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Assekuranz Sach allgemein

Swiss Re prognostiziert Rekordschäden durch Gewitter

Das Swiss Re Institut geht davon aus, dass versicherte Schäden durch schwere Gewitter im Jahr 2023 ein Rekordhoch erreichen werden. Der Rückversicherer warnt, dass dies in Verbindung mit steigenden Immobilienwerten und höheren Reparaturkosten über kurz oder lang die Profitabilität der Versicherer gefährden könnte.

Die Vielzahl von Naturereignissen von geringem bis mittlerem Ausmaß wird nach Einschätzung des Swiss Re Instituts im laufenden Jahr für versicherte Schäden von mehr als 100 Mrd. US-Dollar sorgen. Treiber dabei sind vor allem schwere Gewitter, sogenannte schwere konvektive Stürme (SCS). Es ist das erste Mal überhaupt, dass schwere Gewitter derart hohe Schäden verursachen, berichtet der Schweizer Rückversicherer.

Schadeninflation hat Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit der Versicherer

Während die USA aufgrund ihrer geografischen Lage besonders durch SCS gefährdet sind, haben die versicherten Schäden durch Gewitter auch in Europa zugenommen. Am schwersten betroffen war im laufenden Jahr Italien – hier verursachten schwere Gewitter Schäden in Höhe von 3,3 Mrd. US-Dollar, der höchste bisherige Versicherungsschaden verursacht durch Naturkatastrophen in der Mittelmeernation.

Die hohe Frequenz schwerer Gewitter hat dieses Jahr die Ertragskraft der Erstversicherungsbranche auf die Probe gestellt, sagt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re. „Der kumulative Effekt häufiger Schadenereignisse von geringem Ausmaß hat zusammen mit steigenden Immobilienwerten und Reparaturkosten große Auswirkungen auf die längerfristige Profitabilität eines Versicherers“, so Haegeli weiter.

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Schäden durch schwere Gewitter stetig um 7% pro Jahr gestiegen. Die Schadensumme allerdings lag im Jahr 2023 knapp 90% über dem bisherigen Jahresdurchschnitt (32 Mrd. US-Dollar) und war mehr als doppelt so hoch wie der bisherige Zehnjahresdurchschnitt (27 Mrd. US-Dollar).

Versicherer sollten Prämien für gewährte Deckung realistisch abbilden

Die jüngsten Ereignisse liefern der Versicherungsbranche eine verlässliche Referenz, um Schätzungen der steigenden Schadentrends zu berechnen. „Um allerdings diese Naturgefahr noch besser verstehen zu können, ist es wichtig, von den Erstversicherern genauere Details zu den Versicherungsschäden zu erhalten und auch, wie sich ihre Versicherungsverpflichtungen verteilen“, erklärt Balz Grollimund, Head Catastrophe Perils bei Swiss Re. Auch sei es wichtig für Versicherer, dass Prämien das Risiko für die gewährte Deckung angemessen abbilden, gerade auch angesichts steigender Schadentrends.

Erst kürzlich hatte die deutsche Finanz- und Versicherungsaufsicht BaFin Versicherer vor den Auswirkungen der steigenden Schadeninflation auf ihre Finanzstabilität gewarnt (AssCompact berichtete). Einige Versicherer hätten in der Vergangenheit zu optimistische Annahmen über die zu erwartenden Inflationsraten getroffen, warnte die BaFin. Unternehmen sollten laut den Aufsehern die Schadeninflation in ihren Jahresabschlüssen 2023 angemessen berücksichtigen und bei Bedarf die Prämien erhöhen. (js)

Bild: © Stanislav – stock.adobe.com

 

Oberösterreichische: Makler, die sich spezialisieren, sind im Vorteil

Die Oberösterreichische Versicherung will in Deutschland ihre Position als Nischenanbieter stärken. Wo Paul Ristock, Niederlassungsleiter Deutschland der Oberösterreichischen, die Trends in diesen Märkten sieht und wie Makler sie für sich nutzen können, darüber hat er mit AssCompact gesprochen.

Herr Ristock, die Oberösterreichische Versicherung in Deutschland konzentriert sich vor allem auf Nischenprodukte wie Dauercamper, Kleingärten und Tiny Houses. Warum haben Sie sich für diesen Ansatz entschieden?

In Deutschland sind wir ein mittelständischer Versicherer, der seit dem Jahr 2000 als Risikoträger des Assekuradeurs „dieHanauer24“ fungierte. Damals starteten wir als Pionier mit der Photovoltaikversicherung, mit der wir heute noch als Spezialist bekannt sind. Als ich die deutsche Niederlassung zum Januar 2022 übernahm, wollten wir die Strategie als Nischenanbieter weiter stärken. Daher haben wir uns zusätzlich auf die Trendmärkte Dauercamper, Wochenendhaus und Tiny Houses spezialisiert, diese erfreuen sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Zudem bieten wir hier ein unvergleichliches Produktkonzept an, das durch unsere langjährige Erfahrung auch in der Schadenbearbeitung, u. a. mit Hilfe unseres Netzwerks, nicht so leicht zu kopieren ist. Die Gründe für diese Entscheidung sind einfach – Individualisierung vor Standardisierung. Soll heißen, dass individuell passende Angebote für definierte Zielgruppen immer die Nase vorn haben werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Branche dahingehend weiterentwickeln wird.

Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie im Moment in diesen Märkten?

In der Photovoltaik-Branche stehen eindeutig ökologische Nachhaltigkeit, der Drang nach Unabhängigkeit in der Energiegewinnung und die Wirtschaftlichkeit im Fokus und beflügeln den Markt zunehmend. Der Bund und die Länder stellen eine Vielzahl an Förderungen bereit, hier seien nur einige genannt: Vergünstigte Darlehen, eine fixe Einspeisevergütung, Investitionszuschüsse und die Mehrwertsteuerbefreiung. Auch die technologische Entwicklung ist interessant, so erhalten wir vermehrt Anfragen von PV-Anlagenherstellern die die einfallreichsten Konstruktionen auf den Markt bringen, die den Naturgefahren stärker trotzen und effizient in der Landwirtschaft eingesetzt werden können. Wir beschäftigen uns also zunehmend mit der Versicherung von neuen Technologien in dem Bereich.

