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18. April 2023
Expertenrat schlägt Pflichtversicherung für stationäre Pflege vor

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Expertenrat schlägt Pflichtversicherung für stationäre Pflege vor

Expertenrat schlägt Pflichtversicherung für stationäre Pflege vor

Fachkräftemangel, eine alternde Bevölkerung und steigende Löhne machen der Pflege zu schaffen. Um den wachsenden Eigenanteil für die stationäre Pflege zu deckeln, hat ein Expertenrat sich nun für eine kapitalgedeckte, verpflichtende Zusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfungen ausgesprochen. Vertriebsprovisionen soll es keine geben.

Mit dem bevorstehenden Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation wird die zukünftige Finanzierung der Pflege zu einer der zentralen Fragen der Sozialpolitik. Wer auf stationäre Pflege angewiesen ist, muss oft einen Eigenanteil im vierstelligen Bereich in Kauf nehmen. Bereits jetzt liegt die Zuzahlung für den reinen Pflegeanteil im Bundesdurchschnitt bei mehr als 1200 Euro monatlich – und er wird noch dynamisch weiterwachsen. Dazu kommen zusätzlich Kosten für Unterbringung, Verpflegung und Investitionskosten. Viele Pflegebedürftige sind daher zur Deckung des Eigenanteils bereits auf Unterstützung aus der Sozialhilfe angewiesen.

Ein vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) einberufener, unabhängiger Expertenrat um den Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem hat nun einen Vorschlag vorgelegt, wie stationäre Pflege auch in Zukunft finanzierbar bleiben könnte.

Das Zeitfenster für die Reform in der Pflege sei noch offen, so Wasem während der Vorstellung des Abschlussberichts in Berlin am Montag. Doch es müsse zeitnah gehandelt werden.

Welchen Hintergrund hat der Bericht?

Die Pflegekosten schießen in die Höhe, um die Finanzlage der sozialen Pflegeversicherung steht es schlecht. Im Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Bundesregierung hat man sich bereits darauf geeinigt, die Möglichkeit zu prüfen, die soziale Pflegeversicherung um eine „freiwillige, paritätisch finanzierte Vollversicherung zu ergänzen, die die Übernahme der vollständigen Pflegekosten umfassend absichert“.

Diesen Prüfauftrag hat der Expertenrat aufgegriffen. Wasem stellte allerdings klar, dass der Expertenrat des PKV-Verbands nicht die im Koalitionsvertrag genannte Expertenkommission sei. Man habe sich aber an dessen Vorgaben orientiert. Den Fokus legte die Kommission bei ihrer Arbeit dabei darauf „wo der Schuh am meisten drückt“: dem Eigenanteil in der stationären Pflege.

Was wird vorgeschlagen?

Die Wissenschaftler schlagen eine kapitalgedeckte verpflichtende Zusatzversicherung vor – die sogenannte Pflege+ Versicherung. Mit der Versicherungspflicht weicht der Expertenrat von den Vorgaben des Koalitionsvertrages ab. Es müsste sich also jeder gegen das Pflegerisiko absichern. Für die Versicherer bedeutet dies im Gegenzug einen Kontrahierungszwang. Vertriebsprovisionen entfallen, auf Gesundheitsprüfungen wird verzichtet. Die Zusatzversicherung solle nicht nur ein Monopol der privaten Krankenversicherer sein, auch Krankenkassen dürfen rechtlich getrennte Versicherungen anbieten, so Wasem. Im Falle eines Anbieterwechsels können Versicherte ihre bis dato aufgebauten Altersrückstellungen vollständig mitnehmen.

Seite 1 Expertenrat schlägt Pflichtversicherung für stationäre Pflege vor

Seite 2 Was kostet die Pflege+ Versicherung den Versicherten?

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Christian Jans… am 19. April 2023 - 18:34

Guten Tag.

Dieser Artikel trägt aus meiner Sicht die Überschrift, "Pflege-Plus-Versicherung, Träumen darf man ja". Das vorgeschlagene Konzept mag auf dem Papier ja ganz nett ausschauen, ist aber aus meiner Sicht absolut realitätsfremd und für alle Seiten unzumutbar. Wir müssen uns die Frage stellen, WARUM der Absatz der PRIVATEN Pflegevorsorge so schlecht läuft. Es gibt keine klare Kommunikation seitens der Politik, wie wichtig die private Pflegevorsorge ist. Ein Großteil der Bevölkerung und auch der Beraterschaft ist sich des enormen Finanzrisikos gar nicht bewusst. Hier sollten seitens der Politik sinnvolle Anreize geschaffen werden PRIVAT vorzusorgen, höhere Förderung/ evtl. Zulagenprinzip privater Verträge, höhere, steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge. Eine Zwangsheirat kann nun wirklich nicht ernsthaft die Lösung sein. Sie möchten die Versicherer zwingen, die Kunden ohne Gesundheitsprüfung anzunehmen und das auch noch ohne die Beratungsleistung zu vergüten, verstehe ich das richtig? Normalerweise bin ich stiller Leser dieser Artikel, hier allerdings, fliegt mir die Mütze weg! Hier wird wieder nur an die stationäre Pflege gedacht! Was ist mit dem größten Pflegedienst Deutschlands, den Angehörigen von Pflegebedürftigen? Ca. 80% wird zuhause gepflegt, durch Angehörige die sich aufopfern und teils Ihre Jobs aufgeben müssen. Pflege muss in Zukunft anders gedacht werden, nicht nur in Zahlen, sondern einfach ganzheitlicher in seiner Komplexität und einfach sozialer.

Gespeichert von Thorsten Geise… am 19. April 2023 - 20:05

Bei diesem Artikel, geht es wie so oft, nicht um die Kostenvermeidung, sondern darum: Wie und von Wem können die Kostenverursachter bezahlt werden.

Natürlich ist die Pflegeleistung wichtig und richtig - wenn Sie denn richtig durchgeführt wird. Ich habe unsere Mutter über Jahr im Diakonie-Pflegeheim "betreut". Die Missstände waren derart gravierend, dass das Heim, nach Aktivierung der zuständigen Kontrollorgane der gesetzl. KV, was auch schon eine Herausforderung war, nur noch eine Note " 4 " erhielt.

Es reichte von Abrechnungsschwindelleien bis zu fingierten nächtlichen Kontrollen und ohne ausgebildete Schwestern in Nachmittags- und Nachtschicht - trotz Abrechnung. Mein Zeitaufwand zum Nachweis war erheblich und nur möglich weil alle Türen zu jeder Zeit unkontrollier offen waren.

Da sollten die Experten mal angesetzt werden, da hätten Sie auch viel zu tun, danach dürften Sie sich vielleicht auch Experten nennen.

Die hier tätige "Expertenkommission" dürfte sich bestenfalls als Zahlenjongleure bezeichnen - und dass ist schon hochgegriffen.

Vor allem sollte eines Sichergestellt werden: Das das Geld an die gezahlt wird, die auch die Leistung am Menschen erbringen und nicht nur in die Taschen der Investoren fließt, die die Heime bauen und betreiben.