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5. Juli 2023
Geschäftsklima bei deutschen Unternehmen im Sturzflug
Geschäftsklima bei deutschen Unternehmen im Sturzflug

Geschäftsklima bei deutschen Unternehmen im Sturzflug

Das aktuelle Mittelstandsbarometer der KfW und des ifo Instituts blickt auf das derzeitige Geschäftsklima deutscher Unternehmen – und das Stimmungsbild ist demnach denkbar schlecht. Primär liege es an den sinkenden Geschäftserwartungen

Der Optimismus bezüglich der Konjunkturentwicklung im deutschen Wirtschaftsraum nimmt weiter ab – und zwar deutlich, wie das aktuelle Mittelstandsbarometer der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (ifo Institut) zeigt. Bei der Studie werden monatlich rund 9.000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel sowie Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat) zu ihrer wirtschaftlichen Situation befragt, darunter 7.500 Mittelständler.

Und Tatsache ist: Laut Studie ist die Geschäftsstimmung im Juni 2023 bei den befragten Unternehmen im Keller. Das Geschäftsklima ist gegenüber dem Vormonat um 5,4 Zähler gesunken – fast so stark wie unmittelbar nach dem Gaslieferstopp im vergangenen September. Mit einem Niveau von –11,8 Saldenpunkten liegt der zentrale Stimmungsindikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers somit wieder deutlich unter der Nulllinie, die den historischen Durchschnitt markiert.

Schlechte Geschäftserwartungen

Ursächlich für das miese Geschäftsklima sei der Untersuchung zufolge vor allem ein Stimmungseinbruch bei den Geschäftserwartungen. Diese seien um 7,3 Zähler auf ein weit unterdurchschnittliches Niveau von –21,7 Saldenpunkten gesunken. Doch auch die Beurteilung der Geschäftslage hätte im Juni spürbar nachgegeben (-3,2 Zähler) und seien auf ein mit –1,1 Saldenpunkten knapp unterdurchschnittliches Niveau gesunken. Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen sei branchenübergreifend rückläufig. Besonders groß falle das Minus im Juni beim Einzelhandel und im Verarbeitenden Gewerbe aus.

Doch nicht nur der Mittelstand, auch die Großunternehmen sind eher pessimistisch gestimmt – und zwar noch rasanter. Denn dort sinke das Geschäftsklima laut KfW und ifo um 9,4 Zähler auf nur noch –26,0 Saldenpunkte. Die Geschäftserwartungen seien auch hier besonders stark zurückgegangen (-13,3 Zähler) und seien jetzt mit –35,4 Saldenpunkten wieder fast so pessimistisch wie auf dem Höhepunkt der Energiekrise im Spätsommer 2022. Außerdem sei die Geschäftslagebeurteilung der Großunternehmen mit –15,3 Saldenpunkten weiterhin deutlich schlechter als im Mittelstand.

Gute Nachrichten beim Blick auf die Inflation

Lediglich mit Blick auf die künftige Inflationsentwicklung werde die Stimmung etwas positiver. Der seit nunmehr neun Monaten anhaltende Rückgang der Absatzpreiserwartungen setze sich ungebremst fort. Mit +0,9 und –3,1 Saldenpunkten liegen die Absatzpreiserwartungen bei Mittelständlern und Großunternehmen inzwischen sehr nahe am bzw. sogar knapp unter dem historischen Durchschnittswert, der mit einer Inflation von durchschnittlich rund 2% seit Beginn der KfW-ifo-Zeitreihe im Jahr 2005 einhergegangen sei. Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen beider Größenklassen hätten sich inzwischen ebenfalls wieder praktisch vollständig normalisiert, was für einen perspektivisch wieder abnehmenden Lohndruck auf die Inflation spreche. (mki)

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