Die Trends Dauercamping, Tiny Houses, Kleingartenvereine und Wochenendhäuser haben alle starke Gemeinsamkeiten. Das sind Ressourcenschonung durch umweltfreundliche und nachhaltige Wohnformen. Geringerer Rohstoff- und Energieverbrauch für einen reduzierten ökologischen Fußabdruck. Kosteneffizienz, geringere Wohnkosten, ein minimalistischer Lebensstil, aber auch Platzmangel in Ballungsräumen und Flexibilität sind Gründe für diese Lebens- und Urlaubstrends. Die jüngsten Krisen und die starke Inflation sind ein zusätzlicher Booster.

Wie reagiert die Oberösterreichische auf diese Entwicklungen?

Wir werden unser Angebot in diesen Märkten konsequent ausbauen und planen, weitere Nischen zu erschließen. Bald bieten wir einen Onlineabschluss für unsere Vertriebspartner in Deutschland an, um die Antragsstellung und die Kundenakquise zu vereinfachen. Wir arbeiten an Produkterweiterungen und Inflationsschutz im bestehen Produktportfolio, so sind wir nach meiner Kenntnis derzeit der erste Versicherer in Deutschland der eine Indexierung in seiner selbstständigen Photovoltaikversicherung anbietet.

In welchen von den von Ihnen betreuten Nischenmärkten sehen Sie aktuell die größten Potenziale für Makler? Wo gab es in den letzten Jahren das meiste Wachstum?

In allen unseren Nischenmärkten sind große Absatzpotenziale für unsere Vertriebspartner, die unabhängigen Versicherungsmakler, geboten. Diejenigen Makler, die sich spezialisieren und Kooperationen mit Dienstleistern eingehen, werden automatisch davon profitieren und können so ein Gegengewicht zu den großen Playern in der Assekuranz bilden, indem sie die Zielgruppen dieser Nischen individuell beraten. „Individualisierung vor Standardisierung“ – damit wird man immer Potenziale heben können.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in diesen Märkten und was für eine Rolle spielt das in Ihrem Unternehmen?

Eine immer größere, daher ist unser Produktangebot kein Zufall. Unsere Nischenprodukte sind auf ökologisch nachhaltige Märkte ausgerichtet. Zurzeit überlegen wir, Kooperationen mit Institutionen einzugehen, die sich mit Umweltprojekten beschäftigen und konkreten Klimaschutz betreiben.

Was zeichnet die Oberösterreichische noch aus?

Wir sind ein Versicherer, der seinen Vertriebspartnern auf Augenhöhe begegnet, das ist uns im Umgang ganz wichtig. Mit uns kann man reden und zwar persönlich, Sie werden sich bei uns mit keinem Sprachmenü herumärgern müssen. Unsere Wurzeln reichen auf 1811 zurück und diese Beständigkeit und Zuverlässigkeit leben wir heute noch über eine typische österreichische Handschlagmentalität. Des Weiteren haben wir keine Rückstände, wir arbeiten unsere Geschäftsvorfälle und Schäden zum größten Teil taggleich ab. Das ist mittlerweile in Deutschland ein Qualitätsmerkmal, das unsere Vertriebspartner zu schätzen wissen.

Bild: © Oberösterreichische Versicherung

 
Ein Interview mit
Paul Ristock

GDV-Ausblick in nächste Jahrzehnte: Bevölkerung altert, Versicherungsmarkt wächst

Trotz des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Alterung der Bevölkerung gehen das International Center for Insurance Regulation und der GDV davon aus, dass die Nachfrage nach Versicherungen hoch bleiben wird. Zwar müssen einige Sparten auch mit einem Rückgang der Prämien rechnen, insgesamt zeigt sich aber, dass die nächsten Jahrzehnte für Versicherungen wohl eher durch positive Effekte bestimmt sein werden.

Im Auftrag des GDV beschäftigt sich das International Center for Insurance Regulation (ICIR) mit den Folgen des demografischen Wandels auf die Nachfrage nach Versicherungen. Ein wichtiges Ergebnis: Trotz des demografischen Wandels bleibt die Nachfrage nach Versicherungsleistungen auf mittlere Sicht hoch.

Prämieneinnahmen dürften auf 140 Mrd. Euro wachsen

Demnach wird der deutsche Versicherungsmarkt in den nächsten Jahrzehnten wachsen, und zwar obwohl die Bevölkerung immer älter wird. Die Prämieneinnahmen könnten laut Studie bis zum Jahr 2040 allein wegen des demografischen Effekts um real 10% auf 140 Mrd. Euro wachsen.

„Positive Effekte für Versicherungssektor überwiegen“

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagt: „Die Alterung der Bevölkerung bedeutet für einige Sparten Einbußen. Die positiven Effekte für den Versicherungssektor überwiegen jedoch.“ Auch gewinnt der Sektor an der Gesamtwirtschaft immer mehr an Bedeutung: „Der Anteil der Versicherungsprämien am Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich von 4,1 auf 4,7% klettern“, so Asmussen.

Kranken- und Pflegeversicherungen werden Zugewinne machen

Kranken- und Pflegeversicherungen werden beispielsweise Zugewinne vorausgesagt. Aufgrund des demografischen Effekts bis 2040 könnte das Beitragswachstum hier fast 60% betragen — ausgehend von etwa 50 Mrd. Euro. In der Statistik werden Kranken- und Pflegeversicherungen mit Unfall- und Berufsunfähigkeitspolicen in einer Rubrik unter „Private Krankenversicherung“ zusammengefasst. „Die Zahl der älteren Menschen steigt. Und sie leben auch immer länger. Damit wächst der Bedarf an Pflege und medizinischer Betreuung und den entsprechenden Absicherungslösungen“, sagt Asmussen.

Bereich Lebensversicherung: Rückgang der Prämien, aber nicht bei privaten Rentenversicherungen

Bei den Lebensversicherungen werden der Studie zufolge allerdings eher Einbußen vermutet. Auch hier wird als Grund die Alterung der Bevölkerung genannt. Der Bereich „Lebensversicherung“ besteht aus privater Rentenversicherung, kapitalbildender Lebensversicherung und Risikolebensversicherung. Die Studienautoren gehen bis 2040 von einem demografiebedingten Rückgang der Prämien von 48,5 Mrd. Euro (2018) um rund 5% aus. „Weniger Beschäftigte bedeuten schlichtweg auch, dass weniger Menschen privat vorsorgen“, sagt Asmussen.

