Gute Mitarbeiter sind nicht leicht zu finden und erfordern meist eine längere Einarbeitungszeit. Wir wollen unsere Azubis daher nicht nur für den Maklerberuf allgemein begeistern, sondern wir bilden auch gezielt neue Mitarbeiter aus“, beschreibt Matthias Fischer, Geschäftsführer der Wolfgang Fischer Versicherungsmakler GmbH aus Gesees, die Philosophie seines Maklerbüros. Mit dieser Ansicht steht Fischer in der Branche nicht allein. Der Verband Deutscher Versicherungs-Makler e.V. (VDVM) hat in einer Umfrage zum Thema Ausbildung Stimmen und Meinungen der Makler eingeholt. Die Mehrheit der Makler, die ausbilden, sieht die Ausbildung als Nachwuchsförderung für das eigene Haus. Auf die Frage, welchen Stellenwert die Ausbildung in ihrem Büro einnimmt, fielen daher die Antworten sehr ähnlich aus: „Wir sehen Ausbildung als Nachwuchsförderung und bilden für unser Unternehmen, nicht für den Markt aus“, „Der Stellenwert der Ausbildung nimmt zu, damit junger Unterbau geschaffen wird“, „Wir bilden hausintern aus, da wenig qualifiziertes Personal für angemessenes Gehalt in unserer Region zu finden ist“, lauteten die Äußerungen der unabhängigen Vermittler.
Auch Miriam Fick, Geschäftsführerin der Hermann Hübner Versicherungsmakler GmbH aus Heinersreuth, möchte gerne die 21-jährige Marina Meyer nach ihrer Ausbildungszeit übernehmen. Drei Jahre dauert die Lehrzeit. Danach ist die Auszubildende Meyer nicht nur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen, sondern hat zusätzlich noch die spezifischen Kenntnisse der Arbeitsweise in einem Maklerbüro erworben: „Unsere Arbeitsweise als Makler unterscheidet sich von der Arbeitsweise in den Versicherungsgesellschaften und auch in den Agenturen. Die Auszubildende hat unseren Arbeitsalltag bereits kennengelernt und für sie ist es beispielsweise selbstverständlich, verschiedene Bedingungen nebeneinander zu legen und zu vergleichen“, so die Ausbilderin Fick. Auch die Kundenberatung hat im Maklerbüro einen anderen Stellenwert, in die der junge Mitarbeiter von Anfang an hineinwächst. „Abgesehen davon hat jeder unabhängige Vermittler besondere Schwerpunkte, in die ein neuer Mitarbeiter sich auch erst einarbeiten muss“, ergänzt Fick. Für die Maklerin spricht alles für die Ausbildung im eigenen Hause.
Abwechslungsreiches Berufsbild mit viel Kundenkontakt
Der Kundenkontakt ist ein Entscheidungskriterium für junge Menschen, den Beruf des Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen zu ergreifen. „Ich hatte erst ein ziemlich trockenes Bild von dem Beruf des Maklers. Aber nachdem ich Probe gearbeitet habe, stellte ich fest, dass es sehr abwechslungsreich ist. Vor allen Dingen der ständige Kontakt zum Kunden gefällt mir. Das war auch ein Grund, warum ich mich für diese Ausbildung entschieden habe“, erläutert Ricardo Zaccaria, Auszubildender bei der Wolfgang Fischer Versicherungsmakler GmbH. Der 18-Jährige ist bereits im zweiten Lehrjahr und ist nach wie vor überzeugt von seiner Berufswahl. Dem kann Azubi Marina Meyer nur beipflichten. Für sie ist es bereits die zweite Ausbildung: „Auch in meiner ersten Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau hatte mir der Kundenkontakt gut gefallen. Das wollte ich auf alle Fälle beibehalten.“
Welche Voraussetzungen sollte ein Azubi mitbringen? „Neugier und Mut sind für mich die wesentlichen Voraussetzungen, die ein Azubi mitbringen muss. Neugier, weil man immer wieder zum Beispiel Bedingungen hinterfragen muss: ’Warum ist das so?’ Und Mut, um Vorschläge zu machen und diese dann auch durchzusetzen“, beschreibt Matthias Fischer, neben der abgeschlossenen Schulausbildung, seine Einstellungskriterien. Attraktiv für die Bewerber ist auch das breite Spektrum an Möglichkeiten nach der Ausbildung. So können sich beispielsweise die Kaufleute nach erfolgreichem Abschluss zum Versicherungsfachwirt weiterbilden und auch ein Studium – Bachelor of Insurance Management (B.A.) – ist möglich.
