Es ist schon fast zwei Jahre her, dass das IDD-Umsetzungsgesetz im Bundestag beschlossen wurde. Es war kurz vor der parlamentarischen Sommerpause. Bei der entsprechenden Sitzung hatten Grüne und Linke darauf verwiesen, dass sie selten so viele Eingaben von Betroffenen erhalten hatten wie zu diesem Sujet. Ihre Schlussfolgerung nach dem Bundestagsbeschluss: Die Regierungsparteien hätten letztlich dem Druck der Maklerlobby nachgegeben und ein maklerfreundliches Gesetz durchgewunken.
Keine besten Freunde
Nun ist Sommer 2019 und wieder ist eine Protestaktion der Versicherungsmakler im Gange. Es geht um den drohenden Provisionsdeckel in der Lebensversicherung. Wie viele Protestbriefe an Bundestagsabgeordnete gingen, ist nicht bekannt und wie viele Abgeordnete antworteten auch nicht. Einige Antwortbriefe sind in den sozialen Medien zu finden, sie scheinen standardmäßig die Positionen der Parteien zu enthalten. CDU/CSU-Politiker wollen den Provisionsdeckel weiter verhindern, die Grünen begrüßen ihn. Allerdings sei er für sie weiterhin nur die zweitbeste Lösung. Die bessere Lösung aus Sicht der Grünen wäre die Umstellung des Provisionssystems auf die Honorarberatung. Anders wäre die hohe Anzahl an Falschberatungen nicht in den Griff zu bekommen. Es fallen die bekannten Aussagen: falsche Anreize, Schäden für Verbraucher im zweistelligen Milliardenbereich, erfolgreiche Honorarberatung in UK usw. Die Reaktionen der Versicherungsmakler? Natürlich wütend. Die Grünen haben einen Lauf, finden aber vermutlich nur wenige Freunde unter den Versicherungsmaklern.
Sommerpause naht
Währenddessen gibt es im Gesetzgebungsverfahren wenig Neues. Das Versicherungsjournal weiß zu berichten, dass sich das Thema weiterhin in der Ressortabstimmung befindet Das sei auch der Grund, warum bisher im Bundeskabinett trotz mehrmaliger Ankündigung nicht darüber diskutiert wurde. Nun wird gemutmaßt, dass es mit einer Beschlussfassung vor der Sommerpause nichts mehr wird. Sicher ist das aber nicht. Manchmal kommt es dann doch schneller als man denkt, wie die Branche schon öfter erleben durfte.
Eine Frage des Personals
Gerade erst wurde bekannt, dass die SPD-Politikerin Christine Lambrecht Nachfolgerin von Bundesjustizministerin Katarina Barley wird, die nach Brüssel wechselt. Lambrecht ist seit März 2018 parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Finanzen. Zuletzt war von ihr zu lesen, dass ein Provisionsdeckel im Vergleich zu einem generellen Provisionsverbot das „mildere Mittel“ sei. Das politische Kräftemessen geht auch in Sachen Provisionsdeckel weiter. (bh)
Bild: © Sven Hoffmann – stock.adobe.com
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Provision ist nicht die Ursache von Falschberatung
In der Welt der politischen Entscheider herrscht leider weitgehend Unkenntnis über den Beruf und den Alltag freier Finanzberater vor. Eingebrannt haben sich die Exzesse von üblen Vertretern in früheren Jahren. Die Grünen haben hier leider einen blinden Fleck. Unser Beraternetzwerk ökofinanz-21 arbeitet hartnäckig daran, Vorurteile aufzubrechen. Wir stehen im Dialog mit einigen prominenten Fachpolitiker*innen mit dem Ziel, im Sinne der Verbraucher und der nicht-interessengebundenen Berater und Vermittler darüber aufzuklären, warum abseits der Banken und großen Vertriebs eine freie Beratung nötig ist. Ob die Dienstleistung per Honorar oder Provision vergolten wird, muss offen bleiben. Wir legen ohnehin die Vergütung offen und müssen sie gegenüber den Kunden begründen. Entscheidend ist, dass es für beide Seiten transparent und fair: für die Kunden bezahlbar und für die Berater angemessen auskömmlich.
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