Die Entwicklung innerhalb dieser Gruppe wird jedoch unterschiedlich vorausgesagt. Zum einen wird die kapitalbildende Lebensversicherung der Studie gemäß wohl stark an Bedeutung verlieren. Zum anderen klettert die Nachfrage nach privaten Rentenversicherungen bis 2040 wohl um 40% nach oben.

Politische Rahmenbedingungen könnten Beiträge verändern

Alexander Ludwig, Leiter des ICIR und Mitautor der Studie, meint, dass die Beiträge bei einer Änderung der politischen Rahmenbedingungen etwas weniger sinken könnten. „Sollte das Renteneintrittsalter beispielsweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, würde sich der alterungsbedingte Prämienrückgang im Lebensbereich auf circa 3% abschwächen.” Die Menschen würden dann länger Einkommen beziehen und könnten so auch mehr für ihre private Altersvorsorge tun, so Ludwig weiter.

Optimistischeres Szenario: Versicherungsprämien könnten um 15% steigen

Für die Studie haben Ludwig und sein Team ein Prognosemodell entwickelt, das die Entwicklung der Bevölkerung und der Einkommen berücksichtigt sowie die Änderungen im Nachfrageverhalten – basierend auf der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes, die zuletzt 2018 erhoben wurde. Daher dient das Jahr 2018 auch als Basis für die Untersuchung. „Die Werte sind keine Prognose für das Versicherungsgeschäft insgesamt. Sie beziffern nur den Effekt, den die demografische Entwicklung darauf haben könnte“, so Ludwig.

In dem Basisszenario gehen die Wissenschaftler von einem leichten Rückgang der Bevölkerung auf 80 Millionen bis 2040 aus. Das Geburtendefizit wird darin teilweise durch Zuwanderung ausgeglichen, der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung fällt trotzdem von 60 auf 53%. Das verfügbare Einkommen der Haushalte wird im Basisszenario in realen Größen deutlich kleiner. Das liegt daran, dass die Rentner, deren Zahl steigen wird, ein geringeres Einkommen haben als Erwerbstätige. Diese werden wiederum durch höhere Sozialversicherungsbeiträge stärker belastet.

In einem optimistischeren Szenario, mit etwas mehr Zuwanderung oder einer höheren Geburtenrate, könnten die Versicherungsprämien insgesamt um 15 statt 10% steigen, heißt es vom GDV. (lg)

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Elementarschadenversicherung: „Bloße Pflicht genügt nicht“

Die Deutsche Aktuarvereinigung e. V. hat Leitlinien zum Thema Elementarschadenpflichtversicherung herausgebracht. Darin macht sie darauf aufmerksam, dass eine reine Pflichtversicherung nicht ausreichen wird und stellt weitere Vorschläge zur Diskussion, z. B. den Wegfall der Versicherungssteuer.

Da durch den Klimawandel Elementarschadengefahren immer häufiger auftreten und auch intensiver ausfallen, wird aktuell intensiv über eine Elementarschadenpflichtversicherung diskutiert. Dazu hat die Deutsche Aktuarvereinigung e. V. (DAV) nun Leitlinien für die Diskussion rund um das Thema veröffentlicht.

„Eine bloße Pflichtversicherung genügt in jedem Falle nicht“

„Wenn Großschadenereignisse wie die durch das Tief ‚Bernd‘ hervorgerufene Flutkatastrophe im Ahrtal durch den Klimawandel gehäuft auftreten und jedes dieser Ereignisse den Kapitalstock in beträchtlicher Weise abgräbt, laufen wir Gefahr, dass Elementarschäden in Zukunft unversicherbar werden und sich erste Versicherungsunternehmen aus diesem Markt zurückziehen“, sagt Dr. Matthias Land, Vorstand und Vorsitzender des Ausschusses Schadenversicherung der DAV. In den USA sei das heute schon der Fall. Die Versicherungswirtschaft verfüge zur Schadenbewältigung nämlich nur über eine begrenzte Menge an Kapital. „Fakt ist“, so Land weiter, „dass die Klimakrise die Wahrscheinlichkeit für Katastrophen wie die im Ahrtal steigen lässt und dass wir als Gesellschaft selbstverständlich den Verlust an Menschenleben, aber auch die Kosten so klein wie möglich halten müssen. Eine bloße Pflichtversicherung genügt in jedem Falle nicht.“ Nur eine konzertierte Lösung aus Prävention, privater Versicherungswirtschaft und Kumulschadendeckung für den Katastrophenfall könne ausreichend zur dauerhaften Versicherbarkeit von Elementarschäden beitragen.

Präventionsmaßnahmen notwendig

Die DAV weist außerdem darauf hin, dass grundsätzlich und unabhängig vom Versicherungsstatus der Bevölkerung auch generelle Präventionsmaßnahmen gefragt sind. Die Neubesiedlung in gefährdeten und hochgefährdeten Gebieten muss demnach reguliert werden, daher sieht die Vereinigung stärkere staatliche Vorgaben beim Bau als unabdingbar an. Darüber hinaus sprechen sie sich dafür aus, dass staatliche Präventionsmaßnahmen aufrechterhalten und verbessert werden, etwa der Ausbau von Deichen, Abwassersystemen und Frühwarnsystemen. Auch die Förderung individueller Präventionsleistungen der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Unternehmen spiele eine Rolle. Dazu braucht es laut der DAV Information und gegebenenfalls Subvention von baulichen Veränderungen bzw. deren Wartung.

Wegfall der Versicherungssteuer

Der DAV-Vorsitzende Dr. Max Happacher ergänzt einen Aspekt, der bisher kaum thematisiert wurde, jedoch ebenfalls relevant ist: „Ein Wegfall der Versicherungssteuer hat seine Vorbilder etwa in der Kranken-, Renten- oder Lebensversicherung. Damit sorgt man bei Kunden im Falle einer freiwilligen Variante für einen Anreiz zum Abschluss. Gerade bei einer Pflichtversicherung ist ein Wegfall aber schon aus Akzeptanzgründen geboten. Denn die Steuer verteuert eine Versicherung erheblich. Ich sehe es kritisch, dass der Staat zusätzliche Einnahmen durch eine Pflichtlösung generiert.“

Versicherungspflicht bei Aufnahme eines Kredites

Auch den Schutz von Dritten spricht Happacher an: „Dazu zählen insbesondere kreditgebende Banken. Eine ebenfalls denkbare Alternative zu einer allgemeinen Pflichtversicherung ist die der Versicherungspflicht bei Aufnahme eines Kredites (Baufinanzierung) zur Absicherung der Ausfallrisiken, denen die Bank bei einem Totalverlust ausgesetzt wäre. Dafür wäre eine entsprechende Gesetzesänderung notwendig.“ Dies stelle der DAV zufolge einen geringfügigeren Eingriff dar als eine allgemeine Pflichtversicherung.