Auszubildende ist schnell mehr Hilfe als Aufwand
Um auszubilden, braucht das Maklerbüro neben der fachlichen Qualifikation (Nachweis der Sachkunde) einen Mitarbeiter, der sich nicht nur um den jungen Azubi kümmert, sondern auch die Ausbildereignungsprüfung nachweisen kann. Diese Prüfung kann unter anderem bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgelegt werden. Doch die formalen Voraussetzungen sind nur ein Teil, die von Maklern, die einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen, erfüllt werden müssen. Nicht zu unterschätzen, ist der zeitliche Aufwand. „Vor allem in der Anfangszeit muss der Makler viel Zeit investieren. Daher würde ich dazu raten, einen Azubi bewusst dann einzustellen, wenn man noch einen Zeitpuffer für die Einarbeitungszeit hat“, betont der unabhängige Vermittler Fischer. Diese Investition komme aber dann dem Maklerbüro zugute, ergänzt Ausbilderin Miriam Fick: „Viel schneller, als man denkt, ist der Auszubildende mehr Hilfe als Aufwand. Mittlerweile ist unser Lehrling eine große Entlastung.“ Einen weiteren Vorteil sehen beide Ausbilder darin, einen jungen Menschen als Mitarbeiter gewonnen zu haben. Denn auch für Makler ist es wichtig, die junge Generation anzusprechen und als Kunden zu gewinnen. „Bei Marketingaktionen zum Beispiel, können wir mithilfe unserer Frau Meyer zielgerecht junge Menschen ansprechen“, beschreibt Miriam Fick die Vorteile einer jungen Mitarbeiterin.
Initiativen und Angebote unterstützen Makler bei der Ausbildung
Auch die Vertriebseinheiten der Versicherer bilden aus. Diese werden im überwiegenden Teil von den jeweiligen Versicherungsunternehmen unterstützt. Das hat die Ausbildungsumfrage der AGV, die Versicherer als Arbeitgeber, ergeben. Makler sind dagegen meist auf sich selbst gestellt. Doch seit die Branche verstärkt versucht, junge Menschen für den Maklerberuf zu gewinnen, entstehen immer mehr Initiativen, die die unabhängigen Vermittler während der Ausbildungszeit unterstützen. So startete beispielsweise die VEMA Versicherungs-Makler-Genossenschaft eG eine Ausbildungsoffensive. Seit diesem Jahr bietet sie spezielle Onlineschulungen für den Nachwuchs an, die zunächst live übertragen und dann im Extranet abrufbar hinterlegt werden. Auch die Deutsche Makler Akademie (DMA) hat mit dem learnCAMP seit Sommer 2013 ein spezielles Bildungskonzept für Azubis in Maklerbüros im Angebot. Laut DMA vermittelt das learnCAMP in Online-Seminaren Versicherungsfachwissen unter Anleitung eines Tutors.
Die Hermann Hübner Versicherungsmakler GmbH und auch die Wolfgang Fischer Versicherungsmakler GmbH, die beiden befragten Maklerbüros, bilden seit vielen Jahren regelmäßig junge Leute aus. Dies kommt natürlich dem eigenen Maklerbüro in Form von qualifiziertem Nachwuchs zugute. Ausbilden bedeutet aber auch, in den Berufsstand des Maklers zu investieren, denn die Branche braucht Nachwuchs. „Und da gibt es doch nichts Besseres, als junge Menschen in der Ausbildung für den Maklerberuf zu begeistern“, freut sich Matthias Fischer über seinen Azubi Ricardo Zaccaria. W
Im zweiten Lehrjahr arbeitet die Auszubildende Marina Meyer (r.) bereits sehr selbstständig und entlastet damit die Mitarbeiter des Maklerbüros und auch Geschäftsführerin Miriam Fick.
Junge Menschen wie Ricardo Zaccaria (r.) für den Maklerberuf zu begeistern, kommt nicht nur Geschäftsführer Matthias Fischer zugute, sondern ist auch eine Investition in die Zukunft der Branche.
Ausbildung im Maklerbüro ist auch Thema der AssCompact News Sendung. Diese kann hier abgerufen werden.
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