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19. Januar 2024
Wie das Vertrauensproblem in der Finanzberatung lösen?

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Wie das Vertrauensproblem in der Finanzberatung lösen?

Wie das Vertrauensproblem in der Finanzberatung lösen?

Auch in Deutschland wagen immer mehr den Schritt an den Kapitalmarkt. Doch oft wird es auf eigene Faust probiert. Studien zeigen, dass viele Anleger selbst über ihre Investitionen entscheiden und dabei weniger von Beratung Gebrauch machen. AssCompact hat bei Dr. Robert Bosch von BearingPoint nachgefragt.

Interview mit Dr. Robert Bosch,globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint
Herr Dr. Bosch, frei heraus: Warum gehen immer weniger zum Finanzberater?

Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Anleger immer besser informiert bzw. haben ein größeres Interesse entwickelt, sich mit den Themen Anlageentscheidungen und Investitionen auseinanderzusetzen. In den Medien werden z. B. Themen wie Altersvorsorge stärker thematisiert. Dadurch beschäftigen sich die Menschen mit Anlagen wie ETFs, Fonds und Aktien und sind so auch in der Lage, eigene Anlageentscheidungen zu treffen. Ein anderer Grund ist beispielsweise, dass die Investitionshürden immer niedriger werden. Depots können bei Anbietern kostenfrei geführt werden. Manche Anbieter bieten Anlagen ab 1 Euro an, dadurch sind Selbstentscheider eher bereit, in Produkte zu investieren, die volatiler in der Wertentwicklung sind, und gehen etwas höhere Risiken, aber auch Chancen ein. Ergänzend trägt hierzu noch der Trend des Frugalismus bei. Dabei leben Menschen so sparsam, dass sie möglichst früh in „Rente“ gehen können bzw. von ihrem Ersparten/ ihren Dividenden leben können. Hier informieren sich Menschen auch, wie sie bei geringsten Kosten möglichst effizient ihr Vermögen steigern können. Gebühren für Anlageberatungen sind hier eine gute Sparmöglichkeit. Eine weitere Auffälligkeit am Markt ist, dass die klassische Anlageberatung bei einigen etablierten Dienstleistern inzwischen an höhere Anlagevolumen gekoppelt ist – Kleinanleger werden somit ggf. in die Selbstentscheidung gedrängt.

Gibt es folglich ein Vertrauensproblem bei der Finanzberatung?

Dadurch, dass die Finanzbildung zunimmt, rechnen die Menschen schon nach, wie viele Gebühren sie einem Finanzberater zahlen müssen, bzw. regulatorische Vorgaben zwingen die Dienstleister, die Kosten offenzulegen. Vor allem in der bis vor Kurzem vorherrschenden Niedrigzinsphase wurden bei manchen Finanzprodukten selbst kleine Erträge von jährlichen Gebühren aufgefressen. Wenn so über Jahre und Jahrzehnte kaum Vermögenssteigerungen zu sehen sind, sinkt natürlich das Vertrauen in die vorhergehende Beratung.

Um das Vertrauen in die Finanzberatung zu stärken, ist entscheidend, dass Finanzberater transparent sind, eine klare Kommunikation pflegen, die Bedürfnisse und Ziele ihrer Kunden verstehen und sich darauf konzentrieren, in deren Interesse zu handeln. Zudem haben Regulierungsbehörden in den vergangen zehn Jahren viele Standards und Bestimmungen verbessert, um die Rechte und das Vertrauen der Kunden zu stärken.

Welche Folgen hat die vermehrt eigenständige Anlageentscheidung für Finanzinstitute?

Das Selbstbewusstsein und zunehmendes Anspruchsdenken selbstentscheidender Kunden stellt die Anbieter vor Herausforderungen. Laut unserer Umfrage nutzen bereits 37% der Befragten mehr als einen Anbieter zum Handel von Wertpapieren, sei es nun die eigene Hausbank, eine Depotbank, einen Vermögensverwalter, einen Anlageberater oder auch einen Broker. Dabei ist die Konkurrenz groß, insbesondere im digitalen Bereich.

Auch die Hürden zum Wechsel der Anbieter sind durch moderne digitale Lösungen gering wie nie. Aber hier gibt es bei einigen Anbietern noch Verbesserungsbedarf. So gaben 30% der Befragten an, dass sie den Eröffnungsprozess eines neuen Wertpapierdepots noch nicht komplett online durchführen konnten. Auch berichteten 20% der Befragten von Problemen beim Eröffnungsprozess. Hier schlummert noch Verbesserungspotenzial, um den Kunden ein möglichst schnelles und reibungsloses Onboarding-­Erlebnis zu ermöglichen.

Der „Empowered Customer“ entscheidet also selbst über seine Anlagen. Wie bewerten Sie diesen Umstand im Allgemeinen? Rechtfertigen die Renditeergebnisse das „Empowerment“?

Eine finale Antwort, ob die Renditeergebnisse die Selbstentscheidung rechtfertigen, können wir nicht geben bzw. es ist nicht bekannt, ob diese allgemein besser sind als jene von Anlageberatern und Vermögensverwaltern. Die Anbieter sollten sich dem Umstand und der Entwicklung bewusst sein, um ihr Angebot, ihre Dienstleistung bzw. Plattform entsprechend auszurichten.

Seite 1 Wie das Vertrauensproblem in der Finanzberatung lösen?

Seite 2 Spielt dabei auch Selbstüberschätzung seitens der Anleger eine Rolle?

 
Ein Interview mit
Dr. Robert Bosch

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 22. Januar 2024 - 09:45

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