„Wichtig, dass Preis dem Risiko angemessen ist“

Ihre Aufgabe in der generellen Ausgestaltung einer Versicherung gegen Elementarschäden sieht die DAV im Hinweisen auf mathematische Zusammenhänge. Happacher hatte in einem früheren Pressegespräch bereits darauf verwiesen, dass eine aktuariell saubere Kalkulation immer mit einem risikogerechten Preis verbunden ist. Nun fügt er hinzu: „Egal, wie man die Elementarschadenversicherung ausgestaltet: Es ist wichtig, dass der Preis dem Risiko angemessen ist. In der Höhe und hinsichtlich seiner geografischen Differenzierung.“

Höhere Selbstbehalte

Prämien in der Elementarschadenversicherung liegen bei einem Einfamilienhaus aktuell in den meisten Fällen im niedrigen dreistelligen Bereich pro Jahr. In besonderen Risikolagen kann eine Prämie aber auch ein Vielfaches dessen betragen. Sollte im Falle einer Pflichtlösung oder auch generell ein gedeckelter Preis für Hochrisikolagen in Betracht kommen, müssten die Prämien insgesamt steigen, heißt es von der DAV. Das hätte wiederum einen Preisanstieg für alle anderen Versicherten zur Folge. So würden Gebäude in Risikogebieten subventioniert und solche in unkritischen Lagen bestraft. Die DAV macht daher auch auf die Möglichkeit höherer Selbstbehalte aufmerksam, um hohen Prämien zu begegnen.

Kumulschadenabsicherung

Ein weiterer Punkt ist noch, dass Elementarschäden häufig kumuliert, also gehäuft, in einem Gebiet auftreten und dabei in der Regel außergewöhnlich hohe Kosten verursachen. Für Versicherer bedeutet das ein kapitalintensives Risiko. Sollte es eine Pflichtversicherung geben, die folglich auch Versicherungsunternehmen zu Vertragsabschlüssen zwingt, bräuchte es der DAV gemäß zusätzliche Instrumente, um den katastrophalen Kumulfall für die Versicherer beherrschbar zu machen. Dazu meint Happacher: „Eine sogenannte Kumulschadenabsicherung, z. B. durch Rückversicherer, die Kapitalmärkte (sogenannte Cat-Bonds) oder ein staatlich organisiertes Pooling, käme dann zum Tragen, wenn ein ganzes Gebiet mit zahlreichen, großen Schäden betroffen wäre und eine zu definierende Schadensummenhöhe überschritten würde.“ (lg)

Bild: © golubovy – stock.adobe.com

 

FRIDAY verstärkt Aktivitäten im Maklermarkt

FRIDAY freut sich über den Erfolg im Maklergeschäft und öffnet sich verstärkt Einzelanbindungen. Für die Wechselsaison in der Kfz-Versicherung fühlt sich der Digitalversicherer gut vorbereitet und hat mittlerweile auch in der Schadenregulierung viele Abläufe automatisiert.

Interview mit Norbert Reimann, Head Of Broker Sales & Marketing bei FRIDAY
Seit rund eineinhalb Jahren ist FRIDAY im Maklergeschäft aktiv. Konnten Sie sich im Maklermarkt mittlerweile mit Ihrem Angebot etablieren?

Nachdem sich FRIDAY dem Maklergeschäft gewidmet hat, konnten wir innerhalb von wenigen Monaten beachtliche Ergebnisse mit unserem Produktangebot erzielen. Das verdanken wir der agilen Arbeitsweise als InsurTech. Anfangs ging es stark um die Bereitstellung von Produkten sowie Schnittstellenverfügbarkeit. Als Erfolge sehen wir die schnelle technische Anbindung an Vergleichsrechner wie Nafi oder Softfair und schauen heute bereits auf zahlreiche Kooperationen mit namhaften Maklerpools in Deutschland. Nun rückt die Positionierung der Marke in der breiten Maklerschaft stärker in den Vordergrund.

Welche Wege gehen Sie? Über Pools und Aggregatoren wie genannt oder stärker über den persönlichen Kontakt?

Alle drei Wege spielen eine wichtige Rolle für FRIDAY. Wir setzen stark auf Marktzugänge mit Hilfe der Pools, um den Markt effizient zu durchdringen. Darüber hinaus wissen wir um den Wert, den einzelne Kooperationen bieten können und sind stets offen für diese Möglichkeiten. Und – obwohl es für einen digitalen Direktversicherer vielleicht ungewöhnlich klingen mag – wir sind überzeugt, dass der persönliche Austausch weiterhin einen großen Gewinn darstellt. Aus diesem Grund haben wir ein erfahrenes Team, welches sich um den Maklervertrieb kümmert. Zudem steht jeweils ein Team im Service sowie im Schaden bereit, das sich mit den Anliegen von Vertriebspartner/innen befasst, um diese umgehend zu lösen.

Können junge Unternehmen wie Ihres heute eigentlich noch mit schnelleren Prozessen und höheren Geschwindigkeiten punkten? Oder haben nicht auch die etablierten Gesellschaften mittlerweile nachgezogen? Letztlich gehört FRIDAY auch zu einer solchen.

Sie haben recht, teilweise haben etablierte Anbieter nachgezogen und in puncto Geschwindigkeit und Digitalität aufgeholt. Aber: FRIDAY agiert auf seiner eigenen technischen Plattform. Zusammen mit unserer agilen Struktur sind wir deshalb in der Lage, schnell auf neue Anforderungen und Maklerwünsche zu reagieren und Anpassungen unmittelbar vorzunehmen. Bei uns sind schnelle Umsetzungszeiten der Schlüssel zu erfolgreichen Partnerschaften.

Auch Sie wollten nachbessern, etwa in der digitalen Schadenmeldung und -regulierung. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Gerade bei der Kfz-Versicherung hat FRIDAY sichtbare Entwicklungsschritte gemacht. Kunden können Schäden bereits abwicklungsbereit melden. Voraussetzung ist natürlich, dass alle Informationen bereitgestellt werden.

