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17. Juli 2013
Kosten im Brennpunkt: IVFP vergleicht Riester-Renten

Kosten im Brennpunkt: IVFP vergleicht Riester-Renten

Zu hohe Kosten, mangelnde Transparenz, schlechte Renditen – die Riester-Rente hat seit ihrer Einführung 2002 mit heftigen Vorwürfen zu kämpfen. Zudem sind im ersten Quartal 2013 die Anzahl der Verträge um 27.000 Policen gesunken, das geht aus der aktuellen Statistik des Bundesarbeitsministeriums hervor. Zeigt die kontrovers geführte öffentliche Debatte Auswirkungen auf die Zusatz-Rente?

Immerhin setzen über 15 Millionen Bundesbürger zur privaten Vorsorge auf die Riester-Rente. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat nun in seinem aktuellen Riester-Rating die verschiedenen Policen der Versicherer unter dem oft kritisierten Gesichtspunkt Kosten genauer unter die Lupe genommen. 77 Tarife von 57 Versicherungsunternehmen anhand von 84 Kriterien hat das Institut untersucht. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

Staat zahlt Zulagen und bietet Steuervorteile

Immer weniger junge müssen für die Rente von immer mehr älteren Menschen aufkommen. Auf diese demografische Entwicklung wollte die rot-grüne Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder reagieren. Die gesetzliche Rente werde in Zukunft gekürzt, dafür müsse der Bürger finanziell vorsorgen, so der Gedanke. Der damalige Bundesarbeitsminister Walter Riester entwickelte eine Zusatzvorsorge, die mittlerweile seinen Namen trägt. Heute, nach elf Jahren, besitzen neben der gesetzlichen Rentenversicherung 35% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten einen Riester-Vertrag, hat Finanztest in seiner Juni-Ausgabe festgestellt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Staat zahlt Zulagen und bietet Steuervorteile. Wer 4% seines rentenversicherungspflichtigen Einkommens einzahlt, erhält die volle Zulage von 154 Euro. Und kinderreiche Sparer profitieren noch mehr: 185 Euro Kinderzulage, für ab 2008 geborene Kinder sogar 300 Euro, legt der Staat dazu.

Faktoren wie Alter und Vorsorgetyp beachten

Soweit die Theorie, meinen die Kritiker, denn: Die Vertragskosten fresse in vielen Fällen die staatliche Förderung komplett auf, meldet stellvertretend ÖKO-TEST in einer Studie von 2012. Aber auch hier gilt: genau hinschauen und vergleichen. Denn welches Produkt für welchen Kunden geeignet ist, hängt von vielen Faktoren wie Alter und Vorsorgetyp ab. Und auch im Bereich Kosten sind deutliche Unterschiede unter den einzelnen Policen auszumachen. In seiner Studie untersuchte das IVFP 77 Riester-Tarife, eingeteilt in klassische und fondsgebundene Produkte mit Beitragserhaltsgarantie (fmB).

IVFP Riester-Rating 2013: Wer ist top?

Die Spitzenreiter des IVFP-Ratings in der Kategorie „klassisch“ sind R+V, HUK Coburg, Hannoversche sowie Allianz. Die „klassischen“ Tarife von Cosmos, HanseMerkur, HUK Coburg und Hannoversche führen in der Studie vor allem im Bereich Rendite. Besonders flexibel würden sich die Tarife von HanseMerkur und HanseMerkur24 erweisen. In der Kategorie fondsgebunden mit Garantie stehen laut IVFP in diesem Jahr neben der Allianz auch Stuttgarter, ALTE LEIPZIGER und HDI ganz oben. Im Teilbereich Rendite führt die Continentale die Bestenliste an. Gefolgt von der Stuttgarter. Ein hohes Maß an Flexibilität zeichne die Produkte von Allianz, ALTE LEIPZIGER und Moneymaxx aus, so die Herausgeber der Studie.

Was verlangt ein Anbieter bei einem Vertragswechsel?

Versicherungen unterliegen in der Regel einer langen Laufzeit. Daher kann es durchaus vorkommen, dass Versicherungsnehmer – aus welchen Gründen auch immer – den Anbieter wechseln. Was also verlangt ein Anbieter, wenn jemand mit einer Riester-Police zu ihm kommt? Das Institut hat geprüft, wie hoch die Kosten sind, wenn im 20. Versicherungsjahr 10.000 Euro Kapital von einem Versicherer zu einem anderen mitgenommen werden. „Erfreulich ist, dass bei fondsgebundenen Tarifen 78 bzw. bei zwei klassischen Tarifen rund 70% der Versicherer keine Kosten verlangen, wenn man Kapital überträgt“, sagt Frank Nobis, IVFP-Geschäftsführer. Es gebe aber auch ein paar Ausnahmen. Im schlechtesten Fall belaufen sich die „Willkommenskosten“ auf 500 Euro (fmB) oder gar 680 Euro (klassisch). Im Durchschnitt betragen die Kosten hier 60 Euro (fmB) bzw. 140 Euro (klassisch).

Zuzahlung von 1.000 Euro kosten im Durchschnitt 79 Euro

Was kosten Zuzahlungen? Die Untersuchung des Instituts hat ergeben: Versicherungsnehmer zahlen bei einer Zuzahlung von 1.000 Euro im Durchschnitt 79 Euro. 2012 lag dieser Betrag bei 81 Euro. Bei 16% der Tarife liegen die Kosten unter 50 Euro. Hierzu zählen etwa WWK, Targo, HUK und Helvetia. 10% der Tarife setzen allerdings doppelt so hohe Kosten an. Diese betragen mindestens 110 Euro. Ein Anbieter verlangt sogar 200 Euro.

Nur ein Drittel weisen Gesamtkosten aus

„Leichte Verbesserungen gab es auch im Hinblick auf die Transparenz für Kosten bei Zuzahlung. So weisen rund 60% der Tarife diese konkret aus. 5% mehr als im Vorjahr“, so Nobis. Eine geringe Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr gebe es auch in der Darstellung der monatlichen Abschluss- und Vertriebskosten bezogen auf die monatliche Sparrate. Im aktuellen Rating sind diese bei 28% aller Tarife klar ersichtlich (Vorjahr: 26%). Nach Angaben des IVFP weisen lediglich ein Drittel aller klassischen Tarife die Gesamtkostenquote aus. Hier können die Anbieter noch deutlich nachbessern.

Unter http://www.vorsorge-finanzplanung.de/Riester-Rating2013 stehen die Ergebnisse online zur Verfügung.