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18. Dezember 2023
Swiss Re prognostiziert Rekordschäden durch Gewitter
Swiss Re prognostiziert Rekordschäden durch Gewitter

Swiss Re prognostiziert Rekordschäden durch Gewitter

Das Swiss Re Institut geht davon aus, dass versicherte Schäden durch schwere Gewitter im Jahr 2023 ein Rekordhoch erreichen werden. Der Rückversicherer warnt, dass dies in Verbindung mit steigenden Immobilienwerten und höheren Reparaturkosten über kurz oder lang die Profitabilität der Versicherer gefährden könnte.

Die Vielzahl von Naturereignissen von geringem bis mittlerem Ausmaß wird nach Einschätzung des Swiss Re Instituts im laufenden Jahr für versicherte Schäden von mehr als 100 Mrd. US-Dollar sorgen. Treiber dabei sind vor allem schwere Gewitter, sogenannte schwere konvektive Stürme (SCS). Es ist das erste Mal überhaupt, dass schwere Gewitter derart hohe Schäden verursachen, berichtet der Schweizer Rückversicherer.

Schadeninflation hat Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit der Versicherer

Während die USA aufgrund ihrer geografischen Lage besonders durch SCS gefährdet sind, haben die versicherten Schäden durch Gewitter auch in Europa zugenommen. Am schwersten betroffen war im laufenden Jahr Italien – hier verursachten schwere Gewitter Schäden in Höhe von 3,3 Mrd. US-Dollar, der höchste bisherige Versicherungsschaden verursacht durch Naturkatastrophen in der Mittelmeernation.

Die hohe Frequenz schwerer Gewitter hat dieses Jahr die Ertragskraft der Erstversicherungsbranche auf die Probe gestellt, sagt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re. „Der kumulative Effekt häufiger Schadenereignisse von geringem Ausmaß hat zusammen mit steigenden Immobilienwerten und Reparaturkosten große Auswirkungen auf die längerfristige Profitabilität eines Versicherers“, so Haegeli weiter.

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Schäden durch schwere Gewitter stetig um 7% pro Jahr gestiegen. Die Schadensumme allerdings lag im Jahr 2023 knapp 90% über dem bisherigen Jahresdurchschnitt (32 Mrd. US-Dollar) und war mehr als doppelt so hoch wie der bisherige Zehnjahresdurchschnitt (27 Mrd. US-Dollar).

Versicherer sollten Prämien für gewährte Deckung realistisch abbilden

Die jüngsten Ereignisse liefern der Versicherungsbranche eine verlässliche Referenz, um Schätzungen der steigenden Schadentrends zu berechnen. „Um allerdings diese Naturgefahr noch besser verstehen zu können, ist es wichtig, von den Erstversicherern genauere Details zu den Versicherungsschäden zu erhalten und auch, wie sich ihre Versicherungsverpflichtungen verteilen“, erklärt Balz Grollimund, Head Catastrophe Perils bei Swiss Re. Auch sei es wichtig für Versicherer, dass Prämien das Risiko für die gewährte Deckung angemessen abbilden, gerade auch angesichts steigender Schadentrends.

Erst kürzlich hatte die deutsche Finanz- und Versicherungsaufsicht BaFin Versicherer vor den Auswirkungen der steigenden Schadeninflation auf ihre Finanzstabilität gewarnt (AssCompact berichtete). Einige Versicherer hätten in der Vergangenheit zu optimistische Annahmen über die zu erwartenden Inflationsraten getroffen, warnte die BaFin. Unternehmen sollten laut den Aufsehern die Schadeninflation in ihren Jahresabschlüssen 2023 angemessen berücksichtigen und bei Bedarf die Prämien erhöhen. (js)

Bild: © Stanislav – stock.adobe.com