Auch die Weiterleitung des Schadens an eine Werkstatt oder einen Gutachter, die Feststellung der Schadenshöhe anhand von Fotos sowie die direkte Abrechnung über einen Fragebogen passieren in den meisten Fällen bereits automatisch. Ein Großteil der Schäden ist somit direkt bei Meldung regulierbar oder es geht weiter. Unsere Kunden lieben es und geben hierzu sehr gutes Feedback.

Wir sind gerade in der Kfz-Wechselsaison. Der Autoversicherungsmarkt ist angespannt. Womit kann sich FRIDAY absetzen?

Die klassischen Stärken von FRIDAY sind auch – und besonders – in diesem Jahr die Stärken, auf die wir setzen; dazu zählen Einfachheit, Digitalität, Flexibilität. Beispielsweise trifft unser „Zahl-pro-Kilometer“-Tarif auch 2023 die Bedürfnisse der Kunden und ist top-aktuell in Zeiten der Inflation. Denn die kilometergenaue Abrechnung ist transparent und fair.

Welche Rolle spielt die Prämienhöhe?

Die Prämienhöhe hat schon immer eine große Bedeutung gespielt, gerade bei der Kfz-Versicherung. Aktuell ist sie jedoch herausfordernder denn je. Die hohe Inflation wird zu intensiven Vergleichen auf Kundenseite motivieren und treibt gleichzeitig die Kosten für Betrieb und Schaden in die Höhe. Aus diesem Grund müssen die Preise im Markt voraussichtlich nach oben angepasst werden. Preis ist aber am Ende nicht alles. Kunden möchten einen zuverlässigen Partner mit hoher Qualität an ihrer Seite wissen. Hier findet FRIDAY seinen Platz. Wir möchten Kunden beste Preis-Leistung bieten. Dafür muss man nicht immer die günstigste Gesellschaft sein.

Sie sind mit dem Kfz-Produkt eingestiegen in den Markt. Spielt es bei Ihnen noch die Hauptrolle oder sind andere Sachsparten mittlerweile genauso interessant?

Der Wettbewerb ist auch in den anderen Sparten ähnlich intensiv und spannend. Es gibt viele Anbieter mit guten Produkten. FRIDAYs Ziel ist es, mit allen Produkten auf den Top-3-Positionen in den Middleware-Rechnern platziert zu sein. Dabei geht es aber nicht nur um den Preis, sondern auch um Leistungen. Unsere Experten arbeiten konstant an Verbesserungen für Neu- und Bestandskunden, denn Leistungs-Updates werden bei uns immer auch für den Bestand ausgerollt. Wir streben an, Balance ins Portfolio zu bringen und Kunden alle erforderlichen Deckungen zu bieten – von der Grundsicherung bis zum Premium-Schutz.

Werden weitere Produkte folgen?

Derzeit bieten wir bereits eine Versicherungslösung von Element unter der Marke FRIDAY im Markt an. Dabei handelt es sich um eine Unfallversicherung, die aufgrund ihrer Leistungsstärke, Preis-Attraktivität und Digitalität gut zur DNA von FRIDAY passt.

Wie beurteilen Sie denn aktuell insgesamt den InsurTech-Markt?

Für viele InsurTechs hat das reine Streben nach Wachstum große Herausforderungen mit sich gebracht. Dazu kamen Schwierigkeiten bei der Suche nach Finanzierung. Es ist schwerer geworden, an geeignete Partner zu gelangen. Auch haben wir beobachtet, dass nicht alle disruptiven Ansätze – so groß die Nachfrage auch war – nachhaltig funktionieren. Für FRIDAY gesprochen setzen wir weiterhin auf eine optimale Kombination aus bewährten und innovativen Ansätzen in der Versicherungstechnik. Aufgrund der einzigartigen Eigentümerstruktur von FRIDAY blicken wir insgesamt optimistisch in die Zukunft und die Weiterentwicklungen.

Wie sehen Sie dann die Perspektiven für Friday?

Großartig, wenn Sie mich persönlich fragen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das richtige Team an Bord haben, um alle Dimensionen professionell und partnerschaftlich mit Versicherungsnehmern/-innen und Vertriebspartnern/-innen zu bedienen. Auch wenn es uns manchmal nicht schnell genug gehen kann, wollen wir langfristig in diesem Markt aktiv sein und FRIDAY weiterhin wachsen lassen. Dafür nehmen wir uns Zeit und erweitern zugleich unseren Service und die Produkttiefe.

Bild: © Norbert Reimann, FRIDAY

 
Ein Interview mit
Norbert Reimann

Wirksamkeit von Gütesiegeln und Online-Kundenbewertungen

Eine Studie von Sirius Campus liefert Einblicke in die Verhaltensweisen von Versicherungskunden. Die Marktuntersuchung hat sich mit der „Wirkung von Gütesiegeln und Online-Kundenbewertungen“ befasst. Bei günstigen Angeboten kann ein Gütesiegel die Kaufentscheidung z. B. um über 50% steigern.

Eine kürzlich durchgeführte Marktuntersuchung des Forschungs- und Beratungsinstituts Sirius Campus in Köln hat Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Gütesiegeln und Online-Kundenbewertungen im Versicherungsmarkt zutage gebracht.

Gütesiegel vs. Premium-Pricing: Überraschende Ergebnisse

Die Studie ergab: Wenn es sich um ein preiswertes Angebot im Vergleich zu mittel- und hochpreisigen Konkurrenzangeboten handelt, steigert ein Gütesiegel die Kaufbereitschaft um über 50%. Bei mittelpreisigen Angeboten beträgt der Anstieg rund 20%. Interessanterweise verlieren hochpreisige Premiumangebote aber durch ein Gütesiegel leicht an Gunst der Käufer. Dies wurde am Beispiel einer privaten Haftpflichtversicherung von drei verschiedenen, aber nicht namentlich benannten Versicherern getestet.

Hälfte der Versicherungskunden hat bereits Kundenbewertungsportal genutzt

Obwohl Online-Kundenbewertungen nach wie vor weit verbreitet sind, zeigt die Studie, dass das Vertrauen leicht gesunken ist. Im Jahr 2016 lag das Vertrauen bei 43%, während es aktuell 41% beträgt. Dennoch haben bereits 51% der Versicherungskunden ein Kundenbewertungsportal im Internet zur Information genutzt. Besonders jüngere Kunden bis 30 Jahre (75%) und online-affine Zielgruppen (z. B. Optimierer (72%) und Eigenständige (64%) der Sirius-Campus-Select-Typen) nutzen oft Kundenbewertungen. Die am häufigsten genutzten Plattformen dafür sind Check24, Google, Trustpilot und Trusted Shops.

