespannt war. Im Kraftwerk würde man sagen: Da ist richtig Druck auf dem Kessel!
Wie geht es weiter?
Ich fürchte, dass viele Versicherer auf den Klageweg setzen und das auch bis zur letzten Instanz durchfechten werden. Wobei es ja auch einzelne wohltuende Ausnahmen gibt, die ihren Verpflichtungen nachkommen. Es gibt eine Handvoll Versicherer – zum Beispiel HDI, Basler, SIGNAL IDUNA, Barmenia und ich habe auch von der Chubb gehört –, die die Schäden anständig und kundenorientiert regulieren.
Der BDVM hat schon in den letzten Jahren immer mal wieder die Leistungsbereitschaft der Versicherer kritisiert. Passt das jetzt ins Bild?
Ich würde da das Betriebsschließungsthema ausklammern, weil das schon eine Sonderbaustelle ist. Im klassischen großindustriellen Versicherungsgeschäft würde ich aber sagen, dass die Schadenbearbeitung heute zumindest anspruchsvoller wird. Versicherer prüfen intensiv, detailliert und langatmig, ob sie in der Leistungspflicht sind. Und wir erleben, dass selbst Gesellschaften, die an großen Versicherungspolicen nur beteiligt sind und den Versicherungsschutz komplettieren, eine eigene Sicht zum Schadenfall entwickeln, die sich von der Sicht des führenden Versicherers – trotz ausgefeilter Führungsklauseln – unterscheiden kann. Im Zweifel verhandelt man also heute nicht mehr nur mit einem Versicherer, sondern mit mehreren. Auf der anderen Seite können BDVM-Makler dem Kunden in solchen Fällen immer wieder deutlich machen, warum er einen Kompetenzmakler an seiner Seite benötigt.
Lassen Sie uns noch einmal kurz über die Lieferketten sprechen. Kreditversicherer und Bund haben sich da zusammengetan. Sind das tatsächlich Lösungen?
Für mich ist das eine vorbildliche und richtungsweisende Lösung. Es ist ein kluger Ansatz, den die Kreditversicherer da gewählt haben, auch in Zusammenarbeit mit einzelnen unserer Mitgliedsunternehmen. Der Schutzschirm in Höhe von 30 Mrd. Euro ermöglicht den Kreditversicherern, die Limits auf einzelne Kundenverbindlichkeiten weiterhin aufrechtzuerhalten. Damit sorgt man auch dafür, dass die Lieferketten nicht einbrechen. Dennoch sind Kreditversicherer und Bürgschaftsversicherer sehr nervös, weil es natürlich trotzdem zu einer deutlich erhöhten Anzahl von Insolvenzen kommen kann oder gar wird. Nach meinem Kenntnisstand sind um die 400 Mrd. Euro an Forderungen in Deutschland aktuell versichert – und ein 30-Mrd.-Euro-Schutzschirm wurde gegeben. Das sind also weniger als 10%. Aber man sieht, dass es die Versicherer wenigstens dahingehend beflügelt, dass sie weiter zu ihren Deckungen stehen.
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können