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30. Juli 2024
Betriebliche Pflegeversicherung: Die unentdeckte Lösung?

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Betriebliche Pflegeversicherung: Die unentdeckte Lösung?

Betriebliche Pflegeversicherung: Die unentdeckte Lösung?

Idee: Direkten Mehrwert schaffen

Carolin Birken, Direktionsbevollmächtigte Kompetenzcenter Firmenkunden bei der Hallesche Krankenversicherung a.G., ergänzt in diesem Zusammenhang, dass das Angebot an betrieblichen Pflegeversicherungen am Markt relativ jung und überschaubar sei. Aus Sicht des Arbeitgebers betrachtet seien sie auf den ersten Blick ein Benefit, der im Vergleich zur bKV erst spät zu Tragen komme. Deshalb habe die Hallesche als Ansatz nicht die klassische Pflegezusatzversicherung gewählt, sondern einen, der Arbeitgebern und Mitarbeitern direkt im aktiven Berufsleben einen erlebbaren Mehrwert biete: nämlich mit der gezielten Angehörigenpflege, um die Doppelbelastung von Pflege und Beruf zu reduzieren – ähnlich wie Henkel es beschreibt.

Das Produkt FEELcare der Hallesche z. B. sei ein „Unterstützungsangebot für Arbeitgeber, das die zeitliche, finanzielle, körperliche und emotionale Entlastung der pflegenden Mitarbeitenden zum Ziel hat. Es beinhaltet konkrete Beratungs- und Unterstützungsleistungen sowie finanzielle Unterstützung durch ein monatliches Pflegebudget, das u. a. für Pflegedienstleistungen, -hilfsmittel und die tägliche Betreuung eingesetzt werden kann“, erklärt Birken. Darüber hinaus biete FEELcare auch eine Soforthilfe, wenn Mitarbeiter selbst zum Pflegefall würden.

Wie gut wird die bPV insgesamt angenommen?

Betrachtet man die Gesamtzahl der Beschäftigten, die über eine bPV verfügen, so ergibt sich noch ein wohl eher suboptimales Bild. Der PKV-Verband nennt gegenüber AssCompact die Zahl 443.000. So viele bzw. wenige Beschäftigte verfügten in Deutschland Ende 2022 über einen betrieblichen Vorsorgetarif mit Pflegezusatzleistungen, der komplett vom Arbeitgeber finanziert wurde. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) gab es Ende 2022 rund 46 Millionen Erwerbstätige, davon 35,1 Millionen sozialversicherungspflichtig.

Warum sich die Nachfrage noch in Grenzen hält, begründet der PKV-Verband damit, dass viele Menschen das Thema Pflege auch verdrängen würden. „Während des Erwerbslebens scheint die eigene Pflegebedürftigkeit noch in weiter Ferne. Und nur wenige treffen Vorkehrungen für den Pflegefall von Angehörigen.“

Überzeugt vom Produkt?

Andreas Hofmann ist Vorstand der Pension Benefits AG, Tochter der Fonds Finanz. Er kritisiert, dass die bPV aktuell in Deutschland bei den Unternehmen gar nicht vertreten bzw. der Anteil sicherlich kaum messbar sei und führt das auf verschiedene Gründe zurück. Unter anderem sagt er: „[Es] fängt auch immer bei dem Vermittler bzw. Makler an. Sehr wenige Vermittler haben privat eine Pflegeversicherung und wenn man von einem Produkt bzw. einer Absicherung selbst nicht überzeugt ist, wird dies in der Regel auch nicht beraten und vermittelt.“

Wenn man sich die private Pflegezusatzversicherung in der 2. Schicht anschaut, sei der Anteil zwar etwas höher als im Bereich der bPV, bei Weitem aber noch nicht ausreichend, um das Thema Pflege vernünftig lösen zu können. Und Hofmann fügt hinzu: „Das Thema Kosten darf man natürlich in der bPV auch nicht außer Acht lassen, da eine gute Absicherung auch nicht günstig ist und die Unternehmen ihre Zuschüsse für den Bereich Benefits auch nur einmal ausgeben können. Dann investiert man eher in kurzfristige Benefits und in die bAV bzw. bKV.“

Wohin geht’s?

Und dennoch: Der PKV-Verband ist überzeugt, dass die bPV an Relevanz gewinnen wird. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde aller Voraussicht nach weiter steigen – von heute 5,6 Millionen auf rund 6,5 Millionen im Jahr 2040. Und im gleichen Zeitraum werde die Zahl der Menschen im Erwerbsalter um bis zu 4,8 Millionen sinken. Arbeitgeber seien davon gleich doppelt betroffen, da sich auch der Fachkräftemangel verschärfen würde und immer mehr Mitarbeiter sich zu Hause um die Pflege eines Angehörigen kümmern müssen. Unternehmen sollten sich also frühzeitig auf diese Entwicklung einstellen.

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Ulrich Welzel … am 31. Juli 2024 - 12:29

Andreas Hofmann bringt es auf den Punkt: „Es fängt auch immer bei dem Vermittler bzw. Makler an." 

Seit Jahren führe ich als Betrieblicher Pflegelotse, mit 13 Jahre Hospizbegleitung und Fachausbilder für Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Trainings für Versicherer und Banken zur Pflege durch. Die Fachkenntnis ist in dem Bereich Pflege sehr schlecht. Ausnahmen gibt es nur, wenn der Vermittler selber schon in der Pflegesituation war. 

Mich wundert: Wer eine BU verkauft, verkauft selten eine Pflegeabsicherung. 

Das Vertriebspotential ist gewaltig. Henkel macht es vor. 

Ulrich Welzel