Bildgestützte Bekanntheit von Siegeln

Vertrauen in ein Gütesiegel hängt stark von dessen Bekanntheit ab. Im Vergleich zu 2016 haben Trustpilot (+40 Prozentpunkte), Öko-Test (+12 PP), Deutschland Test (+10 PP), eKomi (+9 PP) und Check24 (+7 PP) ihre bildgestützte Bekanntheit gesteigert. Finanztest führt nach wie vor mit 63% bei der bildgestützten Bekanntheit, gefolgt von Öko-Test (59%). Trustpilot (44%) und Trusted Shops (43%) haben sich auf die Plätze 3 und 4 vorgearbeitet.

Aktive Suche nach Testergebnissen nimmt zu

Der Anteil der Privatkunden, die aktiv nach einem Testergebnis suchen, erhöhte sich auf 30% – in der Gen Z ist er mit 42% am höchsten. 18% der Kunden mit Kontakt zu Testergebnissen haben aufgrund dieser Informationen bereits eine Versicherung abgeschlossen, 3% haben einen Vertrag gekündigt. Dennoch ist die Zahl derer, die sich nicht nach Testergebnissen richten, leicht auf 40% gestiegen.

Über die Studie

Der Sirius Campus Marktuntersuchung „Wirkung von Gütesiegeln und Online-Kundenbewertungen“ als Schwerpunktthema im Kundenmonitor Assekuranz liegen 2.000 repräsentative Online-Interviews mit 18- bis 69-Jährigen im Juni 2023 zugrunde. Es wurden 38 Gütesiegel untersucht. (lg)

Bild: © LALAKA – stock.adobe.com

 

STC Gruppe übernimmt Thomä & Geiss Versicherungsmakler

Mit Wirkung zum 01.01.2023 hat die Thomä & Geiss Versicherungsmakler GmbH den Schritt in die STC Gruppe vollzogen. Thomä & Geiss ist spezialisiert auf die Betreuung von Privat- und gewerblichen Kunden sowie Hausverwaltungen. Der Schwerpunkt liegt auf der Absicherung von Eigentum und Sachwerten.

Die Thomä & Geiss Versicherungsmakler GmbH ist mit Wirkung zum 01.01.2023 Teil der STC Gruppe geworden. Von dieser strategischen Integration sollen sowohl die rund 5.000 Kunden in der Marburg/Biedenkopf-Region als auch die zusätzlichen 500 Kunden der Pro!Vers GmbH aus Bad Marienberg, die in Thomä & Geiss GmbH aufgegangen ist, profitieren.

Absicherung mit eigens entwickelten Versicherungskonzepten

Die Thomä & Geiss Versicherungsmakler GmbH konzentriert sich auf die Betreuung von Privatkunden, gewerblichen Kunden und Hausverwaltungen. Gegründet wurde sie von Gründer Peter Thomä und Ulrich Geiss. Ein besonderer Fokus liegt auf der Absicherung von Eigentum und Sachwerten mit eigens entwickelten Versicherungskonzepten.

„Lebenswerk in neues Zeitalter überführen“

„Mit Thomä & Geiss Versicherungsmakler GmbH begrüßen wir einen der größten und etabliertesten, unabhängigen Versicherungsexperten in Hessen. Wir freuen uns darauf, das seit Generationen aufgebaute Lebenswerk gemeinsam mit den erfahrenen und vor Ort aktiven Mitarbeitern in ein neues Zeitalter zu überführen,“ so Dennis Sturm, Geschäftsführer der STC Gruppe. Begleitet wurde die Transaktion von dem auf Unternehmensnachfolge spezialisierten Unternehmens- und Nachfolgeberater Dr. Peter Schmidt. (lg)

Bild: © Andrew Brown – stock.adobe.com

 

Photovoltaikversicherung: Die Favoriten der VEMA-Makler

Für die nachhaltige Energieerzeugung ist Photovoltaik von großer Bedeutung. Um die Anlagen entsprechend abzusichern, kommt es auf den passenden Versicherungsschutz an. Die VEMA hat bei ihren Partnern im Rahmen einer Umfrage nachgehakt, auf welche Anbieter sie setzen.

Bei der Energiewende ist Solarstrom ein entscheidender Faktor. Die Bundesregierung setzt sich für den Ausbau von Solaranlagen ein. Mit etlichen Maßnahmen soll der Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen entbürokratisiert und der Zubau von Photovoltaik beschleunigt werden. Ob auf dem Dach eines Einfamilienhauses oder als ganzer Solarpark – immer mehr Photovoltaik kommt zum Einsatz. Im Zuge der Anschaffung bzw. Investition in die kostspielige Technik ergeben sich auch Fragen nach dem Versicherungsschutz und dem passenden Anbieter.

Im Rahmen einer Umfrage wollte die Maklergenossenschaft VEMA von ihren Partnerbetrieben wissen, welche Photovoltaikversicherer sie favorisieren. Die Makler wurden gebeten, die drei meistgenutzten Anbieter zu nennen.

Die relevantesten Versicherer im Neugeschäft

Wie die Umfrage zeigt, landet die Photovoltaikversicherung der Helvetia (VEMA-Deckungskonzept) im Neugeschäft mit Abstand vorne mit 32,69% von insgesamt 832 Stimmen. Auf Platz 2 rangiert die Gothaer (VEMA-Deckungskonzept) mit 11,9% vor der VHV mit 7,69% der Nennungen auf Rang 3. Auf den ersten drei Plätzen hat sich im Vergleich zur Vorgängerstudie von August 2021 somit nichts geändert. Auf dem 4. Rang findet sich die Württembergische mit 5,65% der genannten Stimmen vor der Waldenburger auf Platz 5 mit 4,93%.

