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4. Januar 2024
Ausblick: Herausforderungen für Maklerunternehmen 2024
Ausblick: Herausforderungen für Maklerunternehmen 2024

Ausblick: Herausforderungen für Maklerunternehmen 2024

Wie blickt der BDVM auf das Jahr 2024? Welche Änderungen wird es wohl auf EU- sowie auf nationaler Ebene für Maklerbetriebe geben – Stichwort Kleinanlegerstrategie oder auch Konsolidierung? Es lässt sich zudem ein für die Branche wichtiger Mega-Trend ausmachen, der zunehmend eine Rolle spielen wird.

Ein Artikel von Dr. Bernhard Gause, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e. V. (BDVM)

Eine erste regulatorische Herausforderung wird im Jahr 2024 darin bestehen, den Begriff der „Unabhängigkeit“ für den Status des Maklers auch für die Zukunft zu bewahren. Wir stehen hier vor einer unklaren Rechtslage in der Kleinanlegerstrategie auf europäischer Ebene und national vor insbesondere einem falschen, noch nicht rechtskräftigen Urteil des Landgerichts Bremen. Es muss dabei bleiben, dass der Makler als „treuhänderähnlicher Sachwalter des Kunden“ (BGH, 1958) die Unabhängigkeit im Claim führen darf.

Weitere Regularien auf EU-Ebene

Eine zweite regulatorische Herausforderung besteht in dem dringenden Appell nach praxistauglicheren Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberatung – die EU-Kommission hat im September 2023 eine entsprechende Konsultation gestartet.

Noch etwas ferner, aber mit immensen Implikationen für den Wettbewerb im Versicherungs­wesen, ist das ebenfalls von der EU-Kommission im Juni 2023 angestoßene Thema „Open Finance“. Ver­sicherungsrelevante Daten sollen mit Einwilligung der Kunden in „Systemen für den Austausch von Finanzdaten“ frei zirkulieren und zu einer optimierten Angebotslandschaft führen. Hier wird es zum einen darauf ankommen, dass Personen, die an diesem „Metaverse“ der Versicherung nicht partizipieren wollen, nicht von vornherein als schlechte Risiken gelten. Andererseits muss sichergestellt sein, dass auch Maklerunternehmen, die unter der von der EU-Kommission vorgesehenen Schwelle von 250 Mitarbeitenden oder 50 Mio. Euro Umsatz agieren, diese Servicelandschaft ihrer Kundschaft auf Anfrage zur Verfügung stellen können.

Pläne und Entwicklungen auf nationaler Ebene

Auf nationaler Ebene wird spannend sein, wie die Gesetzes­initiativen aussehen, die auf der Grundlage des Abschlussberichts der Fokusgruppe private Altersvorsorge angefertigt werden. Eine Überarbeitung der Riester-Rente ist überfällig. Die für die Auszahlungsphase vorgesehene höhere Flexibilität wird die Produktlandschaft weiter ausdifferenzieren – eine Veränderung, die die Rolle von Versicherungsmaklerinnen und -maklern als Lotsen weiter stärkt!

Im Markt wird die Konsolidierung eines der beherrschenden Themen bleiben. Hier müssen die Unternehmen genau beobachten, ob und wenn ja wie sich ihre Wettbewerbsposition durch die aktuellen Entwicklungen verändert, und sich entsprechend positionieren.

Herausforderungen im Umgang mit den Risikoträgern sind Kapazitätsengpässe, gerade in schwierigen Branchen, das Zeichnungsverhalten in ESG-sensiblen Bereichen und die mitunter mangelnde Erreichbarkeit der Versicherer, sei es bei der Mitteilung von Gefahr­erhöhungen oder im Schadenfall.

Last, but not least: Mega-Trend Digitalisierung. Die Umfrage des BDVM 2023 hat gezeigt, dass Kunden verstärkt digitale Serviceangebote nachfragen (70%). Und ein Drittel der Mitgliedsunternehmen nutzt KI bereits bei der Auslesung von Dokumenten. KI wird mithin die Arbeitsprozesse immer effizienter gestalten und damit auch beim Thema Personalmangel helfen können – was aber nichts daran ändert, dass wir auch bei der Nachwuchsgewinnung noch aktiver werden, die Attraktivität des Berufsbildes noch stärker positiv nach außen tragen müssen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © BDVM

 
Ein Artikel von
Dr. Bernhard Gause