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4. März 2025
Nächste Zinssenkung – und was dann?
Nächste Zinssenkung – und was dann?

Nächste Zinssenkung – und was dann?

Jüngste Daten über die Inflationsraten in Deutschland und der Eurozone bestätigen die Erwartungen der Experten: Die EZB dürfte am kommenden Donnerstag den Leitzins erneut senken. Doch wie geht es danach weiter? Und wie restriktiv ist die Geldpolitik der Notenbank aktuell noch?

Der Monat hat wieder gewechselt, und so gibt es dann auch wieder neue Daten zur Teuerungsrate – zum einen vom Statistischen Bundesamt für die voraussichtliche Inflationsrate im Februar in Deutschland, zum anderen von Eurostat zur Inflation der Eurozone. Die Nachrichten sind wohl neutral bis erfreulich zu bewerten: In Deutschland wird sie im Februar 2025 voraussichtlich bei 2,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat liegen – ebenso wie im Januar schon. In der Eurozone ist die Teuerungsrate sogar um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4% zurückgegangen.

Aktuell liegt der Einlagenzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 2,75%. Der Wert gibt an, zu welchem Zinssatz Banken ihr überschüssiges Geld bei der Notenbank parken können, und ist seit einigen Monaten der für die Geldpolitik maßgebende Zinssatz der drei Leitzinssätze. Davor war es der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld von der EZB leihen können. Die Experten erwarten ziemlich eindeutig beim kommenden Zinsentscheid am Donnerstag, 06.03.2025, eine weitere Senkung um 25 Basispunkte – und dennoch ist man sich im EZB-Entscheidungsgremium nicht ganz einig, wie man weiter fortfahren sollte und ob die Geldpolitik aktuell noch eine restriktive ist, meldet z. B. das Handelsblatt.

Debatte bei der EZB

Laut dem Handelsblatt-Bericht habe EZB-Direktorin Isabel Schnabel eine Debatte losgetreten, ob die Notenbank weiter ihren Lockerungskurs beibehalten sollte. Zählt man die voraussichtliche Senkung am Donnerstag mit, wäre das die sechste Senkung des Leitzinses seit Juni 2024. Schnabel sei sich jedoch nicht mehr sicher, ob die aktuelle Geldpolitik der EZB noch „restriktiv“ ist, also das Wirtschaftswachstum bremst. Gleichzeitig aber ist die Inflationsrate im Euroraum noch nicht auf dem von der EZB angepeilten Wert von 2,0%.

Der französische Notenbankchef, Francois Villeroy de Galhau, habe laut Handelsblatt den Einlagenzins bis zum Sommer auf 2% prognostiziert, und auch Fabio Panetta in Italien setze sich aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstum für weitere Zinssenkungen ein – auch weil eine vom privaten Konsum getriebene Konjunkturerholung nicht eingesetzt habe.

Problem: Lohnwachstum

Zwar erwarten die EZB-Ökonomen im Lauf des Jahres eine Inflationsrate von 2,0%, doch dafür müsste, so Schnabel, die Inflation im Dienstleistungssektor zügig sinken. Im Februar sei dies auch eingetreten, wie die Eurostat-Daten zeigen. Denn diese verteuerten sich um 3,7%, in den vergangenen Monaten lag der Wert bei 3,9 bzw. 4,0%.

Verantwortlich dafür sei das kräftige Lohnwachstum im Euroraum, denn die seien EZB-Daten zufolge im vergangenen Quartal um 4,1% gestiegen. Das sei „zu hoch“, als dass es mit dem Inflationsziel der Notenbank vereinbar wäre. Notenbanker und Ökonomen messen der Lohndynamik einen hohen Wert für die Bewertung der Inflation zu, denn bei stark steigenden Löhnen geben Unternehmen Mehrkosten verstärkt an Verbraucher weiter.

Energiepreisinflation wesentlich niedriger

Erheblich niedriger ist im Februar die Inflationsrate bei den Energiepreisen. Denn diese stiegen um nur 0,2% im Vergleich zum Vorjahr. Im Januar lag der Wert noch bei 1,9%. Die Energiepreise sind somit mit hauptverantwortlich für den Rückgang der Inflation.

Zinssenkungen kein Selbstläufer mehr

Die Finanzbranche ist sich weitgehend einig: Am Donnerstag fährt die EZB ihren Kurs der Zinssenkungen weiter. Doch was geschieht danach? Die nächste Sitzung steht im April an und dürfte eine kontroverse Debatte mit sich bringen, wie z. B. auch Analyst Christian Reicherter von der DZ Bank anmerkt. Ein Indiz für ein vorsichtigeres Vorgehen wäre seiner Einschätzung zufolge, wenn die Notenbank in ihrem geldpolitischen Statement darauf verzichten würde, die aktuelle geldpolitische Ausrichtung als „restriktiv“ zu charakterisieren. Jedenfalls dürften Zinssenkungen nach dem 06.03.2025 kein „Selbstläufer mehr“ sein, so Reicherter, sondern eher kontrovers diskutiert werden. (mki)