Die Gesellschaften mit den besten Werten

In der Umfrage hat die VEMA die Makler außerdem befragt, welche Versicherer in der Sparte Photovoltaikversicherung in den Kategorien Produktqualität, Antragsbearbeitung, Schadenbearbeitung sowie Erreichbarkeit überzeugen können. Die Makler konnten Schulnoten von 1 bis 6 vergeben, daraus wurde Mittelwert errechnet. Den besten Mittelwert erzielt die INTER mit 1,62. Es folgt die Helvetia mit einem Mittelwert von 1,75 vor der Waldenburger, die auf 1, 84 kommt. Knapp dahinter rangiert die Allianz mit einem Mittelwert von 1,85 vor der Oberösterreichischen mit 1,91. (tk)

Bild: © tl6781 – stock.adobe.com

 

„Den Unternehmen droht nun eine weitere Prämienanpassungswelle“

Die Versicherungseinkäufer der deutschen Wirtschaft wollen Prämiensteigerungen und vermehrte Ausschlüsse in der Industrieversicherung nicht mehr akzeptieren, so der GVNW-Geschäftsführer Stefan Rosenowski im Vorfeld des GVNW-Symposiums in München. AssCompact hat nachgefragt.

Interview mit Stefan Rosenowski, Geschäftsführer Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) e.V.
Herr Rosenowski, vom 06. bis 08.09.2023 findet das GVNW-Symposium statt. Spiegeln die Themen des Symposiums die allgemeine schwierige wirtschaftliche Lage wider?

Ich denke schon. Die Themen spiegeln die aktuellen Herausforderungen der versicherungsnehmenden Industrie, insbesondere im Bereich des Risikotransfers wider, die in Teilen auch Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage sind. Die Probleme des Industrieversicherungsmarktes sind sinkende Kapazitäten, der immer weiter eingeschränkte Versicherungsschutz bei gleichzeitig steigenden Prämien und Kosten. Die Rekordteilnehmerzahlen, die nochmals höher sind als im Vorjahr, sind ein weiteres Indiz dafür, dass wir mit dem Programm die aktuellen Themen getroffen haben.

Verlangt die aktuelle Situation mehr Versicherungsschutz oder sparen die Industrieunternehmen, z. B. auch, weil sie weniger investieren?

Ganz klar: mehr, denn Investitionen sind nicht der alleinige Treiber. Alleine die Inflation treibt die Versicherungswerte von Gebäuden, Anlagen und Lagerbeständen in die Höhe. Da hilft es wenig, wenn auf der einen Seite zwar die Versicherungssummen inflationsbedingt angepasst werden, die vertraglichen Höchstentschädigungen jedoch nicht. Das ist dann eine ausschließliche Verteuerung des Versicherungsschutzes bei gleichzeitig geringerem materiellen Versicherungsschutz, obwohl in diesem Fall das Risiko ansonsten unverändert bleibt.

Auch der Bedarf an Cyberversicherungen ist gegeben, aber unsere Mitgliedsunternehmen schauen genau hin, ob eine Versicherung unter kaufmännischen Gesichtspunkten überhaupt sinnvoll ist. Unsere diesjährige Umfrage bei unseren Delegierten und großen Mitgliedsunternehmen ergab, dass wieder ca. ein Drittel keine Cyberversicherung abgeschlossen hat. Neben Unternehmen, die überhaupt kein Angebot erhalten haben, sind auch Unternehmen, die sich ganz bewusst gegen eine Cyberversicherung entschieden haben. Bei Letzteren werden entweder die benötigten Kapazitäten nicht zur Verfügung gestellt und/oder nur zu wirtschaftlich nicht sinnvollen Konditionen.

Seit Längerem wird der harte Markt in der Industrieversicherung beklagt. Unternehmen, Makler und Versicherer – Erst- und Rückversicherer – wollten sich zusammenraufen. So recht scheint man damit nicht voranzukommen?

Das stimmt und das frustriert uns als Verband, der die Interessen der versicherungsnehmenden Wirtschaft vertritt. Zuallererst sind da die seit Jahren bestehenden Preisanpassungen mit neuen, meistens nicht individuellen Begründungen. Den Unternehmen droht nun eine weitere Prämienanpassungswelle, die sich durch die Erhöhung der Rückversicherungspreise begründet. Eine Weitergabe dieser an die Versicherungsnehmer wollen wir nicht akzeptieren.

Bei allem Verständnis dafür, dass jeder Versicherer das Recht und die Notwendigkeit hat, Gewinne zu erzielen, verlieren wir dieses aber direkt, wenn gleichzeitig Rekordergebnisse der Erst-Versicherer publiziert werden und der Eindruck entsteht, die Industrieversicherung finanziert diese. Die Industrie hat mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und die Industrieversicherer stehen dann nicht immer als Partner zur Seite.

In der Industrieversicherung befinden wir uns in einem Oligopol und entsprechend sind die Marktverhältnisse so, wie sie sind. Das wollen wir aber so nicht akzeptieren und appellieren auch an die makroökonomische Verantwortung eines jeden Versicherers. Neue und/oder erweiterte Ausschlüsse wie in der Vergangenheit die Territorialausschlüsse Ukraine (!), Russland und Belarus, erweiterte Sanktionsklauseln und nun neu die Diskussionen rund um die PFAS-Problematik tun ihr Übriges dazu bei. Wenn bei den Versicherungsnehmern immer das Gefühl des Diktates vom Vertragspartner entsteht, kann es nicht zu einer besseren Zusammenarbeit kommen.

Kann man die Versicherer so über einen Kamm scheren?

Nein, das sicher nicht. Wir nehmen schon einzelne Häuser wahr, die die Partnerschaft mit ihrem Versicherungsnehmer und die Langfristigkeit der Vertragsbeziehung in den Vordergrund stellen. Im Prinzip hängt es davon ab, ob eine Zeichnung vor Ort beim Kunden entschieden werden kann oder nicht. Und das unterscheidet sich dann sogar bei ein und demselben Versicherer.

Wird denn auch ein gutes Risiko- und Präventionsmanagement der Industrieunternehmen nicht belohnt?

In der Cyberversicherung ist die Belohnung sogar die, überhaupt ein Angebot zu erhalten. Generell vertreten wir die Auffassung, dass sich jedes Unternehmen mit einem gutem Risiko- und Präventionsmanagement zunächst einmal selbst belohnt, denn jedes Unternehmen sollte sein Interesse danach auslegen – unabhängig ob Versicherungsschutz besteht oder nicht –, keinen Schaden zu erleiden. Die Versicherung übernimmt dann am Ende die Schadenrechnung.

