Herr Neus, das Startjahr von AssCompact war 1998. Seit 1998 ist auch Schroders wieder in Deutschland aktiv. Wie sieht sich Schroders seither in Deutschland aufgestellt?
Anfangs waren wir ein typisches Marketing- und Vertriebsbüro, doch gerade in den letzten Jahren hat sich hier viel getan. So haben wir mittlerweile Portfolio-Management im Hause und die starke Nachfrage nach Private-Asset-Lösungen hat zu einer Erweiterung durch zahlreiche Vertriebsexpertinnen und -experten geführt. Die Übernahme von Blue Asset Management, Greencoat Capital sowie eine Beteiligung an dem Impact Investor BlueOrchard sind Beispiele dafür, wie unser deutscher Standort gewachsen ist.
Seit wir miteinander im Gespräch sind, ging es auch immer um die risikoscheuen Deutschen. Zuletzt scheint sich das etwas geändert zu haben. Wird das von Dauer sein?
Das ist die Hoffnung. Und das wird auch mehr und mehr sichtbar: Allein die Zunahme an neuen Fondssparplänen über die Volksbanken und Sparkassen sowie die wachsende Beliebtheit der fondsgebundenen Versicherungen stimmen uns hier sehr zuversichtlich. Auch der Gesetzgeber spielt hier eine unterstützende Rolle, indem er unter anderem beim Betriebsrentenstärkungsgesetz keine harte Garantie mehr zulässt. Und Risikoaversion lässt sich auch mit weichen Garantien sowie konservativen Investmentfonds gut kombinieren.
Sie sind Niederländer – ist es im Nachbarland deutlich anders?
In keinem Land auf der Welt verliert man gerne Geld, auch nicht bei meinen Landsleuten. Dadurch, dass wir seit den siebziger Jahren unsere betriebliche Altersvorsorge an den Kapitalmärkten investieren müssen, hat sich hier eine grundsätzlich positive Wahrnehmung zum Thema Risiko eingebürgert. Die niederländischen Pensionsfonds legen ab dem ersten Tag mittels Mischfonds an.
Anfang des Jahres sagten Sie, dass es ein volatiles Jahr werden wird. Bisher kann man dies so sagen, teilweise mit erstaunlichen Ausschlägen des DAX nach oben. Was erwarten Sie für das zweite Halbjahr?
Grundsätzlich erwarten wir weiterhin eine „bumpy road“, und solange der Ukraine-Krieg anhält, wir eine erhöhte Inflation sehen und nicht wissen, wie sich das Energiethema entwickelt, wird es unruhig bleiben. Auf der anderen Seite hatten wir auch eine extrem lange Zeit der Nullzinsphase. Zurück zu einer neuen/alten Normalität inklusive überschaubarer Inflationsraten und Zinsen ist aber ein Weg, den wir zum Jahresende noch nicht beschreiten werden.
Unter den jetzigen – sich verändernden – Rahmenbedingungen, welche Fonds sind gefragt?
Wie immer, wenn es um die Altersvorsorge geht, plädieren wir für eine ordentliche Prise an Aktienfonds, kombiniert mit einer gesunden Rentenquote. Das führt dann in der Regel zu einem aktiv gemanagten Mischfonds.
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Seite 2 Spielt Nachhaltigkeit tatsächlich eine große Rolle?
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