Aber für jedes Unternehmen ergibt sich daraus die Möglichkeit, nach größerer Unabhängigkeit von Versicherungsunternehmen zu streben. Gut aufgestellte Unternehmen können sich verstärkt mit einer Eigentragung auseinandersetzen. Daher motivieren wir jedes Industrieunternehmen, sich darauf zu fokussieren. Mehr Eigentragung kann je nach Unternehmensgröße mit deutlich höheren Selbstbeteiligungen beginnen und in den Überlegungen einer Captive enden.

Letzteres ist inzwischen nicht mehr nur ein Instrument für die ganz großen Konzerne. Ein Beispiel wird im Rahmen des Symposiums durch ein Mitgliedsunternehmen vorgestellt. Wenn diese strategischen Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden, fallen diese langfristig aus und werden einen Einfluss auf die Relevanz der Industrieversicherung in der Zukunft haben. Weil Captives eine immer größere Bedeutung bei den Überlegungen spielen, ist uns als Verband sehr daran gelegen, den Standort Deutschland für Captives attraktiver zu gestalten. Auch diese erste Diskussion wird auf dem Symposium geführt.

 

„Den Unternehmen droht nun eine weitere Prämienanpassungswelle“

 

Die Prüfung zur Einrichtung von Captives geht also weiter. Gibt es denn weitere Neugründungen?

Dem Vernehmen nach gab es in den letzten Jahren global, auch abhängig vom Domizil, eine steigende Anzahl von Captives. Die entsprechenden Statistiken haben einen gewissen Nachlauf. So basiert das anbieterunabhängige „World Domicile Update 2022“ der Publikation Captive Review auf Zahlen des Jahres 2020. Verschiedene einzelne Veröffentlichungen (siehe Grafik) berichten jedoch von einer Reihe von Neugründungen. Unzweifelhaft ist, dass auch im deutschen Markt deutlich mehr Unternehmen im Rahmen von Machbarkeitsstudien die Gründung einer Captive prüfen lassen. Erfahrungsgemäß kann es aber von einem positiven Studienergebnis bis zur Gründung einige Zeit dauern.

Sind Virtual Captives eine Lösung und wie beschreibt man diese am besten?

Virtual Captives können den Einstieg in die Captive-Welt erleichtern, da ihr „Gründungsaufwand“ deutlich geringer ist als bei der Formation einer rechtlich selbstständigen und eigenständig regulierten Versicherungsgesellschaft.

Wie die Bezeichnung bereits nahelegt, kommt es bei einer virtuellen Captive nicht zur Gründung einer eigenständigen Versicherungsgesellschaft. Vielmehr wird durch Abschluss eines Versicherungsvertrages mit einem Versicherer die ökonomische Wirkungsweise eine Captive „simuliert“. Auch wenn es im Rahmen eines solchen Versicherungsvertrages zu einem gewissen Risikotransfer auf den kommerziellen Versicherer kommt, hat der überwiegende Teil des Vertrages – wie bei einer traditionellen Captive – das Ziel, mittels Prämienzahlung das Risiko des versicherungsnehmenden Unternehmens über einen mehrjährigen Vertragszeitraum weitestgehend selbst zu finanzieren. Das Unternehmen „spart“ sich den finanziellen und administrativen Gründungsaufwand und „leiht“ sich quasi die Bilanz des kommerziellen Versicherers.

Eine virtuelle Captive wird häufig als Einstieg in die Captive-Welt gesehen oder als Lösung für kleinere und mittlere Unternehmen, deren Prämienvolumen nicht ausreichend ist oder die den Aufwand einer Captive-Gründung scheuen.

Bild, Grafik: © GVNW

 
Ein Interview mit
Stefan Rosenowski

Siemens Blitzatlas: Wo es 2022 am häufigsten blitzte

Im Jahr 2022 registrierte der Blitz-Informationsdienst von Siemens rund 242.000 Blitzeinschläge in Deutschland. Das sind 49% des Vorjahreswerts. Die Blitzhochburg Deutschlands ist Kempten im Allgäu. Das blitzreichste Bundesland ist Bayern. Und im Juni blitzte es 2022 von allen Monaten am meisten.

<p>Siemens hat im Rahmen des Blitzatlas Deutschland 2022 Daten aus allen 402 Stadt- und Landkreisen der Republik präsentiert. Mit einer Blitzdichte von 2,4 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer führt Kempten die Rangliste an, gefolgt vom benachbarten Kreis Ostallgäu und Garmisch-Partenkirchen. Insgesamt verzeichnete der Blitz-Informationsdienst von Siemens (BLIDS) im vergangenen Jahr 242.000 Erdblitze in ganz Deutschland. Das sind weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes – da waren es 491.000. </p><h5>In Brandenburg, Hof und Oldenburg blitzt es am wenigsten</h5><p>Die geringste Blitzdichte weisen die Städte Brandenburg an der Havel mit 0,04 Blitzereignissen pro Quadratkilometer, das oberfränkischen Hof mit 0,07 Blitzereignissen pro Quadratkilometer und Oldenburg mit einer Blitzdichte von 0,14 auf. </p><p>Unter den Landeshauptstädten rangiert München erneut vorne. Auf Rang 2 landet Potsdam vor Stuttgart auf Rang 3. Die höchste Blitzdichte unter den Bundesländern mit knapp 1,0 verzeichnet Baden-Württemberg, die meisten Erdblitze im Jahr 2022 gab es laut BLIDS in Bayern. Auf Bayern entfielen mit knapp 60.000 Einschlägen ein Viertel aller gemessenen Ereignisse. </p><p>„Das Jahr 2022 verzeichnete die niedrigsten Blitzereignisse der letzten 30 Jahre (seit Messung). Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad. Diese Zeit ist üblicherweise die beste Zeit für Gewitter. Doch die Niederschlagsmenge lag deutlich unter dem Sollwert. Für Gewitter braucht es aber beides – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen“, erklärt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. Dass auch dieses Jahr die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg die Rangliste wieder anführten, liegt laut Thern an der Nähe zur alpinen Vorgebirgslandschaft.</p><h5>Im Juni blitzte es 2022 am häufigsten</h5><p>Der gewitterreichste in ganz Deutschland war 2022 der Juni, in dem mit 66.000 Blitzen mehr als ein Viertel aller Einschläge des Jahres niedergingen. Auf Platz 2 folgt der August mit über 51.000. Blitzreichster Tag war der 26. August mit rund 26.000 Erdblitzen. (tk)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Andreas – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/A9E5D593-45C4-4374-B303-44B038D2930B"></div>